Saturday, May 10, 2014

Belize - ein Ort der Extreme








Nach einem weiteren Monat in Belize sehe ich nun den letzten Tagen in diesem Kontrast gekennzeichneten Land entgegen. Eine gute Woche liegt noch vor mir und beinhaltet bereits jetzt intensive Neuerungen. Nicht dass ich seit unserer Rückkehr von der Belize-Rundreise nach Caye Caulker auch weiterhin täglich mit meinem Freund verbringe und ich mich manchmal frage, womit ich so eine gute Zeit verdiene, sondern dass ich außerdem täglich das Elend von kleinen Betrügereien, Gewalt, Frustration im Volk, Umweltverschmutzung, gebrochene Menschen und teilweise schlechte Stimmung und dann wieder blendend sonnige Stimmung erleben. So extrem wie die Wettersituationen wechseln, können auch schnell Dinge passieren, Situationen ins Gegenteil umschlagen oder plötzlich Gewalt ausbrechen.

Belize zeigt sich mir als ein Land der Extreme. Extremer Dreck in den Wohnorten, extreme sich im schlechten Zustand befindenden Behausungen - jemand nannte diese mir gegenüber herablassend "mud huts" - sowie eine extrem gleichgültige Einstellung gegenüber allem Schönen zu erreichenden und der Akzeptanz des Hässlichen - im Alltag wie im Verhalten. Manchmal mutet der tägliche Hass in der Alltagskommunikation soviel Negativität an, dass ich weglaufen möchte. Im nächsten Schritt musste ich lernen, dass hinter dieser unschönen Fassade ein brutaler Humor steckt. Diesen zu identifizieren ist für mich als Alien ein Ding der Unmöglichkeit. Ich fühle mich wie in Avatar als durch den undurchschaubaren Wald stolpernden Eindringling, der nichts versteht. Ich bin auf Alfred angewiesen, der mir das lokale Leben versucht, begreiflich zu machen. Selbst diese direkte Verbindung bleibt für mich eine große Herausforderung. Denn einhergehend mit der Kultur sehe ich mich mit einer Sprache konfrontiert, die ich nur in Bröckchen verstehe und von der ich erst jetzt weiß, dass es sich tatsächlich um eine eigene Sprache handelt: Kreolisch. In Fezten ähnelt es dem Englischen, ja basiert sogar auf dem Englischen. Doch im Detail ist es an der Basis gebrochenes Englisch, dass wie in Stich- oder einzelnden Worten gesprochen wird. Von der Aussprache will ich erst gar keine Beispiele bringen. Diese lässt teilweise chinesisch und Betrunkenheit vermuten. Kreolisch ist eine Ansammlung von wellenförmigen Geräuschbewegungen, die je nach Kontaktkreis besonders extrem unverständlich ausfällt oder selten dann besser verständlich erscheint, wenn mal nicht alle Konsontaten überschnitten oder die Scharflaute im Ansatz ausgesprochen wird. Vorstellen kann man sich das belizianische Kreolisch vielleicht so: uaenaou dsiumbabamukarammeya oauadrfsspfsolaauuaaeeaee.


Dennoch ich bleibe bemüht und lerne, ohne schlechtem Gewissen und Selbstzerfleischung ständig und stetig nachzufragen, wovon die Rede ist. Alfred beteuert, dass er das so will und davon nicht genervt ist. Und das stimmt auch. Ich würde normalerweise nie soviel nachfragen, da ich mein Gegenüber nicht zum Explodieren bringen möchte. Doch diese Reaktion liegt wohl eher in meinen Genen als in seinen. Er ist die Ruhe selbst und wünscht sich, dass ich mit der Zeit besser verstehe. Glücklicherweise darf ich über ihn lernen und erfahren, wie die extreme Kultur in Belize tickt. Nicht einfach ist das Gesamtkonzept für mich nachvollziehbar. Auch das Prinzip der Kommunikation weicht dermaßen von meinem mühsam in den letzten Jahren erlernten ab, dass ich mich oft an meinen Grenzen wiederfinde und mir mehr Nerven wünsche. Das Wort Achtung scheint mir hier ein Fremdwort zu sein - gemessen an unseren Verhaltensstandards. Andererseits sehe ich jedoch wiederum oft mehr Respekt in anderen Alltagssituationen als es bei uns heutzutage der Fall ist, sondern vermutlich vor 40 Jahren aktuell war.


Innerhalb von Partnerbeziehungen herrschen andere Regeln und Erwartungen sowie Verhaltensweisen, die mich vollkommen weglotsen von meinen Wunschwerten und mir neue Horizonte aufbrechen - einige davon zwangsläufig, andere erfreulicherweise unerwartet. Entsprechend ist auch unsere Beziehungskommunikation von Buntheit und Missverständnissen geprägt, die dank seiner Geduld, die mir oft fehlt, mit vielen Erklärungen überbrückbar und integrierbar bleiben. Was soll uns der Partner sagen im aktuellen Status unseres Lebens ;-)? Tja, und dass vor interkulturellem Hintergrund fern von dem gewohnten Prägeumfeld. Aus nächster Nähe betrachtet gestaltet sich das Andere für mich alles andere als locker, da ich mit vielem neuem überschüttet werde, das ich schnellstens und jeden Tag so verarbeiten muss, dass meine Antennen für weitere Eindrücke ausgefahren bleiben können. Entspannung versus intensives Abenteuer? Doch wer möchte schon ein langweiliges Leben??? :-)))

1 comment:

  1. herrlich deine Beschreibung von "Kreolisch" ich hab herzhaft gelacht, danke dafür <3

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