


Egal. Um 6:00 hüpfe ich entspannt von der Matratz und gehe ins Bad. Bis auf etwas Ärger mit meinem Computer heute morgen verläuft alles normal und entspannt. Ich löffele meinen Haferflockenjoghurt mit Mangostückchen vor dem Haus in der Sonne und bin voll im Zeitplan. Dann öffnet sich die Tür des Nachbarhauses. Andy steht schlaftrunken inmitten der Kieselsteinfläche zwischen unseren Eingängen und reibt sich die Augen. „öööhh, die schaaaiieeessssviechääää!“ stößt er entnervt, aber irgendwie witzig anzusehen aus. Klar haben ihn die Katzenkämpfe auch gestört. Er sucht sich einen Besenstil und wirft ihn in Richtung heranschleichender Katzen. Ob das hilft? ;-) Aber es ist schon richtig. Die Viecher nehmen langsam überhand. Der Muggele, unser fetter schwarzer Hauskater mit Stummelschwanz (70% dieses Körperteils war laut Tina und Daniel, die eigentlichen Mieter meines Hauses, einmal in einem Zaun hängengeblieben.Seitdem rennt der Dicke wie ein Möchtegernboxer mit absichtlich verstümmelten Schwanz) hatte noch 4 Katzenviecher „vom Hof gejagt!“ Klar er ist der Boss hier! Aber Andi auch, meinte Andi. Na meinetwegen. Ich schmunzele und räume meinen Kram zurecht, weil ich in 4 Minuten loslaufen muss.

Kaum 10 Minuten vergehen und wir sollen schon wieder ins Taxi zum Blue Hole steigen. Heute morgen fehlt ein Wagen und das Chaos beginnt. 15 Leute sollen mit der ersten Fuhre zum Loch gekarrt werden. Wieso haben diese Nasen von Dahabfahrern nur 2 geschickt? Lotta entscheidet kurzerhand, dass die ersten Taucher ins erste Taxi steigen und sich auf den Weg machen sollen. Ok. Schnell greife ich meine Flossen und den Rucksack, um diese auf den ersten Wagen zu laden. Wer weiß, wann der zweite kommt. Im Wagen fällt mir dann ein, dass ich meinen Bleigurt auf dem anderen Wagen gelassen habe. Ach, das ist nicht schlimm. Der andere Wagen kommt eh bald hinterher und zur Not könnte ich mir einen von den anderen Tauchern leihen. Meinen Tag habe ich und den Anzug. Das ist wichtig. Auf dem Weg denke ich wie immer an einen schönen Platz zum Leben und hoffe, in Mexico einen Schritt weiter zu kommen. Hier in Dahab ist es ok, aber es ist nicht meine Welt. Die Wüste, der Sand, der Dreck auf der Straße, der Geruch, keine Strände in der Form, wie ich sie mir vorstelle. Kaum Grün, abgesehen von einigen angepflanzten Dattelpalmen, die den Beduinen gehören. Kein Witz! Jede Palme hat einen regulären Besitzer unter den Beduinen. Das ist eine gute Regelung für ein Begrünungssystem. Die übrigen wenigen Oleanderbüsche sind meist von den Restauranbetreibern angepflanzt, die eingewandert sind und sich nach Blüten sehnen. Ich würde es genauso machen. Mein anderer Nachbar gegenüber hat sein gesamtes Grundstück mit riesigen Bougainvillienbüschen und Palmen überwuchern lassern, das den Garten eine mystische Gartenatmosphäre verleiht. Sehr schön ist es darunter. Beduinen selbst bepflanzen ihre Gärten nicht, weil sie das nicht kennen. In ihrer Geschichte haben sie ja immer nur Zelte auf und wieder abgebaut.
Gärten braucht man als Nomadenvolk natürlich weniger. Das macht Dahab natürlich etwas karg und trist. Das wenige Leben spielt sich ausschließlich an der Promenade ab. Dort wo die paar Touristen flanieren und willkommene Opfer für ägyptische Wuchergeschäfte sind. Manchmal ist dieses Belagern der Geschäftemacher höchst agressionsfördernd, wenn sie nicht verstehen, dass man nur schauen möchte und nichts weiter. Einzelne Shopbetreiber haben es begriffen, andere nicht.
Am Blue Hole angekommen geht es weiter. Das durch uns täglich frequentierte Restaurant „Aqua Marina Restaurant“ dingsbums putzt noch den Boden. Die Wasserfluten rinnen die Treppen herunter auf den sandigen Boden davor. Einen Moment gewartet und wir können eintreten. Schnurstracks steuere ich „meine“ Ecke an und werfe meinen Rucksack dorthin. Die Flossen etc. habe ich gleich unten gelassen, weil ich sie eh erst im Wasser anziehe. Den Anzug und den wiedergefundenen Bleigurt – inzwischen ist das letzte Auto der ersten Fuhre eingetroffen – lege bei meinen Flossen bereit. Die restliche Zeit verbringe ich damit, mich zu wundern. Meine Warmupzeit rückt näher und die meines Vorgängers sogar noch näher. Und die Truppe von Freedive Dahab sitzt in der Lümmelecke und quatscht und quatscht und entspannt sich. Keiner macht Anstalten, die Aufwärmbojen zu platzieren. Na toll! Super Organisation. Im Dive Center wäre schon ein riesiger Terz wegen dieser unproffessionellen Organisation. Sie wissen noch nicht einmal, wer die Bojen setzen wird. Ich beschließe, dies nicht mein Problem werden zu lassen. Irgendwann müssen sie raus. Und wenn sie mich rausgehen sehen, wird es ihnen schon auffallen, dass sie sich endlich zu sputen haben.
Letztendlich schwamm Lotta direkt vor mir raus und platzierte die Boje blitzschnell, so dass ich direkt beginnen konnte mich aufzuwärmen. Diesmal benötigte ich 5 Warmups und fühlte dann plötzlich meine Beine etwas schwach werden. Erklären konnte ich mir das nicht, weil ich ja ausreichend geschlafen und gegessen hatte. Schwäche konnte es noch nicht sein, weil ich die Beine beim Aufwärmen nicht benutzte. Seltsam. Aber leider nicht zu ändern. Auch meine Kontraktionen begannen bereits beim Abtauchen, was für mich absolut ungewöhnlich war. Ich erklärte mir das ausschließlich mit Stress. Ich musste unterschwellig aufgeregt sein oder sonst irgendwas. Obwohl ich mich sonst entspannt fühlte. Aber das mein Tauchreflex so gar nicht sofort einsetzte, war nur damit zu erklären. Nach dem 5. Warmup entschloss ich, ein 6. Mal hinunterzugehen, um mich ganz entspannt auf wenige Meter einfach ans Seil zu hängen. Dieses Hängen fühlte sich eigentlich recht gut an, so dass ich zuversichtlicher war, was meinen geplanten 30m Tauchgang im Wettkampf anging. Wieder oben angelangt, schwamm ich nach 1 Minute rüber zur Pyramide. Ich wollte meine Voratmung dort durchführen. Noch 5 Min. An der Pyramide angekommen ist es 9:06. Ich werde reingebeten. Fast 4 Minuten Zeit. Ich hänge mich ans Seil und schließe die Augen.


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