Friday, June 24, 2011

Triple Depth Comp Tag 2


Heute ist Constant Weight mit Flossen drann. Ich habe 30m angesagt, was ich normalerweise locker schaffen sollte. Dennoch bin ich nervöser als gestern und versuche es zu verdrängen. Obwohl ich genügend geschlafen habe, abends Pasta gegessen und morgens leicht gefrühstückt, fühle ich, heute ist meine Form nicht dieselbe ausgeglichene wie gestern. Natürlich nicht, weil ich mir 10m mehr vorgenommen habe als gestern. Aber nur, weil ich das schon mehrfach gemacht habe.

Nun denn, heute morgen startet der Tag schon wieder vor dem Weckerklingeln mit Katzenkämpfen vor dem Haus. Ständig streunen die Viecher um die Häuser, auf den Dächern herum und verkriechen sich in den Nischen zwischen den kleinen Beduinenbauten in Assala. Dahab ist voll von Katzen. Niemand kümmert sich offensichtlich um die Vermehrung. Also hört man überall das Kreischen, Fauchen, Rennen, Jagen und gegenseitige Warnen vor Betreten der vermeintlichen Reviere. So auch heute morgen ab gefühlten 4:30 Uhr. Mir macht es nicht soviel aus, da meine Ohrsöpsel eine Menge Krach abfangen und jedes Geräusch zu einem dumpfen, weniger prägnanten und lauten Geräusch abfiltern. Doch es nervt schon etwas, zumal der Lärmpegel seit meinem letzten Besuch nicht geringer geworden ist.

Egal. Um 6:00 hüpfe ich entspannt von der Matratz und gehe ins Bad. Bis auf etwas Ärger mit meinem Computer heute morgen verläuft alles normal und entspannt. Ich löffele meinen Haferflockenjoghurt mit Mangostückchen vor dem Haus in der Sonne und bin voll im Zeitplan. Dann öffnet sich die Tür des Nachbarhauses. Andy steht schlaftrunken inmitten der Kieselsteinfläche zwischen unseren Eingängen und reibt sich die Augen. „öööhh, die schaaaiieeessssviechääää!“ stößt er entnervt, aber irgendwie witzig anzusehen aus. Klar haben ihn die Katzenkämpfe auch gestört. Er sucht sich einen Besenstil und wirft ihn in Richtung heranschleichender Katzen. Ob das hilft? ;-) Aber es ist schon richtig. Die Viecher nehmen langsam überhand. Der Muggele, unser fetter schwarzer Hauskater mit Stummelschwanz (70% dieses Körperteils war laut Tina und Daniel, die eigentlichen Mieter meines Hauses, einmal in einem Zaun hängengeblieben.Seitdem rennt der Dicke wie ein Möchtegernboxer mit absichtlich verstümmelten Schwanz) hatte noch 4 Katzenviecher „vom Hof gejagt!“ Klar er ist der Boss hier! Aber Andi auch, meinte Andi. Na meinetwegen. Ich schmunzele und räume meinen Kram zurecht, weil ich in 4 Minuten loslaufen muss.
Ant wartet schon an unserer üblichen Ecke und berichtet mir von stetiger Müdigkeit und zuwenig Essen. Außerdem trinkt ertäglich Kaffee. Offensichtlich stört ihn die Koffeinzuführ nicht bei seinen Tauchgängen. Gut so. Der Glückliche. Wir bekommen gleich 2 Wagen und klettern in den ersten. 5 Minuten später gebe ich dem Fahrer 10 Pfund. Ich habe keine Lust zu diskutieren. Normalerweise gibt es 5 Rembelbembel. Aber die Jungs versuchen es immer wieder. Jeder Bürger von Dahab scheint seine Fahrdienste anzubieten. Und so hat man immer mit anderen zu tun, wovon einige natürlich geldgieriger sind als andere. Und wieder egal – eigentlich nicht, aber ich will mich in meiner Vortauchgangsentspannungsphase nicht wegen 40 Cent aufregen und verspannen.

Kaum 10 Minuten vergehen und wir sollen schon wieder ins Taxi zum Blue Hole steigen. Heute morgen fehlt ein Wagen und das Chaos beginnt. 15 Leute sollen mit der ersten Fuhre zum Loch gekarrt werden. Wieso haben diese Nasen von Dahabfahrern nur 2 geschickt? Lotta entscheidet kurzerhand, dass die ersten Taucher ins erste Taxi steigen und sich auf den Weg machen sollen. Ok. Schnell greife ich meine Flossen und den Rucksack, um diese auf den ersten Wagen zu laden. Wer weiß, wann der zweite kommt. Im Wagen fällt mir dann ein, dass ich meinen Bleigurt auf dem anderen Wagen gelassen habe. Ach, das ist nicht schlimm. Der andere Wagen kommt eh bald hinterher und zur Not könnte ich mir einen von den anderen Tauchern leihen. Meinen Tag habe ich und den Anzug. Das ist wichtig. Auf dem Weg denke ich wie immer an einen schönen Platz zum Leben und hoffe, in Mexico einen Schritt weiter zu kommen. Hier in Dahab ist es ok, aber es ist nicht meine Welt. Die Wüste, der Sand, der Dreck auf der Straße, der Geruch, keine Strände in der Form, wie ich sie mir vorstelle. Kaum Grün, abgesehen von einigen angepflanzten Dattelpalmen, die den Beduinen gehören. Kein Witz! Jede Palme hat einen regulären Besitzer unter den Beduinen. Das ist eine gute Regelung für ein Begrünungssystem. Die übrigen wenigen Oleanderbüsche sind meist von den Restauranbetreibern angepflanzt, die eingewandert sind und sich nach Blüten sehnen. Ich würde es genauso machen. Mein anderer Nachbar gegenüber hat sein gesamtes Grundstück mit riesigen Bougainvillienbüschen und Palmen überwuchern lassern, das den Garten eine mystische Gartenatmosphäre verleiht. Sehr schön ist es darunter. Beduinen selbst bepflanzen ihre Gärten nicht, weil sie das nicht kennen. In ihrer Geschichte haben sie ja immer nur Zelte auf und wieder abgebaut.

Gärten braucht man als Nomadenvolk natürlich weniger. Das macht Dahab natürlich etwas karg und trist. Das wenige Leben spielt sich ausschließlich an der Promenade ab. Dort wo die paar Touristen flanieren und willkommene Opfer für ägyptische Wuchergeschäfte sind. Manchmal ist dieses Belagern der Geschäftemacher höchst agressionsfördernd, wenn sie nicht verstehen, dass man nur schauen möchte und nichts weiter. Einzelne Shopbetreiber haben es begriffen, andere nicht.

Am Blue Hole angekommen geht es weiter. Das durch uns täglich frequentierte Restaurant „Aqua Marina Restaurant“ dingsbums putzt noch den Boden. Die Wasserfluten rinnen die Treppen herunter auf den sandigen Boden davor. Einen Moment gewartet und wir können eintreten. Schnurstracks steuere ich „meine“ Ecke an und werfe meinen Rucksack dorthin. Die Flossen etc. habe ich gleich unten gelassen, weil ich sie eh erst im Wasser anziehe. Den Anzug und den wiedergefundenen Bleigurt – inzwischen ist das letzte Auto der ersten Fuhre eingetroffen – lege bei meinen Flossen bereit. Die restliche Zeit verbringe ich damit, mich zu wundern. Meine Warmupzeit rückt näher und die meines Vorgängers sogar noch näher. Und die Truppe von Freedive Dahab sitzt in der Lümmelecke und quatscht und quatscht und entspannt sich. Keiner macht Anstalten, die Aufwärmbojen zu platzieren. Na toll! Super Organisation. Im Dive Center wäre schon ein riesiger Terz wegen dieser unproffessionellen Organisation. Sie wissen noch nicht einmal, wer die Bojen setzen wird. Ich beschließe, dies nicht mein Problem werden zu lassen. Irgendwann müssen sie raus. Und wenn sie mich rausgehen sehen, wird es ihnen schon auffallen, dass sie sich endlich zu sputen haben.

Letztendlich schwamm Lotta direkt vor mir raus und platzierte die Boje blitzschnell, so dass ich direkt beginnen konnte mich aufzuwärmen. Diesmal benötigte ich 5 Warmups und fühlte dann plötzlich meine Beine etwas schwach werden. Erklären konnte ich mir das nicht, weil ich ja ausreichend geschlafen und gegessen hatte. Schwäche konnte es noch nicht sein, weil ich die Beine beim Aufwärmen nicht benutzte. Seltsam. Aber leider nicht zu ändern. Auch meine Kontraktionen begannen bereits beim Abtauchen, was für mich absolut ungewöhnlich war. Ich erklärte mir das ausschließlich mit Stress. Ich musste unterschwellig aufgeregt sein oder sonst irgendwas. Obwohl ich mich sonst entspannt fühlte. Aber das mein Tauchreflex so gar nicht sofort einsetzte, war nur damit zu erklären. Nach dem 5. Warmup entschloss ich, ein 6. Mal hinunterzugehen, um mich ganz entspannt auf wenige Meter einfach ans Seil zu hängen. Dieses Hängen fühlte sich eigentlich recht gut an, so dass ich zuversichtlicher war, was meinen geplanten 30m Tauchgang im Wettkampf anging. Wieder oben angelangt, schwamm ich nach 1 Minute rüber zur Pyramide. Ich wollte meine Voratmung dort durchführen. Noch 5 Min. An der Pyramide angekommen ist es 9:06. Ich werde reingebeten. Fast 4 Minuten Zeit. Ich hänge mich ans Seil und schließe die Augen.

Während ich mich in Gedanken davonbeamte und mich in eine wohlige Ruhe schaukeln ließ, verget die Zeit. Zu schnell. „2 minutes to official top“ höre ich Lindas Stimme. Ok, jetzt ist es halt so. Ich versuche gleichmäßig zu atmen und mir schnell die Tauchgang vorzustellen. Außerdem versuche ich mich damit zu motivieren, dass ich eigentlich bis 35m gehen muss, um mir einen längeren Weg vorstellen zu müssen. Ich revidiere dies, dass mir außerdem sagen, dass es nur 30 sind. Irgendwie komme ich nicht in meine Mitte und tue mein irgendwie bestes, ruhig zu bleiben. Dann geht mein Countdown runter. Auf 0. Ich hänge am Seil, hatte grad ausgeatmet und will nocheinmal tief einatmen. Alle Luft, die reingeht, sauge ich jetzt in meine Lungen, lasse das Seil los und tauche dann ab. Zum Glück, ich glaube, es war die richtige Reihenfolge. Ich höre nichts gegenteiliges und gebe Stoff in die Flossen – zuviel! Und zulange! Ich vergesse sogar den freien Fall, während ich mit teils geschlossenen Augen sinke. Ich konzentriere mich auf den Druckausgleich und verdränge die Gedanken an die größer werdende Tiefe. Dann kommst „uaarrgh, ich will hoch, lass mich mal gucken, ob ich die Platte sehe!“ Ich öffne die Augen und sehe sie ca. 4m vor mir! Ohh super und weiter runter. Das schaffe ich! Ich merke, dass ich mit dem Druckausgleich nicht hinterher komme und sich meine Maske ans Gesicht saugt! Solche dämlichen Fehler dürfen nicht passieren. Ich war viel zu schnell und habe meine Technik vergessen. Schlimmer ich habe den freien Fall vergessen! Wie peinlich J. Aber ich wollte eben schnell nach unten, weil ich wusste, dass meine Kontraktionen schnell kommen heute. Trotzdem klappt alles! Ich komme zu Platte und reiße meinen Tag ab. Und schwimme nach oben, merke, das ich viel zu viel zu kämpfen habe. Ich erinnere mich, mich zu entspannen und langsam zu tauchen. Es geht etwas besser. Erst sehe ich Jaques mit der Kamera vor mir und dann Lotta, die mich sichert. Die beiden müssen sehen, dass ich schwer am Kämpfen bin. Überflüssig, denn mein Stress war die Grenze im Kopf! Ich kann locker 30 und mehr tauchen. Ich muss nur loslassen können und es zulassen wollen.

Oben angekommen tauche ich erst auf, greife dann das Seil und drehe mich Linde zu. Ich schaue sie an, während ich meine Maske auf die Stirn schiebe und atme und dann mein Ok-Zeichen gebe sowie zu ihr sage „I’m ok!“ Jetzt heißt es nur noch warten. Ha! Mein Tag. Ich greife nach meinem Tag und halte es hoch, so dass es jeder sehen kann. Alles scheint gut und ich schaue kurz zu Lotta und Costa, während ich warte. Jetzt kommt sie! Meine weiße Karte und das breite Lächeln von Linda! J Geschafft! Und müde... Wovon bin ich bloß so geschafft...   

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