Bevor ich das zweite Mal nach Kandy zurückfuhr, folgte ich meinem Plan, nach Sigiryia weiter nach Tricomalee zur Ostküste zu fahren, um mir dort ein ruhiges Plätzchen am Strand zu suchen. Nach dem ganzen Trubel erschien mir das als einzig akzeptable Lösung für die nächsten Tage. Im Bus warf ich ich mich wie gewöhnlich mit dem Fahrstil des Höllenreiters mit in die Kurven und machte mir inzwischen nur geringe Gedanken über tödlich ausgehende Verkehrsunfälle. Diese Fahrer haben soviel Erfahrung und schafften es immer hervorragend, keine Fußgänger und Tuc-Tuc-Fahrer überzufahren. Gelegentliche Vollbremsungen fingen wir Insassen geübt mit Festhaltereflexen ab bzw. durch Anlehnen an den nächsten Fahrgast. Denn Platz zwischen den Gästen im Bus gibt es nicht. Sogesehen fällt umfallen schwer. Ein großer Vorteil in bepackten Bussen besteht in der verstellen Sicht durch die Frontscheibe. Ich wollte irgendwann nicht mehr sehen, wie lebensbedrohlich die Busse durch das Land brausten. Mein Gehirn konnte diesen Stil nie nachvollziehen und so war es mir nach einer Weile egal, wie schnell und halsbrecherisch der Bus fuhr. In nur ca. 3 Stunden erreichten wir Tricomalee. Ein recht netter Tuc-Tuc Fahrer sprach mich an - natürlich - und ich - müde von dem Tag - gab nach und beauftragte ihn, ein Zimmer am Strand für mich zu finden.
Schnell raus aus diesem dreckigen Ort und über die schöne Landschaft fuhren wir gen Norden. Hier ist ganz offensichtlich Tamilenland. Polizei- und Armeesperren auf den Straßen in regelmäßigen Abständen verheißen immer noch Kontrollnotwendigkeit, den neuen Frieden aufrecht zu erhalten. Lustigerweise verkauften die Soldaten auch Lottoscheine an passierende Fahrzeuge. Aufgrund mangelnden Englischs meines Fahrers konnte ich die Erklärung nicht verstehen. Irgendwann fuhren wir in Richtung Strand zu einem Hotelkomplex, wo er mich nicht absetzte. Stattdessen landete ich auf einem kleinen zurückliegenden Gueshouse, die günstige Zimmer hatten und auch eines frei. Sehr gut, ich beschloss, hier 2-3 Tage zu verbringen. Zum Strand waren es vielleicht 200m. Dafür konnte ich nachts totale Ruhe genießen und wurde weder von Straßenlärm, Musik oder Meeresrauschen wachgehalten. Wobei letzteres ja zu den schönen Geräuschen gehört.
Was geschah hier die Tage? Nichts. Außer schlafen, essen, schwimmen, sonnen und Internet recherchieren gab ich mir nichts zu tun. Die Küche hatte abends immer nur ein Gericht - Reis und Curry oder Fried Rice. Das Frühstück war ausreichend und Englisch. Dazwischen gabs nichts. Es war ein ruhiges Plätzchen, das einem Deutschen gehörte und von einer einheimischen geleitet wurde. Seltsames Volk gab es auch in diesem Gästehaus. Sri Lanka im Februar ist voll von Deutschen - 2 alleinreisende Männer, die sich beide an Verbiesterung hätten nicht übertreffen können und 2 zusammenreisende Mädchen, die sich über andauernde Reiseaktivität ohne Pause anödeten und sichtlich von dem Trip genervt waren - sowie ein schwedisches Paar der Sorte rund, Glatze, Glimmstengel zu jeder Gelegenheit - ungeachtet möglicher Nichtraucher in nächster Nähe, die grade eine Rundreise planten. Spannend war es hier in Nilaveli überhaupt nicht. Am Strnd ausharren konnte man gut, ohne alle fünf Minuten von Verkäufern belästigt zu werden, wie es hier in Hikkaduwa der Fall ist. Nur ein Fischer kam vorbei, der Muscheln verkaufte und 2 Joints fielen neben meinem Handtuch vom Himmel. Ansonsten schloss ich nach 3 Tagen jenes Kapitel und brach nach Kalkudah auf.
Kalkudah - wo sich Seevögel und Raben gute Nacht sagen
Pasikudah und Kalkudah wurden mir von einem Freund, der kitesurft, empfohlen. Ich hatte beschlossen, diese Station ausfindig zu machen und mein Glück unterm Schirm zu versuchen. Doch toter als dieser Küstenstreifen konnte es nun bald nicht mehr werden. Nicht nur, dass ich am Morgen mit dem gleichen Verbiesterten Deutschen im selben Bus landete, der auch an mein Zielort wollte und beim Ausstieg fragte, ob ich den Weg wüsste, was ich verneinte, woraufhin er sich wortlos umdrehte und zu Fuß loslief (wir hätten uns ja ein Tuc-Tuc teilen können...), nein auch ein nicht englischsprechender Fahrer, der keinen Plan hatte, was ich wollte und mich wahllos an den 2 einzigen existierenden überteuerten Hotels in der Gegend abzusetzen versuchte - ich nötigte ihn zur Weiterfahrt, bis wir das weit und breit einzige Strandresort fanden, dass erst halb fertig war und in dem ich einen akzeptablen Preis aushandeln konnte - nervte mich bis zum Letzten. Und dann saß ich nun in meinem ca. 5m² kleinen Zimmer mit Betonboden und Holzwänden, was dem ganzen ein wenig Strandbungalowatmophäre verlieh, und schaute in regnerische Grau gen Meer. Hier gab es nichts. Einen Zaun um das Gelände, einen Pförtner und einen schleimigen Hotelmanager, der ganz stolz betonte, dass er Essen aus Sri Lanka servieren würde. Ja was denn sonst? Holländischen Gauda hätte ich nicht erwartet. Vom Kochen verstanden sie ansonsten nicht allzuviel. Ein Phänomen, dass ich hierzulande fast nur erlebt habe: jeder ist der Meinung, Gäste beherbergen zu können und Restaurant spielen zu können. Doch sie verstehen gar nichts davon und man darf nicht überrascht sein, fast rohe Eier lieblos auf den Tisch gestellt zu bekommen. Logischerweise wissen sie auch nicht, wie ein Tisch zu decken ist, denn hierzulande essen die Einheimischen wo auch immer, wann auch immer mit einem Teller in der Hand und mit den Fingern. Es gibt nicht die Kultur, dass eine Familie zusammen eine Mahlzeit einnimmt und dabei zusammensitzt. Jeder hockt irgendwann irgendwo. Mich hat das im Haus von Kalhara irritiert und ich fragte mich immer, warum niemand mit mir essen würde. Aber später sah ich es: morgens schon ging der Fernseher und die Familie verfolgte die neueste Soapfolge, während ich frühstückte. Jeder aß dann, wann er Hunger hatte - dafür stand den ganzen Tag Curry und Reis und anderes auf dem Tisch, immer bereit für denjenigen, der etwas davon haben wollte.
Auch in Hotels war diese Kultur festzustellen. Die Tasse und die Teekanne landeten irgendwo auf dem Tisch, diverse Teller reihten sich vor dem Gast und das Besteck war mal ein Löffel und eine Gabel oder ab und zu auch mal ein Messer. Wohing diese Werkzeuge gehörten, war dem Personal natürlich unbekannt. Eine lustige Tatsache ist es eigentlich. Wenn die Leute hier nicht so vehement der Meinung wären, dass sie einen hervorragenden Service lieferten, für den sie auch hohe Preise abfragen dürften. Dem ist nicht so - liebe Singhalesen. Wartezeiten, zero Aufmerksamkeit, Ton manchmal, seltsame Portionen passen nicht zu seltsamen Preisen und zahlreiches mehr sind markante Hinweise dafür, dass die Preise bald die Leistung weit übersteigen werden. Noch ist alles recht günstig - meistens. Andererorts - z.B. hier in Hikkaduwa - darf man schon mal das Doppelte bezahlen und dafür ebenfalls nichts erwarten. Das Wachstum ist ungesund und der Service bleibt unprofessionell. Für die low-Budget-Szene gern genommen und akzeptiert - gern lokal und sympathisch privat mit Fingern gegessen. Aber nicht in als Restaurant angesehen wollende Orte. Hier sollten die Leute in Sri Lanka die Kirche im Dorf lassen oder sich im Tourismus weiterbilden. Ich nehme es weiterhin gelassen und schaue immer nach den besten Deals, wenn möglich. Reisen ist hierzulande auf jeden Fall die Erfahrung wert! Denn Sri Lanka ist trotzallem ein sehr schönes Land, was die Landschaft, das Meer, die Berge und das Klima angeht. So genieße ich ruhige Tage bei Regen und etwas Sonne am gegenüberliegenden Strand, der nur durch Sumpfe und einige Fischerhütten von der Anlage entfernt liegt. Unangenehm auch hier: der eine oder andere hemmungslos gaffende Mann, versuchend sich aus der Ferne zu nähern, während ich vollständig bekleidet wohlgemerkt über den Strand laufe. Himmel, darf man hier nicht als Frau allein herumlaufen?
Dennoch, nach 2 Tagen hält mich nichts mehr und ich reise weiter nach Kandy, um am Tag darauf mein Indien Visum in Empfang nehmen zu können. Wieder mit dem Bus weiter nach Batticaloa vorbei an dem Ort, in dem ich einen weiteren Bus Richtung Kandy hätte nehmen sollen. Dorthin fuhr ich auch prompt zurück, weil mir wieder Fehlinformationen zugetragen worden waren. Also wieder zurück und an der Straße nach dem richtigen Bus gewartet. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich den Bus an dem Tag gewechselt habe, aber mein Reisetag dauerte von 6 Uhr morgens bis ca. 18 Uhr, als ich in Kandy ankam - für ca. 200km. Dafür durfte ich atemberaubend schöne Landschaft mit Wasserbüffelherden, Ziegen, sattem Grün, Bergen und Hügeln sehen sowie eine Abruchpiste, die sie Landstraße nennen. Alles gut, ich landete wieder in meinem günstigen Hotel außerhalb der Stadt und man quartierte mich wieder in mein altes Zimmer ein. Somit war ich bereit für den morgigen Amtsgang beim Visabüroo um 9.30 Uhr.
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