Tuesday, November 05, 2013

Belize Blue Hole - Ein Muss!

In Caye Caulker geblieben bin nun leider nicht, weil letztendlich - nachdem sich die Reisekasse stark einschränkend auf Reisewünsche ausgewirkt hat - auch das Einwanderergesetz von Belize einen Langzeitaufenthalt erschwert, weil das normale Touristenvisum für Deutsche auf nur 1 Monat ausgestellt wird. Eine eher ungewöhnlich kurze Aufenthaltsdauer für ein karibisches und zentralamerikanisches Land. Aber sei es drum. Immerhin durfte ich anstatt einer Woche ganze 2 wunderbare Woche in der Rastawelt verbringen und habe eine unglaublich entspannende Lassez faire kennengelernt - wieder einmal in der Karibik. Viel zu bewegen lässt das kleine Eiland auch nicht wirklich zu. Jeder kennt jeden, die meisten sind miteinander verwandt und die geografische Begrenzung wirkt sich auch begrenzend auf die tägliche Schaffenskraft aus.

So stehen Caye Caulker Bewohner vor der Herausforderung, sich mit dem tropischen Klima auseinanderzusetzen, ihr Talent auszubauen, ihre Waren und Leistungen an Touristen zu verkaufen, sich untereinander anzugehen und wieder zu versöhnen, einfach sitzend zu sein und das bunte Treiben am Straßenrand oder von der eigenen Veranda aus zu beobachten. In Caye Caulker bleibt nichts ein Geheimnis. Das Inselchen ist eine ca. max. 1500 Seelengemeinde und erfreut sich größter Beliebtheit bei Touris aus Kanada, USA, Europa, Belize und anderen nahe liegenden Ländern. Natürlich ist die Insel - genauso wie San Pedro, die berühmte "La isla bonita", die Madonna in den 80ern hochbesungen hatte - ein beliebter Ausflugsort für Taucher, die das Blue Hole entdecken wollen. Es ist wie Rom zu besuchen ohne das Colosseum gesehen zu haben. Du musst einfach das Blue Hole besuchen.

So war es auch bei mir. Trotz angespannter Reisekasse entschied ich irgendwann, diesen Tagestrip zu unternehmen, denn er war - entgegen einiger Infos - nicht nur teuer mit ca. 225 USD bei 2h Bootsfahrt bis zum Half Moon Caye Atoll, sondern enthielt für den Preis noch 2 weitere Tauchgänge in Half Moon Caye und Long Caye, was den Preis sofort wieder relativierte! Also "signte ich natürlich ab"! Der Tag verlief grandios. Vor Sonnenaufgang trafen wir Teilnehmer uns an der Tauchbasis in Caye Caulker an der Ostseite der Insel. Selten gesehen durften wir von der Terrasse bei Kaffee und Zimtbrotfrühstück den Sonnenaufgang über dem Meer genießen. Welch magischer Moment das war. In dieser Natur bei absolut lauen Temperaturen, die nicht einmal ein leichtes Frösteln hervorriefen, saß ich da nun auf dem Holzsteg und schaute ins Morgenorange. Meine Kamera war natürlich Zeuge dieses Naturschauspiels. Da ich als biologische Langschläferin fast nie Sonnenaufgänge zu sehen bekomme - es sei denn, ich mache die Nacht durch und beende diese am Strand - genoß ich den Anblick besonders und beschloss dabei, einen wunderbaren Tag zu haben. Das musste ich gar nicht beschließen, denn jeder Tag auf dieser Insel war sowieso ein erfüllter.

Nach gesundem Zimtbrot mit Marmelade und Schoki, Schokikeksen und nervensägendem schwarzen Kaffee um 5:30 bis 6:00 bereiteten wir unser Equipment vor und ließen es auf dem Boot verladen. Mit mir war eine junge gemischte Truppe Australier, die größtenteils zum Schnorcheln und weniger als Gerätetaucher mit von der Partie waren. Auf die Minute genau ritten wir 2 h aus dem Great Barrier Reef heraus über die dann sofort offene See hinüber bis zum nächsten Atoll, in dem sich das vielfotografierte Blue Hole befand. Die Überfahrt war anstrengend und unbequem, da die Bootsbänke nicht abgefedert waren und wir in ca. 4sekündlichem Takt einen Aufprall für die Wirbelsäule auszugleichen hatten. Das Speedboot raste über das karibische Blau, um den Tagesplan vollständig schaffen zu können und stets etwaige Wetterveränderungen mit einem Zusatzzeitfenster für eine eventuelle längere Rückfahrt berücksichtigen zu können. Der Morgen war knackig, sonnig und wies eine nur leicht gekräuselte See auf. Diese wiederum reichte anfangs für einige merkliche Bumps auf die Rückenwirbelsäule. Nach einer Stunde ca. hatte sich dieser Effekt glücklicherweise etwas gelegt. Als wir dann durch das Turneffe Reef fuhren und von innen einige mangroven- und kokosbewachsenen Atollinseln ansehen durften, verlief die Fahrt ganz ruhig durch das Flachwasser. Doch dann wieder heraus aus dem Gebiet in tiefere Gewässer, setzen wir unseren Wellenritt bis zum Blue Hole Atoll fort.

Die Ausmaße dieses faszinierend kreisrunden Lochs im Limestone-Boden (der vor vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten einmal weit über dem Meeresspiegel lag) sind emenz hoch und beeindruckend, so dass wir es vom Boot aus gar nicht vollständig überblicken können. Der Durchmesser des Belize Blue Holes musste so bei mindestens einem halben Kilometer liegen. Es war dunkelblau an der Oberfläche und sollte noch dunkler innendrin werden. Was nun passierte, ging relativ schnell. Nachdem der Motor aus, das Boot festgemacht war und wir den Blick über das Blau kurz genossen hatten, erhielten kurz die Schnorchler und darauf wir Taucher unser Briefing für den Abstiegs ins Hole. Ich hatte es ja schon gehört, doch dann erlebte ich es live. Strichgenau verlief dieser Tauchgang nur 25min lang, allerdings dafür bis auf 42m hinab. Sicher eine gute Zeit für weniger erfahrene Taucher, weil der Luftverbrauch bei 5bar weitaus höher ist als bei 2-3 bar. Für mich fühlte sich das ganze durchaus spektakulär an, denn die 42m waren nicht spürbar durch die surreal großen Ausmaße der Stalaktiten und der dagegen eher klein wirkenden grauen und Weißspitzenriffhaie, die verlässlich im schwarzblau kreisten. Auch die Temperatur in diesen Tiefen nahm deutlich ab, da die Wasserbewegung weiter unten scheinbar fast zum Stillstand kommt und so keine Durchmischung mit der Oberfläche stattfindet. Vorstellbar ist es natürlich, dass weniger Erfahrene hier den Tank maßgeblich schnell leerten. Für mich ist Luftverbrauch kein Problen und bei uns verlief aber auch alles gut.

Gern hätte ich noch etwas mehr Zeit im Blue Hole verbracht. Viel zu sehen gibt es allerdings tatsächlich nicht. Dieses Loch ist nichts weiter als eine vorgelagerte Yucatan-Cenote, die heute unter dem Meeresspiegel liegt. Also wachsen in ihr keine Korallen und es tummelt sich keinerlei buntes Leben darin. Ausschließlich verschiedene Haisorten ziehen hier ihre Kreise, die relativ neugierig recht nah an Tauchgruppen herankommen. Witzig war es schon fast, dass im Briefing der Schwerpunkt auf den möglichen Tiefenrausch gelegt wurde anstatt auf die Möglichkeit, dass jemand aufgrund der Hai in Panik geraten könnte. Sollte es Absicht gewesen sein :-)? Mögliche Tiefenrauschauswirkungen zu briefen halte ich für relativ überflüssig, da dieser bei jedem Taucher anders ausfällt, wenn überhaupt in Erscheinung tritt. Sich darüber im Vorhinein Gedanken machen zu müssen, erzeugt eher noch zusätzlichen Stress bei jüngeren Einsteigern als sowieso schon durch die Tiefe und die Haie. Doch wie gesagt, unsere Gruppe war cool und wir kamen entspannt und locker zur Oberfläche zurück.