
Es war eine lange Reise in vielerlei Hinsicht. Und mit dem heutigen Tag - dem
20. März 2013 - endet sie. Entgegen meiner ursprünglichen Planung fliege ich
morgen nach Frankfurt/Main. Ursprünglich hatte ich die Rückkehr für April
geplant. Doch äußere Umstände haben diese Pläne zunichte gemacht. Anstatt
weiter zu kämpfen und umzudisponieren habe ich beschlossen die Situation zu
akzeptieren und meinem Bauchgefühl nachzugeben und endlich nachhause
zurückzukehren. Wer weiß, wofür diese Änderung gut sein wird? Denn zuhause
warten maßgebliche nächste Schritte, die ich erst einmal nur in Deutschland
gehen möchte. So kam eines zum anderen. In einem völlig unterkühlten Café in
Hulhumale sitzend sah ich das Flugangebot der Condor nach Frankfurt in 2 Tagen.
Fast zeitgleich bestätigten mir meine Nachbarn die Nutzung ihrer Wohnung für 2
Wochen - weil meine eigene noch bis
Anfang April untervermietet ist und sie genau in der Zeit von meinem
Ankunftstag bis dahin verreist sind. Besonders diese seltsame Gelegenheit nahm
ich als Zeichen, dass es so sein sollte jetzt zurückzufliegen. Auch die
zahlreichen Gründe, die während meiner langen Reise zu dieser jetzt abrupt
erscheinenden Entscheidung geführt haben, waren schon lange Zeichen gegen meinen
Asienaufenthalt.


Es begann im August 2013. Wenn ich es genau nehme, schon im September 2010.
Schon damals stellte ich sonderbares, anstrengendes Verhalten bei Thomas, dem
Divecenter-Eigentümer auf Soneva Fushi, fest. Erneut erinnerte er mich an
diesen Eindruck im Mai 2012, als er mir den Job anbot und während der folgenden
Monate während und nach meiner Zusage, als es um die Organisation meiner
Ankunft ging. Dieser erste Eindruck hatte mich nicht getäuscht, wie ich in der
Vergangenheit schon beschrieben hatte. Sogar auf der Insel bestätigten mir
diesen Dritte aus dem Resort. Neben einer sehr anstrengenden Arbeitsatmosphäre
auf Soneva passierten ergreifende Dinge zuhause bei Freunden, die mich sehr
getroffen haben und veränderten. Auf Soneva war nichts leicht. Es war auch
nichts schön oder hätte Spaß gemacht. Etwas positiven Ausgleich versuchte ich
mir bei Freunden über das Internet und neuen Freunden aus dem Resort zu holen.
Ohne diese hätten meine Nerven bereits im November versagt. Den Rat meiner
Freundin Larissa, sofort meinen Job aufzugeben, und mich nicht mehr wegen eines
"dummen Tauchlehrerjobs" aufzureiben, befolgte ich nicht. Es ist
nicht meine Art, meine Zusagen nicht einzuhalten. Diese steinerne Einstellung
stufe ich heute als einfältig ein. Ich hätte gehen sollen. Doch wohin über den
Winter? Eine Alternative auf den Inseln hätte ich so schnell nicht gefunden und
woanders war ebenfalls Hochsaison. Ein Gehen und Verzicht auf meinen geplanten
Winterverdienst kam also nicht in Frage. Ich ließ also weiter Federn und
manövrierte mich immer tiefer in ein emotionales Desaster. Als es endlich um
die Verhandlungen meines Ausscheidens bei Soleni und eventuellen Einstieg im
Resort ging, näherte ich mich in großen Schritten der Freiheit und fand mich am
1. Februar wieder bei Larissa in Hulhumale, um mir dort sagen zu lassen, wie
schockierend ich mich verändert hätte, weil nichts mehr von meiner Fröhlichkeit
übrig war. Und sie hatte Recht, ich war ein Wrack. Unfähig konzentriert einem
Gespräch zu folgen und ohne jegliches Selbstwertgefühl.

Na klasse! Das konnte ich nun nicht auch noch ertragen. Ich hatte mich für
einen dummen und besonders würdelosen Tauchlehrerjob kaputt machen lassen. Eine
lange Geschichte auf einer gefühlt langen Reise. Dies wird nicht noch einmal
geschehen. Denn heute beschäftige ich mich mit den Gründen und versuche zu
analysieren, warum es so weit gekommen war. Was ab dem 1. Februar zählte, war
erst einmal Erholung finden. Ich plante also mindestens 2,5 Monate Weiterreise
und Urlaub ein, um Abstand und mich wieder zu finden. Heute sehen wir, dass ich
nicht einmal 2 Monate Urlaub durchhalte ;-)! Was hat nun zu diesem plötzlichen
Ende meiner Weiterreise geführt?

Während meiner Rundreise in Sri Lanka, das ich in sehr guter Erinnerung hatte,
erlebte ich wenige positive Momente. Eine Menge Stress setzte sich dort frei,
den ich auf Soneva angesammelt hatte. Ich konnte nicht mit der lokalen Kultur
umgehen, den Dreck im Land, das Benehmen der Männer dort, der Lärm, die überall
fehlende Ruhe, die absolut nicht existente Privatsphäre. Nur wenige Plätze fand
ich, an die ich mich zurückziehen konnte. Viel mehr als üblich war ich
empfindlich für den Straßenlärm und die Belästigungen der Händler oder der
Nichtachtung gegenüber Frauen. Alles in allem litt ich unter großer Anspannung
und doppelte diese noch, weil ich dort mein Visum für Indien beantragte und
meine ganzen 2,5 Monate um den Indienaufenthalt Ende März plante. Hätte ich
doch damals bloß gewusst, was ich heute wusste - mein Trip wäre 1000%ig anders
verlaufen!
Natürlich war mir mein Reiseverlauf unbekannt, auch
die Dauer meines Ausfluges in die Welt. Normalerweise ein spannender Ausblick
auf eine Zeit der freien Gestaltung. Entgegen aller Erwartungen jedoch war die
Zeit weniger spannend und meistens eher nervenaufreibend. Bali wurde meine Oase
der Ruhe - zwangsverordnet durch täglichen starken Regen. Wenigstens erreichte
ich dort wieder eine Ebene eines selbstbewussten Menschen und empfand so etwas
wie Urlaub. Doch richtig ergreifend schön fand ich es dort dann auch nicht (was
ich auf meine gesamte Verfassung schiebe - nichts gegen Bali...). Oft wünschte ich mich nachhause, eigentlich immer wieder während meiner gesamten Zeit in Asien. Daher ist mein plötzliches Reiseende jetzt auch kein Abbruch, sondern eine gewachsene Konsequenz.

Das einzige,
was ich jetzt als ganz schön empfinde, ist die Tatsache, dass ich meine Reise dort
beende, wo ich sie begonnen habe: Auf den Malediven - genauer gesagt in Male,
der Hauptinsel der Republik. Es fühlt sich sogar richtig an, von hier aus die
Heimreise anzutreten. Diese 2 Tage Zwangsaufenthalt, die mir zum Zeitpunkt
meiner Flugbuchung als unerträglich lang erschienen, erweisen sich jetzt als
positiv und relativieren meinen Frust wegen Indien und den Dummköpfen in Sri
Lankas Botschaft in Kandy wieder. Ergo: diese 2 Tage Schlussaufenthalt geben
mir Zeit, mit dieser steinigen langen Reise im Guten abzuschließen und die
Dinge mit Abstand eher so zu sehen, wie sie vielleicht sind (Vipassana
Grundsatz, den ich nun nicht mehr kennenlernen werde, weil ich nicht nach
Indien gehe). Mich selbst überraschend sitze ich nun in einem Café - dem
Seagull, in dem ich schon einige Male verweilen durfte - und blicke mit einem
Lächeln auf die Menschen, ihre Kultur, den lärmenden Straßenverkehr und auf die
beruhigende Wasserlandschaft. Zufriedenheit stellt sich ein. Mein Ziel habe ich
erreicht: einmal auf den Malediven gearbeitet zu haben.