Bloß weg nach Bali!
Irgendwie waren so die Stunden weniger zäh vergangen als ich erwartet hatte und es war Zeit. Gegen 4 Uhr irgendwas ging ich langsam in die Damentoilette, putzte die Zähne, machte mich frisch so gut wie es ging und schob meinen Gepäckwagen zum Check-in. Alles klappte gut und ich fand mich wenig später in der Zivilisation wieder: einem Coffeeshop bei Caramel Latte, Muffins und WIFI. Nur noch weitere 3h bis zum Abflug nach Male.
In Male ging es weiter. Der Versuch Bargeld am einzigen Geldautomaten des kleinen Flughafens abzuheben, um die einzige regelmäßige aber unzuverlässige Transportmöglichkeit nach Hulhumale zu nutzen - den lokalen Bus - verlief nicht ohne Mühe. In Male sind Alltagsdinge immer kompliziert und die Menschen das Gegenteil von hilfsbereit - ignorant und arrogant. Diesen Ruf haben die Malediven mittlerweile, weil ihre Bewohner sich einbilden, das Zentrum der Welt zu sein. Als Außenstehende fragt man sich stets, ob die Menschen hier in der Schule Erdkunde haben und schon einmal die Weltkarte gesehen haben. Doch lange Rede - kurzer Sinn - beim Versuch am Informationsschalter eine Lösung für den nicht korrekt arbeitenden Geldautomaten zu finden, verwies mich die verschleierte Dame unwirsch an die Arbeiter, die gerade den Eingangsbereich der Bank neu bauten. Super Frau! Als ob Bauarbeiter bei Geldautomatenfragen weiterhelfen können. Sie war erstens völlig gleichgültig und zweitens hörte sie nicht einmal zu, um welches Problem es sich handelt und gab eine entsprechend dumme Antwort. Das ist typisch für die Malediver: Dumm und arrogant gehen hier exemplarisch zusammen. Ich gab auf und versuchte es erneut. Vor mir waren gerade 4 Schweden mit der gleichen Problematik beschäftigt. Zu Viert füllten sie das Kartenhäuschen aus und waren kurz davor, den Automaten zu operieren. Ich sah schon die Skalpelle... Doch dann klappte es irgendwie. Ich beschloss, alle Karten zu versuchen, die ich hatte. An denen lag es nicht. Also wieder zurück zur ersten Karte. 150 Rupien wollte er nicht geben. 50 Rupien auch nicht. Bei keiner Karte! Eine ganz blöde Eingebung lies mich 100 Rupien tippen und siehe da, das Geld ratterte zum Ausgabefach!! Hatten wohl keine 50er mehr die Schlaumeier... Solche Probleme hatte ich schon auf den karibischen Inseln erlebt. Wenn dort kein Geld aus dem Automaten kam, waren sie schlicht leer und wir mussten es auf der nächsten Insel probieren. Oft waren die Vorräte an Wochenende verbraucht und die Banken füllten erst in der Woche wieder auf. Hier waren es anscheinend nur die 50er oder ein anderes Problem. So gab auch ich meine Erfahrung an die hinter mir wartende Person weiter, so wie die vor mir operierenden Schweden mich informiert hatten, um ihr Leid zu minimieren.
Larissa kam inzwischen auch schon zum Flughafen und brachte mir bares, weil ich sie informiert hatte. Leider darf man in Male nicht über die Insel nach Hulhumale laufen, sonst hätte ich mich den Bus gespart. Doch durch den Flugverkehr ist alles genau geregelt. Ihre Wohnung war mein Ziel, denn hier wollte ich umpacken, Gepäck reduzieren und meine Tauchausrüstung abholen, die ich während meiner Sri Lanka Reise bei ihr untergestellt hatte. Außerdem hoffte ich auf einige Stunden Schlaf oder ähnliches, bevor ich abends wieder zum Flughafen zurück musste, um nach Bali weiterzufliegen. Ich hatte jetzt gute 12 Stunden Aufenthalt, bevor ich zum Check-in musste. Hieß: Duschen, Ausruhen, Umpacken, Taxi anrufen. Letzteres klingt am mühelosesten, war aber das anstrengendste. Hulhumale besitzt ein Airport-Taxi-Unternehmen. Heißt auf maledivisch: ich mach, was ich will und wann ich will. 1,5 Stunden musste ich warten, bis zuletzt das Bed- und Breakfast-Hotel nebenan die Firma überzeugte, dass sie mich endlich abholten und zum Flughafen fuhren. Als Entschuldigung führten sie fadenscheinige Gründe an und scheuten auch keine Lügen. Im Hotel bestätigten sie mir diese Probleme mit dieser Firma und erzählten, dass bald ein zweites Taxiunternehmen eröffnet, um diesem Konkurrenz zu machen. Wenn ich nicht so viel Zeit gehabt hätte, wäre ich wohl explodiert. So steckte ich dem Fahrer meine Unzufriedenheit auf unterschwellige Art und lobte lediglich die bald startende Konkurrenz. Er schnaubte angespannt und setzte mich brav am Flughafen ab.
Auch dieses Land verließ ich diesmal gern. Denn außerhalb der Resorts hat es nichts positives zu bieten - was traurig aber wahr ist. Durch die Abgeschiedenheit und ein eingeschränktes Bildungssystem ist es von Rückständigkeit, Unbildung und mangelndem Benehmen geprägt. Die Malediven sind einfach kleine Sandhaufen im indischen Ozean und er arabischen See, auf denen Fischer leben. Die Einheimischeninseln sind verdreckt und vermüllt, die Menschen arbeiten kaum. Auch auf den Resorts fällt auf, dass die arbeitenden Kollegen aus dem Ausland kommen: nicht nur aus Europa, auch aus Sri Lanka, Bangladesh, Indien, den Philippinen, Thailand, etc. doch sicher nicht aus dem eigenen Land. Malediver setzen dagegen ihre Priorität auf ein gut gestyltes Aussehen nach der neuesten Mode! Irgendwann hatte ich die Wartezeit hinter mich gebracht und checkte ein. Nur 5kg zu viel. Das war für Malaysian Airlines in Male kein Grund, mir zusätzliche Gebühren abzuziehen. Ja! Geschafft! Ich war sauber im Duty Free Bereich angekommen und bereit für Bali!!! Nur noch zwei Flugzeuge via Kuala Lumpur trennten mich von meinem neuesten und ersten Urlaubsziel auf der südlichen Erdhalbkugel.
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