Tuesday, October 13, 2009

Ein ganz normaler Arbeitstag....


In meinem 2. Job innerhalb von nunmehr guten 3 Wochen auf dieser kargen Moskito geplagten Wüsteninsel mit Namen Bonaire radle ich ja nun mit meinem für 4 Monate gemieteten Fahrrad - Todd, der Besitzer und aus den Staaten stammende hier Medizin Studierende, ist ungefähr 3 Meter kleiner als ich und sein Mountainbike dementsprechend ausgelegt - jeden morgen von meiner Zelle hinter Lee's Bar die Kralendijker Hauptstraße herunter, am Kai vorbei, nach Kreuzfahrtschiffen Ausschau haltend (jeweils zwischen 2500 und 3600 potentielle Tauchschulkunden an Bord) bis zu Div'Ocean - Thommy's Tauchschule, in der ich nun arbeite. Zurzeit werde ich auf diesem ungefähr 6 Minuten langen Radweg öfters einmal von einem Regenschauer überrascht. Man nennt das Phänomen auch Regenzeit, obwohl es für den restlichen Tag meist knochentrocken bleibt.

Es ist also morgens kurz vor 8. Ich schließe mein Rad an der Holzpalette vor der Tür an und werfe Thommy ein zwischen fröhlich und etwas verschlafenes "Jut'n Morj'n" (er hat mal einige Monate in Pankow gelebt und versteht Berlinerisch) zu. Grundsätzlich gut gelaunt und etwas sympathisch durchgeknallt trällert mir der Schwabenbayer ebenfalls irgendetwas Begrüßendes entgegen. Er sitzt schon früh ab halb 8 hinter seinem Bürorechner und beantwortet emails, checkt die
neuesten Fussballnachrichten aus Deutschland (was auch immer der Mensch braucht) oder spielt sein Lieblingsonlinespiel zum Aufwachen. Da lass ich ihn doch erstmal klickern und kickern
und schaue, was ich heute zu tun habe.
Der Shop ist erst seit Juni in seinen Händen, weil Thommy davor mit den Tropical Divers zusammen gearbeitet und nach 3 Jahren die Partnerschaft mit dem Besitzer beendet hat. Ich verstehe dies gut, da ich es dort nur 10 Tage ausgehalten habe und den Eigentümer und seine ... was auch immer ... nur 3 Tage erlebt hatte. Das hatte schon gereicht. Harry und Siggi fallen nicht unter die Kategorie "Arbeitgeber des Jahres" oder "Gastgeber des Monats". Dort hat jeder den nicht nachvollziehbaren starren Regeln der beiden zu folgen - ob Mitarbeiter oder Gast. Jeder kriegt ausnahmslos aufs Dach, wenn er beispielsweise mit nassen Schlappen den Shop betritt oder das Verbrechen begeht, im Innenraum Wasser zu trinken! Bei 34° ist dies ja auch nicht notwendig. Und wer käme schon auf die Idee, dass irgendjemand in einer Tauchschule schon mal nasse Schuhe oder nasse Kleidung tragen könnte?? Bei den Tropical Divers ist das Tauchen ein trockenes Business :-). Entsprechend genießt diese spezielle deutsche Adresse keinen guten Ruf auf der Insel und auch be
i vielen Gästen nicht mehr. Gerüchte im Taucher.net kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Daher: Hut ab, dass Thommy nach 3 Jahren den Absprung ohne größere "Folgeschäden" geschafft hat!

Für mich war also gleich klar, die Gelegenheit mit ihm zu arbeiten wahrzunehmen. So bauen wir nun den Shop und die Schule zusammen auf, was auch die Innenraumgestaltung mit einschließt. Die ersten Tage sind mit Aufräumen und reinigen des Equipmentraumes ausgefüllt sowie mit dem Sortieren von Leihausrüstung. Im Shop muss eine andere Wandfarbe her. Also kommt Mariannes berühmte Wischtechnik in ihrer Lieblingswandfarbe Orange zum Zuge :-)!! Auch Hellblau gewischt - passend zu Himmel und Meer für den Schulungsraum wirkt gleich viel frischer und offener als das durchgängige Eierschalengelb, dass das Algengrün der Ladeneinrichtung verdunkelnd reflektiert.


Am Tauchplatz angekommen - die Sonne brennt, das Meer leuchtet türkis, dass man blind werden könnte - bauen wir zusammen. Nein!! Das Jacket meiner Gästin bläst sich auf! Na noch mal super! Das kommt auch richtig gut beim Kunden! Ich versuche das Inflatoreinlassventil zu reinigen. Ohne Erfolg. Mein Gast entscheidet zurückzufahren und ein Ersatzjacket zu besorgen. Peinliche Sache das. Aber nicht zu ändern. Wir sitzen nun angezogen in 3mm Neopren in glühender Sonne und passen auf das Equipment auf. Dazu sollte man wissen, in Bonaire klauen sie Dir die Schuhe beim Gehen von den Füßen ;-). Ein Baum in der Nähe spendet uns überlebensnotwendigen Schatten. Nach einem netten Plausch mit Frau Gast hält auch schon wieder der Wagen von Herr Gast am Straßenrand und wir freuen uns auf den unmittelbar bevorstehenden Tauchgang.Kunden und Freunde geben positives Feedback!
Idee umgesetzt und angekommen! Sehr gut!


Natürlich geht es neben den alltäglichen Shoparbeiten auch um das Tauchen, gell?! Wir sind ja schließlich auf einer Tauchbasis. An meinem 2. Tag mache ich bereits meinen ersten Orientierungstauchgang mit 2 Gästen in Corporal Mais. Nach einem kurzen Inselbriefing und dem Erledigen des notwendigen Papierkrams - Ausfüllen der Formulare inkl. Haftungsausschluss, den PADI in dieser Region wie weltweit zu 99% auch vorschreibt - laden wir das Equipment auf den Pickup und starten. Wie ich ja schon vorherig erwähnt hatte, beeinträchtigt das Bonairer Klima die Denkfähigkeit merklich. Auf halbem Wege fällt es mir wie Schuppen von den Augen: meine Füßlinge!!!! Vergessen!!! Na Super! Kommt gut beim Kunden! Locker wie die Holländer sind, drehen wir lachend um und holen das Fehlende.





Wieder fertigmachend und zusammenbauend beobachte ich das Montagegeschehen der Beiden und stelle fest, dass sich eine Tauchpause von 4 Jahren sich deutlich bemerkbar machen können. Aber schließlich schaffen sie es, alles an seinen Platz zu befördern und wir... NEIN! Jetzt bläst sich sein Jacket auf! Verflixt nochmal! Das gibt's doch nicht! Ich nehme mir vor, gleich nach Rückkehr alle Jackets zu überprüfen.

Herr Gast ist entschlossen, mit diesem Jacket tauchen zu gehen, weil er nicht nocheinmal ein neues holen will. Verständlich und ich biete ihm an die Fahrt zu übernehmen. Doch er winkt ab. Das Aufblasetempo ist nicht so hoch und wird sich in der Tiefe deutlich reduzieren, weil die Luft komprimiert sein wird - je tiefer desto weniger Luft wird ins Jacket strömen. Ok, ich versichere ihm, ihn gut zu beobachten.

Alles verlief gut unter Wasser und wir kehren gut gelaunt zu Div'Ocean zurück. Die Beiden buchen 6 Tage unlimited diving und laden sich die Tanks auf den Wagen. Zufrieden sind sie mit mir auch und damit Thommy ebenfalls. War doch auch nicht anders zu erwarten ;o)!?! So geht es wieder an die Shoparbeit und das auch für die folgenden Tage. Nach Feierabend bietet es sich immer an, den Tagesstress (haha) im Meer wegzuschwimmen.


Div'Ocean liegt in der Kralendijker Marina und wie der gesamte Ort eigentlich direkt am Meer. Kleine Einstiegsstellen und Ministrände laden nicht wirklich ein, aber lassen das Schwimmen zu. Erst einmal im Wasser, ist das Geröllgeklettere schnell vergessen und ein inzwischen frisch temperiertes Meer (immernoch 29°, doch gefühlte 23° nach 3 Wochen Aufenthalt) umspült den aufgeheizten Körper. 1m, 2m, 3m, 5m, 9m - egal, der Grund ist immer zu sehen. Nach ca. 16 Uhr - normale Zeit zu gehen bleiben noch ungefähr 2,5 h bis zum Sonnenuntergang. Heißt: Schwimmen, Plantschen, Abtauchen, auf dem Wasser liegend sonnen und in die Segelboot-Silhouetten blinzeln.



An meiner Lieblingsbadestelle ist das örtliche Freibad eingerichtet, in dem einheimische Kinder Schwimmunterricht bekommen und "Turmspringen" - hier auch "Stegspringen" genannt - üben. Es tummeln sich ganze Schulklassen und vereinzelt Familien und Kinder zum abendlichen Abkühlungsritual! Ich sitze nach meinen Schwimmrunden auf Korallengeröll und beobachte amüsiert das Schauspiel von aufgeregten Kindern, die vor Stolz platzen nachdem sie vom Steg ins 1,5 Meter tiefe Wasser gesprungen sind. Mache versuchen den Bademeister zu überlisten und gelangen hinter die Absperrung am Stegende und springen ins 2-3 Meter tiefe Wasser. Ein schrilles Pfeifen und dunkles Brüllen des Badestellenchefs vom 10 Meter entfernten Kai lässt die Kids zusammenschrecken und sich widerwillig in die Schlange innerhalb des Flachwasserbereiches einreihen. Hach schön! Einige Dinge sind international einfach gleich :-)!

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