Tuesday, April 24, 2012

Berlin - kalt, roh und im Laufschritt - und dann noch Apnoe!

Tag 3 in Berlin und meine Stimmung pendelt zwischen sentimentaler Heimweh, über deprimierte Resignation bis hin zu sachlich orientierter Alles-schnell-Erledigen-und-weg-Stimmung. Berlin will mir nicht mehr ans Herz wachsen. Roh und kalt zeigt es sich mir von der gleichgültigen Schulter. Nicht bösartig oder abschreckend. So wie immer und ich nehme es erst jetzt als 19jährige Berlinbewohnerin wahr. Weg ist der Reiz der unentdeckten, nie endend wollenden Großstadtflairmystik. Die Straßenzüge, Häuserburgen sowie Busse und Bahnen wirken eher abschreckend und belastend auf mich - ganz natürlich eigentlich - und verursachen Stress und den Wunsch zur Landflucht in mir. Der Berliner im Frühling allerdings agiert erstaunlich entspannt, ist aber meilenweit von der mexikanischen Fröhlichkeit und Unbefangenheit entfernt - Lichtjahre der Unwissenheit.

So konzentriere ich mich auf das reine Erledigen aller Aktionen, die jetzt dringend und sowieso anfallen und behalte mein angepeiltes Abflugdatum im Hinterkopf. Playa wartet zum Glück auf mich, denn ich habe dann etwas im Gepäck, woran viele dort interessiert sind: mein Apnoe-Tauchlehrer-Brevet! Neben Tauchlehrern plane ich ab dann, auch Apnoetauchen zu unterrichten - für Taucher, für Surfer, Kajakfahrer und andere Wassersportler oder Ambitionierte. Es tun sich noch viele Möglichkeiten auf und ich freue mich auf weitere aufregende Abenteuer im karibischen Meer und den Cenoten von Yucatan! Daher geht es los im Juni mit dem AIDA Kurs am Bodensee! Mehrere Treffen mit verschiedenen Freunden aus Süddeutschland finden bei der Gelegenheit auch gleich statt. Neben einer lieben Besucherin aus der Schweiz, die ich von den Malediven her kenne oder meiner lieben Bergziege Biggi, dich ich seit meiner Zeit auf Bonaire kenne, treffe ich ein Laura und Christian, mit denen ich 2008 von Grenada, durch die Grendinen an St. Vincent, St. Lucia und Martinique vorbei bis Dominica gesegelt bin! Wie schön, dass wir uns endlich treffen können und sogar schon einen kleinen Segelausflug auf dem Bodensee im Visier haben!! Und wieder sehr schöne Ziele vor Augen! :-)

Thursday, April 19, 2012

Das war Mexico

Gepackt, aufgeräumt und verabschiedet endet mein 8monatiger Aufenthalt in Playa del Carmen, Mexico, und Umgebung. Dass es ein komisches Gefühl ist, plötzlich in meine alte Welt zu fliegen - in ca. 13,5 h, um genau zu sein - versteht sich vielleicht von selbst. Weil die nächsten Wochen eher von Kälte, Stadtlärm und Grau-in-Grau geprägt sein werden, hatte ich mir heute noch ein letztes Mal Strand und Meer gegönnt. Mit Kamera, Maske und Apnoeflossen konnte ich ca. 500m vom Strand entfernt nochmal zu den Doktoren und Triggern hinuntertauchen und das warme Nass genießen, an das ich mich hier so gewöhnt habe. Ein Wetterumschwung bereitete dem jedoch ein baldiges Ende, was mich wieder in die Wohnung zum Fertigpacken trieb. Das wechselhafte Regenwetter kommt mir derzeit entgegen und erleichtert die Abreise ein wenig.

Auch die vorherigen Tage vergingen nicht ohne tägliche Strandbesuche zum Schwimmen und Bummeln in Playa. So lässt sich noch etwas von der unkomplizierten und entspannten Atmosphäre hier aufsaugen, die mich hoffentlich über die nächste Zeit in Berlin rettet. Ein schöner Abschluss war doch noch die Beachbar-Party mit fast allen Bekannten und Freunden. Fast 40 Personen kamen zusammen, um nochmal in alter gewohnter Runde einige Cervezas zu stämmen und sich upzudaten, was man so in Zukunft plant und vorallem wo. Wir 5 Gastgeber verlassen zuerst Playa - eine ist schon wieder in Australien, die nächste bin ich morgen, die folgende ist Emilia auf dem Rückweg nach Argentinien und danach reisen Marijke und Remco zurück nach Curacao, was ja nicht weit von hier ist. Eine schöne Zeit zusammen begossen wir also am Strand und schworen, uns an diversen Orten wieder zu treffen, um zusammen tauchen zu gehen.

Schön war Louis Kommentar - von unserem frischen Franzosen - der in der großen Runde kommentierte, was für eine tolle Gemeinschaft wir seien und dass wir doch alle gleich seien! Als Instructors einfach den heimischen Konventionen den Rücken gekehrt zu haben und in andere Länder gegangen zu sein, um dort das zu tun, was wir lieben, mache uns gleich und großartig! In einem hat er bestimmt recht: das, was wir tun, macht uns irgendwie gleich. Wir sind eine Community - unabhängig von Herkunft, Alter, Vorgeschichte oder sonstigem. Diese Welt haben wir einfach gemeinsam - egal wohin wir gehen und sie leben. Dies ist ein Stück Zuhause.

Friday, April 13, 2012

Freitag der 13. - Standortbestimmung

Die vergangenen Wochen waren gekennzeichnet von einigen kläglichen Versuchen, endlich Urlaub zu machen und mir eine Auszeit zu können. Aber wovon? Von 7 Monaten zwar meist sehr anstrengenden Arbeitstagen auf der Tauchbasis an wechselnden Standorten? Eigentlich schon, wenn man diese Arbeit als solche Arbeit betrachtet, von der man sich erholen möchte. Andererseits stelle ich fest, dass diese Arbeit meine Leidenschaft war und ich mich seit der Beendigun eher wieder zurück vor den Computer zwingen muss, um meiner Online-Arbeit nachzugehen. Dies erscheint mir wesentlich anstrengender als den Tag mit Gästen - die auch nerven, aber oft auch ganz lieb sind - im Meer zu verbringen und das zu tun, was ich so liebe: Tauchen, TAUCHEN, T A U C H E N ! ! !

Die Wailers - als ob Bob Marley vor uns steht!

Dennoch, es hilft nichts. Ich gestalte meine Tage gemischt. Strand, Hängematte, Computer, Ausflüge mit dem Mietwagen und Planung für meine Rückkehr. Irgendwie schiebe ich derzeit wieder 4 Projekte gleichzeitig über das www an und finde doch noch Zeit zum Nichtstun, am Strand liegen, Lesen oder Kuscheln. Denn meine Zeit verbringe ich derzeit auch mit Hector - der einem venezuelanischen Abbild aus einer Neuauflage der Gilettewerbung gleicht - nach seinem Feierabend und an seinen freien Tagen. Bei der Zeit, die mir seit dem 31.3. frei einteilbar zu Füßen liegt, ist auch schon die eine oder andere Party drin - so auch am
7.4.2012 am Strand von Playa del Carmen Senor Frogs!

Die legendären Wailers spielen um 9pm live am Strand und lassen bis nach Mitternacht selbst die letzten Sandflöhe Luftsprunge erleben. Die Wailers waren einst eins mit Bob Marley und werden jetzt durch dessen Sohn Kevin repräsentiert. Dieser Abend wird unvergesslich! Die Musik ist der Knaller - einzigartig cool, fröhlich, durchdringend bis zur Gänsehaut - als ob Bob Marley vor uns stehen würde. Umgeben bin ich von Freunden - es sind Freundschaften, die sich hier mit der Zeit entwickelt haben - und treffe Hector auf dem Konzert, der die Bühne vor eifrigen Fans abschirmt. On Top kommt natürlich auch noch, dass der Mond voll scheint und das Meer kitschig herüberglitzert. Und wieder frage ich mich zum Hundertsten Mal: warum habe ich nun tatsächlich diesen Flug nach nach Berlin gebucht...?! Die Antwort mittlerweile ist klar: zum Aufräumen der Unklarheiten und zur Bestätigung, dass ich mich richtig für meine Rückkehr entscheide.




Die Spuren der Maya entdecken, versteckte Buchten finden und immer MEER, MEER, MEER

In den nächsten Tagen finde ich mich wieder in der Mischform meiner Existenz wieder und beschränke meine Ausfahrten mit dem Wagen auf naheliegende an einem Tag abfahrbare Ziele. So geht es nach Chichen Itza und Valladolid und nach Majahual und Xcalac am äußersten Zipfel Mexikos, an dem man nach Belize spucken könnte. Nach Xpuha verbringen wir einen Tag am Strand - einen Sandwurf von meinem ehemaligen Arbeitsplatz Royal Tulum entfernt - der in einer außerordentlich schönen Bucht liegt, die ein ansehnliches Riff sowie einen spektakulären weißen Sandstrand bietet.


Vor einiger Zeit bin ich dort noch täglich arbeiten gegangen. Jetzt kann ich endlich das Urlaubsfeeling genießen und einfach das machen, was ich möchte an einem solchen schönen Strand. Natürlich schwimme ich zum Riff raus und tauche dort einige Male ab, um Kleintiere, Langusten und andere Schätze in den Korallenhöhlen zu suchen. Nur wenige 7-9 Meter geht es runter bis zum Sandboden auf dem sich die Bewuchsformationen türmen und eine recht intakte Korallenlandschaft zur Schau stellen. Um dorthin zu gelangen, sind jedoch ersteinmal 20min schwimmend vom Strand zu überbrücken. Kein Problem - schwimmen gehört zu meinen entspannendsten Lieblingstätigkeiten.

Ein besonderes kleines Highlight war der Ausflug mit dem Hotelkatamaran, den mein ehemaliger Kollege Marquitos täglich mit Hotelgästen durch die Wellen steuert. Alexa hatte uns einfach auf die Liste gesetzt, obwohl wir gar nicht zu den Hotelgästen gehörten. Es geht nichts über gute Beziehungen! In der Vergangenheit bin ich nach Feierabend mit einem Kollegen zusammen auch schon Tauchen gegangen von diesem Katamaran aus - mit Gerät diesmal. Unser Guide hat uns draußen wieder rausgefischt und in der Zwischenzeit sein Fischerglück versucht. 

Ein anderer Tag führte mich allein bis an die geografische Grenze von Mexico und ermöglichte mir einen kurzen Blick auf Belize bzw. die Bäume und Mangroven, die auf der belizianischen Seite stehen. Hinter Xcalak gibt es nichts mehr an der Küstenschotterpiste - denkste. Plötzlich stehe ich im Vorgarten von mayastämmigen Dschungel-strandbewohnern, die sich sichtlich über meinen Besuch freuen! Der hübsche Sohn der Familie zeigte sich gleich besonders interessiert an meiner Anwesenheit.... Doch ich wollte ja nur wissen, ob ich immer noch auf der mexikanischen Seite fahre oder schon unwissentlich die Grenze übertreten hatte. Natürlich waren wir noch in Mexico, aber der Ort war nicht mehr auf der Karte eingezeichnet. Es befanden sich auch nur einige Häuser am diesem Strand. Als Ort konnte man das ganze nicht bezeichnen. Es lebt sich dort sehr ruhig und ich fragte mich, ob ich das auf Dauer ertragen könnte. Aber soweit sollte es ja nun nicht kommen. Ich wollte nur bis zum Ende der Straße fahren und dann wieder umkehren. Also fand ich bei der Familie heraus, wie das Straßenende aussehen sollte - 5km noch, sagten sie. Es waren ca.15. Aber wen interessiert das schon :-).

 Ich brauchte noch eine weitere halbe Stunde bis zum Ende des Landes auf dieser schmalen Landzunge Richtung Süden. Auf dem Weg dorthin begegnete mir irgendwann fast niemand mehr, außer vielleicht mal ein Pickup mit Fischern auf dem Weg nachhause. Auch an einsamen Häusern am Strand, die zum Verkauf standen, kam ich ab und zu vorbei. Doch irgendwann wurden diese immer weniger und wurden durch verfallene Häuser oder Bauruinen abgelöst. Die Sonne neigte sich längst zur oberen Baumkante des Dschungels, so dass ich schon befürchtete, nicht mehr im Hellen anzukommen. Doch dann sah ich es: das Ende der Straße! Erleichtert fuhr ich darauf zu und stoppte schon wieder im Prinzip in einem Garten eines Hauses - na zumindest könnte man denken, dass ich auf einem fremden Grundstück stand. 3 kläffende Hunde kündigten meine Ankunft an und ich bereitete mich auf ein freundliches Hallo für die Hausbewohner vor. Doch die nahmen gar keine Notiz von mir. Waren wohl gewohnt, dass Touristen plötzlich in diese Bucht kamen. Ich machte 3 Fotos, kuschelte kurz mit den Vierbeiner und verschwand wieder ganz schnell in die Richtung, aus der ich gekommen war. In der gleichen Nach gegen 22.30 war ich wieder in Playa in meiner Wohnung!

Sunday, April 01, 2012

This is it - en vacaciones en Mexico!

Gerade der 1. April ist nun Tag 1 nach 7 Monaten Tauchlehrerarbeit in Mexico! Offizieller Urlaub in Mexico hat nun begonnen und ich habe nichts besseres zu tun, als Geschirr zu spülen, das Apartment aufzuräumen, zu resümieren und schon wieder zu arbeiten - online und an den Plänen für die kommenden 20 Tage.

Der letzte Tag bei Prodive Mexico plätscherte so lala dahin und hat nichts spektakuläres zu bieten gehabt. Witziges Highlight waren jedoch Don und Chris - 2 120kg Amerikaner - die als Buddy's im echten 70er/80er Jahre Look im Boot wie im Wasser für Individualität sorgten. Nicht nur die Uraltmaske oder der mint-schwarze Lycra-1mm-Anzug mit V-Auschnitt, welcher just die Größe der kugelrunden Vorratskammer zwischen Kinn und Schritt betonte, ließen mich schmunzeln. Zum Nachdenken regte dagegen eher das stets begleitende Stoffrupfhuhn an, welches entweder Platz im V-Ausschnitt fand oder später an der Poolbar auf dem Tresen die Kamera der Beiden sitzend festhielt. Doch was unter Wasser geschah, ließ mich die Jungs einfach ihr Ding machen lassen. Original setzen sie ihr gerupftes Huhn an die verschiedensten Plätze im Riff - auf Korallenblöcke, in Schwämme und zwischen die Unterwasserlebewesen und fotografierten seine Posen und Tauchplätze!

Wegen Platz 1 auf einer Liste der skurilsten Unterwasseraktionen sparte ich mir jegliche Mühe, sie vom Riff und möglichen Verletzungen der Korallen fernzuhalten. Die Beiden waren so fokussiert auf ihr Plüschhuhn, dass ein Eingreifen wohl vergeblich gewesen wäre. Sie erklärten mir sogar noch vorher, dass das Huhn überall mitkäme und so auch unter Wasser fotografiert würde - als sei es das normalste von der Welt! Aber was ist schon normal. In diesen letzten Monaten habe ich ca. 800 oder mehr Tauchgäste und -schüler mit unter Wasser genommen. 800 Gelegenheiten, um die Verschiedenheiten und Eigenheiten der Menschen zu sehen und mich über die Erlebnisse zu freuen oder sie manchmal dafür zum Mond zu wünschen. Das gerupfte Huhn stellt lediglich eine weitere Eigenheit dar - die jedoch mit einem Sympathiepluspunkt :-) - denn die Herren, die es mitführten, waren alte Hasen im Tauchsport und ansonsten absolut vorsichtig mit den Korallen und anderen Bewohnern unter Wasser.




2 Tauchgänge, einen talentierten 13jährigen Schnuppertaucher und viel Spaß mit unseren Kapitäten, Bedegeros und Playeros kennzeichneten also meinen letzten Arbeitstag. Ein Spaß, den man gern erinnert und den ich vermissen werde. Der Basisalltag hälst soviel verrücktes bereit, dass man gar nichts anderes mehr tun möchte und sich immer gern daran erinnert. Mexikaner in Yucatan sind allerdings auch ein echtes Spaßpotenzial, die einen manchmal wahnsinnig machen mit ihren Ausfällen, spontanen Abwesenheiten oder Einstellungen. Zum anderen sorgen sie für die lustige Atmosphäre und erinnern immer daran, dass wir uns für die tägliche Freude and der Arbeit und nicht für das bloße Geldverdienen in anderen frustierenden Jobs entschieden haben. Gemischt mit dem internationalen Team an Tauchlehrern - was eine großartige kulturelle Mischung und dennoch eine faszinierende Einheit durch die gemeinsame Leidenschaft für das Tauchen, das Arbeiten am Strand und im Meer und mit vielen verschiedenen Gästen und Schülern aus aller Welt sowie für diesen spaß- und gleichzeitig oft stresserfüllten Arbeitsalltag ergibt - ist mein Arbeitsumfeld hier unbezahlbar vielseitig und extrem locker. Kaum in anderen "Büros" treffen sich Kunden und Kollegen in zerfetzten Neopren, schlabbrigen Shorts, Badehosen und Bikinis oder schlicht fast nackt und führen dabei ganz normale Gespräche wie anderswo in Kantinen oder Gebäudedurchgängen. Entsprechend knistert die Luft vor lauter Situationskomik und Skurilitäten - einmalig und nicht austauschbar!!

Und doch ist es wieder einmal Zeit sich zu verabschieden. Wieder ist ein Job und seine Einzigartigkeit zu Ende und es heißt weiterziehen. Es bleibt nur noch, diese Zeit kräftig zu feiern und sich angemessen aus dem Staub zuu machen. "Farewell Marijke & Remco, Renee, Emilia und Marianne" wird also jetzt noch für Mitte April geplant und dann verstreuen wir uns ersteinmal in alle Himmelsrichtungen - Curacao, Australien, Argentinien und Deutschland. Und wieder hoffen wir, uns alle bald wieder zu sehen - wo auch immer....