Thursday, March 18, 2010

Wahre Schönheit...und Abenteuer III !

Nach Boca Bartol gingen wir zum übernächsten Tauchplatz - Nr. 3 auf Bonaire - Playa Funchi. Jedesmal vor, nach und zwischen den Tauchgängen muss ich ganz entspannt auf Lawrence warten und die Autoscheiben nach oben kurbeln. Die Temperaturen im Wagen steigen derweil auf Backofenhitze an. Hier wäre mir die kräftige Brise von draußen hilfreich zum überleben. Ich könnte ja auch aussteigen, aber dort brennt die Sonne. Also bleib ich geduldig sitzen und warte, bis der kleine Macho aus Belgien - der in der DomRep lebt - sich seinen Joint gebaut und angezündet hat. Dann darf ich die Scheiben wieder herunterkurbeln. Zum Glück - denn ich steht eigentlich nicht auf kiffen. Meine Sinne möchte ich beim Tauchen ebenfalls alle beisammen haben, um Situationen halbwegs realistisch einschätzen zu können. Aber hier teilen sich die Meinungen eben und ich lasse andere gern auf ihre Art gewähren. Eine Hilfe im Notfall wäre Lawrence sowieso nicht wirklich, da er mit defektem Oktopus taucht. Als Tankstelle würde er nur unter Wechselatmung mit seinem Automaten taugen.

5 Joints und 378456 Schlaglöcher später an diesem Tag gehe ich mit meinem Buddy zum Strand hinunter und floate genüsslich im wogenden Türkis! Es ist jedesmal eine Offenbarung, in dieser Schönheit liegen und in ihr hinabtauchen zu dürfen. Am Dropoff gehen wir zuerst ein Stück nach links, um uns eine bestimmte Korallenformation anzusehen. Die Strömung zieht von rechts nach links spürbar vorbei. Nach 2 Minuten drehen wir bei und beginnen unseren Tauchgang gegen die Strömung. Trotzdem gemütlich schaukeln wir an Korrallenblöcken und -höhlen mit ihren Bewohnern vorbei, grüßen höflich und vermeiden ruckartige Bewegungen. Die armen Viecher erleiden oft schon Stressanfälle beim Anblick des riesigen U-Boots Mensch, das dort vorbeischiebt.


Oh, da sehen wir ihn in vollendeter Pracht: Ein wunderschöner Rotfeuerfisch mit seinen imposanten Indianerfedern stillschwebend, geschützt unter dem Dach eines Korrallengebildes. Er bewegt sie kaum. Dreht nur etwas den Kopf nach hinten weg und präsentiert uns seinen Allerwertesten. Dieser ist ebenfalls wunderschön anzusehen - Indianerfedern in schwarzweiß Tönungen. Ich versuche mich im Fotografieren. Irgendwann wird auch das besser werden.
Irgendwie werde ich ständig ans Riff und gegen Lawrence gedrückt. Das war doch eben noch nicht so. Die Strömung! Sie drück mich gegen gen Riffwand. Der Druck nimmt zu, plötzlich wieder ab. Wir schaukeln über einen Riffblock, der einen Rechtsknick macht. Irgendwie drehen wir uns etwas im Schwebezustand und werden jetzt mit guter Kraft in unsere bisher getauchte Richtung gezogen! Die Strömung hat gedreht. Wir werden nach vorn geschoben, als ob wir mit einem Bummelzug fahren und die Landschaft durch die Fenster vorbeiziehen sehen. Der Zug fängt an Gas zu geben! Und wir mittendrin! Die Strömung reißt uns nun schon fast nach Norden und wir entscheiden uns sofort umzukehren. Kurz überlegen wir, weiter nach unten zu gehen, da es dort ruhiger auszusehen scheint. Doch irgendetwas sagt uns dass wir einfach schnurstracks zurückschwimmen sollten. Wer weiß welche Überraschung uns auf 30m erwarten würde.

Wir drehen uns um 180 Grad und treten in die Flosse. Nach ca. 15 Flossenschlägen rast mein Herz. Strömung kann sehr erschöpfend auf den Organismus wirken. Ok! Da gibt es nur eine Lösung für den Moment: Festhalten und eine Pause einlegen. Ich suche mir einen großen Block Hartkoralle ohne weiteren Bewuchs auf der Oberfläche und klammere mich an ihm fest. Dann endlich kann ich beruhigende Atemzüge nehmen. Waagerecht im Wasser an der Koralle hängend und die Füße nach hinten wegziehend verschnaufe ich eine Minute und schaue mich nach Lawrence um. Er kopiert mein Modell und hängt sich vor mich. Kurz erholt geben wir Signal weiterzuschwimmen. Ok! Und los! Wieder in die Flosse getreten - der Herzschlag geht gleichmäßig - erreichen wir nach weiteren 3 Minuten seichteres Wasser. Die Stelle an der sich die Strömung dreht. Hier nehmen wir den Linksknick des Riffs und steigen ein Stück auf.

Das ging nochmal gut. Einen Moment lang dachten wir Probleme zu bekommen. Strömungen können unberechenbar und vor alles unvorhersehbar sein. Änderungen oder Stärken sieht man schwer und bemerkt diese erst in voller Pracht, wenn man sich bereits mitten drin befindet.

Für heute genügt es uns auf diesem Tauchplatz und wir tauchen gemütlich aus. Wir lassen den sandigen Untergrund im Flachwasser und das Riff hinter uns uns steuern auf die Korrallenformationen am Ausstieg zu. Hier über winden wir noch einige Wellen und lassen uns auf Geröll stupsen. Raus - Geschafft!

No comments:

Post a Comment