Kaum hatte ich mein Visum in Kandy beantragt und mir einen ruhigen Resttag zur Erholung gegönnt, folgten noch ein Tag mit einem 7km Spaziergang durch die Berge nach Kandy-Town, hinauf zum Buddha-Tempel und hinab bis zur Hauptbusstation im Zentrum, wo ich Informationen für meine am nächsten Tag anstehe Abfahrt nach Sigiryia - dem Löwenfels mit den ältesten Gärten Asiens - einholte. Unglaublich ist es tatsächlich, wie man hier von jedem eine andere Auskunft erhielt. Fahrpläne sind nicht angeschlagen und Fahrkartenhäuschen gibt es auch nicht. Jeder Reisende ist auf den Fahrtenverkäufer des jeweiligen Busses angewiesen. Dieser hat nur eines im Sinn: den größtmöglichen Absatz von Fahrkarten! Einen weiteren Platz gibt es immer noch in jedem Bus....
So bekam ich nun eine ungefähre Ahnung von den Abfahrtszeiten bzw. wusste zumindest, dass alle halbe Stunde ein Bus in die Richtung und Nähe abfuhr. Ein Direktbus gab es laut vieler Auskunft gebenden nicht und laut Hotelmanager und Tuc-Tuc-Fahrern sehr wohl. Diese konnten mir aber keine Zeit für diese angeblichen Busse beschaffen und redeten meiner späteren Erfahrung nach nur. Von Kandy nimmt der Reiseabenteurer am besten einen Bus nach Dhambulla und steigt dort in den Direktbus nach Sigiryia um. Die Fahrt insgesamt sollte so 2,5 Stunden dauern. In Anbetracht der Tatsache, dass ich um 6:45 an der Busstation sein wollte, um so früh wie möglich aus dieser mir zu hektisch gewordenen Stadt zu entkommen und soweit wie möglich nach Norden vorzudringen, erschien mir die Fahrtzeit erträglich. Also vervollständigte ich meine Reiseplanung für den nächsten Tag, entschied mich für den frühen Bus, welcher wohin auch immer - in die Nähe oder direkt zum Felsen - um den Felsen zu besteigen und danach weiterzureisen, wenn ich dann noch Kraft hatte. Was man in Sri Lanka wissen sollte, ist der Fakt, dass Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln tatsächlich ein Abenteuer ist! Nicht nur, dass man ständig in Lebensgefahr schwebte, weil die Busfahrer wie auf einem Himmelfahrtskommando unterwegs sind (die genaue Anzahl an Busunglücken pro Monat/Jahr/Woche konnte ich bisher nicht herausbekommen), nein, auch die Unbequemlichkeit durch die viel zu harten und kleinen Sitze, die kaum Beinfreiheit zuließen sowie die völlige Überfüllung der Busse ließen jede Fahrt zu einer Geduldsprobe werden.
Mit dem glücklichen
Umstand, zu der Gattung der Gewohnheitstiere zu gehören, ließ ich die Kilometervernichtung
via Asphalt schweigsam über mich ergehen. Statt an mögliche Unfallszenerien zu
denken, genoss ich das Andersartige, die bunten Ausblicke auf die Menschen um
mich herum und auf der Straße sowie auf eine wirklich schöne bergige Landschaft
mit reizvoll angelegten Terrassengrundstücken und reinen Urwaldzonen, soweit
das Auge reichte. Im klimatisierten, mittelgroßen Reisebus hatte ich glücklicherweise einen
vergleichsweise geräumigen Platz hinter dem Fahrer ergattert und es mir am
Fenster so bequem wie möglich gemacht. Auffallend war der ebenfalls
vergleichsweise gesittete Fahrstil des Fahrers und der recht sympathisch
wirkende Ticketdealer, dessen Job darin bestand, während der gesamten Tour
immer an der Eingangstür zu stehen, um unterwegs neue Fahrgäste anzuwerben.
Gleichzeitig kassierte er, sorgte für das praktische Aufstapeln der
Gepäckstücke zwischen den Vordersitzen und kümmerte sich um einen reibungslosen
Ablauf beim Ein- und Aussteigen sowie bot ein zusätzlichen Ausguck auf die
Straße. Bei so manchen Überholungsmanövern hoffte ich, dass er auch als
Schutzengel bezahlt wurde.
Irgendwie 2 Stunden später erreichten wir Dhambulla,
wo ich mein Ticket zahlte und auf dem verdreckten Halteplatz meinen
Trekkingrucksack hinten und den Handgepäckrucksack vorn herum schulterte.
Lediglich über die Straße zur großen Busanlaufstelle (bei uns ZOB genannt)
musste ich gehen und den Bus zum Löwenfelsen ausfindig machen. Dies dauerte ca.
3min. Dieser Bus übertraf die kühnsten Bilder meiner Vorstellungskraft! Was
sich hier Bus nannte, war eine total abgewrackte ebenfalls mittelgroße
Toyota-Karre aus dem Jahre 1356, die wohl nur noch von Rost und Dreck zusammengehalten
wurde. Die Sitze mussten anscheinend durch Spinnenweben befestigt sein und
waren total ausgesessen und verbeult. Kein Originallack war an diesem
schrottreifen Gefährt noch zu sehen. Doch wer brauchte schon Lack? Hauptsache,
das Ding fuhr noch und der Fahrer weiß, wie das von statten geht und wohin der
fahren muss. Oben im Fenster stand in erkennbaren Lettern "Sigiryia"
und ich kletterte ohne zu Zögern in den Müllhaufen, um wieder direkt hinter dem
Fahrer Platz zu finden. Trekkingrucksack zwischen die Vordersitze gelegt,
meinen Handrucksack mit dem Notebook auf meinen Schoß bzw. unter den Beinen
gesichert - und ich war bereit. Meine einzige Sorge galt der sensiblen
Elektronik meines Computers, der ja nun grad neu ist, die hoffentlich durch das
Gerüttel und Geschüttel auf den hiesiegen Straßen keinen Schaden nahm. Das wäre
mehr als ärgerlich aus vielerlei Hinsicht. Also verstaute ich ihn immer so
stoßsicher wie es irgend ging und hoffte das Beste.
Im Bus hatten sich bereits andere europäische Felsenpilgerer eingefunden und sahen alle nicht besonders glücklich aus. Wen wundert es. In diesem Kaff nahmens Dhambulla möchte ich nicht einmal Selbstmord begehen - so deprimierend, unter Dreck begraben und abschreckend hässlich wirkte es auf mich. Ich erinnere mich auf dieser Reise ständig an die Worte meines Nachbarn in Dahab, wo ich während meines Ägyptenaufenthaltes im Sinai in Asalla, dem dortigen Beduinenviertel gehaust habe: "Dahab! Nur Indien ist dreckiger". Mir ist inzwischen klar, dass Sri Lanka streckenweise mehr Dreck als Dahab zu bieten hat und so gesehen auch als Tor nach Indien anzusehen ist. Doch dies ließ sich jetzt nicht ändern und ich wartete geduldig auf die Abfahrt zu meinem für heute auserkorenen Ziel - der höchsten Spitze des Löwenfelsens im Herzen von Sri Lanka. Was danach kommen sollte, würde ich danach entscheiden.
Im Bus hatten sich bereits andere europäische Felsenpilgerer eingefunden und sahen alle nicht besonders glücklich aus. Wen wundert es. In diesem Kaff nahmens Dhambulla möchte ich nicht einmal Selbstmord begehen - so deprimierend, unter Dreck begraben und abschreckend hässlich wirkte es auf mich. Ich erinnere mich auf dieser Reise ständig an die Worte meines Nachbarn in Dahab, wo ich während meines Ägyptenaufenthaltes im Sinai in Asalla, dem dortigen Beduinenviertel gehaust habe: "Dahab! Nur Indien ist dreckiger". Mir ist inzwischen klar, dass Sri Lanka streckenweise mehr Dreck als Dahab zu bieten hat und so gesehen auch als Tor nach Indien anzusehen ist. Doch dies ließ sich jetzt nicht ändern und ich wartete geduldig auf die Abfahrt zu meinem für heute auserkorenen Ziel - der höchsten Spitze des Löwenfelsens im Herzen von Sri Lanka. Was danach kommen sollte, würde ich danach entscheiden.
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