Thursday, October 22, 2009

Shit happens oder Service auf Bonaire – Teil 1!

Aus dem Supermarkt Cultimara kommend – beladen mit einigen ausgesuchten Grundlagenlebensmitteln – erreiche ich mein Langzeit geliehenes Mountainbike und klettere auf den Sattel um loszufahren. Dies gelingt mir eher allmählich mit der Zusatzlast und bei den erhöhten Außentemperaturen. Nach einigen Metern tritt sich das Rad immer schwerer. Ein Blick auf den Vorderreifen genügt! Fast platt! Zuviel Last? Jemand mit mir auf dem Rad? Quatsch! Einfach fast platt! Wie durch eine magische Bonairer Abwehrhand verflüchtet sich die Luft meines Vorderreifens beim Hinsehen. Begeisterung macht sich breit. Mein Tagesplan an den „Strand“ zu fahren, zu lesen und zu schwimmen war halb zerstört. Am Wochenende in Bonaire irgendetwas umsetzen, fertig stellen, erledigen, schaffen zu wollen, ist bekanntlich eine naive Idee. Ich fahre also zuerst meine Einkäufe zu meinem Kühlschrank. Dieser nicht unbedeutende Schritt ist damit schon einmal geschafft. Dann entschließe ich mich, Hilfe bei dem mir bekannten Bikeshop zu erbitten, bei dem ich zu Beginn meines Aufenthalts meinen ersten Fahrradvermieter getroffen hatte. Ich schiebe also los – am frühen Samstagnachmittag eine nervige aber notwendige Idee.


Der Bikeshop. Niemand da. Die elegante Dobermanndame blickt mich sogar aus liegender Position herablassend an und bemerkt dabei anscheinend nicht ihre offensichtlich niedere Position als dauerhaft angekettete Wachdame eines heruntergekommenen Containers mit Kraut-und-Rüben-Ambiente auf einem Schottergrundstück, von dem man erst nach zweimaligem Hinsehen ein Touristengewerbe und nicht den spontan assoziierten Müllplatz identifiziert. Der pfeifende Wüstenwind hat den Werbeaufsteller am Bürgersteig umgeworfen – ein hinreichendes Indiz dafür, dass wirklich niemand in der Nähe zu sein scheint. Wild entschlossen rufe ich die Servicenummer an. Eine gebrochen sprechende Frauenstimme wirft mir einige Worte durch das Funknetz zu, die soviel bedeuten wie die aktuellen Öffnungszeiten des Bikeshop. Aus dieser Ansammlung von Begriffen setze ich mir folgende Information zusammen: geschlossen zwischen 2pm und 5pm. Ich blicke auf meine Uhr: halb 2… Ungeachtet dessen frage ich nach, ob wirklich jemand um 5pm zum Shop kommen würde und erhalte eine Bestätigung.

Mein nächster Schritt erinnert mich an meinen ersten Tag auf Bonaire. Damals traf ich den gestrandeten Amerikaner und lieh mir das Fahrrad von ihm. Heute soll es anders sein. An seinem Haus am nächsten Block angekommen klingele ich erst seine Frau aus dem Haus und höre ihn hinter mir rufen „I am here!“. Das Wiedersehen ist nett und ich frage um kurze Hilfe für meinen Vorderreifen. Etwas Luft genügt schon. Witzig ist, dass er mein Rad als ehemals sein eigenes wieder erkennt und ich ihm meine Quelle nenne. Die Insel ist klein. Hier trifft am jeden und alles irgendwann irgendwie immer ein zweites, drittes oder vielfaches Mal wieder. Ich erzähle ihm kurz von meinem bad luck und er fragt "Have you ever heard the saying 'shit happens'? und pumpt hilfsbereit meinen Vorderreifen auf. Genau - nicht drüber nachdenken und die Lösung finden. Dann empfiehlt er mir den Freewheeler für die Reparatur. Gut. Ich werde mein Glück versuchen und radle bestimmt 5 km gen Norden.

Natürlich finde ich die besagte Adresse weit und breit nicht und lande schließlich in einem kleinen Shop, vor dem ich meine neue Nachbarin plauschend mit dem Shopinhaber finde. Michael ist gleich hilfsbereit und ruft die Dive Adventures um die Ecke an, die auch einen Fahrradladen betreiben. Ich kann noch vorbeikommen heißt es und radle los. „No, but we are closed already“. Was? Gerade wurde ich hergeschickt. Das macht hier gar nichts. Geschlossen ist geschlossen. Obwohl ich dem Richtigen gegenüberstehe, der mein Rad binnen 10min hätte reparieren können, erhalte ich nur Luft zum Zurückradeln. Oh Mann, besser als gar nichts. Es ist Samstagabend und ich beschließe mich zu entspannen.

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