Wie verabredet verließen wir den Treffpunkt, nachdem wir ein kurzes Briefing erhielten und die Gasmasken probierten, in unserem Van Richtung Bergspitze. Der Hawai'ian Vulcanoe Nationalpark war unser Ziel.
Es war eine sternklare Nacht und wir gingen die Straße zwischen den Bäumen entlang. Diese wurden auf der Hügelspitze weniger und durch Buschwerk und steiniges Gelände ersetzt. Der Bewuchs nahm ab. Was ich jetzt sah, war schon fast surreal. Eine pastellorange schimmernde Wolke am Himmel, die offensichtlich die Farbe der brennenden Lava reflektierte. Einen Moment kam mir der Gedanke in den Sinn, ich sei in Hollywood. War ich aber nicht. Alles war real und wir marschierten weiter und sahen die Gaswolken bereits aus der Erde aufsteigen.
Weiter ging es in Richtung Krater. Was eben noch so klein aussah, wurde immer höher und weiter! Die Straße war lang und ließ uns 30min stramm marschieren. Näher und näher vor uns stiegen die orangen Wolken auf und ich war aufgeregt wie hellwach vor Präsenz in dieser für mich extremen Situation. Noch nie war ich auch nur in der Nähe eines aktiven Kraters gewesen. Von Hawai'i ist bekannt, dass hier keine plötzlichen Explosionen passieren können, sondern dass langsames Fließen der Lava die Situation eher entspannt sein lässt. Durch stetige Aktivität und die Größe des Vulkans spukt er bei akutem Ausbruch Tonnen flüssiger Lava über die Insel, doch lässt den Berg nicht explodieren. Trotzdem wäre ein solcher Ausbruch unser Ende als Kraterbesucher, da selbst langsame Ausbrüche Gestein und Magma durch die Gegend schleudern. Doch wir hatten einen ruhige, wunderschöne Nacht auf dem Vulkan.
Langsam näherten wir uns dem Rand dieses ca. 1,5km weiten Lochs in der Erde. Es zeigte sich mit ihren fast schon gerade abgebrochenen Kanten, an denen die Erdkrusten und Gesteinsschichten sichtbar waren. Dann weiter unten offenbarte sich uns der eigentliche brodelnde Kessel von ca. 300m Durchmessern mit einem wunderschönen Muster aus Lichtlinen und aufspritzenden Lavawellen gegen die Felsenkanten des Kraters. Alles hörte sich wie die aufschäumende Gischt im Meer an, die gegen hohe Felsenkanten schlägt und zurückgerollte wird. Eine lebendige, sehr kraftvolle Bewegung von kochender Flüssigkeit und nicht weniger schön als das Meer selbst! Ein tiefer See aus brennender, glühender und tanzender, speiender Lava brannte sich in mein Gedächtnis ein.
Irgendwann entschieden wir uns für den Rückweg und brachen auf. Einige ließen sich noch extrem nah am Abrund fotografieren und ich bekam leicht Panik, dass einer abstürzen könnte. Doch alles verlief gut.
Nach dem Goodbye mit den anderen fuhren wir zusammen zu unserem Treffpunkt zurück, und ich weiter nach Pahoa, um mich morgens um 5 bei leisem Sonnenaufgang in die Koje zu legen. Welch beeindruckende Nacht! Danke Kilauea, danke liebe Freundin!
Aloha!<3 br="">