Sunday, November 15, 2009

Mit Dik bei Red Slave… dem letzten Tauchspot an der Südwestküste

Freitag vereinbaren Dik und ich, dass er nach der Arbeit sein Equipment zu mir in den Shop hängen kann, um dies nicht nachhause tragen zu müssen. Immerhin gehen wir Samstag sowieso tauchen. Dafür würde ich den Shop einfach länger offen halten und warten. Aber später simst er mir, dass ich nicht zu warten brauche und er vorerst alles in sein Apartment bringt und wir uns abends im City Café treffen. Natürlich muss man es feiern, den letzten Arbeitstag endlich überstanden zu haben!



Am nächsten Tag schließe ich den Shop gegen 15.00 Uhr, lade mein zusammenbebautes Equipment auf den Pickup, schlupfe in meinen Waterproof-Anzug und fahre in die Kaya Ingleterra. Kaum in der Wohnung ein freudiges Hallo - eröffnet mir Dik, er habe versucht mich anzurufen, damit ich noch Blei mit Gurt mitbringe - beides hatte er vergessen. Mein Guter - das habe ich mir schon gedacht und ich entsprechend einfach je 2 2-, 3- und 4 Pfund–Stücke aufgeladen, damit Du Dir Deine passenden Gewichte aussuchen kannst! Hättste nicht gedacht, gell?!

Fröhlich laden wir den Rest auf den Pickup und fahren der Südspitze dieser Baum verlassenen Insel entgegen. Es ist ein besonderer Tag und wird ein besonderer Tauchgang werden, weil die Atmosphäre zwischen uns einfach ganz besonders ist. Nach ca. 15min erreichen wir die ersten ehemaligen Sklavenhütten an der Küste, die ganz weiß getüncht sind. Das ist erst White Slave, auf einer vorgelagerten Inselspitze für der Südspitze gelegen. Die Straße ist nur noch einspurig und verläuft zwischen Mangrovenhainen in Süßwasserseen, die links und rechts die Straße säumen und auf der Strandseite nur durch das Korallengeröll vom Meer getrennt werden. Im Prinzip fahren wir auf direkter Meereshöhe. Nach starken Regenschauern sind diese Gebiete immer größtenteils geflutet, obwohl die Straße immernoch befahrbar bleibt. Vorbei an der Meerwasserentsalzungsanlage durch die Wasserbedeckten Salz- und Mangrovenfeldern mit herabsinkender Sonne zu unserer rechten bringt uns der abgewetzte grüne Div'Ocean Pickup mit schnurrendem Motor sicher an unseren angepeilten Tauchspot.

Schon von weitem erblicken wir die rotbraunen 1 Zimmer Steinhütten, die eher an vergrößerte Hundehütten von ungefähr 2,5m² Grundfläche erinnern als an eine ehemals bewohnbare Behausung. Doch seit wann durften Sklaven wohnen? Sie wurden einst in die Steinhütten gepfercht und auf dem davorliegenden Platz weiterverkauft. Ich parke den Pickup und wir inspizieren den Blick auf das Meer! Die Wellen sind an diesem Inselende schon etwas bewegter als weiter nördlich gelegen, weil die rauhere Ostküstenbrandung nur noch 2 Minuten von uns entfernt liegt. Dann lass uns mal ins Wasser springen oder? :-)
Aufgerödelt - wie man bei uns in Berlin sagt - laufen wir den Abhang hinunter in die heranrollenden Wellen hinein bis das Wasser uns an die Oberschenkel schlägt. Dies ist die richtige Tiefe, in der wir uns auf den Rücken in die Wogen legen, um uns bequem die Flossen anziehen und die Maske vor das Gesicht setzen können. Der Weg zur Boje ist gute 150m weit, was auf Bonaire oft üblich ist, wenn die Riffkante erst dann beginnt. Auf dem Weg zur Markierungsboje drück uns der Südostwind immer nach links, so dass wir fast doppelt so lang in einem Bogen zur Boje schwimmen. Doch hier angekommen freuen wir uns auf unseren gemeinsamen Tauchgang und signalisieren den Abstieg. Diesmal geht Dik langsam mit mir zusammen runter und wir tauchen gemeinsam ab und am Riff hinunter. Das erste Mal habe ich heute für diesen privaten Tauchgang meine neue Kamera dabei, um weitere Erfahrungen mit ihren Einstellungen, Lichtempfindlichkeit und Handhabung zu sammeln. An gute Bildkompostionen ist noch gar nicht zu denken...

Vorerst gehe ich jedoch ganz gemütlich mit meinem Buddy tiefer, um ersteinmal "meine harmonische Mitte " im Wasser zu finden - eine Grundvoraussetzung auch für das Fotografieren. Bewusst denke ich auch an die letzten Erlebnisse mit dem manchmal noch aufkommenden Engegefühl und den kleinen Paniken. Kurze Äußerungen dieses Gefühls kommen auch diesmal wieder auf, aber ich habe es inzwischen geschafft, diese wegzudenken und ruhig zu atmen. Ich habe die Situation nun im Griff und kann im Falle des Falles rational reagieren. Die Gespräche mit meinen lieben Freunden über solche Vorkommnisse und ihre eigenen ähnlichen oder sogar brenzeligen Erfahrungen haben mir sehr geholfen. Kleinigkeit, die in den Griff zu bekommen ist :-)!

Ich lasse mich neben Dik von den Unterwasserwogen langsam über die Rifflandschaft wiegen und genieße die Anblicke von kleinen bunten Fischen und Korallengärten. Leider begegnet uns kein Rochen, keine Schildkröte oder anderes seltenes, was jeden Tauchgang zur Krönung des Moments werden lässt. Doch einige Fischschwärme und eine uns noch unbekannte Topografie erfüllt diese Stunde im Meer mit Freude. Mit meiner Kamera werde ich noch viele Testbilder machen müssen, um ihre Funktionen vollständig erfasst zu haben. Auch die Blitzlichthelligkeiten agieren derzeit noch suboptimal und ich versuche verschiedene Reglervarianten, die das Licht weniger gleißend erscheinen lassen. Ich möchte nicht für die Erblindung ganzer Riffschwärme verantwortlich sein...





Irgendwann - für meinen Luftvorrat etwas zu früh, denk ich - gibt Dik das Signal zur Umkehr. Na gut.... Im Flachwasser angekommen sehe ich jedoch, dass ich schon bei fast 50bar angekommen bin und ich somit keine Luft verschwende, wenn wir nun nach 60min gemütlich austauchen. An der Wasseroberfläche empfängt uns ein beginnender Sonnenuntergang
und ich fühle mich unendlich entspannt. Welch schönes Licht! Kein Wort wäre jetzt das richtige und wir lassen uns genüsslich zum Strand tragen. Oben schauen wir noch einige Zeit nach auf das golden schillernde Meer und ich wünsche mir, solche Momente jeden Tag haben zu können. Es ist eine ganz besondere Stimmung. Zurück im Pickup steuere ich das Auto halb so schnell wie auf der Hinfahrt. Ein Blick in den Sonnenuntergang - ein Blick auf die Straße - dabei eine Getränkedose von meinem Sitznachbarn bekommend und herüberreichend. Wir sind ganz ruhig an dieses frühen Abend und ich fühle noch lange nach. So wünsche ich mir meine Tauchgänge immer...

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