Sunday, March 03, 2013

Hikkaduwa - die letzten Momente in Sri Lanka...

Auf meiner Rundreise durch Sri Lankas Mitte und Nordosten hatte ich das Gefühl gewonnen, Absteigenhopping zu machen. Eine heruntergekommene Absteige nach der nächsten wurde mir zu dafür völlig überhöhten Preisen angeboten. Zu viele anstrengende Preisverhandlungen für schlechte und verdreckte Unterkünfte hatte ich hinter mir. Erschreckend dabei war, dass dieser Zimmerstandard hier normal schien. Nichts gegen einfach mit kalter Dusche und meinetwegen einer 8cm dünnen Schaumstoffmatratze, aber bitte keinen Dreck der letzen 10 Jahre an den Wänden, so dass Du gleich beim Eintreten die Krätze bekommst. Ganz zu schweigen von ungeputzten Bädern mit Wasser und Dreckspuren der letzten Monate. Das ganze am besten noch für 30-40 USD die Nacht in einem Land, in dem der Monatslohn eines Barkeepers bei 150 USD liegt. Leider sind die Menschen in Sri Lanka in den letzten Jahren etwas geldgierig geworden und leisten aber nicht mehr für ihre Preise. Eine wohl überall normale Entwicklung.

Hier in Hikkaduwa habe ich ein sauberes Zimmer am Strand gefunden, in dem ich mich das erste Mal auf wohlfühlen konnte. Vorgenommen hatte ich mir, das Surfen auszuprobieren, wo die Jungs doch täglich direkt vor unserer Nase die Wellen ritten und etwas zu tauchen. Leider wurde mir ein Besuch am Moragalla Beach für einen Nachmittag zum Verhängnis. Sandflöhe attackierten mich derart, dass ich schlimme Entzündungen in den Beinen bekam, die dadurch anschwollen und bei jeder Senkrechtstellung extrem stark schmerzten. Also hieß es liegen, soviel wie möglich. Das konnte ich ja auch am Strand und mir dabei wenigstens das Meer ansehen. Auch das erwies nicht nur als vorteilhaft. Als nächstes zog ich  mir noch einen Sonnenbrand auf dem Mund zu (gibts denn sowas...) und meine Unterlippe wurde zu einer großen Wasserblase. Für die Entzündung war so viel Sonne auch nicht förderlich und mein Zustand verschlechterte sich. Die nächsten 3 Tage sahen die anderen Gästehausbewohner mich so gut wie nicht mehr, da ich im Zimmer blieb und nur aus notwendigen Gründen nach draußen kam.  Der letzte notwendige Grund war meine Abreise und mein Gang zur Apotheke. Minimal besserte sich die Infektion, aber lange nicht schnell genug, als dass ich mich auf eine 2tägige Weiterreise nach Bali ohne Zimmer und ohne Schlaf traute. Am Tag vor meiner Abreise also besorgte ich mir Antibiotika - in Sri Lanka, den Malediven und wer weißt, wo sonst noch überall, natürlich rezeptfrei zu bekommen - um weiteren Komplikationen vorzubeugen.

Am Morgen des Tages meiner Abreise ging es mir viel besser. Die Schmerzen ließen nach und ich durfte heute endlich dieses Land verlassen, das ich vor über 5 Jahren so sehr ins Herz geschlossen hatte. Nichts davon war übrig geblieben. Sri Lanka macht heute einen ganz anderen Eindruck auf mich. Ich sehe die Dinge heutzutage einfach ganz anders als damals in meinem 3wöchigen Urlaub aus Deutschland. Das schönste dieses Mal waren die Blauwale! Ohne dieses Erlebnis hätte ich den Besuch bereut. Die Wale sind ein guter Grund, nach Sri Lanka zu kommen. Dazu sollte man wissen, zu welcher Jahreszeit sie wo anzutreffen sind, damit man sich am richtigen Platz einquartiert. Im Sommer ist das die Ostküste, im Winter die Südküste. Die Strände und Wellen in Hikkaduwa und Umgebung sind auch ein guter Grund hierherzukommen. Surfen, schwimmen, nichts tun - ist hier ebenfalls entspannt möglich.

Trotzdem, ich war froh, abreisen zu können und begab mich auf den nächsten Trip...! Eine Zugfahrt von Hikkaduwa nach Colombo dauert so 3 Stunden. Wir reden so von 100km vielleicht... Zum Flughafen reicht der Zug selbstverständlich nicht. Stattdessen müssen sich Individualreisende vor dem Bahnhof auf die Suche nach dem richtigen Bus machen, was auch gut funktioniert, da die Singhalesen hilfsbereit Auskunft geben und Fremden den richtigen Bus zeigen. Dies wiederum ist sehr angenehm im Land. Mein Gepäck und ich verbrachten also weitere 2 Stunden in einem Höllenbus, der gnadenlos durch die Stadt und die Ortschaften raste, bis es irgendwann hieß, hier ist der Flughafen. Wo? Ich musste aussteigen, sah vor mir 5 Tuc-Tucs und Grün. Kein Flughafen, nichts. Nein, für den Rest der Strecke musste ich mir ein Tuc-Tuc nehmen. Den letzten Kilometer fuhr der Bus nicht heran. Hätte ich keine entzündeten Beine mit einem jeweiligen Umfang von ca. 2,50m gehabt - ein Elefant dagegen wäre als Twiggy durchgegangen - wäre ich das Stück gelaufen. Doch als temporär Gehbehinderte musste ich in den sauren Apfel beißen und der Dreiradmafia noch einige Rupien in den immer offenen Schlund werfen. Zum Glück hatte ich noch welche übrig...

Im Flughafen durfte ich mich nun auf eine Wartezeit von ca. 7h bis zum Check-in einstellen. Sowas schreckt mich heute gar nicht mehr, da ich schon so manche Nächte auf Pampaflughäfen oder Zentralflughäfen zugebracht hatte. Doch die Bequemlichkeit des welchen in Colombo ließ zu wünschen übrig. Immerhin ergatterte ich eine 2er Stuhlreihe mit angesetztem Tisch und konnte mich einige Stunden hinlegen. Wichtigste Gegenstände dabei waren: dicke Wollsocken, Sweatshirtkapuzenjacke, Sarong zum Zudecken, mehrere T-shirts und Ohrstöpsel! Die Halle war hemmungslos unterkühlt - Aircondition ist auch hier sooo in - und der Lärmpegel, verursacht durch die Einheimischen nur gedämpft erträglich. Singhalesen unterhalten sich nicht dezent - sie brüllen ins Telefon, über die Stuhlreihen hinweg und vor allem ungeniert zu Zeiten, zu denen andere versuchen etwas Schlaf zu bekommen. Das beste Erlebnis ging so: 1 einheimischer Mann war am Flughafen mit 2 Frauen im Sari, die auf den Stuhlreihen schliefen. Irgendwann schlurfte dieser Koloss zu seinen Grazien, klopfte und schüttelte sie barsch, um sie aufzuwecken. Die Beiden schauten ihn eingeschüchtert an. Er sagte nichts, sondern zeigte rüde mit ausgestrecktem Arm in Richtung Damentoilette. Mir verschlug es fast die Sprache. Das hier war kein Araber, von denen ich eher so etwas erwartet und ähnliches schon gesehen hatte. Hier wies ein Kerl seinen Frauen den Weg ins Bad, was so viel hieß wie "wascht Euch gefälligst jetzt!". Noch erschreckender anzusehen war, wie die Damen ihre Zahnbürsten und die Zahnpasta aus den Taschen kramten und mit ablehnender Gestik ihres Gebieters gegenüber aber gehorsam ins Bad gingen. Ich hatte genug gesehen. In was für einer Welt leben wir eigentlich, um es hinzunehmen, dass Männer Frauen kontrollieren? Wann hört das endlich auf? Wann hören die Frauen endlich auf, sich wie Dreck behandeln zu lassen?

Bloß weg nach Bali!

Irgendwie waren so die Stunden weniger zäh vergangen als ich erwartet hatte und es war Zeit. Gegen 4 Uhr irgendwas ging ich langsam in die Damentoilette, putzte die Zähne, machte mich frisch so gut wie es ging und schob meinen Gepäckwagen zum Check-in. Alles klappte gut und ich fand mich wenig später in der Zivilisation wieder: einem Coffeeshop bei Caramel Latte, Muffins und WIFI. Nur noch weitere 3h bis zum Abflug nach Male.

In Male ging es weiter. Der Versuch Bargeld am einzigen Geldautomaten des kleinen Flughafens abzuheben, um die einzige regelmäßige aber unzuverlässige Transportmöglichkeit nach Hulhumale zu nutzen - den lokalen Bus - verlief nicht ohne Mühe. In Male sind Alltagsdinge immer kompliziert und die Menschen das Gegenteil von hilfsbereit - ignorant und arrogant. Diesen Ruf haben die Malediven mittlerweile, weil ihre Bewohner sich einbilden, das Zentrum der Welt zu sein. Als Außenstehende fragt man sich stets, ob die Menschen hier in der Schule Erdkunde haben und schon einmal die Weltkarte gesehen haben. Doch lange Rede - kurzer Sinn - beim Versuch am Informationsschalter eine Lösung für den nicht korrekt arbeitenden Geldautomaten zu finden, verwies mich die verschleierte Dame unwirsch an die Arbeiter, die gerade den Eingangsbereich der Bank neu bauten. Super Frau! Als ob Bauarbeiter bei Geldautomatenfragen weiterhelfen können. Sie war erstens völlig gleichgültig und zweitens hörte sie nicht einmal zu, um welches Problem es sich handelt und gab eine entsprechend dumme Antwort. Das ist typisch für die Malediver: Dumm und arrogant gehen hier exemplarisch zusammen. Ich gab auf und versuchte es erneut. Vor mir waren gerade 4 Schweden mit der gleichen Problematik beschäftigt. Zu Viert füllten sie das Kartenhäuschen aus und waren kurz davor, den Automaten zu operieren. Ich sah schon die Skalpelle... Doch dann klappte es irgendwie. Ich beschloss, alle Karten zu versuchen, die ich hatte. An denen lag es nicht. Also wieder zurück zur ersten Karte. 150 Rupien wollte er nicht geben. 50 Rupien auch nicht. Bei keiner Karte! Eine ganz blöde Eingebung lies mich 100 Rupien tippen und siehe da, das Geld ratterte zum Ausgabefach!! Hatten wohl keine 50er mehr die Schlaumeier... Solche Probleme hatte ich schon auf den karibischen Inseln erlebt. Wenn dort kein Geld aus dem Automaten kam, waren sie schlicht leer und wir mussten es auf der nächsten Insel probieren. Oft waren die Vorräte an Wochenende verbraucht und die Banken füllten erst in der Woche wieder auf. Hier waren es anscheinend nur die 50er oder ein anderes Problem. So gab auch ich meine Erfahrung an die hinter mir wartende Person weiter, so wie die vor mir operierenden Schweden mich informiert hatten, um ihr Leid zu minimieren.

Larissa kam inzwischen auch schon zum Flughafen und brachte mir bares, weil ich sie informiert hatte. Leider darf man in Male nicht über die Insel nach Hulhumale laufen, sonst hätte ich mich den Bus gespart. Doch durch den Flugverkehr ist alles genau geregelt. Ihre Wohnung war mein Ziel, denn hier wollte ich umpacken, Gepäck reduzieren und meine Tauchausrüstung abholen, die ich während meiner Sri Lanka Reise bei ihr untergestellt hatte. Außerdem hoffte ich auf einige Stunden Schlaf oder ähnliches, bevor ich abends wieder zum Flughafen zurück musste, um nach Bali weiterzufliegen. Ich hatte jetzt gute 12 Stunden Aufenthalt, bevor ich zum Check-in musste. Hieß: Duschen, Ausruhen, Umpacken, Taxi anrufen. Letzteres klingt am mühelosesten, war aber das anstrengendste. Hulhumale besitzt ein Airport-Taxi-Unternehmen. Heißt auf maledivisch: ich mach, was ich will und wann ich will. 1,5 Stunden musste ich warten, bis zuletzt das Bed- und Breakfast-Hotel nebenan die Firma überzeugte, dass sie mich endlich abholten und zum Flughafen fuhren. Als Entschuldigung führten sie fadenscheinige Gründe an und scheuten auch keine Lügen. Im Hotel bestätigten sie mir diese Probleme mit dieser Firma und erzählten, dass bald ein zweites Taxiunternehmen eröffnet, um diesem Konkurrenz zu machen. Wenn ich nicht so viel Zeit gehabt hätte, wäre ich wohl explodiert. So steckte ich dem Fahrer meine Unzufriedenheit auf unterschwellige Art und lobte lediglich die bald startende Konkurrenz. Er schnaubte angespannt und setzte mich brav am Flughafen ab.

Auch dieses Land verließ ich diesmal gern. Denn außerhalb der Resorts hat es nichts positives zu bieten - was traurig aber wahr ist. Durch die Abgeschiedenheit und ein eingeschränktes Bildungssystem ist es von Rückständigkeit, Unbildung und mangelndem Benehmen geprägt. Die Malediven sind einfach kleine Sandhaufen im indischen Ozean und er arabischen See, auf denen Fischer leben. Die Einheimischeninseln sind verdreckt und vermüllt, die Menschen arbeiten kaum. Auch auf den Resorts fällt auf, dass die arbeitenden Kollegen aus dem Ausland kommen: nicht nur aus Europa, auch aus Sri Lanka, Bangladesh, Indien, den Philippinen, Thailand, etc. doch sicher nicht aus dem eigenen Land. Malediver setzen dagegen ihre Priorität auf ein gut gestyltes Aussehen nach der neuesten Mode! Irgendwann hatte ich die Wartezeit hinter mich gebracht und checkte ein. Nur 5kg zu viel. Das war für Malaysian Airlines in Male kein Grund, mir zusätzliche Gebühren abzuziehen. Ja! Geschafft! Ich war sauber im Duty Free Bereich angekommen und bereit für Bali!!! Nur noch zwei Flugzeuge via Kuala Lumpur trennten mich von meinem neuesten und ersten Urlaubsziel auf der südlichen Erdhalbkugel.

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