
In Sigiryia angekommen finde ich mich an der Haupteinfahrt
des Felsengeländes wieder und werde sofort von klettenartigen Tuc-Tuc-Fahrern
angesprochen, ob meines eventuellen Wunsches, ein solches Gefährt zum Eingang
nutzen zu wollen. Diese penetrante Art machte mich so rasend, dass ich ersteinmal
nichts wie raus aus diesem Stimmenwirrwarr wollte, um durchatmen zu können. Die
Busfahrt war extrem anstrengend gewesen und ich war um 5:45 morgens
aufgestanden, um hier gegen 9:30 meinen Aufstieg zu beginnen. Können diese
Taxihändler das gar nicht verstehen? Es ist vielleicht dumm gewesen, aber ich
schulterte wieder meine Rucksäcke und machte mich mit meinen 20 Extrakilos auf
den Fußweg Richtung Eingang. Diesen konnte ich noch nicht einmal sehen und ich
hatte keine Ahnung, worauf ich mich damit einließ. So entfloh ich der
Dreiradmeute und erstapfte mir ein wenig Ruhe und freien Blick auf den Felsen.

Doch es sollte keine 2min dauern - ich hatte grad mein Gepäck abgestellt, um
ein Foto von dem Naturmonument zu machen - hielt direkt neben mir ein Tuc-Tuc
und sah mir seelenruhig dabei zu, wie ich versuchte, ein Bild zu machen. Erst recht
verneinte ich eine Absicht gefahren werden zu wollen, weil mir dieser Fahrer so
nah auf die Pelle rückte. Die Krönung: er blieb dort stehen, stieg aus und sah
mir beim Handtieren mit der Kamera zu. Mich irritierte das völlig und ich
empfand das als extrem unsensibel. Ich sah ihn an und er lächelte und meinte,
ich könnte jetzt ruhig mein Foto machen. Bitte??? Vielen Dank auch! Ich
versuchte ihm klarzumachen, dass ich das so eben nicht könnte, weil er mich so
dreist dabei beobachten würde. Dann ließ ich mich gehen und forderte ihn
unmissverständlich auf, mich endlich in Ruhe zu lassen und abzuhauen. Ich
wollte sein Tuc-Tuc nicht! Er blieb. Ich drehte mich weg. Dann antwortete er
ebenfalls ungehalten, dass er ja nur helfen wollte und eben jetzt wegfahren
würde. Na endlich. Nun war ich erst recht motiviert, den gesamten Weg zum
Eingang zu Fuß zurückzulegen. Wer mit Rücksäcken reist, sollte auch bereit
sein, sie zu tragen. Jedoch nicht unbedingt auf den Löwenfelsen! :-)


Nach gefühlten 10km - es waren vielleicht 1,7 - 2km bis zum Eingang - griff
mich wieder einer der Fahrergarde auf und erklärte mir, dass ich mein Gepäck im
Tickethäuschen abstellen konnte und wo ich meine Eintrittskarte herbekam. Beim
Kauf stockte mir der Atem. 30US$ wollten sie für das Erklimmen des Berges von
mir haben! Das grenzt an Ausbeutung kulturinteressierter Touris. Mein erster
Gedanke war auf dem Absatz meiner lokalen Ledersandalen kehrt zu machen und zur
Straße zurückzulaufen. Mein zweiter Gedanke galt der Würdigung meiner Busfahrt
im Morgengrauen, meiner Zielsetzung und auch meines Fußmarsches hierher. Ich
würde jetzt diesen verdammten Felsen erklimmen, wo ich schon mal da war! Und
dann ging es weiter. Ungefähr 20 wie Prostituierte boten ihre Dienste als
Sigiryia-Guide an. Doch ich machte denen klar, dass ich mir einen solchen jetzt
nicht mehr leisten könnte, weil der Eintritt bereits so teuer war. Außerdem
wollte ich meine Ruhe haben - ein Grund, weshalb ich allein bis zur obersten
Terrasse klettern wollte. Das Ganze war einfacher als ich gedacht hatte. Etwas
über 2000 Treppenstufen ermöglichten einen gesitteten Aufstieg ohne
Absturzwahrscheinlichkeiten. Anders wäre dies bei dieser Felsenform auch gar
nicht gegangen. Ich musste an Mexico denken - die Mexis hätten hier garantiert
einen superteuren Hubschrauberservice installiert, um Beinschwere kostspielig nach
oben zu befördern. In den USA wäre es wohl erst recht so gegangen - oder mit
einer Rolltreppe.

Nach der energieraubenden Busfahrt, der Flucht vor der
Taximafia und dem Fußmarsch zum Eingang verlief der Aufstieg erwartungsgemäß
schweißtreibend - trotz der frühen Morgenstunde, die noch weit vom höchsten
Sonnenstand entfernt lag. Außerdem war ich nicht gerade trainiert nach meinem
6monatigen Aufenthalt auf der 1,5 x 0,6m² großen Malediveninsel, auf der wir
uns hauptsächlich mit dem Fahrrad fortbewegt haben. Dennoch schlug ich mich
tapfer und erreichte nach ca. 45min die höchste Ebene des Felsens! Vorbei an
japanischen und europäischen Touristen wie singhalesischen Tourguides schlängelte
ich mich über Steintreppen, Holzstiegen, Wendeltreppen, Laufgitter, Podesten
und über Zwischenebenen bis hinauf zur höchsten und ältesten Gartenanlage der
Geschichte Asiens! Sogar einen Pool gab es mit bestem Ausblick auf die am Fuße
des weit und breit einzigen Berges gelegene Ebene mit Reisterrassen und
Buschflächen. Der Ausblick war atemberaubend, die antike Ruinenanlage
beeindruckend. Entdeckerisch schritt ich alles ab und suchte mir eine ruhige
Ecke für mein Mittagshäppchen, das ich mir mit einem gierigen Affen teilte.
Naja, nicht ganz. Ich überließ ihm die Bananenschalen und Apfelreste. Seine
Portionen bezog er sonst aus einem der hierzulande selten anzufindenden
Mülltonnen.

Der Abstieg ging erwartungsgemäß zügig und ich erreichte das Tal in weniger als
25min. Unten allerdings erwartete mich noch eine weitere Anlage, eine alte
Höhle, eine Meditationsfläche, eine Versammlungshalle und anderes aus antiker
Zeit. Alle Eindrücke wollte ich mitnehmen, denn eine Wiederkehr hierher plante
ich nun definitiv nicht mehr. An einem anderem Ausgang als ich hereingekommen
war nahm ich mir dann einen netten Tuc-Tuc-Fahrer, der mich zurück zum Eingang
fuhr, damit ich meinen Trekkingrucksack holen konnte - meinen kleinen mit dem
Notebook und anderen Wertgegenständen hatte ich mit auf den Gipfel genommen.
Nach kurzem Beratschlagen wie ich weiter verfahren wollte - Übernachten kam
nicht in Frage, weil es noch früh war und ich nichts anderes reizvolles in der
Gegend ausmachte - ließ ich mich in einen zentralen Ort fahren und an einer
Bushaltestelle absetzen. Dort bestieg ich den Bus nach Trinconmalee an die
Ostküste und wünschte mir nur noch Meer und Strand. Ich war durch mit dieser
Gegend und froh darüber.
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