Thursday, September 24, 2009

Mein erster Tauchgang….uhuhuu

Am Dienstag – meinem 2. Tag auf der Insel – ist es nun soweit! Ich würde endlich ins Wasser gehen und meinen Orientierungstauchgang machen bzw. bekommen. Mir wird gesagt, dass dieser Tauchgang zu meiner eigenen Orientierung dienen soll, um Gäste allein führen zu können. Doch wie soll ich von einem einzigen Tauchplatz auf die 100 anderen Plätze auf der Insel schließen können? Also heißt dies im Grunde nichts weiter, als dass ich einen Checkdive erhalte – was soviel heißt, dass meine Tauchfertigkeit beurteilt werden wird. Aber keine Angst Jungst – Marianne pflügt mit Sicherheit nicht durch das Riff! Dazu war ich in den letzten 2,5 Jahren zu oft unter Wasser. Also los geht’s!


Wir bauen unser Equipment zusammen und nehmen uns jeder Nitrox 32 mit. Den Anzug ziehen wir uns zur Hälfte an, steigen in die Füßlinge und laden die Ausrüstung hinten in den Willi – einem kolumbianischen Dschungeljeep, der zu Fahren nicht ganz einfach scheint. Kaum angekommen am Tauchplatz Windsock – der ca. 5min Fahrt von den Tropikanern entfernt liegt – laufen wir kurz zum Einstieg, wo ich mein kurzes Briefing zur Art und Weise des Tauchgangbeginns und der Richtung, die wir einschlagen werden, erhalte. Viel ist hier nicht zu briefen. Wir schwimmen an der Oberfläche bis zur Boje und tauchen von dort auf ca. 6m ab, um dann gleich an der Riffkante weiter hinunter zu tauchen. Diesem Plan und meinem Buddy und Mitbewohner (dem Schweizer Jürg) folgend paddle ich in Rückenlage durch leuchtend türkises Wasser, dass anfangs zum Stehen tief genug ist, bis zur Boje, die den Beginn der Riffkante markiert. Alles ok? Können wir runter? In Berlin wäre das unser 3-Punkte-Abstieg: ok? Runter! Los! Hier ist es ähnlich: Alles ok, signalisiere ich und wir lassen die Luft aus unseren Jackets und tauchen los. Denkste!!! Meinem ersten Abstieg bedarf es einer kleinen Hilfe: dem Ziehen an meinen Flossen durch meinen Buddy, damit ich überhaupt runter komme. Tja, so kann es gehen beim ersten Mal Salzwasser nach zahlreichen Süßwassertauchgängen im Berliner Umland und bei neuen Aufgaben in ebenso neuer Umgebung. Mehr Blei zu nehmen wäre einfach. Aber 8 Kilo sind sowieso zuviel und ich will diese Menge jetzt nicht auch noch erhöhen. Eher plane ich, mein mobiles Gewicht in naher Zukunft zu reduzieren.


Ist ja aber auch alles ganz unproblematisch. Nach den ersten 2m gleite ich nun sicher durch ein wunderschönes Aquarium ohne jegliche Tarierungsprobleme. Wir gehen steigen diagonal an der Riffkante ab. Unter mir eröffnet sich ein prächtiger Gemischtwald aus bunten Hanggewächsen bestehend aus gestrüppartigen und röhrenförmigen Weichkorallen, die sich im Rhythmus der Strömungsbewegung von der einen Seite zu ihrer anderen wiegen und stolz ihre Überlegenheit gegenüber kleineren Mitbewohnern aus der Hartkorallenfamilie präsentieren. Vor mir sehe ich ein sattes kühles Mittelblau der offenen karibischen See. Das ist eine Welt, die mich zum Tauchen gebracht hat! Eine einzigartige Farbenpracht die sich aus den unterschiedlichsten wie Fabelwesen wirkenden Riffbewohnern zusammensetzt. Eine Welt, die gedämpft wird durch ein magnetisch anziehend wirkendes Blau und die durch glitzernde Sonnenstrahlen unterstützt schillernde Reflektionen in dieser surrealen Umwelt hinterlässt. Surreal, weil wir bei diesem geschenkten Anblick von Fantastischem in einem glasklaren und kuschelig warmen Meer dahin schweben können! Im ersten Moment überwältigen mich die Eindrücke und erzeugen gleich ein wohliges Gefühl der Geborgenheit – eine Schönheit, die ich die Seele des Meeres nenne. Unbeschreiblich und unkopierbar.


Ich blicke auf meinen Computer: 11m…15m….22m….. Bei 28m pendeln wir uns langsam auf eine feste Tiefe ein. Ich behalte mein Finimeter im Auge, stets die Gefahr und Erfahrung einer Ohne-Luft-Situation im Hinterkopf. Ein Erlebnis, dass ich in ähnlicher Tiefe vor 2 Jahren in Sri Lanka hatte. Wie das passieren konnte, ist inzwischen nicht mehr diskussionswürdig…. Inzwischen ist mein Luftverbrauch deutlich besser geworden. Doch ein solches Erlebnis schult Dich mit dem richtigen Effekt. Du lernst, ständig Deinen Luftvorrat zu kontrollieren. Beim Autofahren soll man ja auch immer seine Rückspiegel und die Tankanzeige im Auge und damit den Überblick behalten, gell? J


Anyway, das Riff ist wunderschön belebt durch einige Fischschwärme oder Einzelgänger wie Tarpone und Barracudas, die sich Ihr Mittagessen von der Speisekarte aussuchen. Wir kehren nach 100 bar vorbildlich um und steigen langsam etwas auf. In der Nähe unseres Einstiegs bleiben wir natürlich – ebenfalls ganz brav für 3min auf 5m zum obligatorischen Deko-Stop. Dieser Schritt gehört zum Sicherheitsstandard für geguidete Tauchgänge mit Gästen. Man weiß ja nie….


Wir lassen uns von den Wellen in Richtung Strand schaukeln, tauchen auf, klettern über Steinkorallenbänke aus dem Wasser – kein einfaches Unterfangen mit dem ganzen Gewicht auf dem Rücken. Aaaahhhh war das schön! Jetzt das grelle türkisfarbene Meer und die heißen Sonnenstrahlen als Postentspannung nach einem ohnehin harmonischen Tauchgang.

Was braucht der Mensch mehr…so grundsätzlich jedenfalls ;-) …

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