Monday, December 08, 2014

Zurück in Belize - in allem geht es um die Balance!

Seit Anfang Oktober nun bin ich wieder in Belize, Caye Caulker, und verlän-gere mein Auf-enthaltsvisum monatlich für 25 $us auf der Nachbarinsel Ambergris Caye. Nach nunmehr 2 Monaten im Land fühlt sich mein Leben hier mehr und mehr realer an - als ob ich hier zuhause wäre. Genauso sehr wie zuhause, fühle ich mich auch manchmal so fremd und fehl platziert, dass ich gern abreisen würde. Mehr und mehr Einblicke in das Leben der Einheimischen, ihre Denkweise, ihre Einstellungen, ihr Benehmen und in meine phasenweise eigene stärkere Ablehnung anstatt Freude, wenn ich diese mit den Menschen meiner Heimat Deutschland vergleiche, gewinne ich von Tag zu Tag. Es stellt sich langsam eine Art Alltag ein, der mich verstehen lässt, warum die Menschen sich in reiche Länder träumen. Klar war mir das schon lang. Doch selbst gefühlt bei längeren Aufenthalten, gerade durch die privaten Beziehungen im Land und Arbeitserlebnisse, macht aus dem Wissen ein einprägsames Gefühl.

Es fühlt sich leider immer noch an wie das Leben auf der anderen Seite. Die wirtschaftlichen Unterschiede dieses chaotischen Dritteweltlandes sind einfach zu groß zu Europa, als dass man hier von fließenden Übergängen beim Grenzübertreten sprechen könnte. Doch ich ertappe mich andererseits immer noch dabe, die Dinge halbleer als halbvoll zu betrachten. Erinnere ich mich dann wieder an die andere Seite dieses Lebensstils: die Entspanntheit, die Absurdheit, die Wärme, die fast Drucklosigkeit, das gelebte Vertrauen der Menschen in ihr Überleben durch Spiritualität und Glauben, das warme Wetter, das angenehme Klima im Allgemeinen - bin ich wieder dankbar und wünsche mich nicht in meine alte Wahlheimat Berlin, wo es schon so kalt, hektisch und dunkel ist. Ein Ort, der keine flexiblen Möglichkeiten bietet. Wer überleben will, muss rund um die Uhr schuften oder vom Einkommen anderer wie Partner, Eltern oder anderen Geldgebern leben. Das ist hier anders. Auch von kleineren Summen lässt sich von einem Tag in den nächsten leben. Die Menschen können sich lange mit Raten Zeit nehmen. Viele Menschen besitzen noch Grund und haben keinen Einkommensdruck. Andere verarmen durch Drogensucht und Verbrechen. Andere werden wohlhabend von Drogensucht und Verbrechen. Das Gros jedoch versucht ein normales Leben und ist zufrieden mit einer guten Mitte ohne illegale Aktivitäten. Kleine Gehälter, brüchige Holzhäuser und kleinste Geldaufwendungen halten ganze Familien am Leben. Es geht hier auch wieder einmal um eine Balance.

Für mich ergibt sich unter dem Strich eine Balance - gefühlt und real - die gesunde Bodenständigkeit erzeugt und mich mit den Bedingungen vor Ort umgehen lässt. Was machbar ist, wird gemacht, anderes muss warten. Immerhin habe ich es in diesem Jahr schnell geschafft, mein neues Business in Belize "Freedive & Sail" http://apnea-me.com/freedive--sail-belize.html auf die Beine zu stellen. Einen Törn sind wir im November gefahren, einen gleich 14tägigen fahren wir über Weihnachten. Ziele sind das "Blue Hole", Half Moon Caye, Long Caye und Turneffe Reef sowie weitere spots im zweitgrößten Great Barrier Reef der Welt. Was wir hier zum Zeigen haben, ist das reinste Wildlife! Vögel, Fisch, Krokodile, Rochen, Mangroveninseln, Häuser auf Stelzen mitten im Meer - was oft meilenweit flache Lagunen sind - Naturschutzgebiete, Riffhänge und Korallengärten etc. Dieses Riff ist noch wunderschön und sehr vielseitig. Im Gegensatz zu den Malediven ist es wesentlich natürlicher, noch nicht ausgebeutet und noch intakt! Die Inseln sind weniger kalkulierbar aneinander gereiht und bieten eindeutig mehr Vielseitigkeit als die im indischen Ozean. Alles erstreckt sich auf eine große Fläche mit größeren Abständen zu einander. Die Kultur ist im Gegenteil zu den Malediven offen, tolerant, nicht fanatisch und fröhlich wie locker.

Da es die Regierung leider versäumt, sich um ihre Leute zu kümmern, befindet sich das Land wirtschaftlich im Chaos und lässt breite Völkergruppen an Armut leiden. Die Menschen müssen selbst sehen, wie sie überleben. Darin begründet liegt auch die große Korruption und Absurdheit im Land. Ein Polizist verdient um die 400$usd im Monat, dafür, dass er sein Leben riskiert, Leichen beseitigt und ständig Festnahmen durchführt. Letzteres bring Provision und erhöht die Motivation der Polizei, bestimmten Einheimischen Gesetzesverstöße zuzuschreiben, die sie meist nie begangen haben. Auch werden bestimmte Menschen besonders beäugt und andere Kulturgruppen vernachlässigt. Was in der Polizei noch für zusätzliches Einkommen neben der Gefängnisinsassen erzeugt, ist das Entfernen von gezahlten Strafbeträgen der schuldig Gesprochenen. Diese werden in bar entrichtet und wandern neben anderen Zahlungen zum großen Teil in private Taschen der Strafvollziehenden und deren Kollegen. Der System ist definitiv aus der Balance bzw. war noch nie in einem gesunden Gleichgewicht, seitdem die Engländer ihre Kolonialherrschaft von Britisch Honduras an die Einheimischen abgegeben haben, die 1985 Belize gegründet haben.

Merklich für uns Fremde, Touristen und Expats wird dies in der lokalen Preisgestaltung. Aus allem wird versuch, überzogen viel Geld zu ziehen und in die Taschen der Politiker zu lenken. Die Lebenshaltungskosten in Belize sind in Zentralamerika mit die höhsten. Alle umliegenden Länder liegen bruchteilhaft weit unter Belize. Dies erschwert die Situation im Land noch, da der Geld bringende Tourismus eher ausbleibt und den Fortschritt lahmlegt sowie viele Einheimische in die Illegalität drängt. Diese wiederum machen sich insbesondere Amerikaner und Kanadier zunutzen sowie diverse Europäer. Themen sind Prostitution, Drogenkonsum sowie der weit verbreitete Marihuanakonsum, der hierzulande auch illegal ist - auch in Kleinstmengen zum Eigenbedarf. Jeder Besitz wird mit 1 Nacht Gefängnis geahndet sowie mit einem nachfolgenden Urteil, das eine bestimmte Summe and Geldstrafe vorsieht, welche die üblicherweise Armen in Raten abstottern können. Wenn sie die Zahlung verpassen, führt der Weg unmittelbar zurück in die Zelle, bis die ausstehende Summe bezahlt ist.

Das Überschnelle Handeln der Polizei machen sich wiederum ganz andere Motivierte zunutzen und inszenieren Pseudoszenen gegen Landsleute, um ihnen geschäftlich zu schaden. Durch die schlechte wirtschaftliche Situation in Belize wird viel Neid, Eifersucht, Negativität und Frust gelebt. Keine Hoffnung für ein besseres Leben existiert, sondern Resignation und Hass. Hoch ist inzwischen die Mordrate in Belize-City, ein Ort, an dem kaum jemand nach Einbruch der Dunkelheit auf die Straße geht. Die "schweren Jungs" werden, wenn sie nicht grad einsitzen, immer mal wieder auf die Inseln zum Entschleunigen geschickt. Doch egal wo, die Banden erhalten überall Neuzugänge und Aktivitäten. Auch auf unserer Insel ist hin und wieder mal etwas zu sehen oder zu hören. Positive Kommunikation mit allen gehört zum täglichen Überleben und Leben lassen. Wenn jemand lernen will, nicht mehr zu urteilen - diagnosefrei zu sehen - dann kann er das hier auf Caye Caulker, Belize, bestens lernen! Aggressionen sind schlicht lebensgefährlich.

So, aber ich lebe ja noch und mein Freund auch. Die meisten anderen auch. Es ist, wie überall, ein Lernprozess und hängt von Deiner inneren Balance ab! Übrigens sind alle umliegenden Länder weitaus gefährlicher: Guatemala, El Salvador, Mexiko, Honduras etc. Belize kann diese hohe Kriminalität gar nicht erreichen mit den eigenen Bewohnern von 300000 Menschen. Einwanderer aus besagten Ländern steigern die Quoten hierzulande direkt oder indirekt. Wenn sie selbst keine Täter sind, triggern sie entweder den Rassismus oder erzeugen wie verstärken ihn. Ein Problem, das wohl weltweit die Stimmung senkt.

Und trotzdem lachen die Menschen jeden Tag und sind sorglos. Und trotzdem scheint auch meist die Sonne und das Land ernährt die Menschen durch ihre Natur. Was also sollten sie großartig befürchten? Was haben sie zu verlieren?