Monday, November 02, 2009

Tauchen, Tauchen, Tauchen - und dann plötzlich an eigene Grenzen stoßen…

2 Tage nach dem schönen Bootstauchgang vor Klein Bonaire betreten Michael und Luc den Shop. Michael ist der Koch im Beach Hut am Surferstrand und macht bei Tommy seinen Open Water Kurs. Luc hingegen will einfach nur tauchen gehen und endlich einmal das Meeresaquarium sehen – weil er bisher eher ein Süßwassertümpelsonartaucher ist wie ich bisher. Na das ist doch kein Problem! Ich werde also für 2,5 Tage als Tauchguide gebucht und fahre täglich mit Luc zu anderen Tauchplätzen südlich wie nördlich von Kralendijk gelegen. Wir fangen langsam an, beginnen bei „Corporal Meiss“ und arbeiten uns vor bis zu den „The Invisibles“ und „Angel City“ im Süden am ersten Tag sowie Whichets Hut und als Highlight zum Schluss von Lucs Urlaub „Karpata“ – beides im steinigen und höheren Norden gelegen!


„The Invisibles“ – die Unsichtbaren - beschreibt einen Tauchplatz mit mehreren Riffkanten und einzeln auf dem Grund stehenden Rifffelsen, die es zu entdecken gilt. Von Thommy erfahren wir den besten Einstiegspunkt ungefähr 100m weiter südlich des Bojenbezugspunktes, einem Strandstück, auf dem sich der klettererprobte Taucher einen einfachen Weg über einen reinen Sandstrandeinstieg ins Wasser bahnen kann, wenn er diese 2m Zugang tatsächlich findet. Dieses soll uns – Dank des guten Briefings – reibungslos gelingen. Als fremder externer Tauchguide erfasse ich mittlerweile die verantwortungsvolle Position und die große Herausforderung, einen fremden Gast sicher durch ebenso fremde Gewässer in für mich ungeübten Tiefen zu führen. Nun kommen die Kenntnisse aus Ausbildung und Erfahrung zum Zuge. Die Art Bonaire zu guiden habe ich mir zwar schnell angeeignet, doch ich merke schon seit einiger Zeit, dass ich diverse Anzeigen auf meinem Computer bisher noch nicht kannte, weil ich meistens in Brandenburger Seen in geringen Tiefen unterwegs bin. Einstellungen wie Salzwasser, Nullzeitgrenzen in betauchten Tiefen im Auge zu behalten sowie Hinweise von „Deepstop“ auf 13 Metern für 3 Minuten und das Ansammeln von Dekostopminuten waren mir vor dieser Reise von meinem Tauchcomputer nicht bekannt.

Meine Dekostoperfahrung von 33 min habe ich zum Glück auf einem privaten Tauchgang mit Freunden schon vor einiger Zeit - witzigerweise an einem Tauchplatz namens "Bachelors Beach" gesammelt. Wie passend :-)! Mit Luft innerhalb einer Nitrox-Gruppe zu tauchen bedeutet jedoch schlicht, kürzer in gleichen Tiefen tauchen zu können. Da ich jedoch neugierig meinen Computer beobachtet hatte, um zu sehen, welche Anzeigen er noch so parat hat, anstatt bei der ersten Dekominute aufzusteigen, sammelte ich also fleißig Minuten wie andere Leute Fußballbilder aus Duploverpackungen. Irgendwie konnte ich meiner fleißigen Leiterplattenkonstruktion an meinem Arm nicht so recht glauben, was er mir anzeigte. Einzig das Piepen des Aufstiegsstops auf 13m ließ mich langsam überzeugen, mehr Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen bzw. einfach etwas in meinem Wissen zu graben, was eigentlich gerade passiert. Inzwischen hatte ich soviel Dekozeit angesammelt, dass diese sich auf dem Weg nach oben nicht reduzierte. Was blieb, war ein 33minütiger Stopp auf 3m, was mir irgendwie auch seltsam erschien. Aber diskutieren wollte ich mit dem Kleinen lieber nicht und hängte mich brav ans Bojenseil – meine Buddies mit Unterwassergymnastikkunststückchen am Seil unterhaltend. Die Minuten rannen langsam das Riff hinunter, während Fleur es irgendwann kalt wurde und sie sich an die Oberfläche zum Sonnetanken legte. Hans war immer in der Nähe und übernahm während der letzen Minuten die Supervision von der Oberfläche. Die Zeit auf solch einem Betonklotz kann schon langsam vergehen, wenn immer nur die gleichen Fische vorbeischwimmen und sich fragend am Kopf kratzen, was sich hier gerade abspielt…


Nach 30 Minuten wird es mir zu bunt und wir vereinbaren, dass ich langsam am Grund Richtung Strand schwimme, während meine Buddies an der Oberfläche bleiben und mich im Auge behalten. Hans macht seinen Job gut. Er ist in seinem Divemaster-Training und gut im Guiden.


Diese Erfahrung ließ mich einige Tage über meinen Computer nachdenken und zu dem Schluss kommen, dass er Recht hatte. Ich hatte zu lange an den Nullzeitgrenzen getaucht und diese einfach überschritten und es nicht realisiert, weil sich sonst immer Nitrox auf meinem Rücken befand bzw. ich tatsächlich kürzer in 30 unterwegs gewesen war. Diese Erfahrung hatte ich bisher noch nicht und habe sie nun gemacht. Das Gute daran ist, jetzt achte ich stets auf die Meldungen meinem kleinen Mares Puc, habe gelernt diese zu lesen und zu zuordnen, glaube und gehorche ihm rechtzeitig. Vom Ausbildungsstandpunkt sowie aus der Lehrperspektive heraus ist ein solches Erlebnis höchst bedenklich – obwohl sich alle fragten, warum mein Puck so konservativ reagiert hat, weil solche Minuten eigentlich nach 60 Techtauchen zustande kommen. Hört man dann andere Stimmen mit 500, 1000, 2000, 4000 oder mehr Tauchgängen, stolpert man über oft risikobereite Alleintaucher mit Dekotauchdrang und Sporttaucheqipment. Die Lust am Grenzen austesten scheint einige Profitaucher zu Tiefen- und Dekojunkies gemacht zu haben. Menschen die Anfängern konservatives Tauchen lehren und als Vorbild fungieren, agieren privat und in internen Kreisen gegenteilig und überschreiten diese Grenzen manchmal in beunruhigend wirkendem Maße. Diese Welten liegen mir fern und ich höre mir diese Geschichten nachdenklich an. Auch Taucher sind eben sehr verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse – ist wie im realen Leben. Wer sich versenken will, soll das gern tun, finde ich – sofern er dies allein tut.

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