Friday, March 23, 2012

Walhai!!! Und wieder verpasst!!!! Grrrr....

Es war, als Tejon und Fabien langsam mit dem Boot an uns heranfuhren, um uns nach unserem Tauchgang einzusammeln. "Did you see the Whaleshark???" fragt mich Tejon mit begeistertem Gesicht laut über die Bordwand. "Whaaat???" "Noooo!!!" Esta una broma! Denke ich mir. "Didn't you see it??" "When??""Where?" "Noooooooo!!!!"

Nein, es war kein Spaß diesmal, den Tejon wie sonst zum Besten gab. Sein Gesicht strahlte noch viel mehr als sonst und er fragte uns aufgeregt nocheinmal. Meine 2 Tauchgäste und ich verfolgten fassungslos die Szene im Boot - treibend an der Wasseroberfläche: Fabien führte quasi einen Regentanz vor Freude auf und Tejon beschrieb ein ca. 9m Exemplar von Walhai, das direkt neben dem Boot geschwommen war - nachdem wir gerade 5min abgetaucht und zu dem Zeitpunkt auf ca. 30m gewesen sein mussten, um den morgendlichen Tieftauchgang zu beginnen! Die einzige Tiefe, bei der ich nie nach oben schaue, weil ich dann meine Gäste kontinuierlich im Auge behalte. Außerdem ist die Wasseroberfläche derzeit nicht wirklich zu erkennen, weil die Sicht max 30m zulässt. Und warum bitte sollte man auch während eines Tauchgangs stetig die Wasseroberfläche beobachten????!! Grrrr - um einen Walhai zu entdecken natürlich!!! Denn die Viecher tauchen immer wie aus dem Nichts auf, um sich oben eine ordentliche Portion Crill einzuverleiben und tauchen dann wieder ab. Selbst das haben wir nicht gesehen.

Wir 3 Tauchlooser kletterten so deprimiert ins Boot, dass wir nur eines sagen konnten: "Let's get drunk!" Machen wir natürlich nicht um 9 in der Früh und nebenbei hatte der Arbeitstag ja erst angefangen. Dafür freute ich mich für Tejon. Er strahlte die ganze Rückfahrt über und rief immer wieder, dass er das erste Mal einen Walhai gesehen hat. Und das bei seiner Arbeit auf dem Wasser seit vielen Jahren! Wer also verdient diese Begegnung mehr als ein Einheimischer, der tagtäglich Fremde rausfährt, die soviel mehr sehen als er, endlich diese schönste Kreatur der tropischen Meere zuhause vor seiner Tür zu sehen?? Das passt schon :-)!

Trotzdem war der Moment für uns richtig deprimierend. Zu realisieren, dass man ihn nur ganz knapp verpasst hat. Hätten wir nur etwas mehr gebummelt im Boot und wären noch etwas an der Oberfläche geblieben, hätte es geklappt. Aber so war es eben nicht. Seufz - sehr schade - diese Begegnung wäre großartig gewesen und für immer das Größte! Aber eines Tages irgendwo in der Welt wird es nun nach diesem dritten Mal Walhaiverpassen endlich klappen - hoffe ich....

Thursday, March 22, 2012

Yo soy la capitana de mi vida!


"Yo soy la capitana de mi vida!";-) Das Bild enstammt der Kamera von Jan, unserem schweizer Lieblingsgast aus dem Royal Tulum Resort, und entstand auf unserem Tauchboot in Allegro Cozumel! Es war ein schöner Tauchtag mit einigen Gästen, mit denen wir uns geschworen haben uns alle bald wiederzusehen!

Gute Bekanntschaften gehören definitiv zu den schönen Erlebnissen des Tauchlehrerdaseins, denn aus diesen wachsen manchmal gute Freundschaften. Freunde sind die Familie des Reisenden und somit besonders wichtig für uns.

Inzwischen verbleiben noch 9 Tage bei Prodive und knapp 3 weitere "freie" Wochen danach in Mexico. Frei stimmt nie, denn diese Zeit ist mit Online-Arbeit ausgefüllt. Doch für einige Tagestouren soll es hier dennoch reichen, bevor es dann in Cancun bald ins Flugzeug in Richtung Berlin geht.

Wednesday, March 21, 2012

Just do it!

Und schon wieder sagt mir mein neuer Auftraggeber für Webcontent und SEO ins Gesicht: Just do it! Er will nicht wissen, was, warum, wie, wer, wo... ! Er will einfach, dass es gemacht wird und er Kunden generiert! Er gibt mir völlig freie Hand!! Ungläubig für eine Sekunde schaue ich ihn an und sage ihm: "You are so non German!" Wir lachen! Was für eine Erlösung für mich, endlich einen easy-Kunden nach meinem Geschmack gefunden zu haben. Anders ist Däne und hier in Playa PADI Kursdirektor, der einfach nur Kunden über seine Website, das Internet und auch sonst generieren will. Ich helfe ihm in ersten Schritt mit der Websiteanalyse, content und Internet PR. Auch ist er der erste, der mich im Voraus vergütet und einfach Erfolge so schnell wie es geht ohne Diskussionen erreichen will! Alice in Wonderland - oder - Deutschland, was läuft falsch in Deiner Kultur ;-)? Egal, muss man ja nicht entschlüsseln und nur reagieren!

Auf seine Frage ob ich wiederkomme, diskutieren wir Rahmen und Möglichkeiten für einen unabhängigen Arbeitsaufenthalt in Mexico und ich stelle meine ernsthaften Überlegungen für meinen langfristigen Aufenthalt hier in Aussicht. Warum nicht, wenn es so einfach einen Platz an der Sonne zu ergattern gibt? Doch eine endgültige Entscheidung treffe ich erst in Berlin.

Anyway, inzwischen dokumentiere ich meine letzten Tage als Instructor bei Prodive und freue mich auf mein baldiges Ausscheiden und Wiedereintritt in meine selbstständige Kommunikationsarbeit mit vielen Plänen und neuen Ideen für Berlin im Hinterkopf. Daher sammle ich derzeit Impressionen meiner Arbeit für nachhaltiges Erinnern :-)! Zuerst ein Video mit Tejon, dem nettesten und liebsten mayanischen Kapitän, den ich kennengelernt habe. Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit sind seine für hier fast kaum vorhandene Werte, die er lebt und gibt. Daher ist die Arbeit mit ihm eine Freunde, wenn man ihn von Herzen behandelt, wie er es verdient. Tejon ist ein menschlicher Schatz und ein Freund geworden. Einer der wenigen Mexikaner hier, die ihre Frauen nicht mit anderen Frauen betrügen, wie die Kumpels zu erzählen wissen. Diese belächeln ihn dafür und wissen nicht um ihre limitierte Denkweise. Hier ist es gang und gebe, dass Beziehungen geteilt werden und man immer noch Amigas oder Amigos neben der Ehe oder der Novia oder dem Novio hat. Ein normaler Bestandteil der Kultur. Nicht so Tejon. Er it seit 16 Jahren seiner Frau treu, sagt er. Und er ist der Einzige hier, dem ich diese Aussage glaube und weshalb ich ihn so mag!

Im 2ten Video werden der 2te Kapitän Fabien und Tejons kleiner Bruder David gezeigt. Beides sind gute Typen und ich mag auch sie. Sie gehören zu den wenigen "Guten" Mexikaner im Team, die offenbar ihre Finge von dunklen Geschäften lassen und sich auch nur oberflächlich mit jenen Companeros in der Firma sozialisieren. Na dann drück ich Euch weiter die Daumen! Bleibt so wie Ihr seid!

Sunday, March 18, 2012

Feierabend in Royal Tulum!

"This is the only job I can talk to my clients in a tanga!" waren heute Chicos Worte und er klempte sich noch schnell beim Rausgehen hinten die Badehose wozwischen...! Dass ich beinahe auf dem Boden lag vor Lachen, glaube ich, ist nachvollziehbar. Und recht hat er! Bikini, Handtuch und Sonnenbrillen sind Accessoires unserer Arbeitskluft, in der wir unseren Tauchpatienten sowie liebgewonnen Tachgästen die Procedere und Exkursionen verbal näher bringen. Angezogen sind wir eigentlich nur, wenn es tatsächlich losgeht :-)! Im Boot! Dann ist es Zeit für Vollneopren, BCD und anderen Krempel, der für Anfänger wichtig aussehen muss, für mich einfach nur nervig und hinderlich ist. Ohne Krempel wäre einfacher, schöner, smoothiger. Aber was solls. So ist das Gerätetauchen derzeit eben noch.

Anyway, mit Chico und Django durfte ich heute meinen letzen Tag im Royal Tulum genießen und wir machten auch was draus! Spaß, Hängematte im Shop, beste Buffet - und Getränkeverpflegung unseres Stammgastes Jan - illegalerweise, denn wir Hotelsklaven dürfen nichts vom Buffet oder der Bar konsumieren - sowie einen weiteren unerlaubten Tauchgang nach Feierabend auf dem Basiskatamaran zur Dämmerung! Wie cool kann ein letzter Tag sein?! Eigentlich fehlte nur ein BBQ und die Übernachtung am Strand!

Kurz vor 5 laufen Chico und ich zum Cat. Django bereitet schon das Segel vor, dass er eigentlich schon verpackt hatte. Wir brauchen nur die schnelle Ausrüstung: 3mm, Leif-BCD, 1 Drittel vollen Tank und Schrottflossen aus dem Shop. Tuts alles genauso. Django fährt uns nen Kilometer raus und wir hüpfen in die warme karibische See. Gegen 5.15pm sind 27°C Wasserdegrados recht angenehm...

Superschön sausen wir übers Riff, denn die Strömung zieht uns schnurstracks nach Süden! Chico zieht die Taucherboje über sich hinterher und ich bin damit beschäftigt mir Zusatzgewichte am Grund zu suchen. Pfui, macht man das? Neeee, nur, wenn man doch lieber hätte 2kg mehr Blei mitnehmen sollen. Diese Ausrüstungskombi hatte ich im Meer noch nicht getestet und meinen Auftrieb unterschätzt. Kein Wunder bei der guten Kantinenverpflegung heute! Dabei war ich nachmittags noch schnell 1km schwimmen am Riff - eine halbe Stunde durch die Wellen, nachdem mich Django draußen vom Katamaran hat springen lassen, weil ich zurückschwimmen wollte. Hat nix gebracht - im Moment jedenfalls ;-). Egal - Chico und ich haben trotzdem einen tollen Tauchgang, weil wir 3 Hawksbill-Tortugas sehen und ein viel weniger zerstörtes Riff als weiter oben in Puerto. Das schönste jedoch: wir sind allein und genießen den Sonnenuntergang unterwasser. Beim Auftauchen scheint uns die orange Kugel über dem Dschungel direkt ins Gesicht - unvergesslich...!

Django holt uns im Katamaran ab und wir segeln zum Strand zurück! Wäre es nicht toll, ein solches Business zu haben, indem man ganz entspannt raussegeln und den Tauchgang genießen kann? Keinen Verkaufsbullshit und No-quality-diving all the time! Wir wollen richtig tauchen mit richtigen Tauchgästen - und das noch am besten nachhaltig zum Schutze der Riffe bzw. ohne diese noch zusätzlich zu zerstören!

Auf der Basis werden wir schon von Jan erwartet, der gleich 5 Biere anschleppt, um uns einen guten Start in den Abend zu ermöglichen. Leider viel zuviel Zeugs, aber 2 schaffen wir. Ein wirklich schöner Feierabend und Abend! Das sind die Momente, in denen ich meinen Job und meine Lebenssituation besonders liebe! Es sind besondere Momente und besondere Kontakte wie Erlebnisse....

Tuesday, March 13, 2012

Krönender Abschluss


So langsam blicke ich meinem Ende als Tauchlehrerin bei Prodive entgegen - zum 31.3. hatte ich gekündigt und es ist erstmal Schluss mit dem Kasperletheater (so komme ich mir manchmal im Boot, auf der Basis und in Gesprächen vor) - und das ist nicht negativ gemeint, sondern nett und teilweise sarkastisch ;-). Die Unmenge an Spaß, die mir diese Zeit eingebracht hat, ist unbezahlbar und ich werde alles vermissen. Vorerst tauche ich wieder in eine alte, vielleicht eher eine neue veränderte Welt des Unabhängigseins und der Eigenbrödlerei ein - durchaus mit gemischten Gefühlen und vielen Pros und Kontras im Kopf sowie zeitlich lediglich limitiert...


Bis zu meinem letzten Tag "uff Arbeet" feiere ich meine letzen 3 Wochen auf den Basen Royal Tulum und Dreams & Catalonia - denn dorthin habe ich mich für die letze Woche zurückgewünscht - sozusagen um einen "krönenden Abschluss" für meine Zeit hier hinzulegen. Eine Zeit, die ich meist dort verbracht habe. Der Nachricht für diesen Abschluss ging meine Bitte an Markus und Manuel voraus und hatte den Hintergedanken, dass ich öfter ins Wasser komme und nicht um jeden Tauchgang kämpfen muss, wie es auf unserer Verkaufsbasis im Royal ist. Natürlich vermisse ich den täglichen Spaß im Tauchboot mit unseren Captn's und will den noch etwas auskosten, bevor ich die Tür von außen schließe.

Mittlerweile ist ein guter Zeitpunkt zum Gehen bzw. zumindest für eine Pause. Irgendwie erscheinen mir die Dinge inzwischen etwas ausgeleiert und verbraucht und ich sehne mich ein wenig nach frischem Input und einem anderen Umfeld - teilweise oder eben zeitweise. Neue Tauchlehrer kommen hier an, um die gehenden zu ersetzen, die nicht für die Hälfte des Gehaltes von 50% fix und 3% mehr Provision in der low Saison arbeiten wollen. Kapitäne suchen sich neue Jobs, weil sie nicht ausreichend respektiert werden, und die internen Entscheidungen um Positionen und Abläufen oder geschweige denn einem Auffrischen der alten, angestaubten Produkte und eingefahrenen Organisation törnen mich inzwischen ab. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht - und das ist auch gut so...;-) nein, wollte sagen: und das mit Erfolg!

Mein Ziel bei Prodive war: von September bis April in diesem Job durchzuhalten - eine Tauchmaschinerie einmal mitzuerleben und darin so gut zu funktionieren, dass ich die Anläufe mit links und viel Spass umsetze und die Anforderung locker bewältige. Ziel war es, diese Erfahrungen - unter Stress zu lehren und zu organisieren - zu erwerben, um den Weitblick zu schärfen und Gelassenheit zu verstärken. Ich habe diese Ziele mindestens erreicht und darüber hinaus unendlich viel gelernt: Tauchfertigkeiten, Menschen unter Wasser, Charaktere, Fehlergefahren in der Ausbildung, Problemlösungen, ultraschnelle Problemeleminierungen, Verhaltensweisen auch von Unterwassergeschöpfen, Artenbestimmung, Wetterkunde, Meereskunde, Verkaufen, Überzeugen, Lehren sowie interkulturelle Kommunikation hoch 2000000! Täglich bin ich mit mindestens 5 Nationen konfrontiert und darin 100 Persönlichkeiten, die wiederum individuelle Kulturen für sich darstellen. Mit allen gilt es, nicht nur im Mindesten gut auszukommen, sondern diesen gute Produkte zu verkaufen, ihre Ausflüge zu freudvollen Erfahrungen zu machen, sie heil und gesund zu belassen, ihnen eine schöne Zeit zu bereiten sowie ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass es mit ihnen ein besonderes, gutes Erlebnis war. Mit vielen gelingt mir dies, weil ich es so meine. Es ist eine Freude, Menschen aus aller Welt zu treffen, ihre Geschichten zu erfahren, sie kennen zu lernen, ihnen etwas zu geben und die Dankbarkeit und Verbundenheit zu erhalten. Dabei stellt man Rückschlüsse auf ihre Kultur an und lernt eine Menge für sich selbst.

Ein roter Faden ist die Ruhe und die Geduld. Sich mit dem Tauchkunden zu befassen, heißt, ihm ziemlich nahe kommen zu müssen. Denn sowohl er als auch wir Tauchlehrer riskieren in diesem Sport doch irgendwie unsere Leben - sei es durch Verletzungen, Unfälle oder sogar größerer Zwischenfälle. Entsprechend ist des Kundens Feedback nach einem schönen ersten Taucherlebnis für uns als Guides oder Ausbilder. Überwältigung, Begeisterung, Überraschung und herzliche Freude sind oft Reaktionen, die schon auf uns an der Wasseroberfläche einprasseln, während wir im Wasser auf das Boot warten.

Auch körperlich kommen wir einigen Gästen nahe - eher ungewollt und stets natürlich unverfänglich - da wir die Ausrüstung anpassen müssen, kleinere Katastrophen unter Wasser vermeiden wollen sowie schnell auch handgreiflich werden müssen, um unseren Tauchern das Leben zu sichern. Aber dies stößt meist auf Verständnis und Dankbarkeit.

Anyway, diese schönen Erlebnisse vertiefe ich nun noch 19 Tage in diesem Monat - davon die Hälfte in meiner wohlgeordneten Chaosbasis Dreams unter Markus' Leitung. Solange er noch dort ist, gehe ich sowieso gern zurück, um meine Spaßdosis noch zu erhöhen. Auch der Trubel in der Marina sind ein Plus zum Abschluss sowie das bunte Treiben von allem zusammen hier. Danach werde ich sicher das gute Gefühl eines verdienten Feierabends doppelt gut genießen können!!!

Wednesday, March 07, 2012

DCS 1

Zum Thema Schwund und Gebrauchsspuren fallen mir ironischerweise weitere Kollegen ein oder sollte ich eher ehemalige Kollegen sagen. Nicht nur, dass Louis - unser junger verrückter Frenchi - sich nun auch in die Langfristabwesenheit mit Reisetätigkeit verabschiedet hat - das war vorher schon einige Male mit anderen wie Vale, Caroline, Jonathan, Jim und weiteren passiert - oder dass unser Nicolas der Welt für immer den Rücken gekehrt hat, sondern dass es nun auch unseren nie zu reden aufhören zu wollenden Wil getroffen hat.

Wil hat sich eine Deco eingefangen - Dekompressionskrankheit der Stufe 1. So etwas holt man sich, wenn man während der superanstrengenden Hauptsaison über einen langen Zeitraum hinweg viele Tauchgänge und Exkursionen durchführt, ohne die notwendigen Ruhepausen an freien Tagen oder an Feierabenden zu erhalten. Diverse Kurse, CESA's, DSD's und andere aufstiegsintensive Anfängertauchgänge hinterlassen bei dem einen oder anderen offensichtlich stärkere Spuren. Prodive lässt das Team dann einfach mal durchklotzen, bis einzelne schon im Gehen einzuschlafen drohen. An Mittagspausen war oft nicht zu denken und wir sind teilweise aus dem Pool direkt aufs Boot gesprintet. Wasser trinken ist für uns lebensnotwendig. Dehydration ist ein guter Grund für eine Deko. Müdigkeit und Überanstrengung sowieso plus der Druck und der Stress, den dieses Unternehmen auf seine hart arbeitenden Tauchlehrer ausübt, leisten ebenfalls ihren Beitrag. Wenn dann noch jemand krank wird, müssen andere für diesen die Tauchgänge mit übernehmen. Es werden aber in solchen Zeiten gern einmal 1, 2, 3 oder auch 4 Personen parallel krank. Denn irgendwann fallen sie alle um wie die Fliegen oder zeigen der Firma den Vogel.

Hier kommt Prodive seiner moralischen Pflicht, für ihre Leute zu sorgen in keinster Weise nach. Auch sonst lässt die soziale Kompetenz der Firma auf allen Ebenen mehr als stark zu wünschen übrig. Wenn wir dies nicht wenigstens untereinander für uns übernehmen und unserem menschlichen Urbedürfnis folgen würden, gäbe es den Laden nicht. Das Team ist auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen und sorgt automatisch dafür. Ohne ein gutes Miteinander brechen die Abläufe zusammen und die Kunden registrieren die Unstimmigkeiten, was Beschwerden nach sich ziehen würde. Ich erinnere mich gut an die Zeit im Dezember und Januar. Die Stimmung lag brach und bei -100m. In diese Tiefe kommen wir nicht, um sie zu heben!

In dieser Zeit hatte Wil - wie wir alle - viele Einsätze im Pool und im Meer und wenig Schlaf. Vor einigen Tagen klagte er über andauernden Schwindel und starke Kopfschmerzen sowie über eine eingeschränkte Wahrnehmung - und das seit Tagen. Seit Tagen!! Ich bot Wil an, ihn gleich nach Feierabend in die Klinik mit der Druckkammer zum Check zu fahren. Doch später war er schon nicht mehr da. Er hatte sich zu dem Zeitpunkt schon in die Kammer begeben und erhält nun mehrere Tage Behandlungen von 5-8h! Eine Langzeitdeko ist wohl eine komplizierte Angelegenheit, da sie nicht durch einen einzigen Tauchgang hervorgerufen wird, der eher eine schlimme DCS2 zur Folge haben kann. In Wils Fall waren erste Symptome bereits vor ca. 2 Monaten aufgetreten, die er nicht als solche identifiziert und somit ignoriert hat, bis sie abgeklungen waren. Leider haben sie sich aber dann potenziert und er bekam DCS 1.

Die Behandlung schlägt jedoch glücklicherweise gut an und ihm geht es wieder besser. Dennoch war seine Angst, gekündigt zu werden nicht ganz unbegründet. 2 Monate ohne Tauchgänge machen zu können, lässt einen Fulltime-Instructor quasi wertlos werden. Dass Prodive eine verkaufsorientierte Tauchsportorganisation ist, rettete Wil jedoch die Haut. Er wird sich in nächster Zeit am Counter auf den Verkauf von Tauchgängen, Kursen, Ausflügen etc. konzentrieren und auf das Gehalt eines PRs heruntergestuft. Ich frage mich da nur: Warum gehst Du nicht woanders arbeiten, wo Du in dem Job mehr verdienst und besser anerkannt wirst? Anscheinend hängt der Gute an seinem gewohnten Umfeld. Die Hauptsache ist, dass es ihm wieder besser geht und er in Zukunft wieder tauchen wird dürfen - zwar eingeschränkt - aber wenigstens weiterhin. Somit erfüllt er nur ein 50% Schwundkriterium und bleibt uns bzw. der Firma erhalten.

Tuesday, March 06, 2012

Und wieder tickt der Countdown!

Nur noch 25 Tage auf der Basis und grad mal 7 Wochen in Mexiko verbleiben mir nach meinem diesmaligen Winteraufenthalt in der Sonne. Nach einigen Hindernissen mit der Internetbuchung habe ich meinen Rückflug auf den 20.4. mit meiner Ankunft in Berlin auf den 21.4. gelegt. Das gute ist, ich kann mich nun in Ruhe innerlich auf meinen Abschied einstellen. Das nicht so gute ist der Abschied vom Meer und dem lockeren Lebensgefühl - zumindest vorübergehend, wie ich grob einplane. Das Gefühl, dass ich zurückkomme nach ca. 4 Monaten zumindest in die Region, kommt nicht von ungefähr. Hier hinterlasse ich bereits soviele ungelegte Eier und langfristig angelegte Ideen für einen weiteren Lebensverlauf, dass ich für deren Entwicklung und schließlich Vollendung auf jeden Fall wiederkommen muss und will. Was allerdings wirklich sein wird, entscheidet sich im Lauf meiner Sommerzeit in Deutschland. Nur soviel sei gesagt: meine Motivation zur Abreise während meiner Flugbuchungsarie hielt sich stark in Grenzen.

Mittlerweile beschäftige ich mich schon wieder mit anderen Arbeitsprojekten für diese Zeit und ich freue mich sogar hier und da auf meine Zeit in meiner einstigen Wahlheimat. Doch eines ist inzwischen klar...: die Dinge haben sich verändert. Langfristig werde ich nicht mehr zurückkehren, wenn alles gut weiter verläuft. Die Nähe zum Meer mit seiner positiven Wirkung und seinen Sportmöglichkeiten will ich nicht mehr missen und betrachte meine Berlinreise als Intermezzo. Ein neuer Lebensabschnitt ist hier in Mexico angebrochen - wohin er auch immer noch führen wird....! Dazu mehr in nächster Zukunft!

Saturday, March 03, 2012

Frei auf dem Roller um Cozumel!


Mit meinem blauen Mietroller erreichte ich nach 2 min vom Chedraui-Parkplatz in St. Miguel die Westküste, die mein geliebtes Meer vor mir sichtbar werden ließ! Ich bog links ab und fuhr südlich die Küstenstraße hinunter. An diesem ruhigen Morgen bei strahlendem Sonnenschein sollte alles zum Besten laufen. Der Roller brummte zuverlässig die Landstraße herunter und ich übte zuerst etwas unsicher, die Richtung in den Kurven zu verändern. Nach einigen Geradeausfahrten in denselben hatte ich den Dreh der Gewichtsverlagerung raus und ich drohte nicht mehr unter Vollgas in den Dschungel zu fahren. Gar nicht so einfach wie ich dachte... wie peinlich. Mein Bruderherz würde sich ausschütten vor Lachen bei dem Anblick, gell?? Und zu Recht... Andererseits, Übung macht eben den Meister oder die Meisterin - ist wie beim Tauchen, Segeln, Fahren, Fliegen und anderem Schönen. Nach einer Zeit klappts reibungslos und reift zur Kür...

Die Westküste ist teilweise mit Resorts, Strandbars oder anderen Tourismusbetrieben oder sogar der einen oder anderen Hacienda bebaut. Anders als an der Rivera Maya, an der ich arbeite, kommt Ottonormal auch immer ohne Resorteintrittspass an den Strand, weil Cozumel ein entspanntes Island mit nur wenig Tourismus ist. Die Kreuzschifffahrt, mexikanische Marine sowie Fischer, Segler, Ausflugsboote und Tauchboote nutzen die Küste als Ausgangspunkt und Anlegestelle.

Ich lasse den bebauten Inselabschnitt an mir vorbei ziehen, weil ich die Hotellandschaften leid bin und endlich Natur sehen will. Da Yucatan platt wie ein Pfannkuchen ist, bietet Cozumel mir ebenso flach Dschungel zu meiner Linken und Dschungel zu meiner Rechten. Keine Berge, Flüsse, Schluchten, Wasserfälle oder heiße Quellen wie auf meiner Lieblingsinsel Dominica würde ich vorfinden - hatte ich allerdings auch nicht erwartet. Das machte die Angelegenheit einfach und ich konnte mich auf schöne Küstenabschnitte mit ihrer Beschaffenheit konzentrieren sowie laut meiner Karte auch einmal ins Inselinnere fahren, um mir vermeintliche Mayaruninen anzusehen. Sollte es hier tatsächlich Pyramiden geben? Wär ja mal ganz was neues....
     Schaue ich doch einfach mal und biege nach El Cedral ab. Die gerade Straße führt mich durch den grünen Buschdschungel vorbei an vereinzelten Ranchen - teilweise verlassen, teilweise als Pferderanch betrieben - hin zu kleinen Pensionen und zu einem Dorf, dass vor lauter Ruhe wie verlassen wirkt. Mit meinem knatternden Roller fühle ich mich wie ein Eindringling und sage mir, dass die Leute die Touris schließlich gewohnt sind und selbst auch Roller und Autos fahren. Aber es ist eben Sonntag.... Im Dorf suche ich nach der vermeintlichen Pyramide und erfahre recht bald vom örtlichen Straßencafébetreiber, dass es diese nicht gibt, sondern es sich um eine Legende örtlicher Landkarten handelt. Lediglich eine Miniruine neben der christlichen Kirche war noch zu bewundern, die sich aber nur in etwa 3x4m im Quadrat und ca. 3m in die Höhe erstreckte. Naja, während ich aus meiner Kokusnuss mit Chilipulver und Limonensaft naschte, dachte ich mir, wenn ich schon mal da bin, kann ich auch mal die 100 Schritte über die Straße laufen, um mir die alten Steine anzusehen. Wie man hier unschwer erkennen kann, habe ich mit Kirchenbesichtung ca. 10min für meine Besichtigung investiert und mich dann wieder knatternd davongemacht - zurück durch den Dschungel zur Küstenstraße, dem Ruf des Meeres folgend....

Im Süden erstreckt sich mir nun ein wunderschöner Strand, der gen Ostküste immer wilder wird - gemischt mit schneeweißen Pudersand und Limestoneuntergründen, die scharfkantige Löcher von den hereintosenden Wellen und Blowholes hervorgebracht haben - ähnlich wie ich es von Bonaire kenne. Die Küstenlinie ist wesentlich ungezügelter, natürlicher und ungebändigter als die brave Westküste, die dem Festland zugewandt liegt. Im Osten gibt es kilometerlange weiße Strände und fast optimale Surfabschnitte! Einmal jährlich veranstaltet die Insel ein berühmtes Kitesurffestival, dass Kiter aus aller Welt zusammentrommelt und hier Campen und Surfen lässt. Ein Woodstock der Kitesurfer sozusagen. Doch momentan ist es ruhig hier.

So fahre ich weiter und weiter, stoppe hin und wieder, um Halt an einigen traumhaften Strandabschnitten zu machen und mich in die eine oder andere Hängematte zu legen - übrigens ein in Mexiko offizielle etabliertes Wohnmöbelstück. Kein Mensch stört mich, während ich auf das Meer schaue oder einfach nur im Schatten unter dem Verschlag der Strandbar vor mich hindöse. Niemand drängt mir eine Getränk auf oder jagt mich davon, weil ich nichts bestelle. Ist das nicht herrlich entspannt hier ?! Nach ca. 1h entschließe ich mich zur Weiterfahrt - etwas unsicher der Strecke, die noch vor mir lag an meinem einzigen Miettag. Um 5 musste der Roller wieder in der Mietstation sein und ich vorher bei Remco und Marijke im Resort, um den Schlüssen abzugeben und zurück. Damit blieb mir nicht allzuviel Zeit an diesem freien Tag. Also ging ich zur Straße. Plötzlich hörte ich meinen Namen! Ich drehte mich um und sah Alexa am Strand auf mich zukommen. Achnee, bist Du auch hier? Und wo warst Du gestern? Kurz tauschten wir die News aus und ich machte mich wieder auf den Weg. Sie war mit ihrer Tochter und Freunden aus Ungarn unterwegs und ich wollte meine Rundfahrt erleben.



Noch einen weiteren Stop für einen Snack mit einem echt aufdringlichen Kellner - für mexikanische remote-Verhältnisse jedenfalls - und ich erreichte St. Miguel vom Inselinnern aus dem Dschungel. Auf der Geradeausstraße begegnete mir noch eine völlig verwarloste und verängstigte Hündin ohne jegliches Fell mehr an ihrem zerschundenen und von blutenden Wunden übersähten Körper. Ich fuhr an ihr vorbei und traute bei dem Anblick meinen Augen nicht. Sie lief in glühender Hitze mitten auf der Straße mir entgegen und ging auf Abstand, als sie mich erblickte. Was für ein Schock! Ich fuhr weiter und konnte den Blick nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. Ich hielt an. Mein Gewissen verbot mir, einfach weiterzufahren.

Umgedreht und langsam zurückgefahren wollte ich irgendetwas tun, um ihr Leiden zu verkleinern. Doch was konnte ich tun? Mitnehmen war nicht. Sie war so scheu, dass ich sie nie hätte packen können. Das arme Geschöpf. Also entschied ich mich, ihr Wasser zu geben - das einzige was ich tun konnte. Leider hatte ich keine Schüssel oder ein Gefäß dabei, sondern nur meine Flasche. Da sie sich nicht einmal in meine Nähe traute, schüttete ich 3/4 meines Flascheninhalts einfach auf den Asphalt und fuhr ein Stück weiter.

Erst als ich weit genug entfernt war, lief die Kleine und schlappte das Wasser vom Asphalt. Sie war extrem verschreckt und ich wollte mir nicht detailiert vorstellen, was ihr passiert war. Ich fühlte mich nicht wirklich besser als ich wegfuhr, was ja auch nicht Sinn der Sache war, sondern überlegte mir traurig, was ich hätte tun können. Es gibt viele solcher Geschöpfe hier und ich darf in Playa kein Tier halten. Auf die Fähre wäre sie sicher nicht mitgekommen. Also verdrängte ich den Gedanken, dass sie sicher bald sterben würde müssen, wenn ihr keiner helfen würde. Wie traurig....

Frei, Cozumel und Karneval!!



Es kam, wie es kommen musste. Markus schickt mich am Samstag früh als Tourguide nach Cozumel. Der Tag, an dem die Karnevalsparade beginnen und mehrere Tage stattfinden sollte. Der Tag, der als bester Karnevalstag auf Cozumel bekannt war. Juhuuu! Sonntag plante ich sowieso, meinen freien Tag auf der Insel mit einer Rundfahrt um die Insel zu verbringen. Samstag Abend also - nach Feierabend - hatte ich den ersten mexikanischen Karneval vor mir und musste lediglich noch eine Unterkunft finden, damit am nächsten Tag die Rundfahrt folgen konnte - endlich einmal etwas Touriprogramm zwischendurch. Eigentlich war der Plan, mich mit Alexa, einer Kollegin, und ihren Freunden am Ferryterminal zu treffen, um dann gemeinsam auf Unterkunftssuche zu gehen. Sie nahm allerdings die Fähre 2h später als geplant, so dass ich mich allein auf die Suche begab und so ganz schnell bei befreundeten Kollegen zuhause unterkam.

Remco und Marijke bewohnen ein wirklich schönes kleines palapaartiges Dachapartment mit großer Dachterrasse, die einen schönen Blick auf den Dschungel hergab. Sie boten mir ein notdürftiges Bett für den Rest der Nacht nach dem Karnevalsumzug und der Straßenparty an, was ich dankbar annahm. Ich schlief sogar ganz gut auf der ca. 10cm dicken Sitzkissenauflage und in Tüchern aus Bali. Geht alles!! :-). Um 6 Uhr morgens war die Nacht allerdings vorbei, weil Remco und Marijke aufstehen und zur Arbeit mussten. Für mich ermöglichte diese Zeit ebenfalls einen frühen Start in meinen Touritag, so dass ich alles mir vorgenommene auch pünktlich schaffte und um 19.00 wieder zuhause in Playa in meinem Studio ankommen konnte.

Dass dieses Wochenende natürlich nicht den gewünschten Erholungseffekt erzielen konnte, lag 1. auf der Hand und 2. an einer fantastischen Parade durch St. Miguel und einem strammen Cozumelprogramm - begonnen mit der Exkursion für 14 Gäste, weiter über eine limitierte Schlafmenge bis hin zu einem frühen Touritag auf dem Motorroller, mit dem ich die Insel umrundete und dabei noch Gepäck und Wohnungsschlüssel hin und herkutschierte, um rechtzeitig auf der Fähre sein zu können. Doch die Inselrundfahrt entschädigte für alles um ein vielfaches!
Begonnen hatte alles mit der Parade. Remco, Marijjke und ich trafen uns auf dem Weg vom Haus ins Zentrum mit einigen weiteren Kollegen, bis wir ca. 10 oder mehr Personen waren und auf der Quinta von St. Miguel flanierten! In der Tat hatte der Karnevalsumzug einen fast professionellen Charakter! Tänzer auf den Wagen, davor und dahinter sowie sogar Profisalsatänzer und -tänzerinnen boten Ihr Können imposant dar. Es war beeindruckend! Eine typisch zentralamerikanische Karnevalsatmosphäre mit rhythmischen Trommelklängen hüllten die Festnacht ein. Wow, das ist eine Show wert! Mein Ausflug hatte sich bereits gelohnt!

Bestimmt muss man den Mexikanern eines lassen: sie pflegen eine ausgelassene, lockere und fröhliche Art, die sich besonders an Festtagen zeigt. Mein Resümee Mexico im Vergleich zu anderen karibischen Staaten ist schon seit langem recht eindeutig ausgewertet. Freundlich, herzlich, hilfsbereit, fröhlich,gebend, offen und noch einmal fröhlich sowie besonders auffallend in keinster Weise aggressiv stellt sich mir die lokale Kultur dar. Auf den Antillen, die ich bisher besucht hatte, schlug mir hinter einer fröhlichen Fassade oft eine unberechenbare, unterschwellige Aggression entgegen, die schon bei einem kleinen Spaß fast sichtbar wurde. In der Karibik habe ich bereits Kulturen erlebt, die mit Vorsicht zu genießen sind. Nicht so hier in Yucatan, Mexico. Im Gegenteil! Ich bin immer wieder überrascht von dieser lieblichen Art sich zu geben. Eine Seite an Menschlichkeit, die mir in Europa und Deutschland fehlt und die ich von dort nicht kenne. Nicht ein einziges negatives Erlebnis mit den Menschen hier kennzeichnete meinen Aufenthalt in Mexico. Kein Diebstahl, Einbruch, Unsicherheit nachts auf der Straße oder flache Anmache oder anderes aggressives ist mir hier passiert. Dinge, die auf den Inseln wie Bonaire, den Westindischen Inseln und Afrokonzentrierten Gebieten der Karibik zum Alltag gehören. Sicher passieren hier solche Dinge auch - doch ich könnte mir vorstellen, dass sie auf eine andere Art geschehen und mehr hinter verschlossenen Türen. Hier legen die Menschen im Allgemeinen großen Wert auf ein gutes Benehmen in der Öffentlichkeit und ein gutes Auftreten. Daher nehmen wir derartige Situationen wie öffentliche Anschuldigungen oder Aggressionen sicher nicht wirklich wahr. Nur Kleinigkeiten passieren hin und wieder, wie Diskussionen mit Taxifahrern über den Fahrpreis, wenn sie versuchen mehr zu nehmen, als sie dürfen. Einem Streit gehen sie dann meist schnell durch Rückzug aus dem Weg. Ein Verhalten, dass mir auch immer wieder in südlichen Kulturen auffällt.

Anyway, den Karneval beschließen wie gegen Mitternacht auf dem öffentlichen Platz bei einer kubanischen Jazz- und Salsaband und verabschieden uns von der noch größer gewordenen Gruppe. Mir fallen zu diesem Zeitpunkt schon längst beinahe beim Gehen die Augen zu und ich bin froh über den Aufbruch in Richtung Bett, das mir in dieser Nacht wie ein Segen vorkam. Nachts klingelte dann noch glatt das Telefon, weil Alexa sich meldete, die ich den ganzen Abend nicht gesehen hatte. Toll! Verlasse Dich auf andere, bist Du verlassen - manchmal trifft das zu und manchmal wiederum trifft dies nicht zum Glück nicht zu... Vielen Dank, Marijke und Remco!!!

Morgens trete ich aus dem Haus der Beiden und habe bereits den Tagesplan: Zum Chedraui laufen und bei der Scootervermietungsstation einen Scooter für den Tag mieten. Auf dem Weg dahin kam ich durch die Straße, in der sämtliche Karnelvalswagen von der Nacht geparkt waren und auf ihren Einsatz am heutigen Abend warteten. Eine etwas skurile Anmutung gaben die glitzernden Unterwassertiere aus Pappmaschee her und ich hielt sie alle fotografisch fest - für den Fall, dass die Abendfotos den Glanz der Parade nicht angemessen wiedergeben würden.

Neben Schwertfischen, Delfinen, Meerjungfrauen, Schildkröten, Angelfischen und Vögel, gab es Mungos und Phantasiefiguren zu sehen, die alle komplett mit Glitter beklebt und mit hellen bunten Farben überzogen waren. Eigentlich eine recht fröhliche und schöne Sache!

Gegen 9.00 sollte die Anmietstation ihre Pforten öffnen. Super! Zum Glück auch heute im Ausnahmezustand der Karnevalfiesta! Herrlich unkompliziert verläuft das Prozedere. "Bist Du schon mal einen Scoooter gefahren" war die einzige Identifizierung, die ich beim Vermieter mit "ja" bestätigen musste, um mir dann für 250 Pesos Sonderlocalpreis und 500 Pesos Kaution den blauen, etwas ramponierten Roller ausleihen zu dürfen. Das Tachometer war defekt. Das war auch nicht wichtig. Hauptsache die Bremsen und die Blinker funktionierten und die Kiste war vollgetankt. Dass der Rechte Rückspiegel an einem durchgebrochenen Reststück der Plastikhalterung herunterbaumelte, störte auch nicht wirklich. Der Linke war ja noch fest. Eine kurze Runde auf dem Parkplatz und ich hatte meine Fahrkünste erfolgreich präsentiert und belegt. Fröhlich brauste ich durch St. Miguel in Richtung Westküste, um meine Inselumrundung zu beginnen.