Sunday, September 27, 2009

Angekommen auf der Insel!


Es ist warm - um 10 Uhr abends sind es ganze 30°C - ist das nicht fantastisch? Was braucht man für den Moment mehr? Ich nicht viel - außer den täglichen Blick aufs Meer.



Heute war ein sehr guter Tag und wir begießen in am beschallten Plaza-Strand unweit der Basis bei Sonnenuntergang.

Ein Freund von Chris, unserem Tech-Verrückten, ist u.a. der DJ dort und wird von allen Shrek genannt, weil er seinem Leinwand-Namensgeber irgendwie ähnlich ist. Zu uns stoßen später Simone und Michel, ebenfalls seine Freunde und wir haben eine gute After-Work-Party am weißen Strand!










Saturday, September 26, 2009

Mein freier Tag nach 7 Tagen bei den Tropikanern

Ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass ich schon einen freien Tag brauche. Aber warum streiten ... ;-). Durch meinen Entdeckerdrang motiviert frage ich einfach nach dem Auto von Lady Tropikana, die ja sowieso durch Abwesenheit glänzt und ihren Pickup momentan entbehren kann. Ihr Haus- und Hofdiener gibt mir das Auto und ich nutze die Gelegenheit zu einer Tour in den karibischen Supermarkt und um den Süden der Insel herum, wo sich viele Mangrovenwälder und Süßwasserseen mit dort anwohnenden Flamingos befinden. Außerdem soll der Wechsel von der Ostseite der Insel zu Westküste - besiegelt durch einen echt holländischen Leuchtturm - ganz spannend zu entdecken sein.

Nach dem Supermarkt fahre ich also einfach weiter gen Osten. Weil das Island ja nur ganz begrenzt bemessen sein soll, erwarte ich schon bald die rauen Wellen vom offenen karibischen Meer kommend. Witzig ist, dass man bei den Tropikanertauchern die Ostseite von Bonaire als Atlantikseite bezeichnet. Ob das daran liegt, dass sie die Insel nur auf einer Ausschnittskarte eines 1:10000 Maßstabs sehen? Ich überlege, ihnen eine kurze Erdkundeschulung zu geben oder ihnen stattdessen eine Gesamtkarte der Karibik zu besorgen...

Durch ein mit großflächigen Feuchtgebieten durchzogenes karges Sumpf-Gestein-Kakteen-Gelände steuernd bestaune ich die hell orange leuchtenden Flamingos, die manchmal auf einem ihrer Stelzen artigen Beinen in knöcheltiefen Wasser stehen, um sich ihre nächste Mahlzeit zu ergattern. Die Erhabenheit und Eleganz dieser Vögel unterstützt durch diese einmalig in der Tierwelt vorkommenden Farbe ergibt einen fantastischen Anblick und bereitet mir bereits einen bemerkenswerten Vormittag.



Nach endlos erscheinender Kakteenwüste erblicke ich plötzlich die Schaumkronen der Lac Bay! Diese ca. 20 Hektar große runde Bucht ist durch ein hochgelegenes Riff vom Ozean abgetrennt und mutet vielmehr als See an. Eine riesige Fläche hell türkisen Wassers lässt durchgehend höchstens eine Tiefe von bis zu 4m vermuten. Vor mir liegt Bonaires Surfers Paradise.

Der Strand ist wie ausgestorben. Die Surfer Beachbar und der Shop betreibt ein dazu passender Typ mit Wallermähne und mit ihm unterhalten sich 3 weitere Inselbesucher. Ansonsten verlassene Holzverschläge, deren Zeit als Partyhochburgzeitzeugen abgelaufen zu sein scheinen...

Macht nix. Ich parke und schaue mich um. Mit blauem Himmel wird dieser Ort eine Perle sein! Einfach nur schön mit einer besonderen Spiritualität. Gleichmäßig türkisfarben schimmernd die riesige vor mir liegende Bucht, die durch das Barriereriff abgegrenzt wie ein See auf mich wirkt. Die Wasserfarbe auf der anderen Riffseite ist deutlich dunkler als diese blaugrüne Oase, deren Begrenzung durch in der Ferne aufschlagende Schaumkronen der Wellenbrecher markiert wird.

Friday, September 25, 2009

Und jetzt mein erster Tauchgang mit Gästen….wieder uhuhuu!


Die beiden Österreicher hören mir erwartungsvoll zu, wie ich die Insel erkläre. Eine Insel die ich nicht kenne und die Tauchplätze bestimme, an denen ich noch niemals getaucht bin. Divemaster und neu zu sein, bedeutet so kompetent aufzutreten, als ob man schon jeden Fisch beim Namen nennen könnte und dabei die eigene totale Ahnungslosigkeit zu 100% durch eine sympathische Allwissenheit überspielen zu können. Als das widerspricht meinem Anspruch authentischer Kommunikation. Doch gleichzeitig geht es konform mit glaubwürdigem Geschichtenerzählen in professioneller PR! Und da sind wir wieder ganz nah beieinander, mein Erzählerherz und mein Beruf! Geht doch!


Lange Rede – schnelle Umsetzung. Kurzerhand finde ich mich auf der Rückbank des Pickups meiner Gäste wieder, die das Fahrzeug sicher zum Tauchplatz „Windsock“ leiten. Mein erster Job als Tauchguide! Ein wenig aufgeregt bin ich anfangs, drücke dies aber weg und konzentriere mich während des Gesprächs im Wagen auf den Einstieg. Bonaire ist fast gleichmäßig von einer Riffkante umgeben, die meistens ab einer tiefe von 6-8 Metern beginnt. Jeder Tauchplatz ist mit einer Signalboje für den Ab- und Aufstieg markiert, so dass jeder Taucher auch dort wieder auftaucht, wo er seinen Wagen geparkt hat. Dies macht das Revier beinah kalkulierbar und verringert die Wahrscheinlichkeit sich zu vertauchen um gen 99 %.


Am Straßenrand erscheint der der gelbe Stein mit der Aufschrift "Windsock". Jawoll! Hier parken - genau. Wir steigen aus und ich erkläre kurz, wie und wo wir ins Wasser einsteigen, um dann an der Boje abzutauchen. Das türkise Wasser im Flachbereich wirk magisch anziehend. Man will nur noch darin herumschwimmen und nicht mehr aussteigen.


Wir ziehen und fertig an, lassen das Auto offen stehen (Autoeinbrüche und Diebstähle sind auf Bonaire an der Tagesordnung), laufen wenige Schritte auf knackendem Korallengeröll an den Flachwasserrand und steigen über tischartige Korallengesteinsblöcke ins Wasser. Bis zur Boje sind es ca. 50m in Rückenlage und wir gehen runter. Ich führe meine Gäste an die Riffkante und gehe am Riff nach rechts. Zuerst gehen wir langsam auf 30m nahe dem Sandgrund und erkunden das bunte Leben in den Meeresgärten. Upps?! Was ist das? Vor uns am Hang zur Rechten liegt malerisch eingebettet ein ca. mit 2m Durchmesser und 1,20 m Dicke beschaffener LKW-Reifen! Nein, dies ist kein mit Absicht versenktes Objekt am Tauchspot, sondern deutet schlicht auf Bonairer Entsorgungsphilosophie hin. Wir tauchen weiter! Neben den üblichen Bewohnern in unserer aktuellen Umgebung wieder ein Upps: der Bruder des ersten LKW-Reifens! So ganz allein macht es sich auch dort unten nicht so gut. Und immer nur Korallen ist ja auch langweilig, oder?? Plötzlich wird mir bewusst, dass ich an der Boje doch vielleicht hätte links abbiegen sollen, um dem Schiffsanlegesteg und seinem Industrieabfall nicht in die Arme zu tauchen. Peinlich das. Aber es ist ja nicht mein Abfall und meine Gäste sehen so auch etwas von der Realität.


Nach 100 bar bei Frau Austria läute ich langsam den Rückweg ein und steige auf ca. 18-12m. Wunderschön! Direkt hinter mir gleitet ein Barracuda vorbei und schwimmt parallel zur Kante. Im tiefen Blau hinter uns ist sonst nichts anderes Spektakuläres unterwegs und ich konzentriere mich darauf, die Unterwasser-Hinweise zum Ausstieg nicht zu verpassen sowie auf meinen Luftverbrauch. Johannes und Ines - meine Gasttaucher, die gerade von Curacao eingeflogen sind - liegen meistens konzentriert vor den Korallen, um einmalige Ansichten mit ihrer professionellen Kamera einzufangen. Ich schaue, dass ich etwas weiter nach oben gelange, um meine Bewuchskennzeichen ausmachen zu könne, die mich in Richtung Ausstieg führen würden.


Nach weiteren 50 Bar sehe ich plötzlich den Betonklotz, an dem die Boje von Windsock befestigt ist und atme auf. Geschafft! Ich habe den Ausstieg gefunden, ohne Unsicherheit und Suchen. Einfach am Riff entlang - hin in größerer Tiefe und zurück in geringerer Tiefe bis Du in 6-9m Deine Ausstiegszeichen wieder erkennst. Das scheint hier nicht allzu kompliziert zu sein. Wunderbare Erfahrung - nachdem ich gerade eine Woche im Land bin! Ich freue mich und überlege, wie es wäre, fast täglich Tauchgänge zu führen, ohne weitere Lehraufgaben zu haben. Diese Vorstellung gefällt mir gut .... dahinter müsste nur eine entspannte Basis stehen... Aber daran arbeite ich ja erst einmal noch :-)

Thursday, September 24, 2009

Mein erster Tauchgang….uhuhuu

Am Dienstag – meinem 2. Tag auf der Insel – ist es nun soweit! Ich würde endlich ins Wasser gehen und meinen Orientierungstauchgang machen bzw. bekommen. Mir wird gesagt, dass dieser Tauchgang zu meiner eigenen Orientierung dienen soll, um Gäste allein führen zu können. Doch wie soll ich von einem einzigen Tauchplatz auf die 100 anderen Plätze auf der Insel schließen können? Also heißt dies im Grunde nichts weiter, als dass ich einen Checkdive erhalte – was soviel heißt, dass meine Tauchfertigkeit beurteilt werden wird. Aber keine Angst Jungst – Marianne pflügt mit Sicherheit nicht durch das Riff! Dazu war ich in den letzten 2,5 Jahren zu oft unter Wasser. Also los geht’s!


Wir bauen unser Equipment zusammen und nehmen uns jeder Nitrox 32 mit. Den Anzug ziehen wir uns zur Hälfte an, steigen in die Füßlinge und laden die Ausrüstung hinten in den Willi – einem kolumbianischen Dschungeljeep, der zu Fahren nicht ganz einfach scheint. Kaum angekommen am Tauchplatz Windsock – der ca. 5min Fahrt von den Tropikanern entfernt liegt – laufen wir kurz zum Einstieg, wo ich mein kurzes Briefing zur Art und Weise des Tauchgangbeginns und der Richtung, die wir einschlagen werden, erhalte. Viel ist hier nicht zu briefen. Wir schwimmen an der Oberfläche bis zur Boje und tauchen von dort auf ca. 6m ab, um dann gleich an der Riffkante weiter hinunter zu tauchen. Diesem Plan und meinem Buddy und Mitbewohner (dem Schweizer Jürg) folgend paddle ich in Rückenlage durch leuchtend türkises Wasser, dass anfangs zum Stehen tief genug ist, bis zur Boje, die den Beginn der Riffkante markiert. Alles ok? Können wir runter? In Berlin wäre das unser 3-Punkte-Abstieg: ok? Runter! Los! Hier ist es ähnlich: Alles ok, signalisiere ich und wir lassen die Luft aus unseren Jackets und tauchen los. Denkste!!! Meinem ersten Abstieg bedarf es einer kleinen Hilfe: dem Ziehen an meinen Flossen durch meinen Buddy, damit ich überhaupt runter komme. Tja, so kann es gehen beim ersten Mal Salzwasser nach zahlreichen Süßwassertauchgängen im Berliner Umland und bei neuen Aufgaben in ebenso neuer Umgebung. Mehr Blei zu nehmen wäre einfach. Aber 8 Kilo sind sowieso zuviel und ich will diese Menge jetzt nicht auch noch erhöhen. Eher plane ich, mein mobiles Gewicht in naher Zukunft zu reduzieren.


Ist ja aber auch alles ganz unproblematisch. Nach den ersten 2m gleite ich nun sicher durch ein wunderschönes Aquarium ohne jegliche Tarierungsprobleme. Wir gehen steigen diagonal an der Riffkante ab. Unter mir eröffnet sich ein prächtiger Gemischtwald aus bunten Hanggewächsen bestehend aus gestrüppartigen und röhrenförmigen Weichkorallen, die sich im Rhythmus der Strömungsbewegung von der einen Seite zu ihrer anderen wiegen und stolz ihre Überlegenheit gegenüber kleineren Mitbewohnern aus der Hartkorallenfamilie präsentieren. Vor mir sehe ich ein sattes kühles Mittelblau der offenen karibischen See. Das ist eine Welt, die mich zum Tauchen gebracht hat! Eine einzigartige Farbenpracht die sich aus den unterschiedlichsten wie Fabelwesen wirkenden Riffbewohnern zusammensetzt. Eine Welt, die gedämpft wird durch ein magnetisch anziehend wirkendes Blau und die durch glitzernde Sonnenstrahlen unterstützt schillernde Reflektionen in dieser surrealen Umwelt hinterlässt. Surreal, weil wir bei diesem geschenkten Anblick von Fantastischem in einem glasklaren und kuschelig warmen Meer dahin schweben können! Im ersten Moment überwältigen mich die Eindrücke und erzeugen gleich ein wohliges Gefühl der Geborgenheit – eine Schönheit, die ich die Seele des Meeres nenne. Unbeschreiblich und unkopierbar.


Ich blicke auf meinen Computer: 11m…15m….22m….. Bei 28m pendeln wir uns langsam auf eine feste Tiefe ein. Ich behalte mein Finimeter im Auge, stets die Gefahr und Erfahrung einer Ohne-Luft-Situation im Hinterkopf. Ein Erlebnis, dass ich in ähnlicher Tiefe vor 2 Jahren in Sri Lanka hatte. Wie das passieren konnte, ist inzwischen nicht mehr diskussionswürdig…. Inzwischen ist mein Luftverbrauch deutlich besser geworden. Doch ein solches Erlebnis schult Dich mit dem richtigen Effekt. Du lernst, ständig Deinen Luftvorrat zu kontrollieren. Beim Autofahren soll man ja auch immer seine Rückspiegel und die Tankanzeige im Auge und damit den Überblick behalten, gell? J


Anyway, das Riff ist wunderschön belebt durch einige Fischschwärme oder Einzelgänger wie Tarpone und Barracudas, die sich Ihr Mittagessen von der Speisekarte aussuchen. Wir kehren nach 100 bar vorbildlich um und steigen langsam etwas auf. In der Nähe unseres Einstiegs bleiben wir natürlich – ebenfalls ganz brav für 3min auf 5m zum obligatorischen Deko-Stop. Dieser Schritt gehört zum Sicherheitsstandard für geguidete Tauchgänge mit Gästen. Man weiß ja nie….


Wir lassen uns von den Wellen in Richtung Strand schaukeln, tauchen auf, klettern über Steinkorallenbänke aus dem Wasser – kein einfaches Unterfangen mit dem ganzen Gewicht auf dem Rücken. Aaaahhhh war das schön! Jetzt das grelle türkisfarbene Meer und die heißen Sonnenstrahlen als Postentspannung nach einem ohnehin harmonischen Tauchgang.

Was braucht der Mensch mehr…so grundsätzlich jedenfalls ;-) …

Allet wird jut - oder: andere Länder - flexibel sein!

Nach 2 Tauchgängen in 3 Tagen kann ich immerhin schon aus dieser Perspektive kundtun, dass allein die Unterwasserwelt den Aufenthalt mehr als gerechtfertigt! Darüber will ich jetzt keine Romane verfassen, weil dies zu weit führen würde. Nur soviel: 29° im Wasser - auch weiter unten - und 34° in der Luft. DAS SIND GENAU MEINE TEMPERATUREN! :-) Auch die unkomplizierte Situation, auf der gesamten Inselwestseite an den Korallenstrand heranfahren und ins Wasser laufen zu können, entschädigt für die paar kleinen Annäherungsbarrieren in der Basis zu Anfang. Die Küste ist ein einziger Tauchplatz mit viel Korallenlandschaft und vielseitigem Fischbestand. Ich freue mich, bald mit der Kamera einmalige Sichtweiten und die farbenfrohe Pracht von diversem Getier festhalten zu können!

Die Inselatmosphäre ist trotz der holländischen Präsenz karibisch geprägt. Ich gewöhne mich an das Arbeiten bzw. ans Erledigen einiger Aufgabenin Top, Short und Bikini :-) (Im Büro hätten sie mich für die spärliche Bekleidung geteert und gefedert!!!) und daran, dass es niemanden stört - im Gegenteil :o)! Es ist 1. normal und 2. lebensnotwendig, um wirksam einem Hitzschlag entgehen zu können.



Auf der Basis entwickeln sich die Dinge gut. Auch wenn derzeit nicht viel spannendes zu tun anfällt, tanke ich die frische Luft des Unterwegsseins - einer abwegigen Unabhängigkeit - weit entfernt von Post, Papierkrieg, Frust und Aggression auf der Straße. Hier reaktiviere ich Taktiken, durch Offenheit für gewisse Menschen - ignorierend, welche Seite eigentlich auf wen zugehen sollte ;-) (denn wer bestimmt in welchen Welten die Regeln???) - schnell feste Brücken zu errichten, anstatt mit stupidem Rechteeinfordern zu agieren, dass zuhause leider oft ein notwendiges Mittel geworden ist.

So also starte ich fröhlich in den Basenalltag - ob den Außennassbereich am Ausbildungspool reinigend, die Kaffeetassen spülend, den Shop abstaubend oder das Kassen- und Buchungssystem für den Hotelbetrieb lernend - es gibt verschiedenes zu tun und zwischendurch oft gemütliche Kaffeepausen mit dem Staff unter dem Palmensonnenschirm vor der Basis. (Danke, meine liebe Globetrotterin auf den Malediven für Deine vielen Ratschläge! Ich habe diese Tage viel an Dich gedacht und daran, was Du mir erzählt hast :-) xoxoxo an Lar.)

Diese Gespräche sind übrigens die spannendsten - gehen über Travellen, Tauchen, Länder, Vorturteile, witzige Erlebnisse, die Welt und Arbeitssituationen in der Welt. Viele Erfahrungen anhörend und selbst sammelnd freue ich mich, nach 3 Tagen schon das Gefühl eines irgendwie festen Platzes in der Gemeinschaft zu haben! Eine 2 Personen WG in einer 2 Zimmer-Wohnung mit kompletter Ausstattung übersteigt den Durchschnittsstandard von Staffunterkünften auf weltweiten Tauchbasen bei weitem. Aber wichtiger ist das Team (Holland, Schweiz, Deutsch, Bonaire), dass immerhin mit 60% Entspanntheit aus Holland und Bonaire punktet. Die anderen 40% werden sich auch noch finden. Die Hauptsache beim Reisen ist wohl: Flexibel bleiben :-). In diesem Sinne: mehr heiße Sonne, türkises Meer und weiße Korallenstrände!

Praktisch Gehversuche und gut organisiert!

So, tatsächliche hatte ich es an meinem ersten (freien) Tag auf Bonaire geschafft, ein Internetcafé, eine Bank, etwas Essbares, sogar einen Fahrradvermieter aufzutun – ein auf Bonaire hängen

gebliebener Amerikaner aus New Mexico - und zur Krönung meiner Reisevorbereitungen sogar den Manager der Dive Friends, Gerrie, zu sprechen. Interessanter Typ, würde man einen Moment lang denken. Dann: Sportlich gebauter Typ mit braungegärbter haut und von der Sonne blondierte halblange Haare, die er als authentischer Draufgänger-Holländer cool im Bonairer Wind fliegen lässt, während er die ohrenbetäubend knatternde Harley unter seinen ...mmm... vibrierend spüren muss - an der Einbahnstrandpromenade herunter cruisend. Wenn bitteschön soll das beeindrucken??? Aber von der Sorte gibt's noch einige auf dem Island...



Ok... ich wittere Anknüpfungsmöglichkeiten und erzähle ihm meine Reisegeschichte - versuche, ihm damit meinen IDC-Arbeitsantrag schmackhaft in Szene zu setzen. Er scheint mir am Haken zu hängen, aufgeschlossen zu sein, weil er überlegt. Entschieden wird in diesem Moment natürlich noch nichts. Aber ich mach auf locker – meine Heimatmöglichkeiten im Kopf behaltend – und frage ihn noch fröhlich nach den Schwimmmöglichkeiten direkt vor seiner Tür…. Diese Vorstellung scheint ihn mehr zu motivieren! Bei dieser Gelegenheit lädt er mich schon mal direkt zum heutigen Dive-Friends-Rumpunch-Abend gegen 5.30 pm ein. Das ist in 4 Stunden! So schlecht scheint das Treffen nicht gelaufen zu sein J! Bis Ende der Woche würde ich von ihm hören – er müsse die Idee noch mit dem durchführenden Course Director besprechen. Dass dieser wiederum motiviert ist, weiß ich ja schon aus diversen emails zuvor. Doch ist er zurzeit in Holland, wo Gerrie am Wochenende auch hinfliegt und der CD dafür zurück nach Bonaire. Wenn das klappen soll, muss hier eine gewisse Organisation greifen, die ich den Jungs aber irgendwie nicht wirklich zutraue... Na, schauen wir mal....

Auch schein gerade Reisezeit zu sein. Sogar Harry und Siggi fahren am Donnerstag für 3 Wochen nach Europa – zum SSI CD Training und der dazugehörigen Prüfung. Das gibt mir ein wenig Zeit, mich noch an die spezielle tropikanische Atmosphäre zu gewöhnen. Aber ich lerne erst noch Laufen und überlege mir eine Strategie, "das Rennen" zu bestreiten. Für den Anfang ignoriere ich jetzt also zunächst meinen ersten Eindruck, die Gerüchte und die Puzzleteile, die ich über diese Aktion im Hinterkopf zusammenzuschieben begonnen hatte (Vorurteile sollten stets aktiv bekämpft werden) und werfe fröhlich positive Kommunikationsformen in die Waagschale!

Das Team ist eine interessante Mischung - zum Teil mit richtig viel Taucherfahrung aus aller Welt. Niemand ist hier unter 40 - außer mir - und trägt somit zu bunten Geschichten aus bewegten Lebenssituationen bei. Dazu folgt mehr demnächst....


Wednesday, September 23, 2009

Mein erster Tag - Annäherungsversuch

Nachdem ich versucht hatte, heute Morgen nach meiner Ankunft doch noch etwas zu schlafen, was mir weniger gut gelungen war – denn die Tropical Divers liegen direkt an der Straße und nicht an einem Strand wie andere Divecenter – ging ich bestens gelaunt gegen 8.45 Uhr zur Basis, um ein überraschtes und fröhliches Hallo entgegenzunehmen! Denn nach einer solchen Reisezeit erwarten mich die Basisinhaber nicht wirklich so früh. Well, die Begrüßung viel recht verhalten aus. Meine Laune sank.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht mehr los, dass die Gerüchte über diese Basis einfach auf vielen Wahrheiten beruhen. Freundlichkeit ist ein wertvolles Gut und sollte nie als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Obwohl ich mich positiv konditioniert hatte, bewusst die negativen Kommentare aus dem taucher.net ignorierend, stellte ich mich nun auf deutsche Arbeitsatmosphäre mit deutschen „Tugenden“ ein. Na toll. Vielleicht hätte ich doch nach Asien gehen sollen. Doch nun bin ich hier und habe nicht vor sobald wieder abzureisen.

Meinen Eindruck bestätigen mir heute sogar Gäste (!) – 4 Jungs von nebenan – die mich eben mit in den Supermarkt genommen hatten. Demnach scheint Lady Tropicana verstärkt zum Launischen und Unsympathischen zu neigen. Gedacht hatte ich es mir das ja schon, gemerkt heute Morgen auch. Na, noch mal toll! Darauf habe ich die nächsten 3 Monate so gar keine Lust. Aber ich hatte ja noch etwas in Petto. Da mein freier Tag war, lief ich also los in meinen viel zu schweren Zehendrehersandalen von Esprit, um in Richtung Strand zu kommen. Der Strand in der Nähe ließ meine Laune ein weiteres Mal sinken. Beschauliche Aussicht auf Industriebauten zur linken, verrostete Schiffe etwas weiter zur rechten. Welch traumhafter Korallenstrand! Weißes Korallengeröll auf ca. 3m breitem Strandstreifen lädt zum fleißigen Füßlinge tragen ein. Auf diesem überschaubaren Abschnitt fanden ca. 6 Liegen Platz, die dem lauffaulen Touristen gegen einen beachtlichen Obolus angeboten wurden.


Nicht zu dieser Kategorie Mensch gehörend :-), wollte ich mich ohnehin nicht an meinem ersten freien Tag auf ein Liegedasein beschränken und machte mich also bei angenehmen Temperaturen von ca. 35° C und bedecktem Himmel auf, um meine Organisation – Internet, Bankomat, Tauchbasis 2 kontaktieren - in die Hand zu nehmen. Dies war schließlich der Plan, der mich nach Bonaire gebracht hat und der bei den tropischen Tauchern nicht mehr realisiert werden konnte. Einen adäquaten Ersatz scheinen sie mir nicht bieten zu können. Einen SSI Tauchlehrer stattdessen erscheint mir überflüssig und die Finanzierung des IDC´s auf der insel stellen sie mir sicher nicht in Aussicht. Ich gehe in die beobachtende Position und halte meinen IDC Plan so oder so aufrecht. Fairerweise muss man sagen, dass die Unterkunft auch keine schlechte ist – erstmal im Tropikaner Hotel ein Zimmer allein und dann im Haus mit dem Staff ein Zimmer für mich allein! Von anderen Abtrünningen weiß ich ja, wie rar Einzelzimmer im Tauchbusiness zu sein scheinen.

Bonaire 20-09-09, Ankunft in der Nacht…

Es ist pünktlich 3:13 Uhr in der Früh, als der sympathische KLM Kapitän (woher ich das weiß? Tja, in Amsterdam schlenderte er mit seinem Team fröhlich an uns Wartenden vorbei – dabei ein warmes „hello, good evening“ und das ganze auch auf holländisch mehrmals in die Runde werfend) das beachtlich geräumige Fluggefährt sanft auf die schmale Rollbahn des Bonaireer Flamingo Flughafens gleiten lässt. Wunderbar aufgesetzt! Diese Landung krönte meinen ohnehin erstaunlich angenehmen Flug königlich. Ganz zu schweigen von meinem Eindruck, mit einem erfrischend lockeren fröhlichen Flugteam professionell durch die Lüfte geschoben worden zu sein. Ja ja, die Holländer… ;-)


Draußen ist es natürlich immer noch stockduster – ist ja auch erst 3:26 Uhr - und so kann ich nicht sehen, welche Wüsten und ihre Oasen mich auf diesem Inselchen erwarten. Also konzentriere ich mich wieder auf das Innenleben des KLM Airbusses und warte etwas ungeduldig werdend, bis sich die füllige Dame von Platz C mit einer wohl nur ihr zu eigenen Seelenruhe zu erheben beginnt und sich behäbig in die Reihe aussteigender Passagiere stellt. So bekomme auch ich endlich meine Chance, mein Handgepäck über mir zu greifen, um Richtung Tür geschoben zu werden und dort am Ausgang dieses Fahrzeugs mit freundlichsten Verabschiedungen der in blau gekleideten Hofdiener mein Bonaire-Abenteuer zu beginnen!


Was brennt denn hier??? Mir wir immer heißer auf der Treppe nach unten! Unter meinen 3 T-shirt-Schichten habe ich das Gefühl, dass sich meine Haut in einen flammenden Brandherd verwandelt. Bin ja nun nicht das erste Mal in den Tropen und außerdem noch in einem unspektakulären Alter – mache mir also auf dem Weg zur Einwanderung Gedanken nach anderen Hitzewallungsursachen. Lange Grübelei – kurzer Sinn! Nachdem ich meine Stempel habe (sie lassen mich tatsächlich ins Land mit meinen 89 geplanten Übernachtungen bei Freunden) und beginne, das Fließband mit Argusaugen nach meinen Trekkingsäcken ins Visier zu nehmen, gibt es nur noch eines: Runter mit 2 Schichten und frische Luft von wohltemperierten 32°C an meine Arme lassen!


Nach nur gefühlten 45min (ca. reale 20min) hatte ich alle Taschen auf meinem Wagen und fahre emsig um die wartenden Fluggäste herum Richtung Tür zur Insel! Bremssss! Dass Menschen, die schon vor mir ihr Gepäck vom Band geholt hatten, hier weiter in der Halle warteten, hatte natürlich einen Grund. Mist! Wieder hinten anstellen und die ganze Kofferarie durch den Gepäckröntger schieben. Wie flüssig diese Aktion war, überließ ich den hiesigen Behörden zu entscheiden und schob mich unauffällig von der Seite in die undefinierbar sortierten Wartereihen.


Jetzt aber! Alles wieder auf den Wagen geworfen und schnell zum Ausgang gerollt. Doing! Als ungewollten Willkommensgruß hinterließ ich gleich ein paar mikrofeine Kratzer im Türrahmen – vielleicht aber auch nicht. Als Reaktion erhielt ich einen höflichen Türöffner von außen – „Thank you so much“ – peinlich. Aber nun konnte ich ungehindert einwandern. Draußen hielt ein mittelältlicher Mann ein Schild in der Hand. Ahhh! Das war noch mein Name! Wir stellten uns vor und ich war etwas überrascht, holländisch-englisch zu hören und kam mir vor, wie das erste Mal in New York vor vielen Jahren, als ich versucht hatte, die verbalen Äußerungen der Big Apple Amerikaner zu entschlüsseln. Doch diese Fassung muss ich jetzt noch hinsichtlich Sprachmischung oder Akzent erforschen. Das nehme ich mir für morgen – bzw. heute in einigen Stunden vor.

Sunday, September 20, 2009

Flughafenatmosphäre...

Ich liebe Flughäfen und ihre unstete Triebigkeit. Menschen in alle Richtungen strömend und nur kurz innehaltend, um zur Orientierung zu verschnaufen.
Obwohl Berlin Tegel ein kleiner überschaubarer Flughafen ist (ein lieber Freund titulierte ihn gerade schimpfend als unübersichtlich - nichts für ungut, M. ;-) Ich dank Dir für den Transfer!), lässt sich hier wunderbar Reisefieber tanken!

Hier sitze ich nun gegenüber meines Gates A13 an der Bar und tanke Reisefieber aus der Proseccoflasche! Ich bin gespannt, ob meine lieben Tauchkumpanen es noch rechtzeitig schaffen, zum Flughafen zu kommen um dieser Aktion noch ein angemessenes Verabschiedungsritual zu verleihen. Unser letztes Treffen war geprägt von Ausbildungsatmosphäre am Pool, bei dem wir die Geduld unserer Schüler durch ein Werbefotoshooting sicher etwas überstrapaziert hatten.

Also sitze ich und logge mich ins Internet, chatte, emaile, vertreibe mir die Zeit. NEEIIINNN!!! Da stehen sie plötzlich neben/vor mir und ich freue mich riesig! Ist das schön!

Jetzt geht's los

Jetzt ist es tatsächlich schon so weit! Die 51 Tage sind längst vergangen - Tage voller ups und downs geprägt von Fragen an meine lieben Freunde nach Sinn und Unsinn ungewisser T-shirt-und-Flipflop-Jobs unter Palmen bzw. auf mittelamerikanischem Wüstensand zu noch ungewisseren Zeiten an der Heimbasis von Existenzaufbauten in Berlin! Aber wie eine liebe Freundin von mir immer sagt: Wann, wenn nicht jetzt und wer, wenn nicht wir! Korrekt: Das Leben kennt keine Generalprobe und immerhin fahre ich nicht zum Testsitzen nach Guantanamo sondern muss mich auf einer Karaibikinsel Bonaire in Korallenriffen herumquälen ;-). Das erscheint mir grad noch aussitzbar für 3 oder 4 Monate....

Alles Gejammere und Herumgeeiere nehm ich bequemerweise als beste Zeichen, dass es höchste Zeit wird, eine Welt zu verlassen, die geprägt ist von verknitterten Ordnungshütern mit ihren erhobenen Zeigefingern urteilend richtend auf kopfnickende Bürger in Bückhaltung ohne jegliche Wahlmöglichkeit. Jawoll! Der Duft der Freiheit lockt - in wenigen Stunden am Flughafen Berlin Tegel mit einem kräftigen Ausstoß von frischem Kerosin in unsere Atmosphäre!