Wednesday, May 23, 2012

Mission Meer und dann los...

Eine Schande für Deutschland ist ja nun die jüngste Aktion unseres grandios gehorsamen und am liebsten alle Regeln befolgendes Land, den weltweit bekannten Meeresschützer und Gründer von Sea Shepherd, Paul Watson, in Frankfurt verhaftet zu haben, um dem internationalen Haftbefehl aus Costa Rica zu folgen. Um gegen diese Verhaftung und die mögliche Auslieferung und für die sofortige Freilassung Watsons zu kämpfen, konnte ich heute einer Protestaktion in Berlin teilnehmen, zu der bei facebook aufgerufen worden war.


Relativ kurzfristig rauften sich also im Netz zahlreiche Anhänger und Meeresschützer aufgrund des geplanten Empfangs von Regierungsvertretern aus Costa Rica beim deutschen Bundespräsidenten zusammen und beschlossen, heute am 23. Mai 2012 ca. 300m vom Schloss Bellevue ihren Unmut auszudrücken. Tatsächlich wurden es so ca. 300 Personen. Begleitet war die Aktion natürlich von der Berliner Polizei, die die Gruppe strikt im erlaubten geografischen Rahmen hielt. Nun ja, was soll man sagen... Alles verlief absolut friedlich ab. Zu hören waren nur Rufe, Pfiffe und Gegenbebrüll als die Limousinenkolonne über den Kreisel zum Schloss rollte. Danach folgte eine Rede von Paul Watson, der seit 2 Tagen auf freiem Fuss ist und sich aber 2x pro Tag in Frankfurt bei der Polizei melden muss. Irgendwie schämen sich alle für Deutschland, dass diese Situation ermöglicht! Doch Paul winkt etwas ab und erzählt, dass sowohl die Polizei als auch die Richterin sich für seine Festsetzung entschuldigt haben und nur den Gesetzen folgen müssen... da haben wir es wieder! Wieso ignoriert der Rest der Welt den internationalen Haftbefehl - nur Deutschland nicht?

Als Watson noch erzählt, dass die Gefängniswärter sich haben mit ihm fotografieren lassen und sich Autogramme haben geben lassen, ist das Gelächter groß und Erleichterung macht sich breit. Das versöhnt doch wieder um einiges. Paul Watson ist hoffnungsfroh, was das Verfahren, die Arbeit von Sea Shepherd und die Rettung der Meere angeht. Ich finde seinen Optimismus erstaunlich - vor dem Hintergrund der Bestandsdezimierung in den Weltmeeren. Toller Typ, sympathisch, kein Guru, ganz sachlich, bodenständig und zielfokussiert! Seine Rede in Teilen hier:






Tuesday, May 15, 2012

Mission Deutschland … und dann weiter...


Manchmal regelt die Zeit alle offenen Fragen für Dich. Meist reicht es auch, einfach Dir selbst zuzuhören. Eines Tages weißt Du dann wohin es gehen wird. In meinem Fall hat es sich inzwischen schlicht von allein manifestiert, dass ich nach meiner Rückreise von Mexiko nur eine bestimmte Zeit in Deutschland verbringen und dann wieder zurück ans warme Meer reisen werde. Die Fragen waren bis dato noch, ob tatsächlich und wohin tatsächlich. Grob angedacht war Mexiko zwecks Freelancer-Arbeit und Vertiefung meiner Tauchkenntnisse durch weitere Kurse im Bereich Tec & Cave. Als Zeitraum für Deutschland hatte ich mich selbst von 4 Monaten auf 3 – 2,5 Monate eingeschränkt. Es erschien mir undenkbar, so lange in Deutschland verbringen zu können. Und tatsächlich gehört Heim-/bzw. Fernweh – wie man es nimmt – zu meinem täglich Brot. Heimweh zum Meer ist es definitiv. Auch Heimweh nach meiner Welt zu Menschen, die meine Leidenschaft für das Meer teilen und den gleichen oder individuell ähnliche Wege gehen, ist es ebenfalls. Auch Fernweh nach neuen Tauchplätzen, Ländern und Orten, an denen man vielleicht bleiben möchte, sowie Lust auf neue Kulturen und Begegnungen ist Teil der Reise. Es ist das Heimweh nach dem Reisen.

Trotz einer schönen Zeit in Berlin oder vielleicht auch wegen dieser schönen Zeit in Berlin, in der ich bisher eben auch - nicht ausschließlich - diese Menschen getroffen habe, die ebenso denken und leben wie ich, fühlt sich mein Standort Hauptstadt erstmal nicht mehr gut und richtig an. Ich fühle mich deplatziert - nicht mehr im richtigen Umfeld. Das ist eine wunderbare Erkenntnis. Denn diese erlöst mich von dem jahrelangen schizophrenen Kampf mich für eine Welt entscheiden zu müssen und nicht zu können. Dieser Kampf scheint nun von allein beigelegt zu sein. Auch nach mehr als 3 Wochen in Berlin weiß ich: es ist vorbei. Deutschland ist vorbei. Für diese aktuelle Zeit jedenfalls. Langfristige Prognosen gebe ich nicht ab - sollte man auf Reisen auch nie tun :-). Alles kann sich täglich sofort ändern. Erstmals nach meiner Rückkehr nach Berlin weiß ich jedoch sicher, ich will hier nicht mehr leben. Wie entspannend....

Das bringt mich aber auch direkt zur aktuellen Lage, in der ich mich akut befinde. Während der bisher schwierigsten Momente mit meiner Familie in Norddeutschland – in denen ich mich ununterbrochen frage, ob ich meine Richtung jetzt doch gen Heimat ändern sollte, um eventuellen Notfällen möglichst nah zu sein bzw. sämtliche Entwicklungen durch meine Anwesenheit positiv zu beeinflussen – erreichen mich gleich mehrere großartige, wenn nicht sogar die besten, Arbeitsangebote als Tauchlehrer für die schönsten Plätze dieser Erde, die man sich wünschen kann! Dabei steht Mexiko als Standort ganz hinten an. Vorn dagegen lag Palau ab Juni – was ich aus aktuellem Anlass abgesagt habe bzw. glücklicherweise auf später verschieben konnte – außerdem Fidschi ab November/Dezember oder andere Südseeziele, Indonesien, Indischer Ozean und andere Südostasienregionen – diese komplett auf einer Segelyachtflotte für Tauchsafaris. Kann es genialeres geben? Erstmal nicht. Parallel habe ich meinen Mexikoplan schon seit einiger Zeit fertig. Familiäre Rückschläge könnten diese Möglichkeiten jedoch zunichte machen, denn wie könnte man in einer solch schweren Situation 1. einen solchen Job machen und 2. nicht im Kreis der Familie verbringen wollten. Doch diese Überlegungen sind momentan nicht akut - jedoch on demand....

Nun, jedoch wenn Murphy zuschlägt, holt er richtig aus!

Einen Tag nach Ankunft in Norddeutschland bei meinen Eltern erhalte ich die langersehnte email meiner favorisierten Malediveninsel, auf der ich schon seit einer Weile arbeiten sollte – es hatte zeitlich und organisatorisch bisher nicht geklappt. Einen weiteren Tag später flattert mir das Interesse einer zweiten Malediveninsel in den virtuellen Briefkasten mit der Nachfrage nach meiner "Availability"! Es ist wie verhext. Mit beiden hatte ich nicht wirklich gerechnet – dennoch war ich immer dran geblieben, hatte innerlich aber komplett losgelassen. Wie es eben so ist. Was also tun, wenn alles aufeinmal auf Dich zurollt?? Als erstes meine Maledivenhauptkontaktin Larissa kontaktiert, um die freudige Nachricht loszuwerden.

Nun sitze ich also, hole Infos ein, wäge ab, überlege, ob mehrere Optionen hintereinander möglich wären bzw. neu zu organisieren wäre, vergleiche Konditionen, um herauszufinden, welche die beste Möglichkeit ist bzw. um keine nachteiligen Konsequenzen zu verursachen. Da gilt es schon, einiges abzuwägen. Man möchte sich in der Community auf jeden Fall als zuverlässige Angefragte präsentieren, die Zugesagtes einhält. Doch so richtig fest zugesagt ist bisher auf allen Seiten noch nichts wirklich. Lediglich die Wünsche, die Jobs gern machen zu wollen, um nun Details zu verhandeln. Spannend wird es demnach die nächsten Tage. Welche Destination steht wohl am Ende als nächstes auf dem Reiseplan...?