Thursday, February 14, 2013

Soneva Fushi - Baa Atoll - Malediven - Rückblick!

Während ich hier an der einsamen Ostküste Sri Lankas in der Nähe Kalkudahs, die nichts weiter zu bieten hat als einen endlosen Strand ohne Menschen, Fischerhütten aus Palmenblattwerk, massive Wellen vom indischen Ozean heranrollend und meinen Hotelbungalow - ich bin der einzige Gast, der sich hierher offenbar verirrt hat - kommen mir rückblickende Gedanken zu Soneva Fushi, dem Maledivenresort, in dem ich die letzten 6 Monate gelebt habe.

Maledivenhype - Baa Atoll Fake

Was mich mittlerweile ein wenig erbost, ist der Hype, der um die Malediven gemacht wird. Der Hype um die angeblich besten Tauchplätze der Erde. Im Baa Atoll sind 90% der Korrallen tot! Die Tauchplätze selbst gehören mit ihrer Bewuchsformation überhaupt nicht zu den besten, die ich bisher gesehen habe. Ungerechtfertigt hohe Preise werden nicht nur auf Soneva Fushi für das Tauchen verlangt, sondern auch anderswo im Land. Den dafür zu erwartenden Service finden Gäste nicht vor. Stattdessen auf Soneva eine kleine chaotisch, nicht organisierte Truppe von gestrandeten, frustrierten Tauchlehrern, die in bekannt italienisch arroganter Art den Menschen glauben machen will, dass diese Insel der beste Platz zum Tauchen überhaupt ist. Im Tauchboot selbst erst entscheidet sie teilweise nach Gutdünken, welcher Tauchspot wohl angefahren wird. Wie so oft, fährt der Capt'n erst einmal ziellos ins Atoll, um erst während der Fahrt sein Ziel genannt zu bekommen. Eine Unorganisiertheit, die schon so manchen Gast verwirrt.

Verständlich ist es dagegen, dass morgens in Abhängigkeit der Konditionen im Meer entschieden wird, welche Plätze nicht angefahren werden können oder sollten. Doch diese zeigten sich während meiner Zeit dort nicht besonders unterschiedlich. Sicht oder wenig Sicht, Strömung oder wenig Strömung, Mantas oder keine Mantas oder etwas Welle. Von allem gab es wenig zu bedenken, wenn ich mal mit anderen Tauchgebieten in der Karibik vergleiche. Was beim Soleni Divecenter ebenfalls für ein Hype betrieben wird, was wohl zu viel Strömung sein könnte oder zu viel Wind, um einen Platz anfahren zu können, zeigte sich als ebenfalls typisch italienische Art. Die Malediven bieten annähernd Badewannenzustände. Wellen gibt es so gut wie nie, weil schlicht keine Stürme durchziehen. Die Atolllandschaft dieser Republik fängt Bewegung im Meer innerhalb der Koralleninseln gut ab und erzeugt eine immer gleichbleibende Meeresbewegung. Oft ist die See spiegelglatt - was viel Delphinbesuch mit sich bringt. Völlig unbeeindruckt war ich demnach von der "Strömung", um die ebenfalls jeder einen Hype betreibt. Auch bei Soleni fiel die Bemerkung, dass ich mich über die starke Strömung im Winter wundern würde. Nun, diese gab es bis zum Februar schlicht nicht und ich wunderte mich lediglich über den Gebrauch des Begriffs "starke Strömung".

Das bisschen Zug um die Insel und an den anderen Tauchplätzen war nicht mit dem zu vergleichen, was ich z.B. in Mexico erlebt habe - wo zu Strömungszeiten manchmal erfahrene Taucher durch Tiefenströmung umkommen, weil sie es schlicht nicht mehr zur Oberfläche schaffen. Was glauben denn die Baa-Atoll-Tümpeltaucher, welche Bedingungen sie vor der Tür haben? Tümpel auch deshalb, weil die Sicht im Wasser die meiste Zeit trüb ist. Bis November erinnert das Tauchen fast an Süßwasserseeruhe sowie Süßwasserseesicht. Das Meer hat meist eine dunkle grüngraue Farbe mit einer Sichtweite von manchmal nur wenigen Metern. Zuviel Plankton, Sand, Sedimente und so gut wie keine Strömung lassen sich das Meer zu einer Erbsensuppe verwandeln, so dass ich keine Maledivenbegeisterung verspüren kann. Nur 2-3 Monate dann klart das Wasser durch Strömungswechsel auf und zeigt etwas mehr von den Farben der noch lebenden Korallen. Doch nur wenige Tage in dieser Saison erlebe ich eine wirklich gute Sicht von 30m, die ich in Mexiko fast täglich als normal erleben durfte. Dort war eines Markenzeichen: Knallblaues Meer mit farbigen Korallen in besonders Cozumel und schneeweißer Sand, soweit wie das Auge reicht.

Nein, dieses Atoll der Malediven ist definitiv kein sehenswertes in der Maledivenrepublik. Vor 2,5 Jahren durfte ich zum Glück einmal das Süd-Ariatoll besuchen, wo ich das sah, was ich erwartet hatte: Bunte Korallen, ein wunderschöner Bewuchs sogar als Hausriff - Soneva Fushi ist umgeben von einer Wand bestehend aus fast ausschließlich toten Hartkorallen ohne jegliche Tischkoralle oder anderen nennenswerten Bewüchsen, dass sogar viele Gäste mich fragten, ob die Korallen alle tot seien und was ich von der Unterwasserwelt dort halten würde. Auch besuchende Resortkollegen, die sich im Schnorcheln und Tauchen übten, kommentierten das erschreckende und langweilige Bild unter der Wasseroberfläche. Den Enttäuschungen hatte ich nichts entgegenzusetzen. Ich gehörte nicht zu den Kollegen der Tauchschule, die den Gästen Märchen über die üppige Korallenwelt des Atolls erzählte und versuchten, die Taucher so bei Laune zu halten. Schließlich sind diese weder blind noch dumm. Der schlechte Zustand großflächig auch durch Veralgung ließ mich an manchen Plätzen sogar dafür schämen, dass ich Tauchgäste durch diese Tauchplätze führen musste. Nein - das Bild im Baa-Atoll ist eine Katastrophe. Und das Geld, das den Tauchern für diese Lüge abgenommen wird, ist unseriös.

Maledivenparadiese existent - aber nicht im Baa Atoll

Zurück zum Süd-Ariatoll - wo ich nun alles zu erwartende gefunden hatte: Korallen, tolle Tauchplätze, ausgewachsene Haie bei fast jedem Tauchgang, viel Leben am Hausriff auch während des Nachttauchens, Walhaichancen jedes Jahr und eine gute Organisation der Tauchschule. Hier wusste morgens jeder Guide ganz genau, welcher Taucher mit welchem Taucher zusammen gehen würde und welcher Guide die Gruppen führen würde. Nicht so bei Soleni auf Soneva Fushi. Hier wurde gewürfelt, bzw. hierarchisch entschieden, welcher Guide welche Taucher bekam. Die Tauchlehrer, die am längsten dort arbeiteten, nahmen sich stets die erfahrenen Taucher, um die längeren, tieferen und schöneren Tauchgänge zu haben. Checkdives, DSD's oder schlechte Taucher wurden meist den neuen Guides und somit mir überlassen. Selten hatte ich Gelegenheit, über die 25m Marke tauchen zu können - 30m sind eh das Maximum hierzulande - und gute Tauchgänge zu haben. Welche Taucher ich nun im Boot übernehmen sollte, wurde mich in 90% der Fälle nicht kommuniziert. Das "alte Team" machte sich nicht die Mühe, Einblick in ihre "Ablauforganisation" zu geben. Hätte ich nie nachgefragt, wer mit wem taucht und wohin es eigentlich zum Tauchen geht, wäre ich nie in der Lage gewesen, ein Briefing für den Tauchgang zu halten - nichtwissend für wen und über welchen Platz!

Die Kolonialherrschaft des Soleni Divecenter's

Was ich während meiner 6 Monate dort schon verinnerlicht habe, manifestiert sich im Nachhinein immer mehr. Bei Soleni geht der Tauchbetrieb sehr unorganisiert, unkollegial, altmodisch hierarchisch und unschön zu. Viele Gäste saßen oft im Boot, nichtwissend, was ihnen bevorsteht, und fühlten sich unwohl durch diese mangelnde Betreuung. Meist fragten sie mich wohin es geht, aus gutem Grund. Nur mir war es oft auch nicht bekannt und den anderen ebenfalls noch nicht. Dies wirk sehr unprofessionell vor den Gästen. Aber Änderungsbedarf schien bei Soleni nicht zu entstehen. Stattdessen bot sich den Fragenden im Boot das klassische Bild von dem herkömmlichen, großspurigen Tauchlehrer, der sich als Gott fühlt, vorn am Bug den Allwissenden mimte, sich nicht ansprechen und stören lassen wollte beim eingehenden Studium der Wellen - was anderswo Job des Kapitäns ist - und sich dann auch noch vom maledivischen Bootsstaff den Anzugreißverschluss hochziehen ließ! Ein Tauchlehrer, der nicht in der Lage war, seinen Anzug allein anzuziehen??? Dieses Bild kam mir übermäßig lächerlich vor und ich fragte mich allzu oft, für was sich diese italienischen Gockel und Gockelinen sich eigentlich hielten - obwohl es 2 Italiener, ein Schweizer und seine russische "Gefährtin" waren - plus seine italienische Geschäftspartnerin und plus seine italienische Ehefrau, die beide nur in den Ferien aushalfen. Die Malediver mussten springen, wenn diese selbsternannte Königstruppe das Boot betrat. Nein, zu solch einer sich selbst beweihräuchernden Welt wollte ich nicht gehören und solidarisierte mich schnell mit den Maledivern und anderen Kollegen aus der Region sowie aus dem Resort.

Alles in allem erlebt ich meine Zeit bei Soleni Divecenter aus Soneva Fushi als meine schlechteste in meiner Tauchlehrzeit bisher überhaupt. Die Kollegen waren das Gegenteil von locker und Spaß, die Atmosphäre von Falschheit und Verlogenheit durchzogen, die Tauchorganisation Chaos, die Tauchplätze zu 80% langweilig, die Kommunikation in dem kleinen Tauchunternehmen schlichtweg nicht existent. Diese Tauchschule würde ich aus vielen Gründen mit teilweise ausreichend bis tendenziell eher mangelhaft bewerten. Was das Leben bei Soleni außerdem erschwerte, war das enge Aufeinanderhocken im separaten Staffhaus. In diesem Haus lebt der Tauchschulinhaber wie ein Großgrundbesitzer mit seinen Leibeigenen und kontrolliert dort jeden Schritt. Nach Feierabend gab es nicht. Immer trafen sich 2 oder alle bei einem Bier und besprachen die Tauchgänge, die Gäste, den Tag, bedachten sich mit Sarkasmus und Spitzen, so dass nie eine abschaltende entspannte Neben-dem-Job-ist-auch-noch-ein-Leben-Atmosphäre entstehen konnte. Beim Frühstück ging das gleiche Spiel weiter. Selbst wenn ich mich absetzte, um mich mit anderen zu treffen, wurde ich noch überrascht gefragt, wohin ich ginge! Was zur Hölle geht Dich das eigentlich an? Waren meine reagierenden Gedanken, die ich dann für den fragenden Kolonialherren übrig hatte. Job ist Job, Bier ist Bier. Man kann dort den Leuten keinen Freiraum gewähren, muss in alles seine Nase stecken, beurteilen, verurteilen und einordnen. Let others be, sind hier Fremdworte.

Entsprechend unwohl fühlte ich mich von Anbeginn. Die Tatsache, dass dieser Selbstgekrönte in seiner Herrschaft über sein Königreich seinen Leibeigenen keinen freien Tag einräumte und sie täglich in der Tauchschule antreten ließ, verschlechterte meine Verfassung stetig. Hier gab und gibt es schlichtweg keinen Freiraum! Denn diesen könnte der "Herr" nicht kontrollieren! Auch Erholungsnachmittage mit Alleingänge in den Spa, zum Yoga oder anderswohin mussten an- und abgemeldet werden. Für mich ein unhaltbarer Zustand und viele rieten mir frühzeitig, die Insel und die Tauchschule zu verlassen. Doch ich hoffte immer noch auf Verbesserung mit der Zeit - aber das Gegenteil trat ein.

Heute in Sri Lanka wieder unter normalen freien Umständen lebend schüttele ich nur den Kopf, was alles möglich ist auf dieser Welt. Nirgends würde es einen Job in dieser Branche ohne freien Tag in 6 Monaten geben - was ich dem kleinen Großen direkt sagte und mir das Resortmanagement sogar als illegalen Zustand auf den Malediven bestätigte! Doch das Resort konnte nicht eingreifen, da Soleni unabhängig vom Resort agiert. Das der Kolonialherr der Tauchschule dann natürlich überhaupt nicht mit der Situation umgehen konnte, dass ich das Freitauchen auf der Insel etablierte, lag auf der Hand. Denn davon verstand er nichts, wollte es auch nicht lernen und nichts darüber wissen. Dies übrigens galt für alle dort als Staff agierende. Ausgenommen die Locals. Viele wollten dies von mir lernen und waren begeistert, offen und neugierig. Nur das italienische Königreich natürlich nicht - ängstlich um seine selbstgebastelte Krone. Die Gerätetauchlehrer mitsamt des Eigentümers beäugten mein durch das Resortmanagement forcierte und gewünschte Tun mit großer Ablehnung und Skepsis. Denn ich brachte etwas neues! Ich erhielt den Auftrag von Sonu, dem Resortgründer, und dem Management.  Ich machte etwas anders und ich war neu bei Soleni! Soviel Aufmerksamkeit steht nach Soleni-Hierarchiedenkweise nur einem alten Hasen wie dem Chef zu! Niemand neues mit einem neuen Angebot konnte so einfach an allem vorbeiziehen und dafür auch noch so viel Zuspruch erhalten sowie Erfolge erzielen!

Alles in allem bot ich etwas an, das man im "Königreich" nicht überblicken oder einschränken konnte. Im Gegenteil - sie alle mussten mitspielen und meinen Extraservice unterstützen und ermöglichen. Sowohl der Inseleigentümer als auch das Management waren nun einmal sehr an dem Angebot Freitauchen interessiert und buchten sogar Kurse bei mir. Einige glückliche Schüler konnte ich ausbilden und zu neuen Grenzen bzw. dem Entdecken neuer weiterer persönlicher Grenzen verhelfen! So hatte mich das Management schon frühzeitig gefragt, ob sie das Freitauchen in meinem Namen bewerben könnten. Auch das geschah ohne meine eigene Initiative! Das Resort kam zu mir - nicht umgekehrt! Natürlich stieß auch dies bei Soleni und seinem Eigentümer besonders auf blanken Neid. Entsprechend tendierte seine und ihre Kooperation gegen Null. Ein Verhalten, welches auch dem Resortmanagement auffallend missfiel und auf Unverständnis stieß. Dieses gab mir in meiner Argumentation Recht und entschuldigte sich sogar bei mir für das Fehlverhalten, das Soleni mir gegenüber an den Tag gelegt hatte! Immerhin generierte ich zusätzliche Umsätze und tat positives für das Standortimage. Doch der Soleni-Großgrundbesitzer musste dieses Parallelschaffen unterbinden, das eines seiner zu kontrollierenden Schäfchen auf eigenen Wegen beschritt. So erfand er Unzufriedenheiten im Team und in meiner Arbeit, erläuterte diese angeblichen Probleme aber mir gegenüber nicht. Er suchte eben lediglich nach Wegen, aus dieser für ihn unzufriedenstellenden Situation herauszukommen und wieder in sein unberührtes Königreich - das einzige was er hatte und haben wird - zurückzukehren, weil er dort alleiniger Kaiser sein konnte. Dass ich dieses Reich durch Neues erschüttert hatte, empfand er wohl als unverzeihlich. Kleine Männer ganz groß - war die Motivation zutiefst unehrlichen Agierens bei Soleni Divecenter Soneva Fushi... :-))

Mir war die Entwicklung in der Tauchschule willkommen, da ich Freitauchen als mein Ziel erklärt hatte und mit der Arbeit als PADI Tauchlehrerin in dieser ermüdenden Form schließen wollte. Auch wollte ich weder geistig eingeschränktes noch unpartnerschaftliches Denken sowie am wenigsten unehrliches Agieren in meinem Umfeld akzeptieren. Das klassische Tun einer PADI Tauchschule - und hier beschritt sie auch einige nicht PADI standardgemäße Wege - war besonders dort nicht meines. Ein Unternehmen, in dem 60% Chef sind und 90% Chef spielen, kann nicht funktionieren. Und so funktioniert es ja auch nicht. Jedes Jahr wechseln dort die Saisontauchlehrer - wenn man mal von dem italienischen Paar absieht, von dem eine Hälfte Chef ist - weil sie mit der Tauchschulkultur nicht eins werden. Auch reden alle Mitarbeiter hinter dem Rücken des Chefs und kritisieren ihn, sein Handeln, seine Affäre, die allen das Leben erschwert und auf der Insel für Gesprächsstoff sorgt, seine Ungerechtigkeiten gegenüber seinen Tauchlehrern uvm. Entweder er weiß das tatsächlich nicht, will es nicht sehen oder sieht über diese Tatsache hinweg, weil die beiden den Gästen gegenüber das größte Grinsen zeigen können, das ich je gesehen habe , dass er so an den Beiden festhält.


Meine Entscheidung zu Soleni auf die Malediven zu gehen anstatt zurück nach Mexiko, um mir dort mein eigenes Geschäft auszubauen, hatte einen Grund und war rückblickend und zukunftsbezogen betrachtet jedoch nicht die nutzenbringendste Entscheidung. Einmal wollte ich auf den Malediven als PADI Tauchlehrerin arbeiten und in den Genuss eines guten Verdienstes bei null Kosten sowie schöner Malediventauchplätze kommen. Die Gegebenheiten auf Soneva Fushi erschienen mir darüber hinaus besonders gut und so räumte ich dem Arbeitsangebot erste Priorität ein. Inzwischen habe ich den Job gemacht, das Geld verdient, und der Wunsch ist erledigt. Ich hake diese Möglichkeit auf meiner Liste zu erlebender Dinge einfach ab - für immer. Wie hoch der Preis im Nachhinein für meine Entscheidung noch ansteigen wird, bleibt abzuwarten, sollte ich Mexiko tatsächlich wieder ansteuern. Bis jetzt jedenfalls war der Preis schon hoch genug - zu hoch, als dass ich ihn nochmals zu bezahlen bereit wäre. Gutes ist mir dennoch gelieben: $s und Kontakte!

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