Saturday, March 03, 2012

Frei, Cozumel und Karneval!!



Es kam, wie es kommen musste. Markus schickt mich am Samstag früh als Tourguide nach Cozumel. Der Tag, an dem die Karnevalsparade beginnen und mehrere Tage stattfinden sollte. Der Tag, der als bester Karnevalstag auf Cozumel bekannt war. Juhuuu! Sonntag plante ich sowieso, meinen freien Tag auf der Insel mit einer Rundfahrt um die Insel zu verbringen. Samstag Abend also - nach Feierabend - hatte ich den ersten mexikanischen Karneval vor mir und musste lediglich noch eine Unterkunft finden, damit am nächsten Tag die Rundfahrt folgen konnte - endlich einmal etwas Touriprogramm zwischendurch. Eigentlich war der Plan, mich mit Alexa, einer Kollegin, und ihren Freunden am Ferryterminal zu treffen, um dann gemeinsam auf Unterkunftssuche zu gehen. Sie nahm allerdings die Fähre 2h später als geplant, so dass ich mich allein auf die Suche begab und so ganz schnell bei befreundeten Kollegen zuhause unterkam.

Remco und Marijke bewohnen ein wirklich schönes kleines palapaartiges Dachapartment mit großer Dachterrasse, die einen schönen Blick auf den Dschungel hergab. Sie boten mir ein notdürftiges Bett für den Rest der Nacht nach dem Karnevalsumzug und der Straßenparty an, was ich dankbar annahm. Ich schlief sogar ganz gut auf der ca. 10cm dicken Sitzkissenauflage und in Tüchern aus Bali. Geht alles!! :-). Um 6 Uhr morgens war die Nacht allerdings vorbei, weil Remco und Marijke aufstehen und zur Arbeit mussten. Für mich ermöglichte diese Zeit ebenfalls einen frühen Start in meinen Touritag, so dass ich alles mir vorgenommene auch pünktlich schaffte und um 19.00 wieder zuhause in Playa in meinem Studio ankommen konnte.

Dass dieses Wochenende natürlich nicht den gewünschten Erholungseffekt erzielen konnte, lag 1. auf der Hand und 2. an einer fantastischen Parade durch St. Miguel und einem strammen Cozumelprogramm - begonnen mit der Exkursion für 14 Gäste, weiter über eine limitierte Schlafmenge bis hin zu einem frühen Touritag auf dem Motorroller, mit dem ich die Insel umrundete und dabei noch Gepäck und Wohnungsschlüssel hin und herkutschierte, um rechtzeitig auf der Fähre sein zu können. Doch die Inselrundfahrt entschädigte für alles um ein vielfaches!
Begonnen hatte alles mit der Parade. Remco, Marijjke und ich trafen uns auf dem Weg vom Haus ins Zentrum mit einigen weiteren Kollegen, bis wir ca. 10 oder mehr Personen waren und auf der Quinta von St. Miguel flanierten! In der Tat hatte der Karnevalsumzug einen fast professionellen Charakter! Tänzer auf den Wagen, davor und dahinter sowie sogar Profisalsatänzer und -tänzerinnen boten Ihr Können imposant dar. Es war beeindruckend! Eine typisch zentralamerikanische Karnevalsatmosphäre mit rhythmischen Trommelklängen hüllten die Festnacht ein. Wow, das ist eine Show wert! Mein Ausflug hatte sich bereits gelohnt!

Bestimmt muss man den Mexikanern eines lassen: sie pflegen eine ausgelassene, lockere und fröhliche Art, die sich besonders an Festtagen zeigt. Mein Resümee Mexico im Vergleich zu anderen karibischen Staaten ist schon seit langem recht eindeutig ausgewertet. Freundlich, herzlich, hilfsbereit, fröhlich,gebend, offen und noch einmal fröhlich sowie besonders auffallend in keinster Weise aggressiv stellt sich mir die lokale Kultur dar. Auf den Antillen, die ich bisher besucht hatte, schlug mir hinter einer fröhlichen Fassade oft eine unberechenbare, unterschwellige Aggression entgegen, die schon bei einem kleinen Spaß fast sichtbar wurde. In der Karibik habe ich bereits Kulturen erlebt, die mit Vorsicht zu genießen sind. Nicht so hier in Yucatan, Mexico. Im Gegenteil! Ich bin immer wieder überrascht von dieser lieblichen Art sich zu geben. Eine Seite an Menschlichkeit, die mir in Europa und Deutschland fehlt und die ich von dort nicht kenne. Nicht ein einziges negatives Erlebnis mit den Menschen hier kennzeichnete meinen Aufenthalt in Mexico. Kein Diebstahl, Einbruch, Unsicherheit nachts auf der Straße oder flache Anmache oder anderes aggressives ist mir hier passiert. Dinge, die auf den Inseln wie Bonaire, den Westindischen Inseln und Afrokonzentrierten Gebieten der Karibik zum Alltag gehören. Sicher passieren hier solche Dinge auch - doch ich könnte mir vorstellen, dass sie auf eine andere Art geschehen und mehr hinter verschlossenen Türen. Hier legen die Menschen im Allgemeinen großen Wert auf ein gutes Benehmen in der Öffentlichkeit und ein gutes Auftreten. Daher nehmen wir derartige Situationen wie öffentliche Anschuldigungen oder Aggressionen sicher nicht wirklich wahr. Nur Kleinigkeiten passieren hin und wieder, wie Diskussionen mit Taxifahrern über den Fahrpreis, wenn sie versuchen mehr zu nehmen, als sie dürfen. Einem Streit gehen sie dann meist schnell durch Rückzug aus dem Weg. Ein Verhalten, dass mir auch immer wieder in südlichen Kulturen auffällt.

Anyway, den Karneval beschließen wie gegen Mitternacht auf dem öffentlichen Platz bei einer kubanischen Jazz- und Salsaband und verabschieden uns von der noch größer gewordenen Gruppe. Mir fallen zu diesem Zeitpunkt schon längst beinahe beim Gehen die Augen zu und ich bin froh über den Aufbruch in Richtung Bett, das mir in dieser Nacht wie ein Segen vorkam. Nachts klingelte dann noch glatt das Telefon, weil Alexa sich meldete, die ich den ganzen Abend nicht gesehen hatte. Toll! Verlasse Dich auf andere, bist Du verlassen - manchmal trifft das zu und manchmal wiederum trifft dies nicht zum Glück nicht zu... Vielen Dank, Marijke und Remco!!!

Morgens trete ich aus dem Haus der Beiden und habe bereits den Tagesplan: Zum Chedraui laufen und bei der Scootervermietungsstation einen Scooter für den Tag mieten. Auf dem Weg dahin kam ich durch die Straße, in der sämtliche Karnelvalswagen von der Nacht geparkt waren und auf ihren Einsatz am heutigen Abend warteten. Eine etwas skurile Anmutung gaben die glitzernden Unterwassertiere aus Pappmaschee her und ich hielt sie alle fotografisch fest - für den Fall, dass die Abendfotos den Glanz der Parade nicht angemessen wiedergeben würden.

Neben Schwertfischen, Delfinen, Meerjungfrauen, Schildkröten, Angelfischen und Vögel, gab es Mungos und Phantasiefiguren zu sehen, die alle komplett mit Glitter beklebt und mit hellen bunten Farben überzogen waren. Eigentlich eine recht fröhliche und schöne Sache!

Gegen 9.00 sollte die Anmietstation ihre Pforten öffnen. Super! Zum Glück auch heute im Ausnahmezustand der Karnevalfiesta! Herrlich unkompliziert verläuft das Prozedere. "Bist Du schon mal einen Scoooter gefahren" war die einzige Identifizierung, die ich beim Vermieter mit "ja" bestätigen musste, um mir dann für 250 Pesos Sonderlocalpreis und 500 Pesos Kaution den blauen, etwas ramponierten Roller ausleihen zu dürfen. Das Tachometer war defekt. Das war auch nicht wichtig. Hauptsache die Bremsen und die Blinker funktionierten und die Kiste war vollgetankt. Dass der Rechte Rückspiegel an einem durchgebrochenen Reststück der Plastikhalterung herunterbaumelte, störte auch nicht wirklich. Der Linke war ja noch fest. Eine kurze Runde auf dem Parkplatz und ich hatte meine Fahrkünste erfolgreich präsentiert und belegt. Fröhlich brauste ich durch St. Miguel in Richtung Westküste, um meine Inselumrundung zu beginnen.

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