Monday, June 27, 2011

Triple Depth dritter Tag und aller Stress fällt ab...


Am dritten Wettkampftag ist es wieder fast so einfach wie am ersten. Denn ich trete mit nur 18m Tauchen ohne Flossen an und kann dies einfach schaffen, obwohl ich es noch nicht gemacht habe. Ich bin wieder mal aufgeregt, während ich am Seil in der Pyramide hänge und leiste mir wohl den witzigsten Abstieg von allen :-). Aber ich hole den Tag! So what?! Es war etwas mühsam abzutauchen und nach unten zu kommen, ohne wieder nach oben zu driften - trotz Blei. Aber ich kämpfe mich irgendwie nach unten und schwimme zur Bodenplatte und wieder zurück. Geschafft! Protokoll auch perfekt! Meine 3. weiße Karte und damit bin ich super zufrieden mit meinem ersten Wettkampf in "vertical diving".

Der Rest des Tages ist Entspannung pur. Alle Comp-Anspannung fällt auf einmal von mir ab! Ich bin erlöst! Nun habe ich Zeit, mir die anderen anzusehen oder nur faul im Restaurant zu liegen. Am nettesten anzusehen sind doch im Tauchbusiness die Freediver. Als Scuba Instructor kann ich das nur immer wieder feststellen und wiederholen. Athleten sind eben keine Gerätebauchvorwegschieber und im Vergleich eben sportlich und weit von den sonst häufig unter Tauchern anzutreffenden Kettenrauchern und bierbäuchigen Sprücheklopfern :-) - davon gibt es immer einige unter den internationalen Tauchergruppen. Von den Kissen auf dem treppenartig gebauten Restaurant im Aqua Marina Blue Hole Restaurant habe ich besten Ausblick und Überblick über das Geschehen. Nacheinander gehen bereiten sich die Athleten mit Atemübungen und Beruhigungstechniken vor, um sich für ihren Tauchgang in die richtige mentale Verfassung zu bringen. Immer wieder sieht man einen nach dem anderen sich den Anzug überziehen, den Bleigurt anlegen, die Maske und den Schnorchel nehmen oder die Schwimmbrille und Nasenklammer umlegen, den Lanyard anlegen und die Flossen oder die Monoflosse unter den Arm klemmen und Richtung Wasser über die heißen Steine laufen.

Triple Depth Tag 2 - schöne Wende :-)


Tja, nach 30m CTW war ich natürlich geschafft, weil ich die Technik bei dem Wettstreit-Chaos vergessen haben... Lotta hatte mir noch leise zugeflüstert, dass 30m einfach sind, besonders wenn man den freien Fall praktiziert!! Hehe, natürlich hat sie mein Chaos komplett verfolgt und will mir noch einige Tipps geben. Die Luft in der Maske einatmen, damit keine Blasen aufsteigen, gehörte ebenfalls dazu. Tja, ich bin eben Anfängerin und brauche einfach viel Gelegenheit zum Trainieren. Eine Gelegenheit, die mir Deutschland bzw. sogar europäische Gewässer nicht bieten können. Es gibt bisher wenige etablierte Freittauchplätze in der Welt. Die nächsten liegen in Griechenland oder Kroatien. Die Tiefe muss Stimmen, die Strömung sollte gegen 0 tendieren und die Temperatur sollte ab 24°C aufwärts sein. Dann sind es optimale Trainingsbedingungen für Vertival Diving. Wie auch immer. Der Tauchgang verlief zumindest erfolgreich und ich kann zufrieden sein – bin aber enttäuscht über meine schlechte Technik. Langsam paddle ich von der Pyramide weg, um das Wasser zu verlassen. Ich würde später nocheinmal zurückkommen, um mir die tiefsten Taucher in CTW anzusehen.

Am Rand des Blue Holes angekommen klettere ich wieder über diese Massen von unbequemen Steinen am Grund und am Ausstieg. Es ist wirklich keine Freude hier ins Wasser zu gehen oder wieder heraus, weil man sich barfuß schnell Wunden in die Fußsohlen reißt. Woran man sich bloß gewöhnen kann und oft muss.... Peter – Lottas Mann, der beim der Wettkampforganisation hilft – erwartet mich schon, um mein Ergebnis in seine Teilnehmerliste einzutragen. Für heute kann ich mich entspannen und beschließe seinen Vorschlag, mir ein schönes Frühstück zu gönnen, gleich in die Tat umzusetzen!

Später ist es so heiß, dass ich beschließe schwimmen zu gehen. Nichts geht mehr. Gefühlte 40°C im Schatten und tatsächliche 35° lassen mich glühen. Ab ins Wasser! Mit der Apnoemaske klettere ich wieder über spitze und kochendheiße Steine, um mich in 24 flüssigen Graden zu erfrischen. Außerdem eine perfekte Gelegenheit, die CNF (Constant Weight with no fins) zu üben. Am korallenbewachsenen Rand des Hole-Riffs lässt es sich ganz bequem heruntertauchen, weil man den Rand als Referenz nutzen kann. Ich komme mir wie ein Pflummi vor beim Versuch, die Wasseroberfläche abwärts hinter mich zu lassen. Mit etwas unbeholfenen Armbewegungen und gleichzeitigen Druckausgleichen der Ohren erreiche ich einige Meter. Na, das kann ja heiter werden! Wie soll ich mit dieser Nichtahnun morgen eine erträgliche und nicht nur peinliche Tiefe erreichen? Nach einigen weiteres Versuchen erkläre ich mein Unterfangen als ausreichend und entscheide mich für das nun folgende Faulenzprogramm. Wie wollen die Anstrengungen ja nicht übertreiben, gell?! J Irgendwie wird der Tauchgang schon klappen morgen.



Rekorde, Rekordbrecher und kleine Fehler

Gegen 13.00 Uhr bin ich wieder im Wasser. Diesmal in voller Montur. Ich möchte mir die tiefen Tauchgänge natürlich der Spanier ansehen, sowie einiger anderer Teilnehmer aus UK, Schweiz, Slovenien etc. Tolle Techniken kann man hier beobachten. Leider gibt es die eine oder andere gelbe Karte für minikleinste Verstöße gegen die internationalen AIDA Wettkampfregeln. Manche Regeln erscheinen mir so sinnvoll, wie diverse Paragrafen des deutschen Steuergesetzes, und sind meiner Ansicht nach mehr als flüssig! Dennoch existieren sie und werden durch die Judges strikt befolgt. Was tun?! Die Teilnehmer legen zahlreich super Tauchgänge hin und patzen mit einer Kleinigkeit an der Oberfläche und müssen dann Punktabzug hinnehmen. Im schlimmsten Fall – eines Blackouts z.B. – wird ihnen eine rote Karte gezeigt. Dies ist nachvollziehbar, da in solchen Fällen oft Fähigkeiten überschätzt wurden oder der Wettkampfstress unterschätzt. Sicherheit ist eben oberstes Gebot. Doch Regeln wie erst das Seil loszulassen und dann de Atemwege ins Wasser einzutauchen und seinen Tauchgang zu beginnen, erscheinen mir mehr als flüssig. Das Gleiche zählt beim Auftauchen: Die Atemwege müssen zuerst aus dem Wasser sein und bleiben und dann darf der Taucher das Seil greifen, um sich daran festzuhalten und sein Protokoll durchführen zu können. Dieses sieht vor innerhalb von 15 Sekunden in der korrekten Reihenfolge die Maske auf die Stirn zusetzen bzw. ggf. die Schwimmbrille und die Nasenklammer abzunehmen, dem Judge ein OK-Zeichen zu signalisieren und dies auch zu verbalisieren. Dabei muss er den Judge ansehen. Danach zeigt er entweder unaufgefordert oder aufgefordert seinen Tag. Damit beginnt das Warten auf das Ergebnis und darf nicht durch Eintauchen des Gesichts oder nur der Lippen ins Wasser unterbrochen werden. Wenn alles glattgeht, zeigen Linda oder Lotta die Weiße Karte – das grüne Licht im Apnoetauchen für einen gelungenen Tauchgang! Mysteriös wurd es an diesem 2. Wettkampftag im Tauchgang des spanischen Rekordhalters Miguel. Er kam mit herabhängendem Lanyard an die Oberfläche. Dieser schien sich unterwegs geöffnet und so vom Seil gelöst zu haben. Unerklärlich aber wahr! Niemand hatte eine Idee, da der Karabiner von guter Qualität zu sein schien und sich nicht öffnen konnte. Selbst öffnen fällt aber auch vollkommen aus. Seltsam! Miguel erhält also die gelbe Karte und ist zurecht perplex. Aber so sind die Regeln. Die Jury hofft auf spätere Erkenntnisse durch die Videoaufnahmen von Jaques beim Auftauchen sowie durch die Bodenplattenkamera. Vielleicht ist irgendwo dieser Moment aufgezeichnet worden, in dem sicher Lanyard geöffnet hat. Schade um diesen schönen Tauchgang! Solche und andere Kleinigkeiten haben mehrere Taucher und Taucherinnen zu enttäuschten Reaktionen geführt, aber niemandem das Herz gebrochen. Diese Dinge werden unter Erfahrung verbucht und beim nächsten Mal verbessert J!

Die Ergebnisse sind an diesem Tag trotzdem beachtlich: CTW 90m aber gelb bei den Männern, bei den Frauen 80m, die flacher werdenden Meter schließen sich direkt an: 80er, 70er, 60er usw. Mit meinen 30m bin ich die flachste Teilnehmerin und fühle mich fehl am Platze. Doch wo ich schon mal hier bin, zieh ich den Wettkampf auch durch. Alles andere wäre schlicht blöd, weil es hier vieles zu lernen gibt und jede Wettkampferfahrung wertvoll ist. Trotzdem ist es schwierig für jemanden, der so neu ist und niemanden außer das Freedive Dahab Team kennt. Es reisen einige Teams und Trainingspartner an, so dass sich viele eingeschworene Gruppen ergeben. Meine Wenigkeit läuft irgendwie nur mittendrin umher und versucht sich zu integrieren. Seufz... ;-)... Heute ist der Tag schon entspannter, weil nur noch ein weiterer Wettkampftag bevorsteht: CNF – Constant Weight with no fins. Nach meinen heutigen Abtauchübungen im Blue Hole fällt mir meine Ansage für morgen nicht einfach. Ich werde keinesfalls über 20m gehen, weil ich im Training nur bis 16 gekommen bin. Schon aus zeitlichen Gründen ist es nicht mehr geworden. Aber unter 15m anzugeben wäre mir zu peinlich! Irgendwas dazwischen wird es also werden. Mein Bauchgefühl lässt mich mehrmals an die Zahl 18 denken. Doch entscheiden möchte ich mich erst später. Die gesamte Autorückfahrt vom Blue Hole, die knapp eine halbe Stunde dauert, diskutiere ich in Gedanken über meine Meteransage für morgen. Ich überlege, wie ich mich auf welchen Metern gefühlt habe und was ist, wenn ich beim Versuch abzutauchen, zuviel Energie verschwende und nicht rechtzeitig nach unten komme? Rational erscheinen mir 18m wirklich als lächerlich! Aber was tun? Erfahrungswerte habe ich nicht. Also belasse ich meine Entscheidung bei 18m.  

Friday, June 24, 2011

Triple Depth Comp Tag 2


Heute ist Constant Weight mit Flossen drann. Ich habe 30m angesagt, was ich normalerweise locker schaffen sollte. Dennoch bin ich nervöser als gestern und versuche es zu verdrängen. Obwohl ich genügend geschlafen habe, abends Pasta gegessen und morgens leicht gefrühstückt, fühle ich, heute ist meine Form nicht dieselbe ausgeglichene wie gestern. Natürlich nicht, weil ich mir 10m mehr vorgenommen habe als gestern. Aber nur, weil ich das schon mehrfach gemacht habe.

Nun denn, heute morgen startet der Tag schon wieder vor dem Weckerklingeln mit Katzenkämpfen vor dem Haus. Ständig streunen die Viecher um die Häuser, auf den Dächern herum und verkriechen sich in den Nischen zwischen den kleinen Beduinenbauten in Assala. Dahab ist voll von Katzen. Niemand kümmert sich offensichtlich um die Vermehrung. Also hört man überall das Kreischen, Fauchen, Rennen, Jagen und gegenseitige Warnen vor Betreten der vermeintlichen Reviere. So auch heute morgen ab gefühlten 4:30 Uhr. Mir macht es nicht soviel aus, da meine Ohrsöpsel eine Menge Krach abfangen und jedes Geräusch zu einem dumpfen, weniger prägnanten und lauten Geräusch abfiltern. Doch es nervt schon etwas, zumal der Lärmpegel seit meinem letzten Besuch nicht geringer geworden ist.

Egal. Um 6:00 hüpfe ich entspannt von der Matratz und gehe ins Bad. Bis auf etwas Ärger mit meinem Computer heute morgen verläuft alles normal und entspannt. Ich löffele meinen Haferflockenjoghurt mit Mangostückchen vor dem Haus in der Sonne und bin voll im Zeitplan. Dann öffnet sich die Tür des Nachbarhauses. Andy steht schlaftrunken inmitten der Kieselsteinfläche zwischen unseren Eingängen und reibt sich die Augen. „öööhh, die schaaaiieeessssviechääää!“ stößt er entnervt, aber irgendwie witzig anzusehen aus. Klar haben ihn die Katzenkämpfe auch gestört. Er sucht sich einen Besenstil und wirft ihn in Richtung heranschleichender Katzen. Ob das hilft? ;-) Aber es ist schon richtig. Die Viecher nehmen langsam überhand. Der Muggele, unser fetter schwarzer Hauskater mit Stummelschwanz (70% dieses Körperteils war laut Tina und Daniel, die eigentlichen Mieter meines Hauses, einmal in einem Zaun hängengeblieben.Seitdem rennt der Dicke wie ein Möchtegernboxer mit absichtlich verstümmelten Schwanz) hatte noch 4 Katzenviecher „vom Hof gejagt!“ Klar er ist der Boss hier! Aber Andi auch, meinte Andi. Na meinetwegen. Ich schmunzele und räume meinen Kram zurecht, weil ich in 4 Minuten loslaufen muss.
Ant wartet schon an unserer üblichen Ecke und berichtet mir von stetiger Müdigkeit und zuwenig Essen. Außerdem trinkt ertäglich Kaffee. Offensichtlich stört ihn die Koffeinzuführ nicht bei seinen Tauchgängen. Gut so. Der Glückliche. Wir bekommen gleich 2 Wagen und klettern in den ersten. 5 Minuten später gebe ich dem Fahrer 10 Pfund. Ich habe keine Lust zu diskutieren. Normalerweise gibt es 5 Rembelbembel. Aber die Jungs versuchen es immer wieder. Jeder Bürger von Dahab scheint seine Fahrdienste anzubieten. Und so hat man immer mit anderen zu tun, wovon einige natürlich geldgieriger sind als andere. Und wieder egal – eigentlich nicht, aber ich will mich in meiner Vortauchgangsentspannungsphase nicht wegen 40 Cent aufregen und verspannen.

Kaum 10 Minuten vergehen und wir sollen schon wieder ins Taxi zum Blue Hole steigen. Heute morgen fehlt ein Wagen und das Chaos beginnt. 15 Leute sollen mit der ersten Fuhre zum Loch gekarrt werden. Wieso haben diese Nasen von Dahabfahrern nur 2 geschickt? Lotta entscheidet kurzerhand, dass die ersten Taucher ins erste Taxi steigen und sich auf den Weg machen sollen. Ok. Schnell greife ich meine Flossen und den Rucksack, um diese auf den ersten Wagen zu laden. Wer weiß, wann der zweite kommt. Im Wagen fällt mir dann ein, dass ich meinen Bleigurt auf dem anderen Wagen gelassen habe. Ach, das ist nicht schlimm. Der andere Wagen kommt eh bald hinterher und zur Not könnte ich mir einen von den anderen Tauchern leihen. Meinen Tag habe ich und den Anzug. Das ist wichtig. Auf dem Weg denke ich wie immer an einen schönen Platz zum Leben und hoffe, in Mexico einen Schritt weiter zu kommen. Hier in Dahab ist es ok, aber es ist nicht meine Welt. Die Wüste, der Sand, der Dreck auf der Straße, der Geruch, keine Strände in der Form, wie ich sie mir vorstelle. Kaum Grün, abgesehen von einigen angepflanzten Dattelpalmen, die den Beduinen gehören. Kein Witz! Jede Palme hat einen regulären Besitzer unter den Beduinen. Das ist eine gute Regelung für ein Begrünungssystem. Die übrigen wenigen Oleanderbüsche sind meist von den Restauranbetreibern angepflanzt, die eingewandert sind und sich nach Blüten sehnen. Ich würde es genauso machen. Mein anderer Nachbar gegenüber hat sein gesamtes Grundstück mit riesigen Bougainvillienbüschen und Palmen überwuchern lassern, das den Garten eine mystische Gartenatmosphäre verleiht. Sehr schön ist es darunter. Beduinen selbst bepflanzen ihre Gärten nicht, weil sie das nicht kennen. In ihrer Geschichte haben sie ja immer nur Zelte auf und wieder abgebaut.

Gärten braucht man als Nomadenvolk natürlich weniger. Das macht Dahab natürlich etwas karg und trist. Das wenige Leben spielt sich ausschließlich an der Promenade ab. Dort wo die paar Touristen flanieren und willkommene Opfer für ägyptische Wuchergeschäfte sind. Manchmal ist dieses Belagern der Geschäftemacher höchst agressionsfördernd, wenn sie nicht verstehen, dass man nur schauen möchte und nichts weiter. Einzelne Shopbetreiber haben es begriffen, andere nicht.

Am Blue Hole angekommen geht es weiter. Das durch uns täglich frequentierte Restaurant „Aqua Marina Restaurant“ dingsbums putzt noch den Boden. Die Wasserfluten rinnen die Treppen herunter auf den sandigen Boden davor. Einen Moment gewartet und wir können eintreten. Schnurstracks steuere ich „meine“ Ecke an und werfe meinen Rucksack dorthin. Die Flossen etc. habe ich gleich unten gelassen, weil ich sie eh erst im Wasser anziehe. Den Anzug und den wiedergefundenen Bleigurt – inzwischen ist das letzte Auto der ersten Fuhre eingetroffen – lege bei meinen Flossen bereit. Die restliche Zeit verbringe ich damit, mich zu wundern. Meine Warmupzeit rückt näher und die meines Vorgängers sogar noch näher. Und die Truppe von Freedive Dahab sitzt in der Lümmelecke und quatscht und quatscht und entspannt sich. Keiner macht Anstalten, die Aufwärmbojen zu platzieren. Na toll! Super Organisation. Im Dive Center wäre schon ein riesiger Terz wegen dieser unproffessionellen Organisation. Sie wissen noch nicht einmal, wer die Bojen setzen wird. Ich beschließe, dies nicht mein Problem werden zu lassen. Irgendwann müssen sie raus. Und wenn sie mich rausgehen sehen, wird es ihnen schon auffallen, dass sie sich endlich zu sputen haben.

Letztendlich schwamm Lotta direkt vor mir raus und platzierte die Boje blitzschnell, so dass ich direkt beginnen konnte mich aufzuwärmen. Diesmal benötigte ich 5 Warmups und fühlte dann plötzlich meine Beine etwas schwach werden. Erklären konnte ich mir das nicht, weil ich ja ausreichend geschlafen und gegessen hatte. Schwäche konnte es noch nicht sein, weil ich die Beine beim Aufwärmen nicht benutzte. Seltsam. Aber leider nicht zu ändern. Auch meine Kontraktionen begannen bereits beim Abtauchen, was für mich absolut ungewöhnlich war. Ich erklärte mir das ausschließlich mit Stress. Ich musste unterschwellig aufgeregt sein oder sonst irgendwas. Obwohl ich mich sonst entspannt fühlte. Aber das mein Tauchreflex so gar nicht sofort einsetzte, war nur damit zu erklären. Nach dem 5. Warmup entschloss ich, ein 6. Mal hinunterzugehen, um mich ganz entspannt auf wenige Meter einfach ans Seil zu hängen. Dieses Hängen fühlte sich eigentlich recht gut an, so dass ich zuversichtlicher war, was meinen geplanten 30m Tauchgang im Wettkampf anging. Wieder oben angelangt, schwamm ich nach 1 Minute rüber zur Pyramide. Ich wollte meine Voratmung dort durchführen. Noch 5 Min. An der Pyramide angekommen ist es 9:06. Ich werde reingebeten. Fast 4 Minuten Zeit. Ich hänge mich ans Seil und schließe die Augen.

Während ich mich in Gedanken davonbeamte und mich in eine wohlige Ruhe schaukeln ließ, verget die Zeit. Zu schnell. „2 minutes to official top“ höre ich Lindas Stimme. Ok, jetzt ist es halt so. Ich versuche gleichmäßig zu atmen und mir schnell die Tauchgang vorzustellen. Außerdem versuche ich mich damit zu motivieren, dass ich eigentlich bis 35m gehen muss, um mir einen längeren Weg vorstellen zu müssen. Ich revidiere dies, dass mir außerdem sagen, dass es nur 30 sind. Irgendwie komme ich nicht in meine Mitte und tue mein irgendwie bestes, ruhig zu bleiben. Dann geht mein Countdown runter. Auf 0. Ich hänge am Seil, hatte grad ausgeatmet und will nocheinmal tief einatmen. Alle Luft, die reingeht, sauge ich jetzt in meine Lungen, lasse das Seil los und tauche dann ab. Zum Glück, ich glaube, es war die richtige Reihenfolge. Ich höre nichts gegenteiliges und gebe Stoff in die Flossen – zuviel! Und zulange! Ich vergesse sogar den freien Fall, während ich mit teils geschlossenen Augen sinke. Ich konzentriere mich auf den Druckausgleich und verdränge die Gedanken an die größer werdende Tiefe. Dann kommst „uaarrgh, ich will hoch, lass mich mal gucken, ob ich die Platte sehe!“ Ich öffne die Augen und sehe sie ca. 4m vor mir! Ohh super und weiter runter. Das schaffe ich! Ich merke, dass ich mit dem Druckausgleich nicht hinterher komme und sich meine Maske ans Gesicht saugt! Solche dämlichen Fehler dürfen nicht passieren. Ich war viel zu schnell und habe meine Technik vergessen. Schlimmer ich habe den freien Fall vergessen! Wie peinlich J. Aber ich wollte eben schnell nach unten, weil ich wusste, dass meine Kontraktionen schnell kommen heute. Trotzdem klappt alles! Ich komme zu Platte und reiße meinen Tag ab. Und schwimme nach oben, merke, das ich viel zu viel zu kämpfen habe. Ich erinnere mich, mich zu entspannen und langsam zu tauchen. Es geht etwas besser. Erst sehe ich Jaques mit der Kamera vor mir und dann Lotta, die mich sichert. Die beiden müssen sehen, dass ich schwer am Kämpfen bin. Überflüssig, denn mein Stress war die Grenze im Kopf! Ich kann locker 30 und mehr tauchen. Ich muss nur loslassen können und es zulassen wollen.

Oben angekommen tauche ich erst auf, greife dann das Seil und drehe mich Linde zu. Ich schaue sie an, während ich meine Maske auf die Stirn schiebe und atme und dann mein Ok-Zeichen gebe sowie zu ihr sage „I’m ok!“ Jetzt heißt es nur noch warten. Ha! Mein Tag. Ich greife nach meinem Tag und halte es hoch, so dass es jeder sehen kann. Alles scheint gut und ich schaue kurz zu Lotta und Costa, während ich warte. Jetzt kommt sie! Meine weiße Karte und das breite Lächeln von Linda! J Geschafft! Und müde... Wovon bin ich bloß so geschafft...   

Thursday, June 23, 2011

Triple Depth day one


Es war früh heute morgen, aber ich bin schon um 5:50 Uhr halbwegs ausgeschlafen erwacht und fühlte mich gut erholt. Ein guter Morgen für den heutigen ersten Triple Depth Tag am Blue Hole. Ich konnte auch gut entspannt sein, weil ich meine geplante Tiefe in Free Immersion nur auf -20m begrenzt hatt. Eine Tiefe, von der ich sicher wusste, dass ich sie leicht erreichen konnte. Und die Disziplin Free Immersion ist eine recht ruhige und für mich sehr angenehme, weil ich mich gemütlich am Seil hinab ziehen kann und wieder hinauf. Freier Abstieg ohne Flossen oder Beinarbeit. Das schöne daran ist, dass man sich ganz entspannen, in sich zurückziehen und die Augen geschlossen nach unten ziehen kann. Ich war zuversichtlich, weil mich der Gedanke daran nicht stresste. Ich fand meine Entscheidung richtig, die Dinge ruhig und gelassen anzugehen. Hätte ich eine größere Tiefe angekündigt, hätte ich mir Sorgen machen müssen, weil ich darin noch keine Erfahrung habe mit dieser Disziplin. Und mit 1 Vormittag Training in Free Immersion solten 20m genug sein.


So nutze ich den frühen Morgen noch für etwas Hausarbeit und sammelte den Hausmüll zusammen, den ich beim Rausgehen mitnehmen wollte. Ich verließ das kleine Haus in Assala schon um 6:40, brachte die erste Ladung Müll zur Tonne an der Straße und entschied dann noch spontan, Wasser und Joghurt für’s Frühstück nächsten Morgen zu kaufen. Die Zeit blieb mir noch locker bis um 5 Minuten vor 7, die Zeit, zu der ich Ant treffen sollte, um mir mit ihm ein Taxi zu Freedive Dahab zu teilen. Aso – gesagt getan. Der sonst eher unhöfliche Verkäufer rang sich ein Lächeln zur Begrüßung ab und knöpfte mir glatte ungefähre 2,50€ für 6 Flaschen Wasser und 1kg Joghurt ab. Wucher für Dahab, wie ich finde. Aber egal. Mehr brauchte ich im Moment nicht und brachte alles noch rasch zurück ins Haus. Als ich mit der zweiten Ladung Müll zurück zur Straße gelaufen kam – langsam geschlurft wäre der korrekte Ausduck für diese Fortbewegungsform, zu der man bei den Temperaturen von 35° und brennender Sonne in der Lage ist – stant Ant schon da und hielt just im Augenblick unseres Blickkontakts einen Wagen an. Schnell noch den 50l Müllsack – wohlgemerkt zu 95% der Müll meines Vormieters im Haus (warum sollte dieser auch seinen Müll selbst entsorgt haben??) – in den Container geworfen und ich begrüßte Ant und bestieg den Pickup vorn neben dem Fahrer. Ant machte es sich freiwillig auf der Ladefläche gemütlich und wir holperten durch das verdreckte Dahab über die löchrige Piste über Asphaltbremserhebungen all 20-100m. Ständig halten die Autos, um diese Straßenerhebungen ohne größere Schäden überfahren zu können. Das bemerkenswerte ist manchmal, dass andere Fahre dann die Gelegenheit nutzen, den langsamsten Fahrer zu überholen. So kommt es, dass manchmal 4 Autos nebeneinander in einer Richtung über die holprigen Hügel scheppern und man sich als Fußgänger eine Lücke zum Ausweichen suchen möchte. Zugute halten kann man den Dahaber Fahrern, dass sie rücksichtsvoll mit Mann und Tier umgehen und nichts und niemanden ernsthaft zu überfahren drohen, wie es in Südostasien oft Spezialität ist. Hier kann man eigentlich bequem weiterlaufen und muss sich nicht um den Verlust seines Lebens fürchten.

So schaukelten Ant (Kurzform von Antony – jedenfalls in Kapstadt) und ich nun gemütlich zu Freedive Dahab und bereiteten uns innerlich sicher beide – er mehr als ich – auf unseren Tauchgang vor. Meine Gedanken schweifen allerding mehr ab, als dass ich mich zuviel mit dem Wettkampf beschäftige. Ein Thema, das mich unnötig in Unruhe versetzen würde. Ich freue mich, dass ich früh dran bin. So entgehe ich den Massen am Blue Hole, den vielen Zuschauern und dem Vorbereitungsstress im Restaurant sowie an der Äufwärmboje.
Alles geht erstmal gut. Ich mache mich in aller Ruhe fertig, habe noch einigen Spaß mit dem spanischen Team – lustige lockere Truppe die – und signalisiere meiner Safety Diverin, dass ich mich langsam – Betonung liegt auf langsam – fertigmache. Bereitgelegt hatte ich mir schon alles. Ich brauchte nur noch den den Open Cell Elios einseifen – erst die Hose und dann das Oberteil – und beides überstreifen. Nur mir Seifenwasser bzw. Schampoowasser lässt sich dieses sehr wärmende und bequeme Material anlegen ohne es zu beschädigen. So sitzt die Hose schon mal perfekt, die trockenen Klamotten bringe ich schnell zurück in unsere Sitzecke, und ziehe mir das Top über Kopf. Cm für cm schlüpfe ich die Neopren-Haut von 5mm, lege den Bleigurt mit meinen 6kg an, streife mir die Apnoemaske über den Hals, stecke den Schnorchel in den Bleigurt und befestige die Klett-Tagschlaufe am Bleigurt. Diese Schlaufe dient als Landeplatz für ihr Gegenstück – den schwarzen Tag (Engl. Tag nicht Tag wie Morgen und Abend – Tag wie Marke) – den ich an der Metallplatte meiner –Metermarke abreißen und mit an die Oberfläche bringen muss. So fertig. Gelassen aber durchaus schon konzentriert laufe ich zum Einstieg und klettere die Steine hinunter bis ans Wasser. Meine Safety-Diverin Andrea habe ich ihm Auge. Sie kommt demnächst hinterher. Erstmal heißt es, die langen Bifins anzuziehen – und das so früh wie möglich, weil ich es hasse, barfuß über diese ekig spitzen und kantigen Steine des Hole zu stolpern. Schließlich bin ich kein Hufläufer! Also krabble ich auf allen Vieren mit dem allerwertesten nach unten über die Steine und robbe mich so ins tiefere Wasser, in dem ich mich umdrehen und losschnorcheln kann. Den Schnorchel noch schnell in die Maskenschlaufe gesteckt und los gehts: Auf zur Aufwärmboje!!

Die Aufwärmphase verläuft irgendwie schwierig. Ich weiß schon vorher, dass ich mindestens 4 Aufwärmtauchgänge machen möchte, um entspannter zu sein. Je nachdem würde ich einen weiteren machen, wenn noch Zeit bleiben würde. Mein Ziel ist schon beim aufwärmen 20m zu erreichen, damit ich weiß, was auf mich zukommt. Immerhin befinde ich mich in meinem ersten Tiefenwettkampf. Irgendwie fühlt sich alles mühselig an. Ich hänge auf 10m und will eigentlich nur wieder hoch und tue dies auch. Ok. Das kann noch nicht alles sein. Weiter gehts. Ich gehe wieder runter und krabbele am Seil bis 14m. Ok nicht schlecht. Aber ich fühle mich noch nicht wohl. Egal. Ich atme oben weiter ab und starte einen erneuten Versuch. Gehe wieder nur auf 14 knapp 15m. Es fühl sich immer noch nicht besser an da unten und ich stoppe den Aufstieg. Will den meinen Unterwasseraufenthalt hinauszögern, um meinen Tauchreflex aufzuwecken. Wach auf die Schlafmütze!!! Dur wirst jetzt gebraucht!! Langsam lasse ich mich wieder nach oben gleiten. Mmh. Ich teile meiner Safety Diverin mit, dass es wohl nicht mein Tag ist und bereite mich auf einen neues Versuch vor. Mein vierter Tauchgang zu Vorbereitung. Mehr Zeit habe ich auch nicht bis zum Official Top. Immerhin will ich vorher noch atmen! Also atmen und runter. Ich krabbele die Leine runter, schließe die Augen und entspanne jeden Muskel bewust. Krabble weiter. Irgendwie fühle ich mich wohl. Ich stelle fest: Jaaaaaaaa!! Das ist es. Jetzt bin ich warm! Tauchreflex ist da! Endlich – danke. Ich krabbele mich weiter nach unten und denke. Hmmm, wohin will ich denn? Guck ich mal wo ich bin. Mein Computer sagt 20,4m. Upps. Reicht schon. Ok und umdrehen und zurück. Oben angekommen. Protokoll und fertig. Ich bin soweit!! J

2min später soll ich auch schon in die Official Zone kommen und mich dort weiter vorbereiten. Super! Ich fühle mich bestens! Hänge mich dort ans Seil und schließe die Augen. Langsam schaukeln mich die Wellen in einen leichten Oberflächen-Trance. Die Sonne scheint. Es ist nicht zu heiß, nicht kalt. Die Pyramide, an dem mein Abstiegsseil hängt und die Schwimmplattformen befestigt sind, strahlt eine angenehme Ruhe und positive Stimmung auf. Ich wiege in der Sonne und genieße die Ruhe. „Two minutes to official top“ durchdringt Lindas leicht schrille Stimme diese entspannte Atmosphäre. Ok 2 Minuten noch. Das kann ich handeln. Ich hatte schon mal runtergeschaut und gesehen, dass die Platte zum Greifen nah erscheint. Das mache ich bestimmt locker...
Ab jetzt sind meine Sinne auf die Restzeit gerichtet und meinen Tauchgang. Ich stelle mir diesen einmal in Gedanken vor und gehe die Schritte alle durch. „1 minute 30“! Das bei 20m ist schon fast lustig. Aber nun denn. Ich will ihn ja genießen und alles richtig machen. Nur dann würde ich mit einer positiven Erfahrung rausgehen. „1 minute“!. Ich atme langsam und gleichmäßig, halte die Augen geschlossen. Schön ist das. Ich bin kaum aufgeregt. „30 seconds“. Ich atme tiefer und achte auf einen guten Rhytmhus. „20 seconds“ noch eimmal tiefer atmen und wieder aus und langsam auf die „0“ konzentrieren. „10 seconds“. Jetzt achte ich nur noch auf den Atemrhythmus ...“5 seconds, 4, 3, 2, 1 – OFFICIAL TOP!“ höre ich Linda und atme auf 1 letzmalig aus. Einmal tief einatmen und los! Ich krabble am Seil nach unten, schließe meine Augen und enspanne den Nacken. Ich lege Tempo vor, wie ich es geübt hatte. Bei dieser kurzen Distanz machte das nichts aus. Kurz öffne ich die Augen – nach einer gefühlten Minute, was höchsten 40sec gewesen sein müssten oder sogar noch weniger – um zu schauen, ob ich die Platte schon sehe. Nein. Ich bin entspannt. Habe keine Kontraktionen. Wie auch nach einer so kurzen Zeit. Aber man weiß ja nie.
Ich krabble weiter. Wieder öffne ich die Augen und sehe schon die Platte! Oh! Jetzt schon! Spontan denke ich „ich hätte ja noch weiter gekonnt!!! Verdammt...! J“ Aber egal. Mir geht es super gut damit und ich reiße meinen Tag ab. Beim Hochkrabben am Seil klette ich ihn an mein am Gürtel befestigten Gegenstück. So erledigt. Nun langsam und gemütlich nach oben gleiten. Ich habe ja gleich schon Auftrieb und muss das Seil nur in den Händen halten. Nach wenigen weiteren Sekunden tauche ich auf – mit dem Gesicht – und halte mich dann am Seil fest. Atme 3 x, remove the mask und mach Dein Protokoll, denke ich. Während ich 3x atme, schiebe ich schon mal die Maske hoch, behalte Linde strikt im Auge – denn sie ist der Judge, den in ansehen muss – und gebe nach meinem dritten Mal atmen das Ok-Zeichen und rufe „I am ok!“. Ich muss schon wieder lachen. Weil alle sich freuen und ich noch eine Weile dort hängen muss. 30 Sekunden aus dem Wasser bleiben heißt es jetzt – jedenfalls mit den Atemwegen. Während der ersten Sekunden erinnere ich mich an meinen Tag. Sehr gut. Ich greife mit der rechten Hand danach und löse ihn von seinem Klettgegenstück. Dabei darf ich den Kopf nicht ins Wasser senken. Sonst wäre ich disqualifiziert. Aber alles läuft glatt. Ich halte ihn in die Luft und zeige ihn Linda. Alles ok. Sie nimmt ihre Kartenkette und sucht eine für mich heraus. Ja! Sie greift die Weiße und zeigt sie mir: „White Card“! Super! Das hat geklappt. Mein ersten Tiefenwettkampf überhaupt und er war easy und korrekt. Das ist ein guter Start in die 3 Triple Depth Tage J. Entspannt verlasse ich die Pyramide und schwimme zu Siri, die ich nun coachen werde bei Ihrem Tauchgang.

Der Tag verläuft durchwachsen. Die meisten Teilnehmer haben gute Erlebnisse und geplante Tauchgänge. Ab und zu wird ein Mouthfill vergessen, so dass der Druckausgleich nicht mehr funktioniert nach 45m und die Taucherin zum Umkehren zwingt. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Oder eine andere jüngere Teilnehmerin hat einen Blackout an der Oberfläche und bekommt die rote Karte. Für sie – mit ihren 17 Jahren bricht eine Welt zusammen und sie in Tränen aus. Ja, das ist schlimm, aber kein Weltuntergang. Ihr geht es körperlich gut. Nichts ist passiert. Sie ist nur schwer enttäuscht. So ist das in dem Alter. Es braucht eine Stunde, bis keine Tränen mehr fließen. Inzwischen ist auch das Dritte Auto gekommen – das Auto mit den tiefsten Tauchern. Diese tauchen zuletzt in einem Wettkampf. Die tiefste Ansage liegt bei 90m. Miguel der spanische Meister will diese Marke heute erreichen. Alle sind gespannt. Aber auch die Tiefenmarken davor – auch aus dem spanischen Team sind nicht zu verachten. Alles zwischen 70 und 80 Meter. Momentan ist Mittagspause in der Jury und es wird gegessen – auf der Plattform, außerhalb der Plattform und überall um uns herum.

Und dann wird es nochmal richtig spannend. Denn nun bereiten sich die tiefsten Taucher zum Aufwärmen vor. Meinen Favoriten habe ich längst gefunden! Das spanische Team ist das netteste, lustigste, lebhafteste und hübscheste! Erst vorgestern hatte Miguel aus Teneriffa den spanischen Constant Weight Rekord gebrochen. Heute hat er 90m Free Immersion angekündigt. Auch Santiago und die anderen haben beachtliche Tiefen angekündigt. Die ägyptischen Kinder rennen schon aufgeregt herum und rufen Miguels namen! Sie hatten das Spektakel mit Freude verfolgt und ihm sogar einige selbstgeknüpfte Armbänder als Anerkennung geschenkt. Auch zum Gruppenfoto mit ihnen stand er gern zur Verfügung. Jetzt machten sich die letzten Athleten fertig und gingen nacheinander ins Wasser. Die Free Immersion Session heute sollte in einer Stunde vorbei sein.

Ich entscheide mich spontan, etwas schwimmen zu gehen und überlege, ob ich zum Zuschauen rübergehe. Aber ohne Anzug wird es mir für die Warterei zu kalt und ich beobachte das Geschehen von Land aus. Der Jubel ist ja laut vernehmlich. Als Miguel im Wasser ist – Santiago ist schon durch, Mike auch und Stefan aus der Schweiz ebenfalls – sieht man die arabischen Kinder ins Wasser laufen und sich irgendwie über Wasser haltend zur Judge-Pyramide fortzubewegen. Sie wollen die Tauchgänge auch sehen, haben aber meist keine Masken. Na immerhin reicht es für Stimmung geladene Oberflächenerlebnisse!

Ich sehe von weitem, das Miguel an den Start geht. Er hängt am Seil und empfängt seinen Countdown. Es geht recht schnell und ich sehe ihn abtauchen. Von seinem Rekord gestern weiß ich, dass dieser Tauchgang geplant sicher nicht unter 3,30 min dauern wird. Auf der Pyramide, den Podesten und hängend drumherum sowie neben mir an Land warten alle Freitaucher auf seine Rückkehr vom Grund des Blue Holes. Es ist ruhig. Die Sonne brennt. Mir ist das jetzt egal. Ich halte meinen Blick auf das Abstiegsseil. Irgendwann sehe ich den ersten Sicherheitstaucher abtauchen. Ah! Miguell kommt zurück. Ein weiterer Moment vergeht und ein zweiter Sicherungstaucher geht runter. Im nächsten Augenblick hängt sich Miguel wieder ans Seil und führt einwandfrei sein Protokoll durch. So sieht es jedenfall für mich aus dieser Entfernung von bestimmt 200m aus. Doch dann höre ich es! Von der Pyramide drönt ein gellender Jubel herüber! Er hat es geschafft!! Mit Faszination bemerke ich, dass er ohne Maske taucht, sondern lediglich mit Nasenklammer! Ich frage meine spanische Sitznachbarin, ob ich richtig gesehen habe. Sie bestätigt lächelnd und ergänzt, dass Miguel mit diesem Tauchgang erneut einen spanischen Rekord erzielt hat. Nein!! Wieder ein nationaler Rekord! Fantastisch! Unglaublich! Die Freude ist groß bei allen. An Land gratulieren alle die herumlaufen und die Traube löst sich gleichzeitig zum langsamen Aufbruch. Einige packen, einige essen noch, die anderen gehen zurück ins Wasser. Mein Focus liegt nun auf meiner Constant Weight Fins Performance morgen, die ich mit 30m ankündigen werde. Einige Maale überlege ich, ob ich dieses Ziel auch trotz Wettkampfaufregung schaffen kann. Doch ich sage mir, dass ich es schaffen will und vor mir selbst muss. Immerhin hatte ich diese Tiefe schon mehrmals erreicht. Ein weiteres Argument ist, dass ich festgestellt habe, dass ich mich besser aufwärmen muss und länger, um entspannter tauchen zu können und somit größere Tiefen zu erreichen. Meine Entscheidung steht somit.

Sunday, June 19, 2011

Eel Garden vor dem Schlafengehen und nach dem Training!

Der erste Trainingstag ist vorbei. Wieder sitze ich im Eel Garden und schaue aufs Meer. Faulenzen ist einer der Pflichten zwischen den Apnoetauchtrainingstagen. Die einzige Pflicht, die ich wirklich mag :-). Anstrengend war das Training heute eigentlich nicht. Frustrierend beschreibt es eher zum Teil. Aber was habe ich erwartet? Ein Wunder? Sicher nicht. Dennoch musst ich mich wieder einfinden in einige Techniken und vor allem in den Wohlfühlmodus, am Seil langsam ab und aufzusteigen und dabei nicht atmen zu können. Das war das eigentliche heute - dass ich mich noch nicht wieder so entspannt fühlen konnte. So reichte es heute für 30% Technikwiedererlangung und ausreichende Entspannung bis 24 Meter. Für völlig untrainiert und unvorbereitet vielleicht ganz akzeptabel. Ich habe immerhin gemerkt, dass ich schnell wieder zurückfinden kann in den Freediving Modus. Sicher bietet sich ein längeres Aufwärmen vorher noch an.

Morgen werde ich mich überwiegend auf Techniken wie Mouthfill, Freefalling, Beinarbeit und Haltung sowie Duckdive konzentrieren sowie das mentale Bewusstsein, bei Kontraktionen nicht gleich umkehren zu wollen. Diese kamen leider recht schnell und haben wir die nötige Entspannung verhindert. Außerdem ist es schon ein seltsames Gefühl, als Neuling zwischen erfahrenen Tauchern zu sein, die mal eben kurz auf -60 gehen und dies im Laufe des Trainings noch verbessern wollen. Nun denn- Hut ab!

Ein gutes hat es, derzeit am Blue Hole zu trainieren: es sind kaum Schnorchler da, die über das Riff laufen, weil die Touristen anscheinend noch Angst vor Unruhen haben. So ist dieser Tauchplatz und leerer als Dahab selbst. Kein Gerangel an unseren Bojen von Leuten, die "einfach mal gucken wollen" was wir da so machen und den Auftauchvorgang oft blockieren und sich dessen natürlich nicht bewusst sind. Die sehen ja nur die an der Oberfläche an den Freitauchbojen hängenden Taucher und machen sich nicht klar, dass immer einer unten und manchmal der Sicherheitstaucher auch schon mit unter Wasser ist. Beide kommen in wenigen Sekunden an die Oberfläche und brauchen Platz an der Boje. Jeder Schnorchler, der dort hängt, versperrt den Zugang für die Taucher, die dort gleich Atmen müssen. Aus dieser Perspektive ist das Training momentan also recht entspannt.

Saturday, June 18, 2011

Eel Garden nach dem Aufstehen

Der Wind fegt so heftig von Saudi Arabien zu uns rüber, dass ich dankbar ob der Windschutzwände im Eel Garden meinen Morgentee genieße und dabei Zeit zum Bloggen finde. Es ist Tag 3 in Dahab und der letzte vor Trainingsbeginn im Blue Hole morgen. Also was mache ich? Entspannen, faulenzen und wenig bewegen - eben Kräfte schonen und viel schlafen. Auch die Trainingsdiät - kein Kaffee, keinen Alkohol und wenige kleine Mahlzeiten bekommt mir ganz gut. Ich habe längst beschlossen, sie auch in den normalen Alltag hin und wieder zu integrieren. Jetzt lässt es sich so wunderbar genießen, das heute recht bewegte Rote Meer anzusehen und die schönen Farben zu verinnerlichen. Weiter unten Richtung Lighthouse sehe ich Windsurfer über die Wellen schießen und denke mir nur, mutig und Hut ab! Der Wind ist stetig, stark und verlässlich. Nur zum Kitesurfen für so manchen zu stark. Inzwischen müssten die Wellen vor dem Riff eine ungefähre Höhe von einem Meter erreicht haben. Sie rollen gleichmäßig von Norden aus dem Golf von Aquaba herunter ins südliche Rote Meer.

Friday, June 17, 2011

Dahab - Wind, Hitze, Sonne - endlich


Den Blick aufs Meer gerichet – mal abgesehen von den Tippmomenten – die Nase offen für den Duft des Meerwassers und den steten, auflandigen Wind und in Gedanken kurz mit dem zuhause verglichen bleibt mir zuwenig, was mich dort halten könnte. Alles hier ist soviel mehr, als Berlin es derzeit für mich sein kann. Das Kapitel scheint zuende zu sein und an der Zeit geschlossen zu werden.

Hier in Dahab bin ich zwar sicher nicht unter Palmen und an weißen Stränden. Aber vor mir rollen die warmen Wellen des roten Meeres an den steinigen Wüstenstrand, während ich in meinem wenig besuchten Lieblings-Camprestaurant Eel Garden ganz vorn in der ersten „Lümmelecke“ auf den ägyptischen Kissen sitze / liege, und warme Brisen fegen vom Meer an Land! Ja genau – warme Brisen – keine abkühlenden Winde, wie sie in Europa gängig sind. Manchmal denkst Du, dort draußen hat jemand den Heizlüfter eingeschaltet und ihn gen Sinai-Berge gerichtet. Es ist fantastisch! Diese Temperaturen von 33 Grad zu Sonnenuntergang sind soooooo Meine!!! J

Alles was mich an Berlin erinnert, ist mit Mühe, Ärger und Stress verbunden, so dass ich sicher keine Lust mehr habe, dort weiterhin auf diese Weise herumzukrepeln und mich dabei nicht einmal am Meer entspannen zu können. Es ist Zeit. Es ist Zeit zu gehen. Täglich freue ich mich aufs Neue, dass ich am 26.8. nach Mexiko fliege, um dort eine hoffentlich bessere Zeit, bestimmt aber eine entspanntere Zeit anzugehen. Hier bereite ich mich innerlich darauf vor und verabschiede mich von Balast der Vergangenheit, um mich für die neue Perspektive zu öffnen. „Hinzu“ riet mir meine langjährige Freundin Ursl vor kurzem in einem guten Coaching-Gespräch. Dies bedeutet hin zu neuem und nicht weglaufen vor alten Hürden. Ich laufe nicht weg. Ich erkenne, welche Wege zuhause inzwischen ausgetreten sind und nichts mehr einbringen. Es ist Zeit. Es ist Zeit für neue Wege. Wieder freue ich mich, als mir bewusst wird dass Reisen doch soviel bringt. Reisen ordnen Deine Gedanken. Auch wenn es Urlaub ist. Du hast einfach die entspannten Momente mit der notwendigen Zeit, um über die Dinge nachzudenken. Manchmal musst Du einfach raus, um Deinen Standort von draußen anschauen zu können. Dies gibt Dir den nötigen Abstand und die Distanz zu möglicher Einflussnahme, die Dein Gedankenbild verzerren würde.

Gleiches könnte man nun behaupten, weil ich hier sitze – in Dahab am Meer – und mich von dem Moment beeinflussen lasse. Hier jedoch quält mich keine Unentschlossenheit, was mich in Berlin hält und was nicht. In Berlin versuchte ich in den letzten Monaten immer stärker, rationale Gründe zu finden, um dort bleiben zu können. Das wird mir gerade jetzt klar. Doch hier muss ich nicht eine Minute überlegen, ob ich in Berlin bleiben möchte und suche auch keine Gründe. Hier sehe ich vor meinem geistigen Auge, was ich in Berlin habe und kann sofort sage, dass ich daran nicht hänge und diese Dinge kein Grund zum Bleiben sind. Vielmehr möchte ich noch schneller alles lösen und Berlin verlassen. Hier diskutiere ich nicht mit mir über Pros und Kontras. Hier weiß ich sofort, ich muss endlich ans Meer ziehen, weil ich dorthin gehöre. Ans tropische Meer und entspanntere Kulturen als es jede europäische heutzutage ist. Es ist sonnenklar. Und die Zeit ist gekommen. Die 2te Lebenshälfte will ich nicht mehr mit Fragen und Suchen verbringen, sondern den Schritt gehen. Ich suche mir lediglich noch den richtigen Platz an der Sonne aus und starte dieses Jahr in Mexiko!!
Doch zurück nach Dahab. Ich warte gerade, dass ich meine Bestellung aufgeben kann. Ich möchte noch einen Beduinentee und einen griechischen Salat. Im Eels Garden schmeckt er am besten! Den Salat meine ich. Auch die Abgelegenheit des netten, sauberen Restaurants ist so angenehm, da kaum jemand hierher kommt. Touristen gibt es jetzt – im Juni nach der Revolution – eh kaum. Aber die meisten gehen meist an die belebtere Promenade und zahlen doppelte und höhere Preise. Somit stimmen die Bedingungen hier für mich 
völlig.

Morgen ist es soweit. Ich werde mich bei Freedive Dahab zum Triple Depth Wettkampf registrieren. Heute habe ich schon mal Hallo gesagt und 10 von mir für sie transportierte Apnoe-Masken abgeliefert. Diese nahmen bestimmt den meisten Platz in meinem Koffer ein. Aber alles ging gut. Ich habe erfolgreich geschmuggelt! Bei Freedive scheint die Stimmung etwas angespannt. Ich nehme an, dass der Stress der Vorbereitung für den Wettkampf, die Kurse etc. Die 3 – Lotta, Linda und Jacques – in Atem halten. Sogar einen neuen Instructor haben sie jetzt, der für einige Monate dort arbeitet. Ein netter und nettaussehender Franzose. Aber genaueres werde ich die nächsten Tage mal auschecken. Morgen ist erstmal Registrierung am Nachmittag und Sonntag um 9 geht das Training los. 30 Athleten werden teilnehmen. Na ich bin gespannt! Das sind soviele, wie in den Berliner Wettkämpfen die letzten Male teilgenommen haben. Na ich lass mich überraschen und freue mich riesig!!!

Wednesday, June 15, 2011

Schnuppern von Freiheit in hohen Lüften

Zuerst fühlt es sich noch nicht so an. Der bevorstehende Abflug nach Brüssel zwecks Anschluss nach Sharm ist eher durch viel Arbeit geprägt und lässt kaum Zeit zur Vorfreude, zu Reisefieber oder Wettkampf-Lampenfieber. Zumal eine Hiobsbotschaft in Berlin die andere jagt und ich mich täglich öfter frage, was ich eigentlich noch in Berlin will und warum ich es mir antue, dort weiter zu kämpfen. Die Antwort auf diese Frage will ich aber nicht abschließend äußern sondern bewusst auf mich zukommen lassen. Wieder einmal lasse ich mich treiben. Dorthin, wo die Dinge leichtgängig laufen. Dorthin, wo nicht jeder einzelne Schritt mit 10 Widerstandssteinen gepflastert ist. Dieser Weg erscheint mit zunehmend der richtige zu sein. Ein Weg der weg aus Berlin und Deutschland führt. Eigentlich ist dieser Weg mein Herzensweg. Ich konnte ihn bisher nur nicht gehen. Nun zeigen aktuelle Zeichen in die Richtung, ihn schleunigst konsequent zu gehen.

Dieser Weg führt aber nicht nach Dahab, sondern vorerst nach Mexiko ab Ende August 2011. Dort werde ich weiter erleben, ob mein Pfad konstruktiv, illusorisch oder "ausgelatscht" ist. Herausfinden kann man so etwas nur im Erleben. Also genehmige ich mir diese Freiheit und entscheide für diesen Weg weg ins Unbekannte und hin zu neuen Erkenntnissen und Toren.

Im Flugzeug nach Brüssel schnuppere ich bereits wieder das altbekannte, schöne Gefühl von Freiheit und neuen Zielen. Sofort entspannen sich diverse Muskeln in meinem Ich und ich löse mich von allem heimischen Druck und Bindungen zeitlicher und verpflichtender Art. Schön! Einfach schön! Auch wenn die Reise nur 2 Wochen dauert - wird sie mir wieder die Erinnerung wachrufen, wie schön mein Leben auf Bonaire war. So wie das vergangene Wochenende an der banalen Ostsee - aber mit der lustigen Kiteclique aus El Gouna -  diese Erinnerung und dieses Gefühl von unbändiger Freiheit hat wieder aufkommen lassen. Dieses Gefühl ist Lebenselexier für jemanden, der an keinem Ort länger als einige Monate ohne Pause verbringen kann. Wenigstens die Aussicht auf eine Reise oder eine räumliche wie vielleicht auf inhaltliche Veränderung ist Voraussetzung für ein positives Dasein und motiviert bei allem, was man täglich tut.

Ich fliege nun also nach Brüssel und verbringen einige Stunden auf dem Flughafen, die sich wunderbar zum Bloggen eignen :-)! In 4 Stunden öffen die Checkin-Schalter. In 6 Stunden sitze ich schon im Flugzeug und in 12h bin ich schon in Sharm El Sheik, Ägypten. Vielleicht schaffe ich einen Abstecher zu Only One Apnea, um Anna, unsere deutsche Freitauchmeisterin beim Training zu besuchen. Vielleicht kommt sie nach Dahab zu meinem Wettkampf. Wie rum auch immer, wir freuen uns auf unser Treffen und ich bin superneugierig auf ihren Status und Fortschritt! Mitte Juli wird die Freitauchwelt mehr wissen...;-)

Meine Realität ist derzeit nur durch das Beobachten einiger müder Gestalten bei Starbucks auf dem Airport Brussels geprägt und die Aussicht auf ein baldiges Aufsuchen eines hoffentlich sauberen Flughafen - WC's!

Tuesday, June 07, 2011

Meuterei auf der Jenna!

Es geschah in Sonderborg. Beim Anlegen nach den Beschimpfungen und Beleidungen des Skippers beschloss erst Anna nicht mehr weiter mitzusegeln. Ich ließ mir diese Idee einen Moment durch den Kopf gehen und beschloss, dass diese Entscheidung die einzig richtige sein kann. Wir schmiedeten einen Plan. Für mich stand dabei im Vordergrund, die Organisatoren, für die ich ebenfalls arbeite, gleich von unserer Entscheidung in Kenntnis zu setzen. Sie sollten wissen, dass die Situation extrem unangemessen ausgeufert ist und unsere Entscheidung verstehen sowie unterstützen.

Gesagt getan. Wir machten uns im Hafen auf die Suche nach einem Cafe um uns zu erholen, das Handy zu laden und Kontakt mit Berlin aufzunehmen. Die Reaktion war verständig, aber man wollte uns dazu bewegen zu bleiben bzw. ein Schlichtungsgespräch zwischen denen und dem Skipper zuzulassen. Beides lehnten wir ab, weil wir stärkere Anfeindungen befürchteten. Also blieb Berlin nichts anderes übrig als stillzuhalten und abzuwarten. Somit nahm Annas und mein Plan Form an. Wir gingen später zum Boot zurück, krochen in die Koje und packten unsere Sachen. Kurz vor dem Schlafengehen stellten wir alles Abreise bereit vor den Eingang.

Morgens krochen wir aus dem Schlafsack, packten ihn und den Rest ein, zogen uns Jacken an und öffneten die Tür. Der Skipper würdigte uns keines Blickes, Der Fette bereitete natürlich schon Frühstück vor und sah uns mit großen Augen an, als wir schwerbepackt die Treppe nach oben erklommen und nur "Tschüss" sagten.
Damit hatten wir gemeutert!

Was jetzt kam, war das Aufsuchen der Hafenduschen, das Frischmachen und Anziehen, das Kaffeetrinken und Frühstücken auf dänisch und das einfach nur Erholen. 2-3 h später kletterten wir in den Direktbuss nach Flensburg und waren 1h danach am Flensburger Hauptbahnhof, um unsere Züge nachhause zu buchen.

Wir waren erleichtert aber enttäuscht von der Woche. Ich wollte nur zu meiner Familie und mich entspannen und mit den Kindern Quatsch machen, schlafen, an nichts denken und irgendwann nach Berlin zurück. Das Nachspiel kam dann in Berlin. Der Skipper segelt keine Törns mehr, uns wurden die ausstehenden Hafengebühren erstattet, nachdem wir beide umfangreiche Berichte geschrieben hatten, was an Bord losgewesen ist. Was mir blieb, war das Signailiseren meines Verständnisses auf ihre tolle Reaktion und die Betonung, dass ich mich als unprofessionell agierend zugunsten meines Selbstschutzes einstufte. Ich hätte als Mitarbeiterin vielleicht an Bord bleiben müssen. Dennoch sehe ich es differenziert. Denn persönliche Angriffe hebeln das mit Sicherheit auch aus. Alles in allem ging die Sache sehr gut für mich aus und wir haben keine Probleme mit einander.

Ahoi - drum prüfe genau, wer mit Dir auf einen Segeltörn geht!!!

Monday, June 06, 2011

Segeln soll Spaß machen und keine Militärveranstaltung sein

Anna und ich bezogen also die Bugkabine, die uns ausreichen Platz bot für uns, den Krempel und außerdem recht gemütlich aussah. Leider war unser Glück besonders durch die niedrigen Temperaturen dort vorn in der größten Kabine getrübt. Nachts fror ich trotz vollständiger Bekleidung und Schlafsack! Für mein Geschmack einen Zacken zu scharf. Die Männer konnten sich nicht beklagen. Ihre Kabinen warn klein und warm. 2 lagen direkt neben dem Motorraum. Ha! Kunststück. Natürlich zogen sie uns als Memmen auf - wie echte Machos nunmal unter mangelnder Intelligenz leiden. Hätte sich einer einmal die Mühe gemacht, die Kabinensituationen genauer zu inspizieren, wäre er schnell dahinter gekommen, dass uns zurecht kalt war. Niemand bot an, Kabinen zu tauschen! Diese Frechheit kam hinzu. Die Krönung jedoch war, dass der fettleibigste Passagier noch damit prahlte, eigentlich nur zu schwitzen und keinen Schlafsack zu benötigen, den er noch nachgekauft hatte, und uns verstärkt als Memmen abstempelte.

Ich glaube, Anna und mir lag ständig auf der Zunge, was eigentlich zu so jemanden gesagt werden müsste. Aber wir konnten uns ja benehmen.... Auf Anfrage, ob der "beleibte Herr" nicht den neuen dicken Schlafsack gegen den alten dünnen, der der meinige war, austauschen würde wollen, kam ein eiskaltes Nein! Diese Team orientierte Reaktion hob die Stimmung weiter enorm. Dieser Kerl war nicht ohne Grund in der DDR bei den Grenzern an der Schussanlage beschäftigt...!!! Nich ohne Grund fuhr er lieber Motorboot als Segelboot. Wie sollte so jemand auch jemals ein Segelboot mit einem Team zusammen lenken wollen und können? Vollkommen fehl am Platze, fiel mir dazu nur ein. Das war Heini I.

Heini II zeichnete sich durch einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex aus, trank gern zuviel und heimlich abends und war es gleichgültig, wie es seiner verunfallten Frau ging. Auch interessant! Als Segelteammitglied reagierte er unsicher, gleichgültig bis genervt und war eigentlich auch nur zum Geschirrwaschen zu gebrauchen. Diese Arbeit machte aber bei 4en die Runde. Nur der Skipper hielt sich vornehm von der Arbeit an Bord fern.

Womit ich bei Heini III angelangt bin. Der Skipper mit  Vornahmen A........ tat Wunder, wie toll und erfahren er war und alles konnte. Das Gegenteil bewies er des öfteren auf dem Törn. Besonders hervorzuheben war sein ausgeprägtes Wissen über die 46 Fuß Bavaria, bei der man tunlichst die Seeventile in den Naßräumen während der Fahrt durchs Wasser schließen sollte. Hätte der Skipper uns nicht sogar verboten (!!!!), diese zu schließen, hätten Anna und ich keinen Wassereinbruch in der Bugkabine gehabt, der alle ihre Sachen durchnässte und Teile meiner sowie unsere Matratzen unbenutzbar machten. Das war schon eine bemerkenswerte Leistung von Heini III. Mann kann sich unserer Freude vorstellen, gerade bei dem Gedanken an die Qualität unseres Nachtquartiers. Eigentlich hätten wir uns auch einfrieren lassen können.

Die Matratzen konnten abends bis morgens in der Sonne trocknen, während wir auf den übriggebliebenen Matratzenteilen schliefen, die in den anderen Kabinen die Umrandungen umgaben. Die Herren boten und immer noch keinen Tausch an!!! 3 Kerle hatten Einzelkabinen und wir 2 Frauen schliefen in einem klammen Kühlschrank auf Matratzenteilen für 1 Person mit Besucherritzen ab 30cm Breite. Hervorragend! Soziale Kompetenz waren für alle 3 ein Fremdwort. Egoismus und Unverschämtheit haben sie dagegen in einem Begriffentwicklungswettbewerb erfunden.

Am nächsten Morgen verweigerten Anna und ich diese Situation und brachten den Skipper dazu zu tauschen. Murrend zog er vorn und wir hinten ein. Sofort wurde uns warm! Natürlich konnte man dahinten nicht verstehen, warum wir vorn so froren. Hier herrschtenmindestens 5-7 Grad mehr. Man konnte fast von 18°-20° sprechen. Vorn waren allerhöchstens 15 oder 12° - je nach Außentemperatur.

So und mit unzähligen dieser unerträglichen Beispiel nahm der Törn seinen Lauf. Mein Unwohlsein stieg und ich bereute schon lange, mitgekommen zu sein. Obwohl es mir großen Spaß machte, am Ruder zu sein. Doch mit solchen Menschen wollte ich privat wie ggf. beruflich nichts zu tun haben. Die waren komplett falsch an Bord. Auch der Skipper hatte keinen Schimmer, was es bedeutete, Skipper zu sein.

Zurück in Sonderborg lief das Fass über! Beim Anlegemanöver im Paket pöbelte uns der Skipper nacheinander in unglaublicher Gossensprache an und beleidigte mich mit einem Schimpfwort, das nie geht. Gar nicht. Anna und ich als Frauen mit Gehirn waren seine auserkorenen Opfer. Die mussten gedeckelt werden, ganz klar. Denn wir hatten längst erkannt, wie schlecht seine Leistungen und wie gering sein Wissen war. Die Kerle wussten ja gar nichts, was Stefan sicher machte. Doch wir durchschauten diesen frauenfeindlichen Nichtskönner und totkranken Psychopathen schnell. An ihm gab es fast nichts angenehmes mehr und ich fragte mich andauernd wie man so jemanden auf Törn schicken kann. Aber seine Arbeitgeber sind inzwischen schlauer und schicken ihn nicht mehr.






Sunday, June 05, 2011

Ein Segeltörn oder was davon übrig blieb...


Eigentlich hätte man schon am Tag des Einchecken stutzig werden sollen - ist man auch...  In Flensburg bei Dings & Petersen sollten wir - 4 Gäste und 1 Skipper - mein Kollege bei der Sportbootschule aus Berlin - die Bavaria besteigen, die mit 8 Seglern besetzt werden sollte. 3 Gäste fehlten also aus verschiedenen Gründen.

Alles begann damit, dass der Skipper nichts geplant oder vorbereitet hätte und vor Ort keinen Organisationswillen demonstrierte. Anna und ich machten uns kurzerhand daran, die Einkaufsliste für die Lebensmittel zu schreiben, die der Skipper nicht nur hätte fertig, sondern auch schon durch rege Einkaufstätigkeit erledigt haben sollen. Mich wunderte das nicht und sah darüber hinweg. Während der Skipper nun die Bootsübergabe in Angriff nahm und wir sage und schreibe 1,5h auf Nachricht warteten, dass wir endlich an Bord gehen konnten, wurden wir immer unruhiger ob der langen Zeit, die die Übergabe in Anspruch zu nehmen schien.

Wieder übernahmen wir Mädels "das Ruder" und nahmen unser Gepäck. Schnurstracks gingen wir alle zum Boot, um uns danach in Einzugstrupp und Einkaufsbrigade unterteilen zu können. Es sollte schließlich einmal irgend etwas vorangehen hier!
Am Boot ankommend sahen wir unseren Skipper im lockeren Plausch mit den Bootsvercharterern! Toll - er macht sich 'nen Netten und wir warten uns graue Haare am Steg... und wieder wundert mich nichts...
Der Rest passiert ganz schnell. Ohne Gemurre wird die Bootsübergabe plötzlich beendet und 2 Gruppen bilden sich: Die Einkaufsbrigade, bestehend aus Anna und Thoralf (welcher Winkingergott seine Eltern bei der Namensvergabe geritten hat, blieb unserem Wissen unzugänglich) sowie mich und Stefan, unser Skipper und mein Kollege der Sportbootschule aus Berlin, die die Paketstücke an Bord hieften.
Das noch ausstehende Pärchen - Mitsegler Nr. 5 und 6 ließen weiter auf sich warten. Stefan und ich inspizierten die Kabinen und überlegten uns eine sinnvolle Verteilung und harmonieerzeugende Belegung. Natürlich hatten Anna und ich uns schon eine Doppelkabine reserviert. Nur aussuchen mussten wir sie noch. Eigentlich sollte es die Doppelstockkabine sein, da Anna nur mitschiffs nicht seekrank werden konnte, wenn wir nachts durch die Wellen schaukeln würden. Doch mein Blick hinein entfachte gleich ein leichtes aber nicht zu unterdrückendes Magendrücken. Die Kabine - für 2 ausgewachsene Zwerge - gebaut verfügte in Kubik mit Sicherheit über weniger als mein heimischer Kleiderschrank. Nun könnte man argumentieren, dass weibliche Kleiderschränke zu übergroßen Ausmaßen neigen würden, weil dies in der Natur ihrer Eigner läge.

Doch nein, dieser Kleiderschrank-Kabinenvergleich hinkte keinesfalls. Meine Kleider nehmen Platz in einem Raum von 2,80m mal 2,20 Höhe und 0,70 Tiefe ein. Das einzige was hier in der Natur seiner Eignerin liegt, sind größere Abmessung der Bekleidung aufgrund einer nichtübersehbaren Körperhöhe! Verglichen mit Carrie Bradshaw jedoch verfüge ich zuhause über einen Schuhkarton mit Klamotten und sollte nun zu zweit in einer Mitschiffs-streichholzschachtel der Marke "Welthölzer" schlafen und eine Überfahrt ins Nachbarland heil überstehen! Schon beim alleinstehen in diesem Nähkästchen bekam ich schon Atemnot und wollte das Dach aufreißen - und ich bin daran gewöhnt, die Luft beim Apnoetauchen anzuhalten. Doch auf Apnoeschlaftraumen aufgrund akuter Sauerstoffnot in jeder der folgenden 7 Nächte wollte ich mich einfach so richtig einlassen!

Im Augenwinkel stach mir die "Königssuite" ins Auge und ich taufte sie insgeheim in "Queenscastle" um. Hier würden nicht nur 2 Frauen Platz haben, sondern darüberhinaus sogar ihre bescheiden  befüllten Gepäckstücke. Die Betten waren ein Doppelbett, das umrandet mit kleinen Schubfächern und einem Schrank für Hängekleidung sowie mit unendlich viel Stauraum in der Bilge ausreichen Platz für 8h Atemluft zweier energetisch überdurchschnittlich geladenen Borddamen ließ.

Während ich unter Deck Gepäckstücke wahllos in die Kabinen verteilte, um Platz zum Durchlaufen im Salon zu schaffen, begann der Skipper am Kartentisch die Funktionen des Schiffs sowie unserer Seekarten zu studieren. Ich beschloss, mir eine faule Warterunde in der Hecksitzecke an Deck zu gönnen, um noch einige Feierabendsonnenstrahlen durch meine Poren aufzusaugen und Wärme zu tanken.

Inzwischen kommen alle wieder an Bord und auch die letzten Beiden - upps, nein nur einer der letzten Beiden fehlenden Bordgäste - erreichen unser Seegefährt. Somit werden wir nur 5 Passagiere sein - inkl. Skipper!! Ist das nun gut oder schlecht?

Für die Kabinenverteilung scheint es vorerst gut zu sein. Für die spätere Stimmung innerhalb der Crew sollte sich diese geringe Anzahl von Multiplikatorindividuen als unhomogene Gruppe hinderlich für einen neutralen, offenen toleranten Umgang miteinander erweisen. Je weniger Menschen auf engstem Raum über einen längeren Zeitraum hinweg sich einer gemeinsamen Aufgabe stellen, desto unterschiedlicher und polarisierender fallen Meinungen und Einstellungen aus wie ins Gewicht. Die Fahrt entwickelt sich zur Millieustudie. Die Situation entwickelt sich tag für tag in Richtung Höhepunkt und mit ihr nimmt die Atmosphäre proportional bis ins unterste Kellergeschoss ab.

Geprägt ist der Törn durch Verhaltensweisen 5 unterschiedlicher Charaktere, davon 3 Männer und 2 Frauen. Allen voran ist da der Skipper, der seiner Aufgabe zu begeistern, zu motivieren, zu führen, zu lehren, mizureißen, mit gutem Beispiel voranzugehen, großartig zu sein in seinem Fach und seiner sozialen Kompetenz mitnichten nachkommt. Dafür werden wir Gäste mit äußerstem Negativismus, Sarkasmus, Frauenfeindlichkeit,  verbalen Tonentgleisungen, Beschimpfungen und indiskutablem unsozialen Team störenden Verhalten durch den Skipper "beglückt". Damit paaren sich Unerfahrenheit, Ahnungslosigkeit, Unsportlichkeit durch massives Übergewicht sowie Bösartigkeit nach frei nach alter Stasimanier durch einen Gast an Bord - was im Lauf der Woche gut harmoniert mit dem Standardfrust des sich aufgegeben habenden Skipper. Parallel wird die Mischung gefärbt durch die Unerfahrenheit eines weiteren Gastes, der zudem aufgrund eines offensichtlichen Alkoholproblems dazu neigte, vorhandene Gemeinschaftsvorräte von Bier vorschnell zu bekämpfen oder weitere selbst erworbene Hopfengetränke in der eigenen Kajüte zu bunkern. Dies noch toppend zeichnete dieser Passagier sich durch einen herzerfrischenden, großen Minderwertigkeitskomplex aus, der für einige Lacher in der RUnde sorgte, was wiederum die Stimmung sporadisch aufhellte. Als Grabredenschreiber fand sich A. zum Beispiel gerade noch gut genug, an Bord nie niedersten Arbeiten übernehmen zu können und äußerte dies hilfsbereit und sehr überzeugend. Wen würde bei diesem nicht vorhandenen Selbstwertgefühl die Neigung zu einem derartigen, täglichen Bierkonsum noch wundern?

Mittendrin ist da noch Anna, die Jüngste an Bord und Ärztin von Beruf. Sie analysiert die Dinge auf dem Wasser stets messerscharf und scheut keine Konfrontation mit dem Skipper oder teilt schon mal gern die eine oder andere Spitze gegen die Schwächen der anderen aus. Schockiert ist sie über die Erklärung unseres Skippers unheilbar erkrankt zu sein und eigentlich keine Genehmigung von seinen Ärztinnen für diesen Törn bekommen zu haben! Ich stimme da voll zu. In einem Fall einer akuten Infektion mit heftigen Fieberschüben wären wir als unprofessionelle Segelcrew nicht in der Lage gewesen, das Boot und uns heil nachhause zu bringen. Eine grob fahrlässige Organisation seitens der Törnplanung - finden wir. Rechtlich wäre ein Unfall vor diesem Hintergrund wohl kaum zu verteidigen vor einer Versicherung oder anderen Institutionen. Ich frage mich im weiteren Verlauf des Törns über die Beweggründe der Sportschule, diesen kranken Skipper segeln zu lassen und habe von nun an immer 3 Fragezeichen im HInterkopf.


Segeltörn mit echter Bewegung auf allen Ebenen...

Was erwartet man von einem Segeltörn? Was erwartet man von einem Segeltörn auf der Ostsee? Was erwartet man von einem Segeltörn auf der Ostsee in der dänischen Südsee? Was erwartet man von einem Segeltörn auf der Ostsee in der dänischen Südsee, der als Ausbildungstörn verkauft wurde? Was erwartet man von einem Segeltörn auf der Ostsee in der dänischen Südsee, der als Ausbildungstörn verkauft wurde und eine Woche andauert?

Nun ja, vorab sollte man natürlich keinen Internet-Zugang auf einem Segeltörn erwarten. Schon gar keinen Internetzugang auf einem Ausbildungssegeltörn, der das Boot täglich woanders hinsegeln lässt. Auch sollte man keinen Internetzugang und realistische Gelegenheiten zum Internetten während eines Ausbildungstörn auf der Ostsee erwarten - schon gar nicht, wenn man nur eine Woche Zeit hat.

1. es ist kalt auf der Ostsee - denn es ist nicht die Südsee, sondern die dänische Südsee. Auch wenn es währenddessen in Berlin brüllend heiß ist, frieren die Süddänen bzw. die, die die Gegend besuchen resp. besegeln. 5 Schichten Kleidung plus Wind und Regenanzug schützen vor Durchfrostung bis auf die Knochen nicht. Jedenfalls Nomalfigürliche. So traf das nicht für jeden sich an Bord befindlichen zu, der körperbedingt an Bluthochdruck litt und sich in seinem kulinarischen Leben beste Chancen für einen baldigen Herzinfarkt "erarbeitet" hatte. Anyway - die dänische Südsee ist launisch. Es kann regnen und hageln. Vom Wind gar nicht erst zu reden.... Alles in allem ermattet das Wetter, die Anstrengung am Ruder und an den Segeln schnell am Tag, so dass man kohlehydratreichste Nahrungsmittel schier einzuatmen beginnt und das abendliche Schlafengehen nach dem Eessen meistangepeiltes Ziel ist. Zum Aufsuchen eines Internetcafés fehlt da jegliche Motivation. Das Bloggen verliert plötzlich vollkommen an Bedeutung zugunsten des Schlafbedürfnisses ;-).

2. Darüber hinaus bleibt auf einem Segeltörn weder vor oder nach dem Frühstück bzw. niemals zwischendurch wirklich Zeit, sich tippende Gedanken zum Törn zu machen - es sei denn handschriftlich in ein Papiertagebuch, wie es meine Kajütenmitbewohnerin Anna aus der Schweiz getan hat. Die Abläufe an Bord sind normalerweise so durch Aktivität gefüllt, dass man sich über freie Minuten - auch mal außer ständiger Reichweite aller Mitsegler - freut und einfach mal nichts tun möchte.

3. Die technischen Voraussetzungen auf einem Segelboot - in unserem Fall einer Bavaria 46 - bzgl. Internetzugang sind reichlich begrenzt und beschränken sich auf internet-fähige Mobiltelefone mit Kleinstbildschirm.

Anzumerken bleibt, dass auf einem richtigen Ausbildungstörn nichteinmal Zeit für Gedanken an das Internet übrigbleiben würde. Dieser wäre prall gefüllt - von morgens bis abends - vom ersten bis zum letzten Tag - mit Planung, Organisation, Inhalten, Lernen, Segeln, Theorie, Küchendienst, Nachtwache und diversen anderen zahlreichen notwendigen Tätigkeiten.

Das Stichwort bleibt Segelausbildungstörn....

Was würde man nun tatsächlich unter diesem Begriff verstehen?