Thursday, June 23, 2011

Triple Depth day one


Es war früh heute morgen, aber ich bin schon um 5:50 Uhr halbwegs ausgeschlafen erwacht und fühlte mich gut erholt. Ein guter Morgen für den heutigen ersten Triple Depth Tag am Blue Hole. Ich konnte auch gut entspannt sein, weil ich meine geplante Tiefe in Free Immersion nur auf -20m begrenzt hatt. Eine Tiefe, von der ich sicher wusste, dass ich sie leicht erreichen konnte. Und die Disziplin Free Immersion ist eine recht ruhige und für mich sehr angenehme, weil ich mich gemütlich am Seil hinab ziehen kann und wieder hinauf. Freier Abstieg ohne Flossen oder Beinarbeit. Das schöne daran ist, dass man sich ganz entspannen, in sich zurückziehen und die Augen geschlossen nach unten ziehen kann. Ich war zuversichtlich, weil mich der Gedanke daran nicht stresste. Ich fand meine Entscheidung richtig, die Dinge ruhig und gelassen anzugehen. Hätte ich eine größere Tiefe angekündigt, hätte ich mir Sorgen machen müssen, weil ich darin noch keine Erfahrung habe mit dieser Disziplin. Und mit 1 Vormittag Training in Free Immersion solten 20m genug sein.


So nutze ich den frühen Morgen noch für etwas Hausarbeit und sammelte den Hausmüll zusammen, den ich beim Rausgehen mitnehmen wollte. Ich verließ das kleine Haus in Assala schon um 6:40, brachte die erste Ladung Müll zur Tonne an der Straße und entschied dann noch spontan, Wasser und Joghurt für’s Frühstück nächsten Morgen zu kaufen. Die Zeit blieb mir noch locker bis um 5 Minuten vor 7, die Zeit, zu der ich Ant treffen sollte, um mir mit ihm ein Taxi zu Freedive Dahab zu teilen. Aso – gesagt getan. Der sonst eher unhöfliche Verkäufer rang sich ein Lächeln zur Begrüßung ab und knöpfte mir glatte ungefähre 2,50€ für 6 Flaschen Wasser und 1kg Joghurt ab. Wucher für Dahab, wie ich finde. Aber egal. Mehr brauchte ich im Moment nicht und brachte alles noch rasch zurück ins Haus. Als ich mit der zweiten Ladung Müll zurück zur Straße gelaufen kam – langsam geschlurft wäre der korrekte Ausduck für diese Fortbewegungsform, zu der man bei den Temperaturen von 35° und brennender Sonne in der Lage ist – stant Ant schon da und hielt just im Augenblick unseres Blickkontakts einen Wagen an. Schnell noch den 50l Müllsack – wohlgemerkt zu 95% der Müll meines Vormieters im Haus (warum sollte dieser auch seinen Müll selbst entsorgt haben??) – in den Container geworfen und ich begrüßte Ant und bestieg den Pickup vorn neben dem Fahrer. Ant machte es sich freiwillig auf der Ladefläche gemütlich und wir holperten durch das verdreckte Dahab über die löchrige Piste über Asphaltbremserhebungen all 20-100m. Ständig halten die Autos, um diese Straßenerhebungen ohne größere Schäden überfahren zu können. Das bemerkenswerte ist manchmal, dass andere Fahre dann die Gelegenheit nutzen, den langsamsten Fahrer zu überholen. So kommt es, dass manchmal 4 Autos nebeneinander in einer Richtung über die holprigen Hügel scheppern und man sich als Fußgänger eine Lücke zum Ausweichen suchen möchte. Zugute halten kann man den Dahaber Fahrern, dass sie rücksichtsvoll mit Mann und Tier umgehen und nichts und niemanden ernsthaft zu überfahren drohen, wie es in Südostasien oft Spezialität ist. Hier kann man eigentlich bequem weiterlaufen und muss sich nicht um den Verlust seines Lebens fürchten.

So schaukelten Ant (Kurzform von Antony – jedenfalls in Kapstadt) und ich nun gemütlich zu Freedive Dahab und bereiteten uns innerlich sicher beide – er mehr als ich – auf unseren Tauchgang vor. Meine Gedanken schweifen allerding mehr ab, als dass ich mich zuviel mit dem Wettkampf beschäftige. Ein Thema, das mich unnötig in Unruhe versetzen würde. Ich freue mich, dass ich früh dran bin. So entgehe ich den Massen am Blue Hole, den vielen Zuschauern und dem Vorbereitungsstress im Restaurant sowie an der Äufwärmboje.
Alles geht erstmal gut. Ich mache mich in aller Ruhe fertig, habe noch einigen Spaß mit dem spanischen Team – lustige lockere Truppe die – und signalisiere meiner Safety Diverin, dass ich mich langsam – Betonung liegt auf langsam – fertigmache. Bereitgelegt hatte ich mir schon alles. Ich brauchte nur noch den den Open Cell Elios einseifen – erst die Hose und dann das Oberteil – und beides überstreifen. Nur mir Seifenwasser bzw. Schampoowasser lässt sich dieses sehr wärmende und bequeme Material anlegen ohne es zu beschädigen. So sitzt die Hose schon mal perfekt, die trockenen Klamotten bringe ich schnell zurück in unsere Sitzecke, und ziehe mir das Top über Kopf. Cm für cm schlüpfe ich die Neopren-Haut von 5mm, lege den Bleigurt mit meinen 6kg an, streife mir die Apnoemaske über den Hals, stecke den Schnorchel in den Bleigurt und befestige die Klett-Tagschlaufe am Bleigurt. Diese Schlaufe dient als Landeplatz für ihr Gegenstück – den schwarzen Tag (Engl. Tag nicht Tag wie Morgen und Abend – Tag wie Marke) – den ich an der Metallplatte meiner –Metermarke abreißen und mit an die Oberfläche bringen muss. So fertig. Gelassen aber durchaus schon konzentriert laufe ich zum Einstieg und klettere die Steine hinunter bis ans Wasser. Meine Safety-Diverin Andrea habe ich ihm Auge. Sie kommt demnächst hinterher. Erstmal heißt es, die langen Bifins anzuziehen – und das so früh wie möglich, weil ich es hasse, barfuß über diese ekig spitzen und kantigen Steine des Hole zu stolpern. Schließlich bin ich kein Hufläufer! Also krabble ich auf allen Vieren mit dem allerwertesten nach unten über die Steine und robbe mich so ins tiefere Wasser, in dem ich mich umdrehen und losschnorcheln kann. Den Schnorchel noch schnell in die Maskenschlaufe gesteckt und los gehts: Auf zur Aufwärmboje!!

Die Aufwärmphase verläuft irgendwie schwierig. Ich weiß schon vorher, dass ich mindestens 4 Aufwärmtauchgänge machen möchte, um entspannter zu sein. Je nachdem würde ich einen weiteren machen, wenn noch Zeit bleiben würde. Mein Ziel ist schon beim aufwärmen 20m zu erreichen, damit ich weiß, was auf mich zukommt. Immerhin befinde ich mich in meinem ersten Tiefenwettkampf. Irgendwie fühlt sich alles mühselig an. Ich hänge auf 10m und will eigentlich nur wieder hoch und tue dies auch. Ok. Das kann noch nicht alles sein. Weiter gehts. Ich gehe wieder runter und krabbele am Seil bis 14m. Ok nicht schlecht. Aber ich fühle mich noch nicht wohl. Egal. Ich atme oben weiter ab und starte einen erneuten Versuch. Gehe wieder nur auf 14 knapp 15m. Es fühl sich immer noch nicht besser an da unten und ich stoppe den Aufstieg. Will den meinen Unterwasseraufenthalt hinauszögern, um meinen Tauchreflex aufzuwecken. Wach auf die Schlafmütze!!! Dur wirst jetzt gebraucht!! Langsam lasse ich mich wieder nach oben gleiten. Mmh. Ich teile meiner Safety Diverin mit, dass es wohl nicht mein Tag ist und bereite mich auf einen neues Versuch vor. Mein vierter Tauchgang zu Vorbereitung. Mehr Zeit habe ich auch nicht bis zum Official Top. Immerhin will ich vorher noch atmen! Also atmen und runter. Ich krabbele die Leine runter, schließe die Augen und entspanne jeden Muskel bewust. Krabble weiter. Irgendwie fühle ich mich wohl. Ich stelle fest: Jaaaaaaaa!! Das ist es. Jetzt bin ich warm! Tauchreflex ist da! Endlich – danke. Ich krabbele mich weiter nach unten und denke. Hmmm, wohin will ich denn? Guck ich mal wo ich bin. Mein Computer sagt 20,4m. Upps. Reicht schon. Ok und umdrehen und zurück. Oben angekommen. Protokoll und fertig. Ich bin soweit!! J

2min später soll ich auch schon in die Official Zone kommen und mich dort weiter vorbereiten. Super! Ich fühle mich bestens! Hänge mich dort ans Seil und schließe die Augen. Langsam schaukeln mich die Wellen in einen leichten Oberflächen-Trance. Die Sonne scheint. Es ist nicht zu heiß, nicht kalt. Die Pyramide, an dem mein Abstiegsseil hängt und die Schwimmplattformen befestigt sind, strahlt eine angenehme Ruhe und positive Stimmung auf. Ich wiege in der Sonne und genieße die Ruhe. „Two minutes to official top“ durchdringt Lindas leicht schrille Stimme diese entspannte Atmosphäre. Ok 2 Minuten noch. Das kann ich handeln. Ich hatte schon mal runtergeschaut und gesehen, dass die Platte zum Greifen nah erscheint. Das mache ich bestimmt locker...
Ab jetzt sind meine Sinne auf die Restzeit gerichtet und meinen Tauchgang. Ich stelle mir diesen einmal in Gedanken vor und gehe die Schritte alle durch. „1 minute 30“! Das bei 20m ist schon fast lustig. Aber nun denn. Ich will ihn ja genießen und alles richtig machen. Nur dann würde ich mit einer positiven Erfahrung rausgehen. „1 minute“!. Ich atme langsam und gleichmäßig, halte die Augen geschlossen. Schön ist das. Ich bin kaum aufgeregt. „30 seconds“. Ich atme tiefer und achte auf einen guten Rhytmhus. „20 seconds“ noch eimmal tiefer atmen und wieder aus und langsam auf die „0“ konzentrieren. „10 seconds“. Jetzt achte ich nur noch auf den Atemrhythmus ...“5 seconds, 4, 3, 2, 1 – OFFICIAL TOP!“ höre ich Linda und atme auf 1 letzmalig aus. Einmal tief einatmen und los! Ich krabble am Seil nach unten, schließe meine Augen und enspanne den Nacken. Ich lege Tempo vor, wie ich es geübt hatte. Bei dieser kurzen Distanz machte das nichts aus. Kurz öffne ich die Augen – nach einer gefühlten Minute, was höchsten 40sec gewesen sein müssten oder sogar noch weniger – um zu schauen, ob ich die Platte schon sehe. Nein. Ich bin entspannt. Habe keine Kontraktionen. Wie auch nach einer so kurzen Zeit. Aber man weiß ja nie.
Ich krabble weiter. Wieder öffne ich die Augen und sehe schon die Platte! Oh! Jetzt schon! Spontan denke ich „ich hätte ja noch weiter gekonnt!!! Verdammt...! J“ Aber egal. Mir geht es super gut damit und ich reiße meinen Tag ab. Beim Hochkrabben am Seil klette ich ihn an mein am Gürtel befestigten Gegenstück. So erledigt. Nun langsam und gemütlich nach oben gleiten. Ich habe ja gleich schon Auftrieb und muss das Seil nur in den Händen halten. Nach wenigen weiteren Sekunden tauche ich auf – mit dem Gesicht – und halte mich dann am Seil fest. Atme 3 x, remove the mask und mach Dein Protokoll, denke ich. Während ich 3x atme, schiebe ich schon mal die Maske hoch, behalte Linde strikt im Auge – denn sie ist der Judge, den in ansehen muss – und gebe nach meinem dritten Mal atmen das Ok-Zeichen und rufe „I am ok!“. Ich muss schon wieder lachen. Weil alle sich freuen und ich noch eine Weile dort hängen muss. 30 Sekunden aus dem Wasser bleiben heißt es jetzt – jedenfalls mit den Atemwegen. Während der ersten Sekunden erinnere ich mich an meinen Tag. Sehr gut. Ich greife mit der rechten Hand danach und löse ihn von seinem Klettgegenstück. Dabei darf ich den Kopf nicht ins Wasser senken. Sonst wäre ich disqualifiziert. Aber alles läuft glatt. Ich halte ihn in die Luft und zeige ihn Linda. Alles ok. Sie nimmt ihre Kartenkette und sucht eine für mich heraus. Ja! Sie greift die Weiße und zeigt sie mir: „White Card“! Super! Das hat geklappt. Mein ersten Tiefenwettkampf überhaupt und er war easy und korrekt. Das ist ein guter Start in die 3 Triple Depth Tage J. Entspannt verlasse ich die Pyramide und schwimme zu Siri, die ich nun coachen werde bei Ihrem Tauchgang.

Der Tag verläuft durchwachsen. Die meisten Teilnehmer haben gute Erlebnisse und geplante Tauchgänge. Ab und zu wird ein Mouthfill vergessen, so dass der Druckausgleich nicht mehr funktioniert nach 45m und die Taucherin zum Umkehren zwingt. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Oder eine andere jüngere Teilnehmerin hat einen Blackout an der Oberfläche und bekommt die rote Karte. Für sie – mit ihren 17 Jahren bricht eine Welt zusammen und sie in Tränen aus. Ja, das ist schlimm, aber kein Weltuntergang. Ihr geht es körperlich gut. Nichts ist passiert. Sie ist nur schwer enttäuscht. So ist das in dem Alter. Es braucht eine Stunde, bis keine Tränen mehr fließen. Inzwischen ist auch das Dritte Auto gekommen – das Auto mit den tiefsten Tauchern. Diese tauchen zuletzt in einem Wettkampf. Die tiefste Ansage liegt bei 90m. Miguel der spanische Meister will diese Marke heute erreichen. Alle sind gespannt. Aber auch die Tiefenmarken davor – auch aus dem spanischen Team sind nicht zu verachten. Alles zwischen 70 und 80 Meter. Momentan ist Mittagspause in der Jury und es wird gegessen – auf der Plattform, außerhalb der Plattform und überall um uns herum.

Und dann wird es nochmal richtig spannend. Denn nun bereiten sich die tiefsten Taucher zum Aufwärmen vor. Meinen Favoriten habe ich längst gefunden! Das spanische Team ist das netteste, lustigste, lebhafteste und hübscheste! Erst vorgestern hatte Miguel aus Teneriffa den spanischen Constant Weight Rekord gebrochen. Heute hat er 90m Free Immersion angekündigt. Auch Santiago und die anderen haben beachtliche Tiefen angekündigt. Die ägyptischen Kinder rennen schon aufgeregt herum und rufen Miguels namen! Sie hatten das Spektakel mit Freude verfolgt und ihm sogar einige selbstgeknüpfte Armbänder als Anerkennung geschenkt. Auch zum Gruppenfoto mit ihnen stand er gern zur Verfügung. Jetzt machten sich die letzten Athleten fertig und gingen nacheinander ins Wasser. Die Free Immersion Session heute sollte in einer Stunde vorbei sein.

Ich entscheide mich spontan, etwas schwimmen zu gehen und überlege, ob ich zum Zuschauen rübergehe. Aber ohne Anzug wird es mir für die Warterei zu kalt und ich beobachte das Geschehen von Land aus. Der Jubel ist ja laut vernehmlich. Als Miguel im Wasser ist – Santiago ist schon durch, Mike auch und Stefan aus der Schweiz ebenfalls – sieht man die arabischen Kinder ins Wasser laufen und sich irgendwie über Wasser haltend zur Judge-Pyramide fortzubewegen. Sie wollen die Tauchgänge auch sehen, haben aber meist keine Masken. Na immerhin reicht es für Stimmung geladene Oberflächenerlebnisse!

Ich sehe von weitem, das Miguel an den Start geht. Er hängt am Seil und empfängt seinen Countdown. Es geht recht schnell und ich sehe ihn abtauchen. Von seinem Rekord gestern weiß ich, dass dieser Tauchgang geplant sicher nicht unter 3,30 min dauern wird. Auf der Pyramide, den Podesten und hängend drumherum sowie neben mir an Land warten alle Freitaucher auf seine Rückkehr vom Grund des Blue Holes. Es ist ruhig. Die Sonne brennt. Mir ist das jetzt egal. Ich halte meinen Blick auf das Abstiegsseil. Irgendwann sehe ich den ersten Sicherheitstaucher abtauchen. Ah! Miguell kommt zurück. Ein weiterer Moment vergeht und ein zweiter Sicherungstaucher geht runter. Im nächsten Augenblick hängt sich Miguel wieder ans Seil und führt einwandfrei sein Protokoll durch. So sieht es jedenfall für mich aus dieser Entfernung von bestimmt 200m aus. Doch dann höre ich es! Von der Pyramide drönt ein gellender Jubel herüber! Er hat es geschafft!! Mit Faszination bemerke ich, dass er ohne Maske taucht, sondern lediglich mit Nasenklammer! Ich frage meine spanische Sitznachbarin, ob ich richtig gesehen habe. Sie bestätigt lächelnd und ergänzt, dass Miguel mit diesem Tauchgang erneut einen spanischen Rekord erzielt hat. Nein!! Wieder ein nationaler Rekord! Fantastisch! Unglaublich! Die Freude ist groß bei allen. An Land gratulieren alle die herumlaufen und die Traube löst sich gleichzeitig zum langsamen Aufbruch. Einige packen, einige essen noch, die anderen gehen zurück ins Wasser. Mein Focus liegt nun auf meiner Constant Weight Fins Performance morgen, die ich mit 30m ankündigen werde. Einige Maale überlege ich, ob ich dieses Ziel auch trotz Wettkampfaufregung schaffen kann. Doch ich sage mir, dass ich es schaffen will und vor mir selbst muss. Immerhin hatte ich diese Tiefe schon mehrmals erreicht. Ein weiteres Argument ist, dass ich festgestellt habe, dass ich mich besser aufwärmen muss und länger, um entspannter tauchen zu können und somit größere Tiefen zu erreichen. Meine Entscheidung steht somit.

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