Monday, February 15, 2010

Bonaire Teil II: Karneval, neue Wohnung, nächster OWD


















Nach aufregender, eiskalter, ideenreicher und stressreicher Zeit in Deutschland und einem spontanen Wiedersehen mit New Yorker Freunden während meines 9stündigen Zwischenstopps in Newark sind es nun 8 Tage, die ich wieder im warmen Bonaire verweile. Irgendwie gewöhne ich mich nur schleppend an die entspannt limitierte Atmosphäre auf dem kargen Korallenblock mit ca. 13000 Einwohnern. Anstatt mich nach dem Schnee und Eis auf Reisen über den Sonnenschein und das Rascheln der Palmenwedeln in unserem Garten zu freuen - ich bin erneut umgezogen und teile mir nun das Apartment mit der 21. jährigen Emma, meiner Ex-IDC-Mitkanditatin - denke ich ständig an Berlin, meine Begegnungen dort und die neuen Projekte, die für meine Rückkehr in der Pipeline liegen. Irgendwie empfinde ich meine Rückkehr nun als Blarriere, die mich von neuen Schritten zuhause fernhält. Doch mein





Arrangement in Bonaire versprochen und steht, mein Urlaub in New York im April ebenfalls, und auch in Berlin ist alles organisiert für eine nicht verfrühte Rückkehr.

Was bleibt also? Genau - das Einfahren der Antennen und die Reduktion des geistigen Wirkungskreises bezogen auf die Größe des hier existenten begrenzten hektargroßen Wirkungskreis, in dem ich noch weniger als lediglich sechs Wochen wirken darf :-)! Trotzdem kann ich nicht an mich halten und zwischendurch immer mal wieder die Wochen bis zu meinem Abflug realisieren. Reisefieber, Lust auf meine Lieblingsstadt am Hudson River sowie lang ersehnte Aufgaben in meiner Wahlheimat Berlin und nicht zuletzt das Wiedersehen mit alten und neuen Freunden sowie der Familie lassen mich mit Vorfreude auf meine Rückkehr in die alte Welt blicken.

6 Wochen sinnvoll ausfüllen!

Was also bleibt? Die verbleibende Zeit sinnvoll und mit vielen positiven Erlebnissen zu verbringen, anstatt jetzt schon den aufkommenden Stress zuhause herbei zu sehnen! Gesagt getan! Schon am vergangenen Sonntag - am Tag meiner Ankunft - ging ich in Kralendijk spazieren und wunderte mich über die Menschen, die mit Klappstühlen, Kühlboxen, Imbisswagen und -ständen sowie mobilen Getränkewagen die überschaubaren Straßenränder säumten - stets auf der Suche nach bequemen Sitzplätzen, die in Richtung Straße gerichtet waren. Als ich dann kostümierte Kinder entdeckte, wurde mir plötzlich klar, dass es sich hier bereits um den bonaireanischen Karneval handeln musste! Ich war pünktlich zu Beginn der 6. Jahreszeit eingeflogen und just entschied mich mir das Spektakel anzusehen!

So fand ich mich also wieder inmitten antillianischer Familien gemixt mit holländischen, die sich allerdings von den Anzahlen der Mitglieder oft deutlich von denen der Bonaireaner abhoben. Während lokale Familien meist mit mindestens 3 oder 4 Generationen und ganzen Campinglagern am Straßenrand oder auf Parkplätzen residierten, flanierten blonde Holländer in europäisch vorbildlicher Formation von höchsten 4-5 Personen über die neu gepflasterten Bürgersteige ihrer Möchtegern-Kolonie. Irgendwann war es dann soweit und die Parade bog vom Simon Bolivar Boulevard ein in die Kaya Grandi und erfüllte tausende Wartenden mit Freude durch bunt glitzernde Fantasiekostümen und hervorragender Tanzdarbietungen in Formationen, die stetig von erwachsenen Begleitern in akzeptabler Ordnung gehalten oder zurückversetzt wurden. Fotos folgen!

Gestern fand ich mich erneut in Zentrum von Kralendijk, der etwas verschlafenen Kleinhauptstadt von Bonaire, diesmal geplant mit Freunden zusammen um eine Kühlbox herumstehend wieder wartend wieder. Diesmal startet die Erwachsenenparade ca. 1,5 Stunden früher als die Kinderparade vor einer Woche und endet ebenso ca. 1,5 Stunden später als ihre kleine Schwester. Die Gründe sind offensichtlich: die Kinder halten nicht so lange durch, in praller Sonne durch die Straßen zu tanzen. Sicher ein nicht von der Hand zu weisendes Argument ist die Party Erprobtheit aller Insulaner. Bier - genauer gesagt Eisbärensaft - noch genauer gesagt Polar - so nennt sich der hiesige Gerstensaft - ist eine der Motivationen zum Beiwohnen dieses wirklich erfreulichen bemühten Festumzugs. Die karibische Musik und die fundierte Handwerkskunst an Kostümen lassen mich schmunzelnd über holländische Schunkelweisen aus holländischen grölenden Bierdurchfeuchteten Friesenmäulern. hinwegsehen. Nichts für ungut, aber hier stehen sich die "Germanier" und die Friesen aus dem Tulpenland in nichts nach. Deutsche Zeltfeste und holländischer Unterhaltungsmainstream betränken ihre Brüderschaft - unabhängig von Generation und Alter.

Montag Morgen - Ich bereite mich innerlich und praktisch auf meinen Open Water Kurs vor, der um 10 Uhr beginnen soll. Schnell die Cuecards hervorgekramt und das Instructor Manual am PC geöffnet und das entsprechende Kapitel angeklickt. In den nun folgenden 3,5 Tagen werde ich eine besonders wohlbeleibte Anwältin aus Florida zum Open Water Diver brevetieren!

Das Unterfangen entpuppt sich als durchwachsen. Während sie den Fleißanteil der Theorie fast aus dem Ärmel schüttelt und sogar während der DVD Präsentation im Buch liest und Wiederholungsfragen beantwortet, erweist sich ihr Talent im Element Wasser als begrenzt. Nicht nur die Masse ihres Körpers macht ihr zu schaffen, sondern auch das Verständnis für die praktischen Skills - dem Abschauen und Lernen - und dem Zuhören und verstehen der Zusammenhänge. Eine Herausforderung für meine Geduld. Doch es klappt. Mit steter Ruhe und dem Erklären der Hintergründe kann ich Erin aus Florida motivieren und sie erreicht mit ungebremsten Ehrgeiz Schritt für Schritt ihre Erfolgserlebnisse und genießt am Ende sogar die Tauchgänge und ist fasziniert von der Unterwasserwelt. Anfangs hatte es den Anschein, sie würde das Brevet wegen ihres neuen Mannes anstreben und selbst nur wenig interessiert sein. Doch im Lauf des Kurses erkenne ich, dass sie es aus eigener Quelle antreibt, tauchen zu lernen. Bewundernswert finde ich Ihre Konzentriertheit auf das Ziel. Sie hat teilweise große Mühe, sich wie erforderlich im Wasser zu bewegen und und leidet auch unter dem Gewicht, welches sie auf ihren Rücken vom Auto ins Wasser schleppen muss. Dennoch entwickelt sie einen unbrechbaren Willen, jeden Skill nicht nur einfach zu machen, sondern auch so gut zu machen, dass sie ihn richtig und für sich zufriedenstellend durchführt. Toll! Ich sagte ihr, wenn ich einmal einen Anwalt in den Staaten benötigte, würde ich sie kontaktieren! Sie schlägt sich herausragend im Kurs. Die Entwicklung hat sie am Ende so motiviert, dass sie den OWD wie versprochen Donnerstag Mittag in der Tasche hat und wir sogar den letzten Freiwassertauchgang mit ihrem Mann zusammen machen können und die Beiden gleich etwas über das Buddy-System lernen können! Begeistert verlassen beide am Samstag die Insel - sie im orangen Div'Ocean T-Shirt und mit hinterlassenem Tip für mich - und er mit einem neuen Tauchbuddy für die Zukunft!

Nach solchen Tagen kehre ich immer zufrieden in mein neues Heim - zu Emma in der Kaya Inglaterra zurück. Wir teilen uns ihre Wohnung, in der ich das Küchenflurwohnzimmer mit Gartenzugang bewohne. Ihre Schlafcouch ist mehr ein um 1/3 zu wenig beschlafbares Matrazen element, an dessen Fussende - dem Bodenbrett der Couch - ich 2 Sofakissen für meine Beine platziere. Ich frage mich, ob ich noch unbequemer schlafen könnte. Doch es funktioniert! Jetzt begründet sich mein jahrelanges Sammeln von Campingerfahrung und Reiserei zu Freunden in aller Welt. Es lässt sich gut darauf schlafen und in der Wohnung im hellhörigen Apartmentgebäude - dank Ohropax - ebenfalls.


No comments:

Post a Comment