Monday, December 08, 2014

Zurück in Belize - in allem geht es um die Balance!

Seit Anfang Oktober nun bin ich wieder in Belize, Caye Caulker, und verlän-gere mein Auf-enthaltsvisum monatlich für 25 $us auf der Nachbarinsel Ambergris Caye. Nach nunmehr 2 Monaten im Land fühlt sich mein Leben hier mehr und mehr realer an - als ob ich hier zuhause wäre. Genauso sehr wie zuhause, fühle ich mich auch manchmal so fremd und fehl platziert, dass ich gern abreisen würde. Mehr und mehr Einblicke in das Leben der Einheimischen, ihre Denkweise, ihre Einstellungen, ihr Benehmen und in meine phasenweise eigene stärkere Ablehnung anstatt Freude, wenn ich diese mit den Menschen meiner Heimat Deutschland vergleiche, gewinne ich von Tag zu Tag. Es stellt sich langsam eine Art Alltag ein, der mich verstehen lässt, warum die Menschen sich in reiche Länder träumen. Klar war mir das schon lang. Doch selbst gefühlt bei längeren Aufenthalten, gerade durch die privaten Beziehungen im Land und Arbeitserlebnisse, macht aus dem Wissen ein einprägsames Gefühl.

Es fühlt sich leider immer noch an wie das Leben auf der anderen Seite. Die wirtschaftlichen Unterschiede dieses chaotischen Dritteweltlandes sind einfach zu groß zu Europa, als dass man hier von fließenden Übergängen beim Grenzübertreten sprechen könnte. Doch ich ertappe mich andererseits immer noch dabe, die Dinge halbleer als halbvoll zu betrachten. Erinnere ich mich dann wieder an die andere Seite dieses Lebensstils: die Entspanntheit, die Absurdheit, die Wärme, die fast Drucklosigkeit, das gelebte Vertrauen der Menschen in ihr Überleben durch Spiritualität und Glauben, das warme Wetter, das angenehme Klima im Allgemeinen - bin ich wieder dankbar und wünsche mich nicht in meine alte Wahlheimat Berlin, wo es schon so kalt, hektisch und dunkel ist. Ein Ort, der keine flexiblen Möglichkeiten bietet. Wer überleben will, muss rund um die Uhr schuften oder vom Einkommen anderer wie Partner, Eltern oder anderen Geldgebern leben. Das ist hier anders. Auch von kleineren Summen lässt sich von einem Tag in den nächsten leben. Die Menschen können sich lange mit Raten Zeit nehmen. Viele Menschen besitzen noch Grund und haben keinen Einkommensdruck. Andere verarmen durch Drogensucht und Verbrechen. Andere werden wohlhabend von Drogensucht und Verbrechen. Das Gros jedoch versucht ein normales Leben und ist zufrieden mit einer guten Mitte ohne illegale Aktivitäten. Kleine Gehälter, brüchige Holzhäuser und kleinste Geldaufwendungen halten ganze Familien am Leben. Es geht hier auch wieder einmal um eine Balance.

Für mich ergibt sich unter dem Strich eine Balance - gefühlt und real - die gesunde Bodenständigkeit erzeugt und mich mit den Bedingungen vor Ort umgehen lässt. Was machbar ist, wird gemacht, anderes muss warten. Immerhin habe ich es in diesem Jahr schnell geschafft, mein neues Business in Belize "Freedive & Sail" http://apnea-me.com/freedive--sail-belize.html auf die Beine zu stellen. Einen Törn sind wir im November gefahren, einen gleich 14tägigen fahren wir über Weihnachten. Ziele sind das "Blue Hole", Half Moon Caye, Long Caye und Turneffe Reef sowie weitere spots im zweitgrößten Great Barrier Reef der Welt. Was wir hier zum Zeigen haben, ist das reinste Wildlife! Vögel, Fisch, Krokodile, Rochen, Mangroveninseln, Häuser auf Stelzen mitten im Meer - was oft meilenweit flache Lagunen sind - Naturschutzgebiete, Riffhänge und Korallengärten etc. Dieses Riff ist noch wunderschön und sehr vielseitig. Im Gegensatz zu den Malediven ist es wesentlich natürlicher, noch nicht ausgebeutet und noch intakt! Die Inseln sind weniger kalkulierbar aneinander gereiht und bieten eindeutig mehr Vielseitigkeit als die im indischen Ozean. Alles erstreckt sich auf eine große Fläche mit größeren Abständen zu einander. Die Kultur ist im Gegenteil zu den Malediven offen, tolerant, nicht fanatisch und fröhlich wie locker.

Da es die Regierung leider versäumt, sich um ihre Leute zu kümmern, befindet sich das Land wirtschaftlich im Chaos und lässt breite Völkergruppen an Armut leiden. Die Menschen müssen selbst sehen, wie sie überleben. Darin begründet liegt auch die große Korruption und Absurdheit im Land. Ein Polizist verdient um die 400$usd im Monat, dafür, dass er sein Leben riskiert, Leichen beseitigt und ständig Festnahmen durchführt. Letzteres bring Provision und erhöht die Motivation der Polizei, bestimmten Einheimischen Gesetzesverstöße zuzuschreiben, die sie meist nie begangen haben. Auch werden bestimmte Menschen besonders beäugt und andere Kulturgruppen vernachlässigt. Was in der Polizei noch für zusätzliches Einkommen neben der Gefängnisinsassen erzeugt, ist das Entfernen von gezahlten Strafbeträgen der schuldig Gesprochenen. Diese werden in bar entrichtet und wandern neben anderen Zahlungen zum großen Teil in private Taschen der Strafvollziehenden und deren Kollegen. Der System ist definitiv aus der Balance bzw. war noch nie in einem gesunden Gleichgewicht, seitdem die Engländer ihre Kolonialherrschaft von Britisch Honduras an die Einheimischen abgegeben haben, die 1985 Belize gegründet haben.

Merklich für uns Fremde, Touristen und Expats wird dies in der lokalen Preisgestaltung. Aus allem wird versuch, überzogen viel Geld zu ziehen und in die Taschen der Politiker zu lenken. Die Lebenshaltungskosten in Belize sind in Zentralamerika mit die höhsten. Alle umliegenden Länder liegen bruchteilhaft weit unter Belize. Dies erschwert die Situation im Land noch, da der Geld bringende Tourismus eher ausbleibt und den Fortschritt lahmlegt sowie viele Einheimische in die Illegalität drängt. Diese wiederum machen sich insbesondere Amerikaner und Kanadier zunutzen sowie diverse Europäer. Themen sind Prostitution, Drogenkonsum sowie der weit verbreitete Marihuanakonsum, der hierzulande auch illegal ist - auch in Kleinstmengen zum Eigenbedarf. Jeder Besitz wird mit 1 Nacht Gefängnis geahndet sowie mit einem nachfolgenden Urteil, das eine bestimmte Summe and Geldstrafe vorsieht, welche die üblicherweise Armen in Raten abstottern können. Wenn sie die Zahlung verpassen, führt der Weg unmittelbar zurück in die Zelle, bis die ausstehende Summe bezahlt ist.

Das Überschnelle Handeln der Polizei machen sich wiederum ganz andere Motivierte zunutzen und inszenieren Pseudoszenen gegen Landsleute, um ihnen geschäftlich zu schaden. Durch die schlechte wirtschaftliche Situation in Belize wird viel Neid, Eifersucht, Negativität und Frust gelebt. Keine Hoffnung für ein besseres Leben existiert, sondern Resignation und Hass. Hoch ist inzwischen die Mordrate in Belize-City, ein Ort, an dem kaum jemand nach Einbruch der Dunkelheit auf die Straße geht. Die "schweren Jungs" werden, wenn sie nicht grad einsitzen, immer mal wieder auf die Inseln zum Entschleunigen geschickt. Doch egal wo, die Banden erhalten überall Neuzugänge und Aktivitäten. Auch auf unserer Insel ist hin und wieder mal etwas zu sehen oder zu hören. Positive Kommunikation mit allen gehört zum täglichen Überleben und Leben lassen. Wenn jemand lernen will, nicht mehr zu urteilen - diagnosefrei zu sehen - dann kann er das hier auf Caye Caulker, Belize, bestens lernen! Aggressionen sind schlicht lebensgefährlich.

So, aber ich lebe ja noch und mein Freund auch. Die meisten anderen auch. Es ist, wie überall, ein Lernprozess und hängt von Deiner inneren Balance ab! Übrigens sind alle umliegenden Länder weitaus gefährlicher: Guatemala, El Salvador, Mexiko, Honduras etc. Belize kann diese hohe Kriminalität gar nicht erreichen mit den eigenen Bewohnern von 300000 Menschen. Einwanderer aus besagten Ländern steigern die Quoten hierzulande direkt oder indirekt. Wenn sie selbst keine Täter sind, triggern sie entweder den Rassismus oder erzeugen wie verstärken ihn. Ein Problem, das wohl weltweit die Stimmung senkt.

Und trotzdem lachen die Menschen jeden Tag und sind sorglos. Und trotzdem scheint auch meist die Sonne und das Land ernährt die Menschen durch ihre Natur. Was also sollten sie großartig befürchten? Was haben sie zu verlieren? 

Friday, October 03, 2014

Elba – Exil oder ein italienischer Film

Arrividerci ist das Wort, das meinen heutigen Tag begleitet. Arrividerci Elba, Arrividerci Elbadivers, Arrividerci Inti – mein Tauchlehrerkollege und Arrividerci PADI Tauchlehrerei (? Ob das diesmal tatsächlich endgültig ist, möchte ich jetzt nicht entscheiden). Arrividerci auf jedenfall einer guten, eindrucksvollen, vielseitigen und zum Teil anstrengenden wie auch einer lustigen Sommerzeit auf Elba. 3 Monate und 11 Tage war mein Aufenthalt genau lang und die Zeit verging zum Ende hin wieder einmal merklich schnell. 

Und wieder begleiteten mich Phasen der Motivation, auslaufenden Motivation, Demotivation und Unlust zwischendurch, aber doch unerwartet viele positive Momente und Erlebnisse, die mich meinen Job doch sehr mögen ließen und lassen.  Dieser Aufenthalt bot mir ein Auffrischen meiner Italienischkenntnisse – auch wenn die schon sehr eingerostet waren – sowie lustige Einblicke in die italienisch Kommunikationskultur und das sogar unter Wasser. Auch bot mir dieser Job endlich kein hinterhältiges Verhalten durch Kollegen, die es auf Provisionen und andere Vorteile abgesehen hatten, sondern im Gegenteil ein sehr kollegiales Miteinander innerhalb unseres kleinen meist 3er, zwischendurch 5er-Teams.

Ein Wehrmutstropfen war bestimmt, dass wir täglich arbeiteten ohne einen freien regelmäßigen Tag zur Erholung und zum Leben. Alle haben wir durchgearbeitet und waren jeden Tag für unsere Gäste da. Sogar mit einem Lächeln und meist guter Laune konnten wir sie durch die Tauchplätze und ihre Urlaubstage bei uns führen. Gern hätte ich auch einmal privat nach Feierabend etwas mit Kollegen unternommen. Doch das einfach nicht drin, da jeder froh war, früh schlafen gehen zu können. So blieb meine Erkundungstour um die Insel weitestgehend aus. Lediglich an meinem letzten Tag gestern ermöglichte es mir meine Freitauchschülerin Martina (DANKE DIR :-)), mit ihr und ihrem Mann eine Autotour durch die Insel zu unternehmen. So bekam ich zumindest am Schluss einen besseren Eindruck davon, wie schön Elba tatsächlich ist. Abends trafen wir Kollegen uns mit 2 Gästen zu meinem letzten Abend in einem Pizzarestaurant und hatten Spaß in 3 Sprachen bei gutem Essen, Vino e Grappe.

So geht es nun zu Ende - mein Tauchabenteuer von vielen Abstiegen bis über 40m in kältere Wasserschichten. Viel zu sehen gab es selten bis gar nicht. Muränen sind oft an jedem Tauchplatz angesiedelt. Sie werden ja auch nicht ge- bzw. überfischt. Einzelne Barsche und andere Fischsorten sahen wir schon meist und im späteren Sommerverlauf einige Barakudaschwärme. Wofür ich jedoch besonders dankbar bin, sind die vielen Oktopusse und vereinzelt Kalmare, die ich sogar schwimmend sehen durfte. Diese Freunde landen ja leider regelmäßig auf italienischen Vorspeisenplatten, obwohl sie bekanntermaßen zu den intelligentesten Meeresbewohnern gehören. Ich sehne mich nach dem Ende menschlicher Igno- und Arroganz.

Ein einziges Mal sogar ist mir ein Mondfisch begegnet und sogar ein Delfin aus dem Wasser gesprungen. Von diesen hatte ich allerdings eine weitaus höhere Anzahl erwartet.

Nun denn, mein Eindruck der Leere im Mittelmeer hat sich bestätigt. Was mich jedoch positiv überraschte, waren die Tauchplätze mit ihren spektakulären tiefen Hängen, Wänden, Überhängen mit farbigem Bewuchs und Korallen. Diese Gesamtkompositionen muteten fast an wie die der Malediven – erinnerten mich wegen ihrer Form zum Teil an Korallenbänke dort. Nicht dass wir um Elba herum tropische Meersituationen haben, aber jedoch durchaus ähnlich ausgedehnte Felsformationen mit starkem Bewuchs, deren Form an tropische Tauchplätze erinnern. Elba ist durchaus eine Tauchreise wert!

Saturday, August 02, 2014

Freediving & Sail im Great Barrier Reef und dem Great Blue Hole Belize


Während das Ende meines Italienaufenthaltes langsam absehbar wird, ist meine Winterplanung bereits gemacht: Freitauchen und Segeln in Belize - und das im Great Barrier Reef, dem zweitgrößten Riffsystem der Welt nach Australien. Natürlich ist das legendäre Great Blue Hole Teil der Tour. Denn wer möchte nicht schon einmal in diesem 300 Durchmesser breiten und fast genauso tiefen Loch im Riff abtauchen und im Dunkelblau Haie sowie Stalagmiten sehen. Neben diesem Törnziel werden wir auch weitere Riffwände und schönste Riffgebiete besuchen, um unseren Gästen an Bord einzigartige Erlebnisse in einer noch einzigartigen Unterwasserwelt zugänglich zu machen. Der kleine Unterschied zu anderen Tauchsafaris ist eben, dass wir Segeln und frei abtauchen - nämlich ohne jegliche Pressluftflaschen. 

Unter dem Motto also "Freedive & Sail Belize" besteht die Möglichkeit mindestens 5 Tagestörns zu buchen, die alle von Belize City aus starten und auf einer privaten wunderschönen Yacht mit lokalem Skipper durchgeführt werden. Somit ist also ein Riff- und Revierkenner an Bord, um die Freitauchgruppen und andere Wasserbegeisterte sicher durch wundervolle Tage zu steuern! Informationen darüber sind bereits auf meiner Website www.apnea-me.com veröffentlicht sowie bei facebook unter Apnea ME. Der genaue Link kommt hier: http://apnea-me.com/freedive--sail-belize.html. Anmeldungen zu individuellen Törnterminen und Fragen können bereits jetzt hier an mich oder an besagte Website gerichtet werden. Wer früh bucht, bekommt die besten Zeiten und Plätze!

Sunday, June 29, 2014

Elba - Leben wie in der Puppenstube

Vor genau einem Monat erreichte ich Pisa via Flyairone mit genau richtig wiegendem Doppelgepäck für Tauchbegeisterte und ähnlich Belastete. Die Toskana hat mich zuletzt vor genau 20 Jahren zu Gesicht bekommen - diese Zahl fiel mir erst heute morgen im Tauchboot derart konkret auf. Meine Mission Italien sollte mich nach Elba - der ersten Exilinsel Napoleons (hoffentlich würde es kein Exil für mich bedeuten) - zum Zweck des Durcharbeitens in der Sommersaison im Mittelmeer für die Elbadivers führen. Mein Job: Tauchlehrerin. Schon wieder. Wo ich doch eigentlich mit meinem Maledivengig diese Art des Brötchenverdienens Ad Acta gelegt hatte. Doch wie heißt es in der Energielehre so schön: Du bekommst immer das, was Du am wenigsten willst, weil Du es mit Deinen Abwehrgedanken anziehst....?! Doch mal ehrlich. Ich will ja wieder einmal Gäste durch das Wasser ziehen und habe bewusst diesem Angebot zugesagt. Ohne ein klares Ja geht es nicht, dass ich positiv gestimmt auf Menschen unter Wasser aufpasse und es auch noch genieße.

Wie dem auch sei. In Pisa landete ich erst am Abend, so dass eine Übernachtung nicht zu umgehen war und ich erst am Morgen in den Zug nach Piombino steigen sollte, um dort vom Hafen aus die Fähre nach Elba zu erreichen. Alles klappte hervorragend. Andrea, der Basiseigentümer hatte mir ziemlich genaue Angaben der Wegbeschreibung gegeben, so dass ich gemütlich auf Elba ankam und nach einer halben Stunde Wartezeit von meinem Kollegen Inti abgeholt wurde. Er musste wohl schon resigniert haben auf die ständigen Nachfragen bezüglich seines Namens. Ich dachte auch, ich hätte mich verhört. Aber er erklärte mir nur kurz, dass seine Mutter bei der Namenswahl wohl "bekifft" gesehen sein muss bzw. seine Eltern beide. Inti kommt aus der Inkawelt und er glaubt, dass er bei einem Besuch des Maccu Picchu wohl viele mit diesem Namen treffen wird. Vorstellbar. Jedenfalls stelle ich nach einem Monat Arbeit auf Elba fest, dass ich tatsächlich einen guten Arbeitsplatz für Tauchlehrer ausgesucht hatte. Ich habe aufrichtige und faire Kollegen sowie einen vergleichsweise lockeren Tag mit nur 2 Ausfahrten pro Tag, in denen meist nur einer von uns ins Wasser geht und der andere im Boot bleibt. Dass es keinen freien Tag gibt, überraschte mich zunächst. Später, als ich hin und wieder mal halbe Tage bekam, erfuhr ich, dass am Mittelmeer der Sommer stets voll durchgearbeitet wird. Ok, das ist für andere. Mein Leben wird dies nicht sein, weil ich - schon wieder hängt mir diese Betonung zum Hals raus - dafür weiterhin zu alt bin :-).

Viel gutes und meine positive Grundeinstellung begleiten mich auf meiner Italienexkursion. Mein Zuhause in einem Wohnwagen mit Vorbau, Kühlschrank und Gasherd sowie Mobiliar und sogar eine private heiße Dusche und eigenes privates WC separat um die Ecke bei den außen liegenden Sanitäranlagen. Ich beschreibe das deshalb so genau, weil im einfachen Tauchlehrerleben solche für Euch da Zuhause rumlümmelnden Leute normalen Grundausstattungen keineswegs "normal" und immer vorhanden sind. Naja, vielleicht sollte ich eher sagen, im langfristig angelegten Travellerleben werden diese Ausstattungen immer rarer und bald schon als Glück und Luxus empfunden. Mir jedenfalls fehlt es an nichts hier, außer an meinem lieben Partner - mal abgesehen von der fehlenden Sonne an jedem zweiten Tag - der wie ich allein in seinem Zuhause ausharrt und sich mit mir lediglich über Skype und Telefon trifft derzeit. Tja, das Wetter. Wo bin ich gleich? Im warmen oder gar heißen Italien? Weit gefehlt. Ich glaube langsam, das ist Vergangenheit und unterstütze die Theorie der Kalttendenz für Europa in Zukunft. Global Warming soll ja bekanntlich ein Mythos sein und mittlerweile belegen einige Studien das Global Cooling. Hier auf Elba belegt das das Wetter fast täglich. Kühl ist es jeden Morgen und jeden Abend. Regen gibt es an jedem zweiten Tag und das Wasser ist auch frischer denn je. Naja, was auch immer auf uns zukommt - ich hätte gern mein tropisches Klima für einen entspannten Arbeitsalltag. Andererseits fühlt sich das Klima so weniger drückend an und mein Gehirn kann hier leichter seinem Hobby zu denken nachgehen.

So erweisen sich besonders meine Im-Boot-Bleibe-Aktivitäten als fruchtbar für die Klärung meiner Themen und zukünftiger Schritte in Richtung der Erreichung eines würdevollen Einkommens durch noch würdevoller und auch anspruchsvoller Tätigkeit, die auch mehr Abwechselung beinhaltet. Dennoch muss ich sagen, dass die Ruhe zwischendurch ebenso hilfreich für die wichtigen Erholungsphasen zwischen dem ständigen Schleppen von 15l Flaschen und dem Hereinhelfen von dick verneoprenten Tauchern in ihr vollkommen übertriebenes Ausrüstungsgedöhns - Leute, wir betauchen nicht den Grund der arktischen See - in das sie selbst selten allein und schon kaum mehr allein wieder herausklettern können! Innerlich lasse mich noch oft zum Kopfschütteln hinreißen und erinnere mich an so manch peinliche Auftritte deutscher und europäischer Tauchgäste in der Karibik oder Asien. Allein darüber könnte es ein Buch geben. Man könnte meinen, die Panik zu ertrinken sei hier Vater der Motivation der Überausstattung. Eine andere ketzerische Haltung wäre in meinem aktuellen Umfeld das Vorurteil des italienischen Tauchmannes - Frauen sind erklärt in der absoluten Minderheit in diesem "Sport" - der besonders kompetent, cool und unschlagbar wie durchgestylt im und am Wasser erscheinen muss, denn Italiener sind verrückt auf das Tauchen und bringen bekanntlich gute Qualität mit gutem Design auf dem Markt. Doch hey, ihr solltet mir dem ganzen Krempel auch halbwegs umgehen können. Meine Erfahrung zeigt immer noch: einfach ist auch gut. Im Sporttauchen. Für das technische Tauchen spreche ich nicht, da ich mich nicht mit mehreren Gasflaschen versenke.

Auch schön ist es, dass ich 2 min zur Basis laufe, weil ich am gleichen Strand wohne und keinerlei Stress morgens habe, um rechtzeitig anzukommen. Ein Traum! Die Stimmung ist meist blendend gut - was vielleicht auch daran liegt, dass wir zu dritt richtig viel Spaß haben und auch mal auf einen Feierabenddrink gehen oder uns die die WM-Spiele ansehen. Auch wenn Italien schon längst raus ist, finde ich noch Plätzchen, mir die deutschen Spiele anzusehen. Unsere Basis ist eine kleine lustige, eingebettet in ein großes und auch lustiges familiäres Wassersportzentrum im Campingstil, wo Surfen, Segeln, Kajaken angeboten wird und die Stimmung ebenfalls sonnig ist und jeder jeden Tag mitarbeitet. Auch am Strand spielt sich klassisches italienisches Familienleben ab und verbreitet liebevolle und lockere Stimmung - wie in einer verspielten Luftblase oder einer Puppenstube. Und was sonst so zwischen den Jobzeiten läuft, ist fernstudieren, online arbeiten, akquirieren, planen und kommunizieren. Achja und italienisches Kochen gehört hier zum klassischen Alltagsleben. In diesem Sinne: Tutto bene in bella Italia!

Sunday, May 25, 2014

Letze Tage im Great Barrier Reef


Nach insgesamt fast 3 Monaten Auszeit in der Karibik sind die letzten Tage im Great Barrier Reef nun abgelaufen und ich hatte mich bereits auf den Heimweg nach Deutschland für einen schnellen Zwischenstopp gemacht. Die meiste Zeit verbrachten wir auf Caye Caulker - der kleinen Insel neben St. Pedro - wo wir uns mit der Pflege unserer kleinen im ausgesähten Pflänzchen befassten, um den Strandgarten mit Cashew, Papaya, Gurke, Paprika, Knoblauch, Ingwer, Honigmelone etc. zu bereichern. Einige Keimlinge explodierten förmlich im lockeren Sand und belohnten uns schnell mit kräftigen Pflanzen. Andere zierten sich erst ein wenig und reckten dann die Köpfe aus dem Sand. Wie der andere entschieden sich später zur Geburt und lassen uns sogar rätseln, was wir da noch ausgesät hatten. Das wird die Zeit schon zeigen.

Zwischendurch hatten wir uns noch einmal für ein unerwartetes Familienereignis auf das Festland begeben, wo wir unsere Zeit in Belize City verbrachten. Wenn das Auto nicht kurzfristig seinen Geist aufgegeben hätte, wäre vielleicht noch ein Kurzurlaub in Placencia dringewesen. Doch dann verrann die Zeit eh recht schnell und mein Rückflug nach Berlin lief in großen Schritten auf mich zu. Also verbrachte ich die letzte Zeit auf der Insel damit, die schöne Aussicht auf das Meer und den Fischreichtum zu genießen. In der Galerie plätschert das Geschäft so vor sich hin, denn die "Slow Season" - wie sie hier heißt - bricht nun an. Längst bin ich gedanklich schon beim nächsten Job in Italien, der mich am 1.6. erwartet. Doch noch will ich nicht an Berlin und meine Weiterbildung davor denken und beschäftige mich langsam mit dem Abschiedsgedanken. Es fällt mir diesmal schwer, Caye Caulker zu verlassen. Denn wir haben uns ein kleinen Paradies erschaffen, in dem wir zusammen die Natur und die Ruhe genießen können. Nach langen Tagstunden auf der belebten Nachbarinsel brauchen wir diese Stimmung auch für die Rückbesinnung auf das Wesentliche und die Entspannung nach dem Stimmgewirr des Tages.

Mondschein, Sterne, Palmenrauschen, Gekkokreischen, Krebsrascheln im Busch, Glühwürmchen, Mosqitos, Sandfliegen und selten mal ein Nachbar sind unsere Wegbegleiter auf der Nordseite. Ebbe und Flut bestimmen die größe unseres Strandes und ob wir am Südende der Nordseite trockenen Fußes zum Kanu gelangen oder nicht. Es macht in Flipflops auch keinen Unterschied. Nass werden die Treter beim Einsteigen sowieso. Dann wieder auf die andere Seite gepaddelt - sehen wir ab und zu einen Stachelrochen auf Futtersuche durch die türkisen Untiefen schweben. Junge Fischschwärme ziehen am Rand der Mangroven durch die kleinen Wellen, um geschützt aufwachsen zu können. Je nach Wetterlage leuchtet das Meer grell türkis oder in abgedecktem Blaugrün, weil das Wasser auf grell weißem Korallensand aufliegt. Ein unvergesslicher Anblick - immer wieder.

Am letzten Tag vor meiner Abreise nach Cancun setzen wir gemeinsam nach Belize City nachmittags über, damit ich den Nachtbus nach Cancun erreiche, von wo ich am folgenden Abend nach Brüssel abfliegen soll und dort wiederum am weiteren Abend den Flieger nach Berlin besteige. Eine endlose Reise von 56h nach Europa. Das Reisen von Belize direkt ist kostenintensiv und nicht vergleichbar mich anderen Flugpreisen in umliegenden Destinationen. Belize ist ein korruptes, marodes Land mit zu hohen Kosten überall und so direkt nur schwer anzufliegen. Also fahren Touristen nach Mexiko, um günstig von der Massendestination Cancun zu fliegen. Selbst hier auf dem Weg ist das Sparen eingeschränkt, weil die Mexikaner seit einiger Zeit Ausfahrtgebühren nehmen, was in Belize genause der Fall ist. Jedesmal beim Betreten des Landes fallen auf beiden Seiten Gebühren an, die durch vermeintliche Paragraphen begründet werden, so dass ein Tourist sich heute nicht mehr dagegen wehren kann.

Diesmal hatte ich Glück in Cancun, da sie meinen Transit durch Mexico als nicht gebührenfähig akzeptiert haben. Dennoch habe ich trotz Transit zu anderer Zeit und anderorts schon bezahlen müssen. Es hängt immer von der Situation ab. Ist ein korrupter Grenzer allein im Büro, wird Geld fließen müssen. Ansonsten wird er die Einwanderung/Auswanderung unterbinden. Sind mehrere im Raum, stehen die Chancen höher, davon zu kommen. Ein undurchschaubares System, was mich mit großem Rechtsbewusstsein jedesmal frustriert. Doch es bleibt eben nur die Akzeptanz der Situation. Einen Streit an der Grenze habe ich bisher noch nicht riskiert, weil ich nicht an meiner Durchreise gehindert werden möchte. Allerdings wäre das noch einmal eine Erfahrung wert....


Belize in diesem ersten Halbjahr war ein großes und intensives Erlebnis! Ich komme gern wieder und freue mich auch auf Gegenbesuch im Sommer in Italien bis ich wieder in der Lage bin, in die Richtung zu fliegen. Ich danke dem Universum für diese Möglichkeiten der Weltreisen!

Saturday, May 10, 2014

Belize - ein Ort der Extreme








Nach einem weiteren Monat in Belize sehe ich nun den letzten Tagen in diesem Kontrast gekennzeichneten Land entgegen. Eine gute Woche liegt noch vor mir und beinhaltet bereits jetzt intensive Neuerungen. Nicht dass ich seit unserer Rückkehr von der Belize-Rundreise nach Caye Caulker auch weiterhin täglich mit meinem Freund verbringe und ich mich manchmal frage, womit ich so eine gute Zeit verdiene, sondern dass ich außerdem täglich das Elend von kleinen Betrügereien, Gewalt, Frustration im Volk, Umweltverschmutzung, gebrochene Menschen und teilweise schlechte Stimmung und dann wieder blendend sonnige Stimmung erleben. So extrem wie die Wettersituationen wechseln, können auch schnell Dinge passieren, Situationen ins Gegenteil umschlagen oder plötzlich Gewalt ausbrechen.

Belize zeigt sich mir als ein Land der Extreme. Extremer Dreck in den Wohnorten, extreme sich im schlechten Zustand befindenden Behausungen - jemand nannte diese mir gegenüber herablassend "mud huts" - sowie eine extrem gleichgültige Einstellung gegenüber allem Schönen zu erreichenden und der Akzeptanz des Hässlichen - im Alltag wie im Verhalten. Manchmal mutet der tägliche Hass in der Alltagskommunikation soviel Negativität an, dass ich weglaufen möchte. Im nächsten Schritt musste ich lernen, dass hinter dieser unschönen Fassade ein brutaler Humor steckt. Diesen zu identifizieren ist für mich als Alien ein Ding der Unmöglichkeit. Ich fühle mich wie in Avatar als durch den undurchschaubaren Wald stolpernden Eindringling, der nichts versteht. Ich bin auf Alfred angewiesen, der mir das lokale Leben versucht, begreiflich zu machen. Selbst diese direkte Verbindung bleibt für mich eine große Herausforderung. Denn einhergehend mit der Kultur sehe ich mich mit einer Sprache konfrontiert, die ich nur in Bröckchen verstehe und von der ich erst jetzt weiß, dass es sich tatsächlich um eine eigene Sprache handelt: Kreolisch. In Fezten ähnelt es dem Englischen, ja basiert sogar auf dem Englischen. Doch im Detail ist es an der Basis gebrochenes Englisch, dass wie in Stich- oder einzelnden Worten gesprochen wird. Von der Aussprache will ich erst gar keine Beispiele bringen. Diese lässt teilweise chinesisch und Betrunkenheit vermuten. Kreolisch ist eine Ansammlung von wellenförmigen Geräuschbewegungen, die je nach Kontaktkreis besonders extrem unverständlich ausfällt oder selten dann besser verständlich erscheint, wenn mal nicht alle Konsontaten überschnitten oder die Scharflaute im Ansatz ausgesprochen wird. Vorstellen kann man sich das belizianische Kreolisch vielleicht so: uaenaou dsiumbabamukarammeya oauadrfsspfsolaauuaaeeaee.


Dennoch ich bleibe bemüht und lerne, ohne schlechtem Gewissen und Selbstzerfleischung ständig und stetig nachzufragen, wovon die Rede ist. Alfred beteuert, dass er das so will und davon nicht genervt ist. Und das stimmt auch. Ich würde normalerweise nie soviel nachfragen, da ich mein Gegenüber nicht zum Explodieren bringen möchte. Doch diese Reaktion liegt wohl eher in meinen Genen als in seinen. Er ist die Ruhe selbst und wünscht sich, dass ich mit der Zeit besser verstehe. Glücklicherweise darf ich über ihn lernen und erfahren, wie die extreme Kultur in Belize tickt. Nicht einfach ist das Gesamtkonzept für mich nachvollziehbar. Auch das Prinzip der Kommunikation weicht dermaßen von meinem mühsam in den letzten Jahren erlernten ab, dass ich mich oft an meinen Grenzen wiederfinde und mir mehr Nerven wünsche. Das Wort Achtung scheint mir hier ein Fremdwort zu sein - gemessen an unseren Verhaltensstandards. Andererseits sehe ich jedoch wiederum oft mehr Respekt in anderen Alltagssituationen als es bei uns heutzutage der Fall ist, sondern vermutlich vor 40 Jahren aktuell war.


Innerhalb von Partnerbeziehungen herrschen andere Regeln und Erwartungen sowie Verhaltensweisen, die mich vollkommen weglotsen von meinen Wunschwerten und mir neue Horizonte aufbrechen - einige davon zwangsläufig, andere erfreulicherweise unerwartet. Entsprechend ist auch unsere Beziehungskommunikation von Buntheit und Missverständnissen geprägt, die dank seiner Geduld, die mir oft fehlt, mit vielen Erklärungen überbrückbar und integrierbar bleiben. Was soll uns der Partner sagen im aktuellen Status unseres Lebens ;-)? Tja, und dass vor interkulturellem Hintergrund fern von dem gewohnten Prägeumfeld. Aus nächster Nähe betrachtet gestaltet sich das Andere für mich alles andere als locker, da ich mit vielem neuem überschüttet werde, das ich schnellstens und jeden Tag so verarbeiten muss, dass meine Antennen für weitere Eindrücke ausgefahren bleiben können. Entspannung versus intensives Abenteuer? Doch wer möchte schon ein langweiliges Leben??? :-)))