Monday, November 23, 2009

IDC Countdown - noch 32 Stunden - 12 tägige Publikationspause

Wenge Stunden vor dem Tauchlehrer-Kurs sortiere ich meine theoretischen Themen, meine 5 Tonnen Unterlagen und Berechnungshilfen von Tauchprofilen sowie Physik als auch meine Tauchausrüstung für die Confined Water Präsentationen.

Aus diesem Grund lege ich hiermit einen Publikationsstop für die nächsten 12 Tage ein und nehme gern viele gedrückte Daumen und positives Karma entgegen, um diese Tage erfolgreich meistern zu können!

Ajo, Tschüss und so weiter......

Sunday, November 22, 2009

2 Monate auf Bonaire - 2 Tage vor dem IDC, eine Riesenschildkröte und eine neue Wohnung

Nach 2 Monaten auf Bonaire habe ich nun plötzlich nur noch 2 volle Tage übrig bis zu meinem IDC Instructor Development Course, der mich zum Open Water Scuba Instructor machen soll und hoffentlich wird! Immerhin lockt die größte und schrägste IE - Party am 6.12., die die Welt je gesehen haben wird und motiviert bestimmt nicht nur mich, sondern auch die anderen 8 Kandidaten! Seit 4 Wochen oder länger habe ich (fast - man soll ja nicht übertreiben und kann ja auch nicht bei diesem Wetter...) täglich gelesen, gerechnet, gelesen, nachgefragt, wieder gelesen, dann nachgelesen, quergelesen, durchgelesen, alte DM-Fragen beantwortet, Kollegen im Shop mit Fragen genervt und wieder weitergelesen. Dabei kann man mir erschwerte Lernbedingungen zugute halten - nicht wegen meiner neu entwickelten Lernschwäche aufgrund von Happy-Hour-Alzheimer oder übermäßigem Pressluftkonsums und brennender Sonne (auch diese Punkte wären dennoch nicht von der Hand zu weisen) - nein vielmehr aufgrund der 85° Celsius heißen Luft in meinem Hinterkneipenwohnloch, die ich durch meinen rasenmäherlauten Standventilator vor dem Stillstand bewahre und so meinen Tod durch Ersticken bisher habe vermeiden können. Aber für 250 Euro im Monat scheint mir mein "Leid" ertragbar.;-). Darin aber konzentriert arbeiten zu können, grenzt fasst ans Unmögliche. Aber andere Orte, andere Bedingungen und andere Anpassungsfähigkeiten. Es ging also irgendwie und ich habe inzwischen das Gefühl, doch einiges an Tauchtheorie verinnerlicht zu haben. Jetzt flehe ich noch meine Kurzzeitgehirnzelle an, neu erfahrenes an die noch schlafende Langzeitgehirnzelle zu schieben, damit die Antworten dann auch die Prüfungsbögen erreichen können.... Wie Tommy schon gesagt hat: die Hoffnung stirbt zuletzt ;-).
Toll, das ist einer seiner üblichen Scherze, um meine Nervosität noch zu erhöhen - kann er gut, aber ich weiß diese zu nehmen und kann immer mitlachen. Aber im Ernst, diese Prüfung ist nicht ohne und ich fühle mich zwischendurch nervöser als im Studium (da war ich auch 10 Jahre jünger und nervlich stabiler ;o)).

Mit diesem Herrn Tommy war ich nun endlich im Wasser, um Skills zu üben. Die Sache hat eine halbe Stunde gedauert, in der er locker flockig und fröhlich wie immer meine Unterwasserpräsentation der wichtigsten Skills beurteilt hat und ich einiges nachjustieren musste/konnte hinsichtlich fehlender PADI-Vorgaben oder Details bzw. hinsichtlich übertriebender Genauigkeit, auf die es gar nicht ankommt. Als Course Director übernimmt er die PADI Standards einfach 1 zu 1 und diskutiert darüber nicht. Andererseits lehrt er auch Freiheiten durch Details, die nicht vorgeschrieben sind und sich jeder Tauchlehrer nach Belieben gestalten kann. Alles klingt für mich gut nachvollziehbar und macht auch Spaß, weil dieses System trotz PADI Rahmen eine gewisse Gestaltungsfreiheit lässt und ich durch Tommy's lockere Art die Skills ebenso entspannt durchführen kann und für Abweichungen keinerlei Kritik erhalte, sondern lediglich total nette aber bestimmte Hinweise, was und warum dies oder jenes so sein soll und nicht so. Super! Was will man mehr? So macht's Spaß! Super gelaunt kam ich mit ihm aus dem Wasser gestiegen in Vorfreude auf das was als nächstes kommen sollte: Happy Hor mit Mehrblick! Zurück im Shop hieß es nur noch umziehen, abschließen und ab ins City Café! Man kann ja auch nicht immer lernen...

Eine Riesenschildkröte!

Am Samstag können Dik und ich zum Spaß mit zu einem Bootstauchgang. DJ Shrek (Tauchlehrer nebenbei oder DJ nebenbei) hat 2 Schüler für den AOWD und noch viel Platz auf Edwin's Boot. Tommy hatte uns gefragt, ob wir mitgehen wollen. Was für eine Frage!! JJJAAAA!!! Es ist ein großartiger Tag! Sogar das Boot darf ich fahren - seit 15 Jahren steuere ich endlich wieder ein Motorboot! Als die Wellen wegen erhöhten Windaufkommens zu hoch werden, übernimmt Edwin wieder das Ruder und wir donnern über die karibische See bis nach Klein Bonaire. Auf dessen Nordwestseite ist die See ruhiger und wir machen an der Tauchplatz Boje von Karl's Hill fest. Dik und ich sind unabhängig und machen uns fertig, um vor den anderen so bald wie möglich tauchen gehen zu können. Edwin möchte heute nicht mit runter.
Dik rollt vorwärts ins Wasser und ich rückwärts hinterher. Er muss immer eine kleine Verrücktheit einbauen....Gutgelaunt tauchen wir ab in Richtung angepeilter Steilwand.

Edwin hat uns nicht zuviel versprochen. Aus meiner Sicht ist sie sehr schön und auch etwas anderes als die Tauchplätze, die ich von Bonaire kenne. Spektakuläre Felsformationen stellen sich im durchscheinenden Sonnenlicht für uns auf. Meine Kamera ist mit uns. Bilder stelle ich hier ein sobald ich es schaffe. Nach ca. 35 min schaue ich nach unten auf den Riffabhang und sehe ein recht großes Fischexemplar, welches ich bisher nur in kleiner Ausgabe gesehen habe. Wow! Ich deute Dik die Blickrichtung und er folgt meinem Finger...und kriegt dann riesige Augen! Na so beeindruckend ist der Fischli nun auch nicht, Herzchen. Er macht Zeichen, wir müssen fotografieren. Ja will ich doch und drehe mich in seine Blickrichtung. Dann sehe ich den Grund für seine Begeisterung. Vor dem gemeinten Fisch liegt eine recht große Schildkröte gemütlich am Hang und döst. 1m Länge ist hier gar nichts. Dik will fotografieren und ich reiche ihm direkt meine Kamera auf sein Zeichen. Als Filmer kann er erstens bessere Fotos machen als ich und hat zweitens die Erfahrung unter Wasser, dass die Viecher nicht gleich wegschwimmen, wenn man sich ihnen nähert. Außerdem bin ich schon auf 33 Metern und überlasse ihm das weitere absteigen. Er kennt die 60m und geht jetzt auf Schildkrötentiefe von 37. Ein wunderbares Schauspiel. Dik liegt im 90° Winkel neben der Schildkröte und schaut ihr oder ihm in die Augen - mit der Kamera vor dem Gesicht. Das Kerlchen mit den 4 Schwimmflossen und dem Panzer fängt nach 1-2 Minuten an, nach Kopfbewegungen auch behäbig den Rumpf zu bewegen. Dik hält drauf - aber behutsam - schwebt im Wasser vor diesem Tier und fotografiert. Nach 5min entscheidet unser Highlight des Tages, sich zu verabschieden, hebt sich drehend vom Riffboden, wendet nach links und kehrt uns dann den rücken, während es majestetisch schwimmend im Tiefblau des Meeres verschwindet. Ich stehe über der Szenerie und bin total beeindruckt! Was für ein schöner Anblick das war!

Dik kommt zurück - große, freudige Augen kommen mir entgegen - und wir deuten uns das Doppel OK für superirremegaklasseüberfliegermäßigwunderbar und setzen unseren Tauchgang fort. Diese Begegnung soll das Ereignis des Tages sein. Danach sehen wir noch ein beachtliches Morännexemplar und einige schöne Riffformationen. Ich lerne nach anderem weniger offensichtlich sichtbarem Getier zu schauen und lasse meinen Buddy die Fotografiererei. In der Nähe unsere Bootes tauchen wir noch eine Weile auf 10 Metern herum, währenddessen ich plötzlich offensichtlich gut als Fotomotiv diene und mir die Korallenwelt etwas genauer ansehe. Wunderbarerweise haben wir ja einfach nur Zeit und keinen Guiding-Druck. Nach 65 Minuten totaler Unterwasserentspannung und Unterwasserschönheit sowie verbleibenden 80bar deutet Dik mir den Aufstieg und ich folge seufzend zur Oberfläche. Mit einem breiten Lächeln schaukeln wir in den Wellen und klettern völlig und nochmal völlig entspannt zu Edwin ins Boot. Was für ein vollkommenes Taucherlebnis war das?!?!

Eine neue Wohnung

Ja es ist geschafft! Ich habe eine neue und dazu noch schöne Bleibe im Hamlet Oasis - dem IDC Gelände - gefunden. Ein neues Resort-Haus, in dem ich ein Studio von 2 Jungs miete, die in einem Restaurant arbeiten. Die Wohnung hat ein separates Bad, kleine Kochzeile, separate Terrasse und Eingang und bietet draußen Platz für meine Hängematte, die ich noch kaufen werden! Das Haus selbst hat noch ein weiteres Schlafzimmer der Jungs, ein Wohnzimmer für uns alle, eine große Terrasse und Küche ebenfalls für uns alle. On Top kommt der Resort-Pool, den wir selbstverständlich nutzen können plus Internetverbindung for free! Dafür radle ich allerdings 15min länger zu Div'Ocean als bisher. Aber dieses Haus, die Helligkeit und Möglichkeit, die Temperatur herunterzuregeln sind Grund genug, diesen täglichen Weg auf mich zu nehmen :-).

So, und mit dieser Info verabschiede ich mich nun in meinen Countdown zum IDC! Morgen nutze ich noch weitere letzte Vorbereitungsstunden und ziehe am Mittwoch dann ins Schlachtfeld! Oh je......

Sunday, November 15, 2009

Mein guter Job und mein neuer alter Lieblingskollege

Am Samstag nach unserem schönen Tauchgang fahren Dik und ich nachhause und wir nehmen uns vor, nicht mehr auszugehen. Ich mache es mir in meiner bescheidenen Behausung gemütlich und freue mich auf einen nachdenklichen Abend. Plötzlich ertönt mein Handy. Lisette! Ob ich noch wie geplant mit ihr und Tommy im Bambu essengehen will? Na klar, erwidere ich und vergesse den ruhigen Abend. Denn Neuigkeitn aus Florida vom lustigen Tommy sind es immer wert nocheinmal loszugehen. Nach einer kalten Dusche und einer mittelschweren Aufbretzelaktion schaukle ich im Pickup an der Küstenstraße entlang und biege hinter dem Bambu links ein um zu parken. Da sitzensie ja schon! Hallloooo!!! Ich winke Tommy zu, der freudig zurückwinkt.

Am Tisch angekommen erreicht mich jedoch eine etwas gedrückte Stimmung am Tisch durch einen übermüdeten Heimkehrer und seiner bedrückten Freundin. Hmm, das kann ja heiter werden oder auch nicht. Im Verlauf des Abends finde wir aber doch die eine oder andere Auflockerung. Doch Tommy macht einen unzufriedenen Eindruck. Er schwärmt ständig vom schönen Florida, was ich ja nun auch kenne und so gar nicht als toll nachvollziehen kann. Aber nun gut, wir quatschen, planen und essen dabei ein hervorragendes 2 Gänge Diner mit Wein und Bier kombiniert. Am nächsten Tag habe ich nach langer Zeit mal wieder einen freien Tag, den ich auch dringend zum Schlafen benötige nach den fast 2 durchgearbeiteten Wochen, in denen ich täglich um 6.45 Uhr aufstehe. Müde wird man trotz eines schönen Jobs....

Es ist die Woche in der mir Tommy sagen wird, was er über meine verbleibende Zeit auf Bonaire so denkt. Heute Abend geschieht noch nichts. Am Sonntag sehen wir uns nicht und ich warte gespannt den Montag ab. Der Tag an dem Dik bei Div'Ocean erscheint, um mit Tommy Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu besprechen. Ich schicke die beiden auf die Terrasse, damit sie sich allein austauschen können und nicht vom Shopgeschehen unterbrochen werden. Riesig würde ich mich freuen, wenn es tatsächlich zu einer Einigung kommt und ich Dik wieder als Kollegen zurückgewinne - den einzigen, den ich nach meinem Weggang bei den Tropikanern richtig vermisst habe.

Und es klappt! Strahlend und scherzend kommen die beiden nach einer geschlagenen Stunde zurück nach drinnen und Tommy eröffnet mir grinsend die Nachricht, dass wir jetzt 3 sind. Ja! Super!!! Dik soll nach etwas Erholung erst Mittwoch kommen, um Donnerstag den Kurs für 2 holländische OWDler beginnen zu können. Er will aber schon Dienstag kommen, um sich schon einmal alles zeigen zu lassen und zu schauen, wie die Dinge bei uns laufen. Zum Glück ist das bei uns total unkompliziert :-)! Am Dienstag hat Tommy frei und ich bin morgens allein. Gegen 9.00 kommt mein neuer alter Kollege zur Tür herein geschlurft und es ist einfach schön.

Mittwoch lädt Tomy uns zur Happy Hour ins City Café ein, wo wir schon oft saßen und das eine oder andere Bier vor, während und nach dem Sonnenuntergang auf dem Meer vernichtet haben. Heute soll wieder ein besonderer Abend werden. Im City Café steppt der Bär und wir tauschen lustige Geschichten aus. Eine lebhafte Runde löst die nächste ab. Inzwischen ist Dik gegangen, Martin und Tommy und ich sitzen fast allein um den hohen Holztisch auf gegenüberliegenden Barhockern. Dann kommt's! Was denn jetzt so meine Planungen sind, will er wissen. Ich fange beim IDC an, gehe über die BOOT im Januar und höre mit einem Fragezeichen für die Zeit danach auf. Ja also, meint Tommy, ich wisse ja, dass sein nächster Kandidat ja erst im April kommt und ich, wenn ich denn nun wolle, gern die Zeit bis dahin weiter für ihn arbeiten kann! WAAASSS??? Höre ich richtig? Mein Wunsch hatte sich erfüllt?? Ich strahle und bekunde mein JAAAA supergern! Denn wer gibt schon eine so gute Zeit freiwillig vor dem notwendigen Ende auf? Und 3 Monate oder 4 sind ja wirklich nicht lang. Außerdem kann ich so dem heimischen Winter entfliehen und erst im Frühling zurückgehen. Das ist immernoch früh genug! Ich kann es noch nicht fassen. Das ist ein Erfolg! Die Dinge fürgen sich eines nach dem anderen zum guten und werden immer besser!

Mit Dik bei Red Slave… dem letzten Tauchspot an der Südwestküste

Freitag vereinbaren Dik und ich, dass er nach der Arbeit sein Equipment zu mir in den Shop hängen kann, um dies nicht nachhause tragen zu müssen. Immerhin gehen wir Samstag sowieso tauchen. Dafür würde ich den Shop einfach länger offen halten und warten. Aber später simst er mir, dass ich nicht zu warten brauche und er vorerst alles in sein Apartment bringt und wir uns abends im City Café treffen. Natürlich muss man es feiern, den letzten Arbeitstag endlich überstanden zu haben!



Am nächsten Tag schließe ich den Shop gegen 15.00 Uhr, lade mein zusammenbebautes Equipment auf den Pickup, schlupfe in meinen Waterproof-Anzug und fahre in die Kaya Ingleterra. Kaum in der Wohnung ein freudiges Hallo - eröffnet mir Dik, er habe versucht mich anzurufen, damit ich noch Blei mit Gurt mitbringe - beides hatte er vergessen. Mein Guter - das habe ich mir schon gedacht und ich entsprechend einfach je 2 2-, 3- und 4 Pfund–Stücke aufgeladen, damit Du Dir Deine passenden Gewichte aussuchen kannst! Hättste nicht gedacht, gell?!

Fröhlich laden wir den Rest auf den Pickup und fahren der Südspitze dieser Baum verlassenen Insel entgegen. Es ist ein besonderer Tag und wird ein besonderer Tauchgang werden, weil die Atmosphäre zwischen uns einfach ganz besonders ist. Nach ca. 15min erreichen wir die ersten ehemaligen Sklavenhütten an der Küste, die ganz weiß getüncht sind. Das ist erst White Slave, auf einer vorgelagerten Inselspitze für der Südspitze gelegen. Die Straße ist nur noch einspurig und verläuft zwischen Mangrovenhainen in Süßwasserseen, die links und rechts die Straße säumen und auf der Strandseite nur durch das Korallengeröll vom Meer getrennt werden. Im Prinzip fahren wir auf direkter Meereshöhe. Nach starken Regenschauern sind diese Gebiete immer größtenteils geflutet, obwohl die Straße immernoch befahrbar bleibt. Vorbei an der Meerwasserentsalzungsanlage durch die Wasserbedeckten Salz- und Mangrovenfeldern mit herabsinkender Sonne zu unserer rechten bringt uns der abgewetzte grüne Div'Ocean Pickup mit schnurrendem Motor sicher an unseren angepeilten Tauchspot.

Schon von weitem erblicken wir die rotbraunen 1 Zimmer Steinhütten, die eher an vergrößerte Hundehütten von ungefähr 2,5m² Grundfläche erinnern als an eine ehemals bewohnbare Behausung. Doch seit wann durften Sklaven wohnen? Sie wurden einst in die Steinhütten gepfercht und auf dem davorliegenden Platz weiterverkauft. Ich parke den Pickup und wir inspizieren den Blick auf das Meer! Die Wellen sind an diesem Inselende schon etwas bewegter als weiter nördlich gelegen, weil die rauhere Ostküstenbrandung nur noch 2 Minuten von uns entfernt liegt. Dann lass uns mal ins Wasser springen oder? :-)
Aufgerödelt - wie man bei uns in Berlin sagt - laufen wir den Abhang hinunter in die heranrollenden Wellen hinein bis das Wasser uns an die Oberschenkel schlägt. Dies ist die richtige Tiefe, in der wir uns auf den Rücken in die Wogen legen, um uns bequem die Flossen anziehen und die Maske vor das Gesicht setzen können. Der Weg zur Boje ist gute 150m weit, was auf Bonaire oft üblich ist, wenn die Riffkante erst dann beginnt. Auf dem Weg zur Markierungsboje drück uns der Südostwind immer nach links, so dass wir fast doppelt so lang in einem Bogen zur Boje schwimmen. Doch hier angekommen freuen wir uns auf unseren gemeinsamen Tauchgang und signalisieren den Abstieg. Diesmal geht Dik langsam mit mir zusammen runter und wir tauchen gemeinsam ab und am Riff hinunter. Das erste Mal habe ich heute für diesen privaten Tauchgang meine neue Kamera dabei, um weitere Erfahrungen mit ihren Einstellungen, Lichtempfindlichkeit und Handhabung zu sammeln. An gute Bildkompostionen ist noch gar nicht zu denken...

Vorerst gehe ich jedoch ganz gemütlich mit meinem Buddy tiefer, um ersteinmal "meine harmonische Mitte " im Wasser zu finden - eine Grundvoraussetzung auch für das Fotografieren. Bewusst denke ich auch an die letzten Erlebnisse mit dem manchmal noch aufkommenden Engegefühl und den kleinen Paniken. Kurze Äußerungen dieses Gefühls kommen auch diesmal wieder auf, aber ich habe es inzwischen geschafft, diese wegzudenken und ruhig zu atmen. Ich habe die Situation nun im Griff und kann im Falle des Falles rational reagieren. Die Gespräche mit meinen lieben Freunden über solche Vorkommnisse und ihre eigenen ähnlichen oder sogar brenzeligen Erfahrungen haben mir sehr geholfen. Kleinigkeit, die in den Griff zu bekommen ist :-)!

Ich lasse mich neben Dik von den Unterwasserwogen langsam über die Rifflandschaft wiegen und genieße die Anblicke von kleinen bunten Fischen und Korallengärten. Leider begegnet uns kein Rochen, keine Schildkröte oder anderes seltenes, was jeden Tauchgang zur Krönung des Moments werden lässt. Doch einige Fischschwärme und eine uns noch unbekannte Topografie erfüllt diese Stunde im Meer mit Freude. Mit meiner Kamera werde ich noch viele Testbilder machen müssen, um ihre Funktionen vollständig erfasst zu haben. Auch die Blitzlichthelligkeiten agieren derzeit noch suboptimal und ich versuche verschiedene Reglervarianten, die das Licht weniger gleißend erscheinen lassen. Ich möchte nicht für die Erblindung ganzer Riffschwärme verantwortlich sein...





Irgendwann - für meinen Luftvorrat etwas zu früh, denk ich - gibt Dik das Signal zur Umkehr. Na gut.... Im Flachwasser angekommen sehe ich jedoch, dass ich schon bei fast 50bar angekommen bin und ich somit keine Luft verschwende, wenn wir nun nach 60min gemütlich austauchen. An der Wasseroberfläche empfängt uns ein beginnender Sonnenuntergang
und ich fühle mich unendlich entspannt. Welch schönes Licht! Kein Wort wäre jetzt das richtige und wir lassen uns genüsslich zum Strand tragen. Oben schauen wir noch einige Zeit nach auf das golden schillernde Meer und ich wünsche mir, solche Momente jeden Tag haben zu können. Es ist eine ganz besondere Stimmung. Zurück im Pickup steuere ich das Auto halb so schnell wie auf der Hinfahrt. Ein Blick in den Sonnenuntergang - ein Blick auf die Straße - dabei eine Getränkedose von meinem Sitznachbarn bekommend und herüberreichend. Wir sind ganz ruhig an dieses frühen Abend und ich fühle noch lange nach. So wünsche ich mir meine Tauchgänge immer...

Organisieren und freudige Überraschung!

Meine Exklusivtauchgänge für einen KLM-Ehemann inkl. eines Scuba Reviews sind gut verlaufen und ich widme mich wieder meiner Shopgestaltung und erledige soviel wie es geht, weil ich Tommy mit einem fertigen Shop überraschen will, wenn er aus Florida wiederkommt. Somit verwandelt sich die letzte freie Wand in ein sattes, gewischtes DAN und PADI Rot und vervollkommne die bunte Farbkombination von Wisch-Orange an der gegenüberliegenden Seite, das durch ein kühles Wisch-Meertürkis gebrochen wird und im an die Wasserterrasse angeschlossenen in Wischhellblau gehaltenen Schulungsraum beruhigend aufgelöst wird. Ein fröhlicher Tauchshop erfährt stetig positive Resonanz und zieht mehr Betrachter an! Ein gelungenes Projekt! Und wodurch? Freiheit – Freiheit im Tun. Kein Konzept, keine anstrengenden Besprechungen, keine Hierarchien, keine Verzögerungen oder andere nervige Barrieren. Motto: Gefühl – Wunsch – Idee – Umsetzen – Freude. Und wieder muss ich sagen: Das Leben könnte so einfach sein! Danke Tommy für Deine lockere Art und Dein Vertrauen und dafür, dass Du über Deine Herkunft hinweggekommen bist und von allen hier als Holländer angesehen wirst ;-). Was ein Qualitätssiegel von Bewunderung und Dankbarkeit dafür ist, keinerlei diktatorische, besserwisserische und unsichere Anflüge im Blut zu haben und ausleben zu müssen, die den Bewohnern aus dem Land der besten Autos und größten Bierbäuchen meistens sehr stark zueigen ist. Und das obwohl Du aus Bayern-Schwaben stammst ;o)!

Donnerstag – 3 Tage vor Tommys Rückkehr – erklingt plötzlich wieder einmal der SMS-Ton meines Handy’s. Ich vermute von gegenüber. Richtig: Dik. „Ich habe gekündigt“ muss ich lesen und setze mich ersteinmal total überrascht auf den wackligen Stuhl hinter den Tresen, wo ich mein Notbook aufgebaut habe und in erreichbarem Radius Zugang zu allen wichtigen Unterlagen und anderem Material der Tauchschule habe – die Schaltzentrale von Div’Ocean sozusagen. Dik hat bei den Tropical Divioten gekündigt! Hätte ich nicht gedacht. Er muss wirklich die Nase so voll gehabt haben, dass es nicht mehr ging. Ok, ich überlege. Er will bestimmt quatschen. Außerdem platze ich vor Neugier! Da ich ihn noch drüben vermute, rufe ich nicht an, sondern simse zurück, ob er zum Kaffee und zum Plauschen über die Straße zu mir kommen möchte. Doch er arbeitet noch den Donnerstag und den Freitag und ist danach erst frei. Hut ab, Dik! Ich wäre wohl gleich gegangen. Er beendet noch seinen Job ordnungsgemäß, so dass es für beide Seiten fair abläuft. Also verabreden wir uns für abends nach seiner Arbeit in seiner Wohnung, um dann zu reden.

Nach Feierabend fahre ich direkt ins „Warehouse“ und kaufe eine Flasche Prosecco, die erstmal 2h in mein Eisfach wandert, bis es Zeit ist aufzubrechen. Als Dik Feierabend hat, bin ich soweit, habe noch eine Verabredung bei Lee wegen des Shop-PC’s (mit Martin, den ich dank seiner kleinen Schwärmerei für mich schnell überzeugen konnte, den PC mit nachhause zu nehmen und dort durchzuchecken) und fahre dann mit meiner Proseccoflasche rüber zu Dik. Er wirkt noch gar nicht so glücklich wie ich erwartet hatte, denn erleichtert ist er erst, wenn er den morgigen Tag hinter sich gebracht hat. Also zücke ich das Fläschchen und wir trinken auf seine gute und richtige Entscheidung für ein besseres Tauchlehrerleben. Die Freude über diese Geste ist ihm anzusehen und er wird lockerer und fröhlich. Es scheint, dass er erstmal eine Weile braucht, um wieder das wahre Licht der Welt erblicken zu können. Na, da kann ihm doch geholfen werden :-). An diesem Abend vertiefen wir Ideen, was er jetzt machen kann und Möglichkeiten, irgendwie auch erstmal für Tommy zu arbeiten. Angedacht hatten wir das ja schon und Tommy hat auch schon positive Signale gegeben. Ich denke, das könnte klappen!!

8 Tage ohne Tommy und ich guide, richte den Shop her und besorge einen PC-Menschen

8 Tage ohne Tommy im Shop heißt für mich, Tauchgäste einzubuchen und Tauchgänge zu planen – sofern Leute in die versteckte Ecke seiner neu übernommenen Tauchschule finden. Die Anzahl steigt stetig an, da einige seine Werbung auf der KLM Website lesen und sich den Firmenrabatt von Flugbegleitern und Piloten bei uns zunutze machen möchten. Umso praktischer, dass sie direkt nebenan im Plaza Resort untergebracht sind und somit zu Fuß den Weg zu uns finden.

Neben möglichen Tauchgängen bin ich immer noch dabei, den Shop weiter auszugestalten mit den Farben meiner Wahl und den Ideen, die wir entweder schon besprochen haben oder die ich einfach witzig finde. In dieser Umgebung in dieser schönen Alltagsatmosphäre genießen diese freien Lauf und dürfen auch vollends ausgelebt werden :-). Eine ganz neue Erfahrung, die ich im strikten Heimatländle noch nie wirklich machen durfte. Die Freiheit bei Tommy und Div’Ocean erscheint mir fast grenzenlos und ich fühle mich pudelwohl! So einfach kann es im Job laufen – liebes knauseriges und verkrampftes Deutschland! Ist ganz einfach – lass die Menschen los und sie tragen Dich zu neuen Horizonten!

Auch anderes organisatorisches steht für mich auf dem Plan: den Shop – PC zum Leben zu erwecken, der mir am 2. Alleintag direkt endgültig den Geist aufgegeben hat, sowie Getränke für uns und die Gäste zu besorgen – im Gegensatz zu Tropical Diver müssen unsere Tauchgäste nicht verdursten oder werden ins Freigelände zum Genießen von lebensnotwendiger Flüssigkeitszufuhr verbannt – nein sie dürfen auf unseren bequemen Sesseln, Stühlen oder Bänken Platz nehmen und bekommen ihren Kaffee nach Wahl, Wasser oder andere Softgetränke am Tisch von uns serviert.

Ausgestattet mit Tauchschul-Pickup, Schlüsseln und Alarmaanlange sowie Zugängen zu Finanzen und Safe übernehme ich den Laden und walte meines Amtes. An ein solches Leben kann ich mich wirklich gewöhnen. Sowohl mit Tommy als auch selbstständig im Shop macht es Spaß und ich lebe eine Freiheit in der Karibik, die ich mir in Berlin noch nicht vorstellen konnte und auf die ich nicht zu hoffen gewagt hätte. Mittlerweile erscheint mir der Verlauf der Dinge die Antwort auf mein heimisches Unwohlsein in der tägliches Enge von Schwerfälligkeit, Kompliziertheit, Geldmangel, noch trägeren Auftragsmöglichkeiten und Schwätzern, die einen mit Versprechungen zutexten, auf die nie etwas folgt. So gesehen und in vielerlei Hinsicht erhole ich mich bestens von all diesem – trotz eines oft langen Tages im Shop. Das Geheimnis ist: ich merke noch nicht einmal, dass ich arbeite. Mir fällt es daher auch nicht leicht, dieses Begriff hier überhaupt zu verwenden, weil ich Arbeit immer mit leiden müssen verbunden habe. Dieser Kausalzusammenhang erfährt auf meinem neuen Bonaire seine Auflösung.

Zwischen meinen nun also harten täglichen Arbeitsstunden bin ich mit Dik in Kontakt, der gegenüber bei den Tropical Divers leidet und ziemlich abgefüttert von denen ist. Diese Basis hatte mich schon nach 1,5 Wochen abgeschreckt, weil sie unter die Führungskategorie "Deutschland vor 70" Jahren fällt und atmosphärisch so vergiftet ist, dass es dort nur Menschen aushalten, die ähnlich grässlich gestrickt sind. Nach mir also geht es Dik inzwischen auch schlecht dort, nachdem er schon 3 Monate aushält, und freut sich über jede positive Abwechselung oder entspannende Tauchgänge. Also planen wir nach unserem letzten Wochenendtauchgang auch für das kommende wieder eine Entdeckungstour ein. Darauf freue ich mich schon sehr, weil ich unter anderem seine beruhigende Art und Erfahrung unter Wasser sowie von seinen Weltreisen sehr schätze und außerordentlich interessant finde. Daneben komme ich mir manchmal etwas klein vor und bin immer ganz überrascht, wie offen und aufmerksam er meinen Reiseerlebnissen und Erzählungen über besuchte Orte, Freunde und Ansichten zuhört. Keinerlei Allwissenheitssyndrom oder Machogehabe durch sein Globetrotterdasein stören unsere Konversationen wie ich es mit vielen anderen männlichen Gesprächspartnern erlebe. Eher sind unsere Momente durch Offenheit, Entspanntheit, Witz und Interesse gekennzeichnet, so dass ich mich in diesen Gesprächen sehr wohl fühle. Eine gute Voraussetzung, um zusammen tauchen zu gehen. :-)

Mit kleinen Schritten aber brennender Sohle dem IDC entgegen

Eigentlich ist es für mich derzeit noch ein Stolpern über ein heilloses Durcheinander an Informationen, das ich versuche noch bis zum 25.11. - dem Starttermin des PADI November IDC 2009 - in meinen Kopf zu lesen und möglichst so zu platzieren, dass ich die Inhalte nicht gleich wieder vergesse. Inseltemperaturen, Ablenkungen, alltägliche Barrieren und Unsicherheiten bezüglich meiner Prüfungsbereitschaft begünstigen meinen über Stock-und-Stein-Lauf zusätzlich. Mittlerweile gelingt es mir jedoch abzuschalten, mich vor die Unterlagen zu setzen und in ganzen Zeitabschnitten zu lernen. Obwohl ich nicht das Gefühl habe, dass mein Überblick wächst und sich meine gefühlte Unwissenheit von -80 irgendwie verringert. Täglich fällt mir ein, in welchen Bereichen ich mich noch vorzubereiten habe und realisiere nur partiell das heutige Datum vom mittlerweile 8.11.09. Anfangs kam es mir nicht so vor, aber die Zeit ist bisher nur so verflogen, so dass ich ganz überrascht bin, so kurz vor dem IDC zu stehen. Ist wie Weihnachten, das auch jedes Jahr immer ganz plötzlich vor der Tür steht…

Friday, November 13, 2009

Die neue Kamera ist da!

Unglaublich aber wahr! Nach zahlreichen emails zwischen mir, dem Lieferanten und UPS USA, Curacao und Bonaire wurde nach ca. 3,5 Wochen endlich meine neue SEALIFE DC 1000 geliefert - der brandneue Nachfolger der DC 800, die ich kurz nach meiner Ankunft auf Bonaire beim Einstieg ins Wassergeflutet hatte. Freudig unterschreibe ich die Lieferpapiere, zahle den Zoll und reiße den Karton auf! Da ist sie - die Kamera, das passende neue Gehäuse und sämtliches Zubehör. Nun muss das Ganze nur noch zu meinem externen Blitzlicht passen, bevor ich die Kamera zum Einsatz bringen kann. Es ist Montag morgen und mein Kunde kommt bald in den Shop. Also nehme ich mir die Montage für den Abend vor und visiere insgeheim einn Test die nächsten Tage an - auch wenn ich mit einem Gast unterwegs sein werde.

Patrick hat seinen OWD vor 8 Jahren gemacht, verbucht ca. 9 Tauchgänge in seinem Logbuch und will nun wieder mit seinem einstigen Hobby fortfahren. In diesem Fall bereite ich mich also auf einen Scuba Review mit ihm vor und hatte am Sonntag bereits 3 weitere Folgetauchgänge unter meiner Leitung mit ihm vereinbart. Es ist immer Luxus pur, nur mit einem Tauchgast auf Tour zugehen, weil man sich voll und ganz den Bedürfnissen dieses Menschen unter Wasser und seinen Fragen widmen kann. Außerdem muss ich nur auf ihn als mein Buddy achten und nicht andere Taucher im Auge behalten. Etwas aufgeregt bin ich natürlich, hatte jedoch noch von meinem letzten Scuba Review das Prozedere im Kopf. Ich werde soweit wie möglich alle Skills mit ihm durchgehen und danach gleich einen Tauchgang mit ihm durchführen. Die Reihenfolge der Skills in eine logische und realistisch durchführbare auf meiner Skill Evaluation Tafel hatte ich ebenfalls schon vor einiger Zeit geändert. Theoretisches über diesen Kurs habe ich zur IDC Vorbereitung ebenfalls schon gelesen und somit in meiner letzten noch funktionierenden Gehirnzelle auf Abruf programmiert.

Patrick ist ein ganz netter und ruhiger Typ, der ein wenig unter der Führung seiner Frau steht, die sogar sein Haftungsaussschlussformular und das "Walk-in"-Dokument der Tauchschule für ihn ausfüllt. Sprachbarrieren heißt es. Sein Englisch steht auf einem sehr grundsätzlichem Niveau, ist aber kein Problem, wie ich später allein mit ihm feststelle. Er ist in der Lage, zu beschreiben, was er meint, solange ich das richtige errate. Und das klappt meistens recht gut! :-)

Somit istalso schnell alle Unsicherheit überwunden und er legt zu 95% hervorragende Skills hin, nachdem ich sie ihm nocheinmal vorgeführt habe. Es kann ja sein, dass er sie nicht mehr weiß. So jedenfalls glänzt er durch korrekte Ausführung, Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit. Nur der CESA (KSNA) gelingt beim besten Willen nicht. Der Atemzug hält gerade mal 1,50m und ich breche die Übung nach 10min Probieren und Erklären ab. Dann muss eben theoretisches Wissen darüber reichen. Er ist ja bereits brevtiert. Aus dem Wasser heraskommend ist es so brennend heiß, dass wir uns schleunigst entquippen und ins Auto steigen. Seine Frau folgt uns in ihrem Mietwagen auf Schritt und Tritt heute und morgen. Sie ist auch nett und wohl sehr fürsorglich.

Später am Nachmittag wie am folgenden Tag setzen wir unsere Exkursion fort und gehen nach Something Special, wo das erste Mal der verrufene Feuerfisch entdeckt worden ist. Erst waren es 1, dann 3 und inzwischen verbucht Bonaire 9 gesichtete. Die Panik ist groß und das Marine Park setzt eine großangelgte "Jagd" nach dem schönen Geschöpf an, dass in Ägypten und Asien heimisch ist, nicht aber in der Karibik. Hier hat er angeblich keinen natürlichen Feind und frist die unwissenden Rifffische weg, bis keine anderen mehr da sind. So die Theorie. ich frage mich nur, was der Gute macht, wenn er alles kahlgefressen hat...? Wieviel kann ein solch kleiner Fisch überhaupt am Tag fressen und wie schnell vermehrt er sich und so weiter und so weiter. Jedenfalls Bonaire steht seinetwegen Kopf und zählt fleißig. Was mit den entdeckten Exemplaren geschieht, kann man nur vermuten......

An unseren 2. Tauchtag führe ich Patrick nach Angel City und Pink Beach, dem einzigen Strand (Geröllanhäufung vor Steinufer) mit Palmen - ca. 9 in brav gleichmäßigen ca. 10m Abständen angepflanzten Palmen, die keinerlei Schatten spenden und bestens die Sehnsucht nach tropischen Wäldern weckt.

Alles läuft gut. Patrick klebt an mir als Buddy, als ob wir eine Sicht von 1m hätten. Ich kenne dies ja gut und freue mich, mit einem Europäer tauchen zu können - jemand der das Buddysystem verstanden hat bzw. den Sinn und die Wichtigkeit davon. Nur etwas mehr Bewegungsfreiheit wäre mir manchmal lieber. Andererseits fühle und hör ich ihn immer in der Zeit, in der ich mich nicht nach ihm umdrehe oder zuwende. Bei Pink Beach - eigentlich sollte ich jetzt umdrehen, weil er schon bei 100bar ist, sehe ich vor mir eine Leine auf dem Riff liegen. Sie verschwindet in ca. 40m Entfernung im Blau Richtung Norden der Küste zulaufend.

Das kann ich so nicht stehen lassen. Ich gehe runter ans Ende und sammle es auf.

Saturday, November 07, 2009

Fishermen's Hut und Delphine

Am Samstag Nachmittag - mein erster Tag allein im Tauchladen, weil Tommy für 8 Tage auf die DEMA nach Florida zum Course Director update geflogen ist - nach Feierabend so gegen 15.00 Uhr starten Dik, Eduart und ich zum Tauchplatz Fischermen's Hut. Ed wird auf Bonaire als Tauchlehrer arbeiten und braucht dringend wieder neue Guide-Erfahrung. Also wird er uns als Pseudogäste führen, das Briefing übernehmen und unsere Sicherheit überwachen. Lustig ist, dass Dik mit seinen 150 Jahren Erfahrung einfach mal den PADI Buddycheck aus den Angeln hebt und Ed seine eigene Variante präsentiert. Auch mir scheint diese Prioritäten bezogener und logischer zu sein. Doch offiziell als PADI Instructor müssen wir auch PADI Checks lehren. So beginnt er mit der Atemluft - ist die Flasche geöffnet, sitzt sie fest und strömt aus beiden Automaten Luft, wenn man Luft zieht. Luft ist das wichtigste - ohne Zweifel - erst dann checkt er Schritt für Schritt den Rest der Ausrüstung. Hintergrund dieser Reihenfolge ist seine Meinung darüber, dass Schüler die PADI Reihenfolge nach Lehrbuch leichter vergessen, weil sie jedesmal darüber nachdenken müssen, als eine eigens nach realistischen Prioritäten geordnet verinnerlichte Reihenfolge. Ist nicht von der Hand zu weisen, Herr Padi, oder? Aber wie schon oft diskutiert, wird Luft beim Tauchen überbewertet (woher hab ich das noch gleich...;-)), wie mir hier auch schon gesagt wurde. Also lege ich diesen Buddycheck in die Schublade neben dem P-Check ab.

Sei es drum, Ed ist Dive Guide heute und Dik mein Buddy. Beim Abstieg ist dieser ganz schnell unter Wasser, während wir noch die Luft aus unseren Jacket lassen. Nun denn, unten formieren wir uns gleich und schweben Richtung Riff. Ed, als neuer Guide mit langer Taucherfahrungs- und Guidepause geht zügig abwärts - mit uns im Schlepptau, wobei ich hinter meinem Buddy bleibe und langsamer abtauche. Da ist es wieder - das alt bekannte Gefühl der Enge und des Herzklopfens. Wir sind inzwischen bei 23 Metern und ich stoppe, um auf dieser Tiefe zu bleiben. Der Abstand zu meinem Buddy vergrößert sich und ich frage mich, warum er nicht reagiert. Er hat sich noch nicht umgedreht. Dies ist genau die Situation, die wir beim Süßwassertraining immer zu vermeiden schulen und lehren. Den Buddy immer im Blick behalten und sicher sein, dass er ok ist, ist unsere oberste Prämisse. Doch ich tauche hier mit einem 17 Jahre Globetrotter-Meertauchlehrer, der anscheinend auf diese Idee nicht kommt, dass beim Abtauchen ein Problem auftauchen kann. Also versuche ich auf mich aufmerksam zu machen, denn für eine Rückkehr ist es eigentlich zu spät und ich entscheide, bei den beiden zu bleiben.
Ich mache Tempo, gebe Kraft in die Beine und somit Vortrieb in meine Flossen, um Dik zu erreichen. Er geht tiefer, wonach mir gerade nicht ist. Ich versuche ihn mit meinen Flossen an seinen Flossen zu stoßen, was mir auch gelingt. Keine Reaktion. Jetzt nervt mich die Situation einfach nur und ich drehe mich wieder mit dem Kopf nach vorn und schwimme mit ganzer Kraft und ziehe ihn an den Flossen. Das wirkt immer!

Er dreht sich und sieht mich eine Geste des Unverständnisses und der Aufforderung langsamer zu tauchen, wobei ich auf meine Brust um die Herzgegend deute, um ihm anzuzeigen, dass ich wieder das Problem von meinem Guide-Tauchgang habe. Zum Glück ist es diesmal geringer ausgeprägt und ich bin weniger unsicher. Er deutet mir an, direkt neben ihm zu tauchen, damit er nahe an mir dran ist. Ich denke nur: ja, was meinst Du, was ich hier versuche auf der Ferrari-U-Boot-Strecke, ihr Unterwasser-Schumis! Und das, obwohl Dik normalerweise angenehm langsam taucht... Aber diese Aufforderung und die Tatsache, dass er nun über mein Befinden Bescheid weiß, beruhigt mich und ich konzentriere mich auf die Riffe und deren Bewohner. Natürlich weiß ich, dass Ed als neuer, reaktivierter Guide nervös sein muss und deshalb ein solches Tempo an den Tag legt. Andererseits dürfte das Tempo für mich eigentlich kein Problem darstellen. 1. Weil ich das selbst am Anfang praktiziert habe und 2. weil ich in der Lage sein muss, einem davon schießenden Taucher im Ernstfall hinterhertauchen zu müssen.

Während wir so dahingleiten, mache mir darüber Gedanken, ob ich als Tauchguide und zum Tauchlehrer ausreichend taugen werde oder ob ich dafür eine zu besorgte oder gar ängstliche Natur bin. Diese Zweifel bestürzen mich und machen mich traurig, weil das Meer für mich eine sehr wichtige Lebensgrundlage für mein Gefühlsleben bildet und ich mich im Wasser, auf dem Wasser und unter Wasser eigentlich immer extrem wohl fühle. Ich will diese negativen Gedanken also nicht als geschrieben hinnehmen und denke erst einmal nicht darüber nach. Immerhin ist es das erste Mal, dass ich so oft im Meer hintereinander auf diese Tiefen gehe. Mit dem Straussee bei Berlin hast das nichts zu tun ;-)...

Logische Folge meiner Tauchgangsnervosität ist, dass ich früher als die beiden bei 100bar angelangt bin und ich Ed, unserem Pseudo-Guide, ein Zeichen geben muss, damit er umkehrt. Wieder eine neue Erfahrung, die ich machen muss. Was tun, wenn der Guide 15m vor einem schwimmt. Hinpreschen und an den Flossen ziehen? Das wäre närrisch. Also zeige ich Dik meinen Luftvorrat an und deute an, dass ich unseren Guide nicht informieren kann, weil er zu weit weg ist. Natürlich zieht Dik gleich die Lösung aus seinem Jacket: den Shaker! Laut genug, um auf 50m Entfernung Signale unter Wasser geben zu können. Tja, hätte ich mir doch schon einen solchen Unterwasser-Gettoblaster angeschafft. An meinen Tankbanger glaube ich ja nicht auf die Entfernungen und habe ihn natürlich nicht mit! Schlechte Entscheidung! Nächstes Mal ist er dabei!

Überrascht von der Lautstärke des Shakers und gleichzeitig erleichtert, dass Ed sich rasch umdreht und ich ihm endlich den Stand meines Luftvorrats signalisieren kann lege ich die rechte Hand flach auf die Fingerspitzen der aufrecht stehenden linken Hand – 100bar. Unser Guide Ed macht die erforderliche Kehrtwende und wir tauchen in der entgegen gesetzten Richtung am Riff hinauf, um uns langsam dem einstigen Einstieg zu nähern. Die Kehrtwende hätte vielleicht weniger abrupt ausfallen können und anstatt fast 180 Grad in uns hinein schwimmend eher als seichter Bogen zurück in höhere Tiefen ausfallen können.

Nach diesem kuren Verlust der vollständigen Kontrolle meiner Tauchaktivität bin ich reichlich geknickt und überlege wieder, woran es gelegen haben könnte und ob diese Momente sich verstärken oder vielleich verringern werden. Da es reine Kopfsache ist und ich weiß, dass ich sie aus diesem Grund steuern kann, hege ich die leise Hoffnung nach Besserung.

Als erstes gehe ich aus dem Wasser und lege mein Equipment ab, auf die Ladefläche unseres Diveshop-Pickups. Die Beiden kommen hinter mir aus dem Wasser und bemerken natürlich meine geknickte Stimmung. Auf der Heckklappe des Wagens sitzend und der sinkenden Sonne zusehend bin ich den Tränen nahe, weil ich plötzlich die Befürchtung habe, mit dem Tauchen ein Problem zu entwickeln. Daran hinge wiederum der Zerplatzen meines Arbeitswunsches in den Tropen während der europäischen Winter. Was, wenn ich nicht fähig bin zum professionellen Tauchen, Lehren und Unterwasseragieren mit Gästen? In diesem Fall würde Bonaire nur ein simpler Versuch dieses Traumes bleiben.

Die Sonne hat das Meer mittlerweile in das warme Licht eines wunderschönen Sonnenuntergangs getaucht. ind Ed lassen mich eine Weile allein, während sie ihr Equipment ablegen und sich Zigaretten drehen. Plötzlich sehe ich einen grooooßen Fisch aus dem Wasser herausspringen und gleich wieder verschwinden. Abrupt werde ich aus meinem Selbsmitleid gerissen und rufe nach den Beiden.... Was?? Ich habe einen wirklich großen Fisch gesehen!! Dort! In der vermuteten Richtung tut sich nichts mehr. Wir fixieren den Horizont und suchen jede Welle ab. Nichts. Was war das? Ein Marlin vielleicht? Auf keinen Fall sah es nach einem Hai aus. Oder soll es ein Delphin gewesen sein???

Nach 2 Minunten den Blick nach links gerichtet schreie ich beinahe auf! Dort wieder! Ganz hoch springt er aus dem Wasser! Es ist kein Fisch! Es ist ein Delphin!! Nein! Es sind 2! Nein 3 - 4 -5!!! Wir sind uns nicht sicher und sehen eine Gruppe Delphine meterweise aus dem Wasser springen. Die tanzenden schwarzen Silhouetten im Sonnenuntegang erfüllen mich mit tiefer Freude und Dankbarkeit! Welch ein positives Zeichen nach diesem Tauchgang! Gleichzeitig wird uns klar, dass wir die Gruppe unter Wasser gerade verpasst haben, weil ich zu früh zu wenig Luft übrig hatte. Das macht mich wiederum etwas traurig. Aber so ist es nun einmal.

Dik beginnt jetzt mir nach und nach Fragen zu stellen, um herauszufinden was los war. Er hat eine wunderbar ruhige Art und lässt anderen Menschen viel Raum im Gespräch durch eine große Offenheit und eine noch angenehmere Lockerheit und sehr sympathischen Witz! In diesem Moment profitiere ich von seiner sanften Art und ich fange an, meiner Enttäuschung Luft zu machen und spreche auch das schnelle Abstiegstempo an. Erst dann erfährt Ed, was eigentlich los war. Natürlich muss ich Ed Recht geben, dass das Tempo kein Problem sein darf, weil ich im Ernstfall einem tief abtauchenden Taucher hinterher schießen können muss. Nur ist mir jetzt nicht nach einer solchen Betrachtungsweise und ich empfinde das heutige Erlebnis als herben Rückschlag. Beide geben mir ihre Sichtweise, Erfahrung und Vermutung über diese Situation und reden mir auch gut zu. Ein solches Erlebnis sollte ich - auch wenn es öfter vorkommt - nicht überbewerten und in den Griff bekommen. Dies würde schon von allein weggehen, wenn ich darauf vorbereitet sei und es aktiv angehen könne. Sie geben mir viele Tipps und erzählen von ihren im Vergleich wesentlich extremeren Erlebnissen unter Wasser.

In diesem Austausch von Erfahrungen und Ideen verinnerliche ich einige Ansätze, um einem zukünftig auftretenden Panikanflug vorbereitet entgegensehen und ihm konstruktiv begegnen zu können. Wir Menschen sind nicht für das Unterwasserleben geschaffen und erleben wahrscheinlich einfach Situationen, die uns unsere Grenzen verdeutlichen und diese auch verdeutlichen sollen. Ein Ansatz den ich als positiv verbuche, weil er mich bewusst vorsichtig hält.

Auf der Rückfahrt und später zuhause bei Bier und Abendessen reden wir weiter über Möglichkeiten und Umstände, derartige Erlebnisse zu verarbeiten und zu sehen. An diesem Abend nehme ich ein ganzes Paket Wissen mit nachhause und denke noch lange über das Erlebte unter Wasser sowie auch den Delphintanz im Sonnenuntergang nach. Ein weiterer denkwürdiger Tag geht für mich zuende.

Tuesday, November 03, 2009

Mein erster gepunkteter Adlerrochen unter Wasser

Es war wie Magie. Gerade tauche ich mit Luc am Riff hinunter der Strömung entgegen und prüfe meine Instrumente. Plötzlich tippt er mich an die Schulter und zeigt nach rechts oben. Im Serpentinflug schwebt elegant ein Rochen den Hang hinab. Über Sand und zwischen Korallenwäldern hindurch schwebt er wie eine gute Fee zu uns hinunter, hebt dann vom Grund ab, um direkt vor uns in Augenhöhe einen Bogen ins tiefe Blau des offenen Meeres zu gleiten - als ob er uns ansehen und einschätzen möchte. Wir erkennen einen gepunkteten Adlerrochen von ca. 1m und drehen uns stehend unter Wasser mit in seine Richtung nach links hinten, um diesen Anblick solange wie möglich aufzusaugen und festzuhalten! Ein wohliger Schauer überkommt mich und ich werde bei diesem Anblick in eine tranceartige Traumwelt versetzt, in die der Rochen gerade entschwindet. Ein unvergesslicher Anblick, den ich auch jetzt noch klar vor Augen habe. Einer der einzigartigen Momente nach denen man beim Tauchen Ausschau hält...

An eigenen Grenzen stoßen – Fortsetzung …

Nach meiner Dekostoppgrenze, die ich zukünftig auf jeden Fall vermeiden will, denke ich, wenn ich nun meine Wissen und meine Erfahrung zusammen nehme und weiterhin vernünftig tauche, kann ja nichts mehr schief gehen. Die meisten Tauchunfälle passieren aus Leichtsinnigkeit und Selbstüberschätzung sowie dem Ignorieren des Gelernten. Dagegen bin ich mental eigentlich versichert. Auf meinem Tauchgang zu den „Unsichtbaren“ sollte ich dennoch eines Besseren belehrt werden – nämlich des Unkalkulierbaren.

Langsam gehe ich mit Luc über die Riffkante hinunter und sehe plötzlich einen riesigen Rifffelsbrocken vor mir. Ca. 15m vom schräg abfallenden Grund erstreckt sich der finster im dunkleren Meer stehende Brocken, den wir umrunden wollen. Dahinter fällt das Grund weiter steil ab und das Meeresblau wir zu einem dunklen Blau sogar fast schwarz absorbiert. Imposant! Denke ich noch und bemerke plötzlich aus dem Nichts kommend, wie mir mein Kreislauf von jetzt auf sofort erhöhte Aktivität mit viel zu schnellem Herzklopfen beschert. Der Kopf wird urplötzlich heiß, die Atemwege eng. Ich verspüre schnell Adrenalinschübe, die mich schneller Atmen lassen. Was ist denn los?? Ein völlig neues Gefühl überrascht mich in 30 Metern Tiefe und ich muss es in den Griff bekommen – jetzt und hier. Ich habe das Gefühl an die Oberfläche zu wollen und erinnere mich zeitgleich an die verhehrenden Konsequenzen, die diese Entscheidung zur Folge hätte. So schnell wie ich in diesem Moment hinauf will, kann es mein letzter lebendiger Moment sein oder ich ziehe mir zumindest mit größter Wahrscheinlichkeit ernsthafte Dekoverletzungen und Lungenrisse etc. zu. Da mir das alles in einem Bruchteil einer Sekunde bewusst wird, während ich überlegend an die Oberfläche schaue und dann auf meinem Computer, drehe ich mich zu Luc um und gebe ihm Signal – deute auf meine Brust, unter der das Herz liegt - dass ich nicht ok bin. Ich zeige ihm an aufzusteigen, weil mein seltsames Engegefühl nicht aufhört. Er bestätigt und ich merke, dass ich beschleunigen will! Falscher Wunsch! Aus der Vergangenheit weiß ich, dass diese Anzeichen vom Herz ausgehend reine Kopfsache sind und kein körperliches Versagen anzeigen. Aus dieser Erfahrung kann ich mich zum Glück kontrollieren – außerdem weil ich in dieser Situation noch für jemand anders Verantwortung trage.


Wahrscheinlich ist der nächste Schritt kein typischer eines Profis, der als Guide unterwegs ist, doch ich folge meinem Instinkt und entscheide mich, mir von Luc – meinem Gast - helfen zu lassen und bitte ihn, während des Aufsteigens in geringe Tiefen meine Hände zu halten. Dabei halten wir Blickkontakt. Siehe da - nach einem kurzen Moment von ca. 3m geht es mir etwas besser und ich bemühe mich nicht zu schnell aufzusteigen. Das Piepen meines Computers ist eine hilfreiche Warnung. Wir gehen weiter. Plötzlich entspannt sich mein Körper…auf ca. 23 Metern lösen sich die Verspannung und das Engegefühl und ich signalisiere, erst einmal diese Tiefe zu halten. Nach dem pumpenden Atmen in diesen erschreckenden Minuten bleibt ein leichtes Zittern in den Händen als einziges Übrigbleibsel und ich bin wieder tauchfähig. Obwohl ich kurz überlege, den Tauchgang aus Risikogründen abzubrechen, denke ich, dass es von nun an ohne Zwischenfälle weitergehen kann, bzw. dass es besser ist, weiterzutauchen, um dem negativen ein positives Erlebnis folgen zu lassen. So drehen Luc und ich uns in unsere geplante Richtung und steigen wieder ab. Dabei beachte ich vorsichtig weitere Reaktionen in mir und die Tiefe in die wir gehen. Tatsächlich schaffe ich entspannt die Umrundung des Felsens bei 33m – was im Normalfall keinerlei Probleme hervorgerufen hätte – und führe Luc auf dem Rückweg zur Riffkante, die wir dann noch auf und ab tauchen. Wie eine positives Zeichen und eine Perspektive in die richtige Richtung entdecken wir plötzlich ein purpurrotes Seepferdchen! Fest um eine Koralle gewickelt hält es sich im Wiegen der Wellen und lässt sich anscheinend in den Schlaf schaukeln J. Etwas später versucht sich ein Scorpionfisch als Felsen zu verkleiden und liegt von einem Moment auf den nächsten bewegungslos im Sand, um die gleichen Strukturen und Farben seines Umfeldes anzunehmen. Einfach fantastisch zu beobachten!


So nimmt dieses Taucherlebnis ein noch schöneres Ende als es begonnen hatte. Der Zwischenfall verliert vor dem Hintergrund des Ganzen an Bedeutung, als wir wieder an der Oberfläche Richtung Ufer schwimmen. Trotzdem bleibe ich nachdenklich, weil ich nun das erste Mal mit einem absolut unkalkulierbaren plötzlich auftretenden Problem konfrontiert war, und versuche bis jetzt, dieses Erlebnis einzuordnen und somit für die Zukunft kalkulierbar werden zu lassen – sollte es wieder auftreten. Auf der Proebene darf dieses nämlich nicht passieren, weil der Guide die Verantwortung für die Gäste und den Tauchgangsverlauf trägt. Eigene Probleme haben dabei keinen Platz. Aber das wird schon alles gut!

Monday, November 02, 2009

Tauchen, Tauchen, Tauchen - und dann plötzlich an eigene Grenzen stoßen…

2 Tage nach dem schönen Bootstauchgang vor Klein Bonaire betreten Michael und Luc den Shop. Michael ist der Koch im Beach Hut am Surferstrand und macht bei Tommy seinen Open Water Kurs. Luc hingegen will einfach nur tauchen gehen und endlich einmal das Meeresaquarium sehen – weil er bisher eher ein Süßwassertümpelsonartaucher ist wie ich bisher. Na das ist doch kein Problem! Ich werde also für 2,5 Tage als Tauchguide gebucht und fahre täglich mit Luc zu anderen Tauchplätzen südlich wie nördlich von Kralendijk gelegen. Wir fangen langsam an, beginnen bei „Corporal Meiss“ und arbeiten uns vor bis zu den „The Invisibles“ und „Angel City“ im Süden am ersten Tag sowie Whichets Hut und als Highlight zum Schluss von Lucs Urlaub „Karpata“ – beides im steinigen und höheren Norden gelegen!


„The Invisibles“ – die Unsichtbaren - beschreibt einen Tauchplatz mit mehreren Riffkanten und einzeln auf dem Grund stehenden Rifffelsen, die es zu entdecken gilt. Von Thommy erfahren wir den besten Einstiegspunkt ungefähr 100m weiter südlich des Bojenbezugspunktes, einem Strandstück, auf dem sich der klettererprobte Taucher einen einfachen Weg über einen reinen Sandstrandeinstieg ins Wasser bahnen kann, wenn er diese 2m Zugang tatsächlich findet. Dieses soll uns – Dank des guten Briefings – reibungslos gelingen. Als fremder externer Tauchguide erfasse ich mittlerweile die verantwortungsvolle Position und die große Herausforderung, einen fremden Gast sicher durch ebenso fremde Gewässer in für mich ungeübten Tiefen zu führen. Nun kommen die Kenntnisse aus Ausbildung und Erfahrung zum Zuge. Die Art Bonaire zu guiden habe ich mir zwar schnell angeeignet, doch ich merke schon seit einiger Zeit, dass ich diverse Anzeigen auf meinem Computer bisher noch nicht kannte, weil ich meistens in Brandenburger Seen in geringen Tiefen unterwegs bin. Einstellungen wie Salzwasser, Nullzeitgrenzen in betauchten Tiefen im Auge zu behalten sowie Hinweise von „Deepstop“ auf 13 Metern für 3 Minuten und das Ansammeln von Dekostopminuten waren mir vor dieser Reise von meinem Tauchcomputer nicht bekannt.

Meine Dekostoperfahrung von 33 min habe ich zum Glück auf einem privaten Tauchgang mit Freunden schon vor einiger Zeit - witzigerweise an einem Tauchplatz namens "Bachelors Beach" gesammelt. Wie passend :-)! Mit Luft innerhalb einer Nitrox-Gruppe zu tauchen bedeutet jedoch schlicht, kürzer in gleichen Tiefen tauchen zu können. Da ich jedoch neugierig meinen Computer beobachtet hatte, um zu sehen, welche Anzeigen er noch so parat hat, anstatt bei der ersten Dekominute aufzusteigen, sammelte ich also fleißig Minuten wie andere Leute Fußballbilder aus Duploverpackungen. Irgendwie konnte ich meiner fleißigen Leiterplattenkonstruktion an meinem Arm nicht so recht glauben, was er mir anzeigte. Einzig das Piepen des Aufstiegsstops auf 13m ließ mich langsam überzeugen, mehr Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen bzw. einfach etwas in meinem Wissen zu graben, was eigentlich gerade passiert. Inzwischen hatte ich soviel Dekozeit angesammelt, dass diese sich auf dem Weg nach oben nicht reduzierte. Was blieb, war ein 33minütiger Stopp auf 3m, was mir irgendwie auch seltsam erschien. Aber diskutieren wollte ich mit dem Kleinen lieber nicht und hängte mich brav ans Bojenseil – meine Buddies mit Unterwassergymnastikkunststückchen am Seil unterhaltend. Die Minuten rannen langsam das Riff hinunter, während Fleur es irgendwann kalt wurde und sie sich an die Oberfläche zum Sonnetanken legte. Hans war immer in der Nähe und übernahm während der letzen Minuten die Supervision von der Oberfläche. Die Zeit auf solch einem Betonklotz kann schon langsam vergehen, wenn immer nur die gleichen Fische vorbeischwimmen und sich fragend am Kopf kratzen, was sich hier gerade abspielt…


Nach 30 Minuten wird es mir zu bunt und wir vereinbaren, dass ich langsam am Grund Richtung Strand schwimme, während meine Buddies an der Oberfläche bleiben und mich im Auge behalten. Hans macht seinen Job gut. Er ist in seinem Divemaster-Training und gut im Guiden.


Diese Erfahrung ließ mich einige Tage über meinen Computer nachdenken und zu dem Schluss kommen, dass er Recht hatte. Ich hatte zu lange an den Nullzeitgrenzen getaucht und diese einfach überschritten und es nicht realisiert, weil sich sonst immer Nitrox auf meinem Rücken befand bzw. ich tatsächlich kürzer in 30 unterwegs gewesen war. Diese Erfahrung hatte ich bisher noch nicht und habe sie nun gemacht. Das Gute daran ist, jetzt achte ich stets auf die Meldungen meinem kleinen Mares Puc, habe gelernt diese zu lesen und zu zuordnen, glaube und gehorche ihm rechtzeitig. Vom Ausbildungsstandpunkt sowie aus der Lehrperspektive heraus ist ein solches Erlebnis höchst bedenklich – obwohl sich alle fragten, warum mein Puck so konservativ reagiert hat, weil solche Minuten eigentlich nach 60 Techtauchen zustande kommen. Hört man dann andere Stimmen mit 500, 1000, 2000, 4000 oder mehr Tauchgängen, stolpert man über oft risikobereite Alleintaucher mit Dekotauchdrang und Sporttaucheqipment. Die Lust am Grenzen austesten scheint einige Profitaucher zu Tiefen- und Dekojunkies gemacht zu haben. Menschen die Anfängern konservatives Tauchen lehren und als Vorbild fungieren, agieren privat und in internen Kreisen gegenteilig und überschreiten diese Grenzen manchmal in beunruhigend wirkendem Maße. Diese Welten liegen mir fern und ich höre mir diese Geschichten nachdenklich an. Auch Taucher sind eben sehr verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse – ist wie im realen Leben. Wer sich versenken will, soll das gern tun, finde ich – sofern er dies allein tut.