
Wieder erinnern
mich wie heute besondere Momente in meinem internationalen Tauchlehrerjob an
den eigentlichen Grund, warum ich ihn eigentlich gern mache. Als Reisende suche
ich stets den tieferen Kontakt zu anderen Kulturen. Einen der nicht nur an der
Oberfläche eines flüchtigen Smalltalk-Gesprächs verbleibt, sondern mehr
Einblick in die Art zu denken meines Gegenübers bietet. Dies ist der Grund
gewesen, aus dem ich überhaupt meine Reisetätigkeit als Tauchlehrerin begonnen
habe. Wenn man mal von dem Wunsch, mich im Warmen aufzuhalten, absieht.

Heute bin ich wieder einmal erneut an den Grund meines jetzigen Aufenthaltes
auf den Malediven in einer erneuten Tauchlehrertätigkeit erinnert worden. Ich
hatte das sehr angenehme Vergnügen, ein frisch verheiratetes junges Paar aus
Kuwait zu unterrichten. Die Erkenntnis, dass sich zwei sehr freundliche,
herzliche und humorvolle Menschen aus der arabischen Welt dazu entschließen,
zusammen tauchen zu gehen und sich nicht viel anders als Schüler aus der
westlichen Welt verhielten, erfüllte mich mit Dankbarkeit. Mit etwas
abgewandelter Herangehensweise, um die kulturell bedingt unterlegene Position
der Frau auffangen zu können, gelang der Versuch, sie sich unter Wasser
einigermaßen wohlfühlen zu lassen.
Es war ein Vergnügen zu sehen, wie eine Nichtschwimmerin sich an das Elememt
Wasser – und das gleich mit Tauchgerät – herantasten wollte und mit welchem
Ehrgeiz und mentaler Stärke es ihr gelang. Sogar ihrem oft eingreifenden bereits
brevetierten Ehemann zeigte sie unter Wasser seine Grenzen, indem sie ihren
Abstand zu ihm einforderte! Zurecht! Wie sollte sie sonst den Lungenautomaten
wiedererlangen, wenn ihr der Mann den Platz für ihre dafür notwendige
Armbewegung versperrte?
Obwohl es offenbar sein Wunsch war, dass sie das Tauchen erlernt, und sie sich
eher fürchtete, gefiel es ihr dennoch hinterher so, dass sie später im
Restaurant – als sie mich allein traf – kurz einen erneuten Versuch mit mir zu
einer Zeit verabredete, in der ihr Mann Bootstauchen ging. Sie wollte ihn nicht dabei haben, das war
offensichtlich. Sicher, um danach mit ihm ohne die üblichen
Anfangsschwierigkeiten tauchen gehen zu können. Auf die Art konnte sie ohne den
zusätzlichen Druck, unter dem sie in seiner Gegenwart offenbar stand, sich in Ruhe
an das Schnuppertauchen herantasten.
Dazu muss ich sagen, dass ich überrascht über die entspannte Art beider
Kuwaitis war. Es war wenig von einer überstrengen arabischen Kultur zu merken.
Miteinander schienen sie sich auch sehr locker und herzlich zu geben, dass auch
das ein Grund war, weshalb die Arbeit mit ihnen besonderen Spaß machte. Diese
Begegnung erinnerte mich an meinen jahrelangen Berufswunsch der
interkulturellen Kommunikationsberatung und ich durfte erfahren, dass die
Kommunikation mit den Beiden über eine sensibilisierte Art des Gesprächs – dem vorsichtigen
Abtasten, was geht und was geht nicht – vollkommen unproblematisch verlief. Mit
der Zeit in diesem Tauchlehrerjob entwickeln sich die interkulturellen Antennen
von allein. Wir sind täglich mit zahlreichen Nationen konfrontiert und bestehen
die Herausforderung, mit ihnen achtsam, freundlich, höflich und zurückhaltend
umzugehen. Auf Soneva Fushi kommt darüber hinaus das gehobenen Niveau der Gäste
dazu, dass die Kommunikation teilweise einfacher und teilweise schwieriger macht.
Meistens ist der interkulturelle Umgang mit unseren Gästen ein angenehmer und
sehr spannender wie erfreulicher.
Jeder erfreuliche Kontakt mit fremden Kulturen erfüllt mich mit Dankbarkeit.
Denn ich sammle vielseitige Erfahrungen im Umgang mit den verschiedensten
Kulturen in diesem Job. Diese Begegnungen waren und sind mein persönlicher Kern
des Grundes, aus dem ich mich für diese Art der Tätigkeit entschieden hatte. In
keinem Urlaub könnte ich fremden Menschen und ihrer Lebensweise auf diese Art auf
den Grund gehen. Durch das Unterrichten eines Sports, bei der sich die Gäste
potenziell in „Gefahr begeben“, sind sie sehr tief mit sich selbst und ihren
Ängsten beschäftigt. Im Tauchen werden sie besonders mit ihren Stärken und
Schwächen konfrontiert, weil oft die Urangst des Ertrinkens mit hineinspielt.
Diese aufzulösen und die Schüler in ihren Befürchtungen aufzufangen bzw. im
Gelingen zu fördern, ist unsere Aufgabe als Instruktoren. Also versetzt uns dies
stets in die Lage, diesen Menschen ebenfalls geistig und mental näher zu kommen
und so mehr Einblick in ihre Art zu denken und zu fühlen zu bekommen, als es in
einem herkömmlichen Tischgespräch der Fall wäre.
So gesehen ist der Job des Tauchlehrers an sich für mich von doppelten Vorteil
bzw. dreifachem Vorteil: Der Umgang mit vielen Weltkulturen, das Tauchen in den
Tropen, der Aufenthalt in warmen Regionen über die kalten europäischen
Wintermonate! Kein schlechter Schnitt für einen Job, wie ich finde. Von allen
anderen Annehmlichkeiten auf Soneva Fushi und mit Soleni Dive Centre mal
abgesehen. Die Malediven sind natürlich prädestiniert für ein besonders
gemischtkulturelles Klientel. Sonevas Gäste bringen zusätzliche meist
Weltgewandheit, Offenheit, Bildung, Niveau und das nötige Kleingeld für ihren
teuren Inselurlaub bei uns mit. So erreichen uns viele Gäste mit spannenden
Berufen und vielseitigen Arbeitsorten in der Welt. Diese beginnen bei den
meisten europäischen Ländern wie England, Skandinavien, Deutschland, Schweiz, Österreich,
Italien, Spanien, Portugal, Niederlande, Belgien über Russland, Saudi-Arabien,
Qatar, Kuwait bis hin zu Malediven, Sri Lanka, Thailand, Korea, China, Japan, Australien,
Neuseeland, USA, Kanada und weiteren Nationen.
Bereits in Mexiko waren unsere Gäste sehr gemischt und ich tummelte mich mit
Kanadiern, US-Amerikanern, Südamerikanern, Europäern, Russen, Armeniern, Letten
etc. im Wasser. Hier auf den Malediven hingegen kommt der gesamte Raum Fernost
hinzu, der meist besondere Verhaltensweisen und Vorsicht erfordert. Doch mit
Höflichkeit, Respekt, Ruhe, gutem Humor, Feingefühl, offenen Augen und Ohren
und Verbindlichkeit lassen sich die Herausforderungen im Umgang mit den meisten
internationalen Gästen und Schülern weitestgehend gut bis teils sogar brilliant
meistern.
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