Tuesday, February 28, 2012

Summertime…summertime…y todo el mar…


Seit einigen Tagen mehr ist es nun wieder so warm, wie es bis November war. Längst läuft nachts der Deckenventilator und sogar die heftigen Regenschauer zwischendurch aus der Sommerzeit haben bereits wieder eingesetzt. Der Sommer ist also zurück! Zwar pfeift der nächtliche Wind manchmal noch heulend um das Haus, was meist einen meeresfreien Tag nach sich zieht, aber die Temperaturen bleiben stetig um die 29/33 Grad - plus minus 4 Grad rauf und runter je nach Schauerstärke und Sonnendauer. Endlich setzt das feuchtheiße Klima langsam wieder ein, das uns wunderbare laue und feuchte Tropenabende beschert. Jeden Tag freue ich mich dann über meinen Aufenthalt und vermisse nichts vom europäischen Klima.


Mein Alltag bei Prodive gestaltet sich recht abwechselungsreich im Moment. Ich springe zwischen 3-4 Resorts an der Rivera Maya und der Insel Cozumel hin und her, um eben als solche/e Springer/in einzuspringen – wie der Name eben sagt – weil überall Tauchlehrer fehlen. Krank, frei, weg, zuviel Nachfrage zuwenig Staff, Planungsdefizite, etc. Es kommt schon mal vor, dass ich um 7 morgens auf der Fähre nach Cozumel sitze, um dann um 8:15 dort meinen ersten von vier Tauchgängen zu machen. Das gute: Dort bekommen die TL’s Nitrox in die Tanks. Das erleichtert ungemein. Mit Sauerstoff angereicherte Luft erleichtert dem Körper die Anstrengung unter Wasser ungemein und ich fühle mich soviel weniger müde nach dem Tauchen, dass ich glatt noch einen fünften Tauchgang nachlegen könnte. Davon abgesehen belohnen die schönen Cozumelriffe, die Jaques Cousteau schon seinerzeit wertschätzte, um ein vielfaches den gelungenen Tauchtag! Einfach ein Traum – das Tauchen auf dem platten IslandJ. Auch wenn ich dann einen 13-Stunden-Tag habe, auf Cozumel nehme ich das gern in Kauf! Was gibt es schöneres, als 4x gratis die schönsten Riffe der Karibik betauchen und auch noch Gäste hindurch guiden zu dürfen??? Als Unterwassersüchtige gibt es nicht viele schönere Aktivitäten zu tun....


Eigensinn am „Felipe“, Irrfahrt zum „Paso“ und gehirnamputierte Leihkapitäne

Ein Abenteuer ist der Job manchmal durchaus ebenfalls! Auf Cozumel sieht es dann so aus, dass man die Übernachfrage und den Mangel an Staff mit Mietpersonal versucht auszugleichen. So auch mit geliehenen Captn’s und ihren kleinen Booten. Mit einer 9-Mann-Fraktion starten mein italienischer Hengstkollege Davide also in unser Guidingabenteuer um das Wrack „El Felipe schieß mich tot“ und danach durch den Paso de Cedral.

„Felipe schieß mich tot“ ist nur ein ca. 16m langes Minensuchschiff der mexikanischen Marine, das exakt parallel zum Riff fein säuberlich im Sand versenkt wurde, um den Tauchern Freude und Amore zu bringen. Ein Spielzeugwrack, dass seinesgleichen in Ägypten wohl nicht finden würde. Es sollte ein einfacher Tauchgang für die 7-köpfige Gruppe werden. Doch da ist noch Lee. Lee ist weit weg von jender Coolness eines Lee Majors in „Colt Seavers“ seinerzeit in den 80ern im ZDF im Vorabendprogramm. Lee kommt dem klassischen Chaosegoistentaucher mit Hawaihemd begleidet den Steg hinunterrennend nahe, der im PADI Open Water Diver Video den Chaosschüler mimt, der jeden vorstellbaren Fehler mitnimmt. Unser Lee ist jedoch ein erfahrener Taucher mit diversen Brevetierungen und Tauchgängen. Was die Sache nicht einfacher sondern schlimmer macht.


Nach dem Briefing, in dem wir die Gruppe in 2 geführte Gruppen mit klarer Buddyzuweisung geteilt haben, zeigt Lee seinen bereits zu vermutenden Charakter in voller Pracht. Lee setzt sich zu mir. Aha! Ok! Er fängt an, in seinem Logbuch zu blättern. Nun gelangt er zu seiner Plastikkartensammlung. Aha, er will mir die Länge seines hmhmhm präsentieren. Na dann mach mal, Lee! Mir werden u.a. diverse Karten zu Specialties präsentiert. Herzlichen Glückwunsch! Du bist toll, Lee. Dann: Ich habe den Dry Suit Diver! Toll Lee, brauchste hier nicht. Ok, weiter. Ich habe hier das Ice-diving-Specialty! Super, Lee, brauchste grad auch ganz und gar nicht. Sind ja in der Karibik. Ham keen Eis, wa?! Ok, nu kommts: Hier hab ich auch mein Wrack-Specialty. Mensch, Lee, Du bist ja ganz groß! Und nu? Ja, sacht Lee, ich geh jetzt also allein ins Wrack, um Fotos zu machen!!! Waaaaaaaaasss gehst Du??? Ich geh allein inst Wrack, ..... NEIN! Gehst Du nicht! Sag ich. Doch, geh ich, sagt er! Ich sage: NNEEIINN, GEHST DU EBEN NICHT! Niemand geht allein irgendwohin auf diesem Tauchgang. Du kennst die Regeln! Du hast einen Buddy, bei dem Du bleibst und eine Gruppe, die Du nicht verlässt. Punkt! Denke ich. Er sagt: Nö, ich gehe ins Wrack, deswegen bin ich hier, ich will meine Fotos vom Wrack innen! Ok, Junge, Du denkst wohl, ich bin bloß die blonde Tussi im Boot, die Du mal schnell einwickeln kannst mit Deinem nichtvorhandenen Charme. Vergiss es. Im Augenwickel sehe ich, wie Lees Buddy unsere „nette Unterhaltung“ eingeschüchtern verfolgt. Zu Recht! Arschloch! Ich pfeife Lee auf meine freundlichste strikte Art zusammen und habe ihn schon fast soweit, dass er anfängt zu jammern. Manno, wer hat dem Jüngelchen bloß den Lolli geklaut?? Davide. Ich hole ihn dazu, damit er informiert ist. Anstatt meinen Ansatz zu unterstützen, findet er einen Kpmpromiss, den ich im Nachinein für Lee ok finde, für die Gruppe auch, aber mir gegenüber nicht so ganz clean. Aber damit kann ich leben. Mein Ego ist um Millionen m³ kleiner als das dieser 2 Herren – Lee und auch das des italienischen Hengstes aus Norditalien. Ende vom Lied: Die Gruppen bleiben und Davide geht mit Lee zum Ende des Tauchgangs für 5min ins Wrack. Nach der Diskussion fragt mit der Leebuddy, ob Lee nun machen würde was er wolle und ob er nicht woanders mittauchen soll. Natürlich bestätige ich ihm, dass er bei mir bleiben soll und Lee ziehen lässt. Mit einem Arschloch ist eben nicht zu diskutieren und nicht zu sozialisieren. Genauso sieht es unten dann auch aus: Lee zieht allein an allen vorbei und saust sofort ohne seinen zugeteilten Buddy zum Wrack. Das Chaos ist perfekt, als Davide seine Grupp entgegen des Briefings in die entgegengesetzte Richtung um das Wrack herum führt und mir nur das Folgen übrigbleibt, um die totale Verwirrung einzugrenzen. Chaos pur mit diesem Italiener unter Wasser! Aber ist das nicht typisch für die Spaghettis?? Dafür muss man sie fast liebhaben, wenn es nicht so anstrengend wäre....Haha!

Alles geht gut. Lee bekommt seine Extrawurst. Der Rest geht heil nach oben. Davide gehört nicht zu den sorgfältigsten Guides – was ich allerdings bei den meisten männlichen Kollegen immer wieder sehe – und zurück im Boot erhalten wir sogar ein überraschendes Lob eines Gastes, wie gut wir die „Situation mit Lee“ handlen! Super! Wenigstens was...! Mir war gar nicht bewusst, dass wir überhaupt etwas handlen in dem für mich mittelschweren Chaos. Am Ende gelang uns die Arie eben doch irgendwie. Wenn da nicht noch der mexikanische Kapitän ohne Gehirn gewesen wäre. Und, ach, auch Davide wieder einmal mit typisch italienischem Machogehabe – aber mit Charme, den man ihm lassen muss...

Nach dem zweiten Tauchgang durch den „Paso de Cedral“, den mein lieber Hengstkollege verpasst hätte, wenn ich ihn nicht herübergelotst hätte – am meisten ärgert mich aber, dass die meisten ihm folgen, weil er natürlich als Mann besser weiß was er tut!!! Ganz schnell war aber klar, dass er komplett in der falschen Richtung viel zu weit wesentlich unterwegs war, um diesen Tauchplatz zu finden. Junge Junge! Wo willst Du hin??? Ins nichts!?? Der Paso ist nicht von weitem erkennbar und so folge ich immer meinem Gefühl und nehme einige Bodenreferenzen sowie die Strömung und meine eigene Position in der Strömung. Ich verfehle ihn nie. Zum Glück! Daher kann ich Davide ganz sicher zu mir rüberpfeifen und den Rest der Truppe ebenso. Denn es soll ja kein Wettrennen werden zwischen den Guides, sondermn ein tolles Taucherlebnis. Am Paso treffe ich auch Remco, meinen weißblonden Kollegen aus Holland/Curacao, der den Pasos ebenfalls perfekt kennt, sowie alle Guides in Cozumel. Der Tauchgang läuft also jetzt. Wie erwartet begegnen wir wieder Ammenhaien, Schildkröten, Groupers, Barschen ohne Ende sowie einem riesigen Adlerrochen, der neben uns in der Strömung schwimmt – so langsam, dass er fast steht! Er scheint uns null zu fürchten und sogar unsere Gesellschaft zu genießen. Leider hat er eine große Bisswunde im linken Flügel. Aber er scheint ok zu sein.

Alles in allem ein schöner Tauchgang mit einigen eigensinnigen aber verträglichen Verhaltensweisen. Nun denn. Sicherheitsstopp. Meiner Anweisung folgen 70% der Gruppe. 2 Taucher lassen sich ewig Zeit, auf 5m zu kommen. Da sind wir schon am Ende der 3min angelangt. Idioten. War mir ja klar, als sie ihren Arsch nicht zur Gruppe bewegen. Ihretwegen müssen wir also länger im Wasser warten und die Gruppe geht zerrissen an die Oberfläche bzw. bleibt darunter. Und jetzt kommts!!!!!!!!!! Unser eigener Leihkapitän – der, der sein Gehirn bei der Geburt im Muttermund hat stecken lassen – brettert mit seinem nach unten ungeschützten Motorrotoren durch die auftauchende, sicherheitsstoppende Gruppe von Tauchern durch, um dieselben einzusammeln! Ist das zu fassen!!! Eine Unsicherheit in der Gruppe mit einem unachtsamen Auftauchen zum falschen Moment hätte ein Hackfleischmassaker bestehend aus Gehirnmasse, Schädeldecke und anderem menschlichen Gewebe verursacht, welches niemand hätte abschätzen, nachvollziehen, beurteilen, auswerten und verarbeiten können! Wir wären erstmal unsere Lizenzen los bis zum Untersuchungsende und der Captn kommt davon! Was für ein Riesenidiot von Volltrottel und Megaarschloch! Jeder unserer eigenen Skipper wissen, dass sie das Boot in die Nähe der Gruppe rangieren, den Motor ausschalten und sich seitlich vorsichtig nähern, während die Strömung uns weitertreibt. Aber dieser alte Sack und Vollidiot – wahrscheinlich Limettensammler von Hauptberuf – macht sich keine Platte im leeren Schädel. Womit auch??? Und wieder haben wir Glück. Nichts passiert und alle erreichten die Barke. Zurück im Allegro rennen wir zum Mittagessen, um danach gleich wieder für einen Doubletank am Nachmittag aufzu brechen – diesmal gehe ich als Guide auf unser Prodive-Boot und Davide mit einer anderen Gruppe mit dem Mietidioten. Zum Glück. Mein Nachmittag wird wunderschön und ich komme superglücklich gegen 19 Uhr in Playa in meinem Studio an, um den Tag abends noch mit nettem Besuch abzurunden
J. So könnte es eigentlich bleiben.....

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