Thursday, October 20, 2011

7 Wochen schwanger in Mexiko....


Heute morgen habe ich den letzten Inhalt meiner deutschen Zahnpastatube auf meine elektrische Zahnbürste gedrückt und die verbeulte Tube in den Abfalleimer geworfen. Dieser Moment erinnerte mich daran, dass ich jetzt schon einige Zeit in Mexiko verweile und daran, was mich eigentlich hierher geführt hat und wohin ich von hier aus will. Mit anderen Worten kann ich sagen, dass ich somit seit 7 Wochen schwanger in Mexiko lebe - schwanger mit Gedanken nach meinen Wünschen und Zielen. Wie man so schon bei uns in Deutschland sagt, Du gehst schwanger mit Deinen Gedanken. Ohne Einschränkungen kann ich das wohl hier jeden Tag behaupten.

Die vergangenen 7 Wochen hier waren denkwürdig, aufreibend, bedeutsam, einschneidend und NIE langweilig! Bisher hat diese Reise mich mit Sicherheit wieder einmal bereichert und meine Perspektiven auf die Welt positiv verändert. Am allermeisten dabei habe ich mich selbst hier überrascht. Tatsächlich erlebe ich mich hier in einer Situation, von der ich vorher nie gedacht hätten, dass sie sich so entwickeln würde: Ich mag meinen Job! Ich mag meinen Job als Tauchlehrerin sehr! Ich mag meinen Job als Guide sehr - das wusste ich allderdings schon vorher ;-)! Aber ich mag meinen Job sogar so sehr, dass mich nicht einmal die 6 Tage Woche und die paar Kröten, die ich an meinen 11-12h Tagen verdiene, stören. Sogar das frühe Aufstehen macht mir spätestens dann nichts mehr aus, wenn ich fertig die Wendeltreppe meines Dornröschenschlossen hinabsteige, um zum Ford-Ranger zu eilen, mit dem Markus mit morgens mit nimmt. Was ist das Geheimnis? Kein Geheimnis und mehr als eine Vermutung: das warme, Wetter, die lächelnden Menschen hier und natürlich das Meer - jeden Tag vor meinen Augen, jeden Tag tauchend in diesem Element und jeden Tag Leben pur! Keine nervenaufreibende Sitzarbeit vor dem Computer, in der der Mensch keinen Stress oder Druck abbauen kann und schlussfolgernd krank werden muss sowie viel zu viel Erholung benötigt und sich wundert, warum dieses Bedürfnis bei der geringen Anstrengung so hoch ist.

Das Leben und Arbeiten draußen am und im Wasser, in einer schönen Natur in lustiger Atmosphäre - klar auch oft zeitdruckbedingter angespannter Stimmung - bei meist praller Sonne und entsprechend hoher Lichtintensität ist das Geheimnis meiner inzwischen stetig positiven Grundstimmung. Nicht zu vergessen ist mein offensichtlich jahrelang Bedürfnis nach direkterem Austausch mit anderen Menschen im Job. Diesen habe ich jetzt täglich - und immernoch wundere ich mich, wann mir das auf die Nerven gehen wird. Bisher nicht! Außerdem muss ich natürlich erwähnen, dass ich einen sehr guten Basisleiter habe, der uns alle bestimmt, absolut fair und sehr nett in den Griff zu bekommen versucht. Markus ist Deutscher und bringt somit die Werte mit in den Job, die mir bekannt sind und mit denen ich umgehen kann. Kein Short-men-syndrom, unter dem ich leiden müsste - sondern reine Sympathie auf beiden Seiten.

In diesem Umfeld, kommt das Heimweh aus dem ersten Monat hier nicht mehr auf. Natürlich denke ich noch an meine Lieben daheim, viele Situationen und mein superbequemes Wasserbett in Berlin!!!! Aaahhhh! Ersetzt habe ich es hier allerdings schon von der ersten Woche an mit meiner ecuadoriansischen Hängematte :-)! Nach Feierabend oder an freien Tagen darin zu lesen bleibt unbezahlbar. Zum Nachdenken über aktuelle Probleme mit meiner Selbstständigkeit in Berlin oder den üblichen Kinkerlitzchen, die man in Deutschland mit Versicherungen und anderen Psychoanstalten so hat, eignet sie sich bestens, da ich von dieser hängenden Position die Sternenbilder in dieser Region ausgezeichnet beobachten kann und mir dabei überlege, welche Gründe mich wohl tatsächlich wieder nach Berlin bringen und ob diese echt sind oder oberflächlicher Natur.

Wie ich bisher die Menschen in dieser Region kennen gelernt habe, gefällt mir der Gedanke, mich länger in der Gegend aufzuhalten, grundsätzlich gut. Ein Gefühl, dass ich seit einigen Wochen habe und weiter reifen lasse. Bisher befinde ich mich ja erst noch auf der Spitze des Eisberges oder am Fuße meines zu besteigenden Gebirges. Mexiko war nie mein Langfristziel, sondern das Startfeld in Richtung Süden bis in den in den Norden Kolumbiens, in dem ich meine Freundin Sigrid besuchen möchte. Dazwischen liegen wunderschöne Länder wie Guatemala, Belize, Honduras, Costa Rica, Panama etc, die ich plane zu bereisen. Wann und wie, wird sich im Lauf der nächsten Monate ergeben. Erst will ich nach Möglichkeit die Hauptsaison in Playa mitnehmen, um bis Mitte Februar Geld zu verdienen. Im Mai steht Deutschland an, vielleicht schon früher Berlin. Dann aber kann es doch gut sein, dass ich meine Südreise hier weiterfortsetze, um nach "meinem Platz" mit Meerblick zu suchen. Vielleicht passiert dies ja sogar schon zwischen Mitte Februar und Mai. Bis dahin werde ich noch oft rückwärts vom Boot fallen, um Gäste aus aller Welt über das semiinteressante Riff vor Yucatan zu führen und weiterhin spanisch lernen und mit unseren mexikanischen Kollegen gut verstehen. Denn das schönste neben den äußeren Bedingungen hier ist für mich natürlich auch die interkulturelle Verständigung mit den Locals - herauszufinden auf welche Art ich am besten mit ihnen klarkomme und sie mit mir. Das sind wertvolle Erfahrungen, die in Deutschland in Seminare gut zu verwerten wären - sollte ich diese Seminare jemals geben....

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