Tuesday, October 16, 2012

Tauchlehrern ist eine interkulturelle Oase!


Wieder erinnern mich wie heute besondere Momente in meinem internationalen Tauchlehrerjob an den eigentlichen Grund, warum ich ihn eigentlich gern mache. Als Reisende suche ich stets den tieferen Kontakt zu anderen Kulturen. Einen der nicht nur an der Oberfläche eines flüchtigen Smalltalk-Gesprächs verbleibt, sondern mehr Einblick in die Art zu denken meines Gegenübers bietet. Dies ist der Grund gewesen, aus dem ich überhaupt meine Reisetätigkeit als Tauchlehrerin begonnen habe. Wenn man mal von dem Wunsch, mich im Warmen aufzuhalten, absieht.

Heute bin ich wieder einmal erneut an den Grund meines jetzigen Aufenthaltes auf den Malediven in einer erneuten Tauchlehrertätigkeit erinnert worden. Ich hatte das sehr angenehme Vergnügen, ein frisch verheiratetes junges Paar aus Kuwait zu unterrichten. Die Erkenntnis, dass sich zwei sehr freundliche, herzliche und humorvolle Menschen aus der arabischen Welt dazu entschließen, zusammen tauchen zu gehen und sich nicht viel anders als Schüler aus der westlichen Welt verhielten, erfüllte mich mit Dankbarkeit. Mit etwas abgewandelter Herangehensweise, um die kulturell bedingt unterlegene Position der Frau auffangen zu können, gelang der Versuch, sie sich unter Wasser einigermaßen wohlfühlen zu lassen.

Es war ein Vergnügen zu sehen, wie eine Nichtschwimmerin sich an das Elememt Wasser – und das gleich mit Tauchgerät – herantasten wollte und mit welchem Ehrgeiz und mentaler Stärke es ihr gelang. Sogar ihrem oft eingreifenden bereits brevetierten Ehemann zeigte sie unter Wasser seine Grenzen, indem sie ihren Abstand zu ihm einforderte! Zurecht! Wie sollte sie sonst den Lungenautomaten wiedererlangen, wenn ihr der Mann den Platz für ihre dafür notwendige Armbewegung versperrte?

Obwohl es offenbar sein Wunsch war, dass sie das Tauchen erlernt, und sie sich eher fürchtete, gefiel es ihr dennoch hinterher so, dass sie später im Restaurant – als sie mich allein traf – kurz einen erneuten Versuch mit mir zu einer Zeit verabredete, in der ihr Mann Bootstauchen ging.  Sie wollte ihn nicht dabei haben, das war offensichtlich. Sicher, um danach mit ihm ohne die üblichen Anfangsschwierigkeiten tauchen gehen zu können. Auf die Art konnte sie ohne den zusätzlichen Druck, unter dem sie in seiner Gegenwart offenbar stand, sich in Ruhe an das Schnuppertauchen herantasten.

Dazu muss ich sagen, dass ich überrascht über die entspannte Art beider Kuwaitis war. Es war wenig von einer überstrengen arabischen Kultur zu merken. Miteinander schienen sie sich auch sehr locker und herzlich zu geben, dass auch das ein Grund war, weshalb die Arbeit mit ihnen besonderen Spaß machte. Diese Begegnung erinnerte mich an meinen jahrelangen Berufswunsch der interkulturellen Kommunikationsberatung und ich durfte erfahren, dass die Kommunikation mit den Beiden über eine sensibilisierte Art des Gesprächs – dem vorsichtigen Abtasten, was geht und was geht nicht – vollkommen unproblematisch verlief. Mit der Zeit in diesem Tauchlehrerjob entwickeln sich die interkulturellen Antennen von allein. Wir sind täglich mit zahlreichen Nationen konfrontiert und bestehen die Herausforderung, mit ihnen achtsam, freundlich, höflich und zurückhaltend umzugehen. Auf Soneva Fushi kommt darüber hinaus das gehobenen Niveau der Gäste dazu, dass die Kommunikation teilweise einfacher und teilweise schwieriger macht. Meistens ist der interkulturelle Umgang mit unseren Gästen ein angenehmer und sehr spannender wie erfreulicher.

Jeder erfreuliche Kontakt mit fremden Kulturen erfüllt mich mit Dankbarkeit. Denn ich sammle vielseitige Erfahrungen im Umgang mit den verschiedensten Kulturen in diesem Job. Diese Begegnungen waren und sind mein persönlicher Kern des Grundes, aus dem ich mich für diese Art der Tätigkeit entschieden hatte. In keinem Urlaub könnte ich fremden Menschen und ihrer Lebensweise auf diese Art auf den Grund gehen. Durch das Unterrichten eines Sports, bei der sich die Gäste potenziell in „Gefahr begeben“, sind sie sehr tief mit sich selbst und ihren Ängsten beschäftigt. Im Tauchen werden sie besonders mit ihren Stärken und Schwächen konfrontiert, weil oft die Urangst des Ertrinkens mit hineinspielt. Diese aufzulösen und die Schüler in ihren Befürchtungen aufzufangen bzw. im Gelingen zu fördern, ist unsere Aufgabe als Instruktoren. Also versetzt uns dies stets in die Lage, diesen Menschen ebenfalls geistig und mental näher zu kommen und so mehr Einblick in ihre Art zu denken und zu fühlen zu bekommen, als es in einem herkömmlichen Tischgespräch der Fall wäre.

So gesehen ist der Job des Tauchlehrers an sich für mich von doppelten Vorteil bzw. dreifachem Vorteil: Der Umgang mit vielen Weltkulturen, das Tauchen in den Tropen, der Aufenthalt in warmen Regionen über die kalten europäischen Wintermonate! Kein schlechter Schnitt für einen Job, wie ich finde. Von allen anderen Annehmlichkeiten auf Soneva Fushi und mit Soleni Dive Centre mal abgesehen. Die Malediven sind natürlich prädestiniert für ein besonders gemischtkulturelles Klientel. Sonevas Gäste bringen zusätzliche meist Weltgewandheit, Offenheit, Bildung, Niveau und das nötige Kleingeld für ihren teuren Inselurlaub bei uns mit. So erreichen uns viele Gäste mit spannenden Berufen und vielseitigen Arbeitsorten in der Welt. Diese beginnen bei den meisten europäischen Ländern wie England, Skandinavien, Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Spanien, Portugal, Niederlande, Belgien über Russland, Saudi-Arabien, Qatar, Kuwait bis hin zu Malediven, Sri Lanka, Thailand, Korea, China, Japan, Australien, Neuseeland, USA, Kanada und weiteren Nationen.

Bereits in Mexiko waren unsere Gäste sehr gemischt und ich tummelte mich mit Kanadiern, US-Amerikanern, Südamerikanern, Europäern, Russen, Armeniern, Letten etc. im Wasser. Hier auf den Malediven hingegen kommt der gesamte Raum Fernost hinzu, der meist besondere Verhaltensweisen und Vorsicht erfordert. Doch mit Höflichkeit, Respekt, Ruhe, gutem Humor, Feingefühl, offenen Augen und Ohren und Verbindlichkeit lassen sich die Herausforderungen im Umgang mit den meisten internationalen Gästen und Schülern weitestgehend gut bis teils sogar brilliant meistern.

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